Unterrichtsmethoden


Göttinger Katalog didaktischer Modelle von K.-H. Flechsig, Institut für Interkulturelle Didaktik


Arbeitsunterricht (Gruppenunterricht, Projektunterricht)

  1. Lerner bearbeiten individuell oder in kleinen Gruppen Aufgaben, die meist schriftlich formuliert sind und nach Möglichkeit mehrere Aspekte - handwerkliche, intellektuelle, soziale - integrieren, um Kenntnisse und Fertigkeiten zu üben und anzuwenden.

    Varianten:

    Disputation

    Lerner eignen sich in öffentlicher und geordneter Rede und Gegenrede vor allem Argumentations- und Urteilsfähigkeit an.

    Varianten:

    Erkundung (Ausflug, Besuch, Erforschung, Exploration, Wanderung)

    Lerner begeben sich in natürliche Umwelten oder Institutionen zur Beobachtung und Datenerhebung, um Zusammenhänge zu überschauen sowie um Interessen und Standpunkte zu gewinnen.

    Varianten:

    Fallmethode (Fallstudie)

    Hierbei bearbeiten Lerner einzeln oder in Gruppen in Akten rekonstruierte Praxisfälle, um sich Wissen über die betreffende Praxis anzugeignen und ihre Urteils- und Entscheidungsfähigkeit auszubilden.

    Varianten:

    Famulatur (Assistenz, Meisterschülerschaft, Volontariat)

    Zumeist jüngere Praktiker (Ärzte, Künstler, Wissenschaftler) eignen sich spezielles oder seltenes Wissen von hoher Qualität an, indem sie einem "Meister seines Fachs" bei dessen Arbeit über einen längeren Zeitraum helfen.

     

    Fernunterricht (Fernkurs, Fernstudium, Korrespondenz-Unterricht)

    Lerner eignen sich durch Lektüre von speziell aufbereiteten schriftlichen Unterrichtsmaterialien sowie durch Bearbeiten von schriftlich gestellten Aufgaben überwiegend theoretisches Wissen an (Fakten, Begriffe, Modelle etc.)

    Varianten:

    Frontalunterricht (Klassenunterricht)

    Lehrergesteuerte Gespräche, die durch Anschauungsmittel unterstützt wrden, stehen im Mittelpunkt. Diese Unterrichtsform dient vor allem der Vermittlung fachspezifischen Orientierungswissens.

    Varianten:

    Individualisierter Programmierter Unterricht (programmierte Unterweisung)

    Lerner eignen sich mit Hilfe programmierter Lehrtexte in kleien Lernschritten selbständig und individuell Kenntnisse und Fertigkeiten an, die genau festgelegt sind.

    Varianten:

    Individueller Lernplatz (Lernecke, Selbstlernplatz)

    Lerner eignen sich mit Hilfe von ausgewählten und systematisch geordneten Texten und AV-Medien selbständig Begriffs- und Faktenwissen an, das zu vorher erarbeiteten Fragestellungen in Beziehung steht.

    Varianten:

    Kleingruppen-Lerngespräch (Gesprächskreis, Gesprächsrunde, Gruppengespräch, Rundgespräch)

    Lerner eignen sich durch strukturierten Informations- und Meinungsaustausch vorwiegend Wissen über persönliche Erfahrungen, Bewertungen und Einstellungen an.

    Varianten:

    Lernaustellung (Ausstellung, Messe, [Garten etc.]-Schau)

    Lerner eignen sich an offenen Lernorten (z. B. Museen und Messen) Wissen an, indem sie ausgestellte und zumeist auch kommentierte Objekte oder Abbildungen in bestimmter Reihenfolge betrachten und gegebenenfalls handhaben.

    Varianten:

    Lerndialog (dialektisches Gespräch, Zwiegespräch)

    Lerner führen mit anderen Personen ausführliche und geordnete Zwiegespräche, um Erkenntnisse über sich selbst und ihre Beziehungen zur Umwelt zu erlangen.

    Varianten:

    Lernkabinett (Fremdsprachen [etc.]-Kabinett)

    Lerner eignen sich durch reale Tätigkeit in speziell eingerichteten und didaktisch besonders aufbereiteten Lernumwelten theoretisches und praktisches Wissen aus mehreren Handlungsperspektiven an.

    Varianten:

    Lernkonferenz

    Lerner kommen mit anderen Personen zu ein- oder mehrtägigen Treffen zusammen, um sich gegenseitig in Vorträgen, Diskussionen und anderen vorbereiteten Beiträgen aktuelles Deutungs- oder Problemlösungswissen zu vermitteln.

    Varianten:

    Lernnetzwerk (Erfahrungs-Austausch-Ring)

    Lerner erzeugen neues Wissen, insbesondere über innovative Praxisbereiche, und vermitteln es sich wechselseitig und uneigennützig mit Hilfe von zumeist schriftlichen Mitteilungen.

    Varianten:

    Lernprojekt (Projektmethode)

    Lerner wirken an Projekten innovativer Praxis mit, um die Anwendung erworbenen Wissens in ralen Situationen und Institutionen zu erlernen und zur Verbesserung von Lebensqualität beizutragen.

    Varianten:

    Simulation (Simulationsspiel, Spiel)

    Lerner übernehmen - oft spielerisch - Rollen und/oder betätigen sich in simulierten Umwelten, um vor allem Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit in lebensnahen, jedoch entlasteten Situationen zu entwickeln und zu trainieren.

    Varianten:

    Tutorium (Lernen durch Lehren, Lernhelfer-System)

    Lerner, die gegenüber Lernern in gleicher Lage begrenzte Lehrfunktionen übernehmen, eignen sich Wissen an, um es an diese weiterzuvermitteln.

    Varianten:

    Vorlesung (Ansprache, Lesung, Rede)a/A>

    Lerner nehmen als Zuhörer und/oder Zuschauer an mündlichen und teilweise durch Medien unterstützten Informationsdarbietungen eines Redners teil, um sich Wissen und Wertvorstellungen anzueignen.

    Varianten:

    Werkstattseminar (Werkstatt, "workshop")

    Erfahrene Praktiker, Theoretiker oder Künstler eignen sich in einer zumeist mehrtägigen Kompaktveranstaltung überwiegend aktuelles Wissen an, das entweder von einzelnen Teilnehmern eingebracht oder aber gemeinsam erzeugt wird.

    Varianten:


aus:

Flechsig, Karl-Heinz (1991). Kleines Handbuch didaktischer Modelle. 3. Aufl., Göttingen: Zentrum für didaktische Studien e. V., Über der Worth 15, D-37176 Nörten-Hardenberg.

reduziert und ergänzt von: Peter Preiß, 03.08.95


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