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Robert Löffelholz, Elke Pletzer, Lars Witte:
Flechsigs Gttinger Katalog Didaktischer
Modelle
Unterrichtsmethode 16:
Lernprojekt (= Projekt, Projektmethode,
Projektstudium, Projektunterricht, Vorhaben)
16.1 Kennzeichen eines Lernprojekts
Ein Lernprojekt ist eine Form organisierten Lernens
außerhalb des Schulbereichs. Es ist eine zeitlich befristete,
relativ innovative und risikobehaftete Aufgabe von erheblicher
Komplexität, die aufgrund ihrer Schwierigkeit und Bedeutung
meist ein gesondertes Projektmanagement erfordert. "Hierbei wirken
Lerner an Projekten innovativer Praxis mit, um die Anwendung
erworbenen Wissens in realen Situationen und Institutionen zu
erlernen und zur Verbesserung von Lebensqualität
beizutragen."
Beispiele: Entwicklung neuartiger Produkte, Umstellung der
Produktion auf eine neue Technologie, usw.
Lernprojekte lassen für den Schüler einerseits einen
hohen Gewinn erwarten, bringen andererseits für den Organisator
ein hohes Risiko mit sich. Dieses äußert sich an den
vielen Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt:
- hohe Verantwortung für den Lehrer über einen
längeren Zeitraum
- erheblicher zeitlicher Aufwand
- fächerübergreifende Kommunikation schwierig
- hoher Organisationsaufwand
- hohe Kosten
16.2 Didaktische Prinzipien
- Innovatives Lernen
- zielt auf die Praxisverbesserung ab
- fächerübergreifendes Lernen
- dient der Kooperation und Kommunikation zwischen Partnern
verschiedener Wissens- und Kompetenzbereichen
16.3 Phaseneinteilung
- Vorbereitungsphase
Hier erfolgt das Bilden der Zielgruppen und Partnerschaften, die
Kontaktaufnahme mit Instituten, die Abschätzung der
Lernmöglichkeiten und Kosten.
- Planungsphase
Sie dient der Gruppenbildung, der Zielfindung, der Planung,
eventuell ebenfalls der Vermittlung von Grundinformationen und dem
Training von Fähigkeiten.
- Interaktionsphase (Durchführungsphase)
Sie betrifft die eigentliche Durchführung der Projektpraxis,
die mit der Informationsbeschaffung, der
Öffentlichkeitsarbeit und der Projektdokumentation eng
verbunden ist.
- Bewertungsphase
Es werden die Lernerfolge bzw. die Wirkungen auf das Praxisfeld,
Schwierigkeiten sowie eine mögliche Generalisierbarkeit der
Erfahrungen abgeschätzt.
16.4 Weiterführendes
- Der Lerner ist als Mitglied einer Projektgruppe oder eines
Teams ein verantwortlich Handelnder in einer realen Praxis und
kann ebenfalls als Innovationsagent angesehen werden.
=> Hinreichende Qualifikation, entsprechendes Vorwissen
notwendig
- Die Lernumwelt stellt sich, entsprechend der Realität,
als außerordentlich komplexes Gebilde dar.
=> Die Lernumwelt betrifft verschiedene Elemente: das
Lernfeld, die Kontaktpartner, die Projektleitung, die Experten,
eine gegebenenfalls aufzustellende Lernmatrix, den Projektplan,
den Projektbericht, das Projektdokument, die Instrumente der
Öffentlichkeitsarbeit, materielle Produkte, usw.
- Die Durchführung von Lernprojekten erfolgt
hauptsächlich in Institutionen der Aus- und Weiterbildung, in
Berufsschulen, in Betrieben im Rahmen der innerbetrieblichen
Weiterbildung.
- => Ziel: Erwerb praktischer Qualifikationen, die
technisches Wissen (Know-how) und Begründungswissen
(Know-why) verbinden.
- Zielgruppen sind alle diejenigen Personen, die bereits
die grundlegende Handlungskompetenz für ein Paxisfeld
erworben haben und die sich darauf aufbauend, entsprechend den
neuesten Erkenntnissen weiterentwickeln möchten.
- Der Durchführungszeitpunkt der Lernprojekte ist
unterschiedlich. So kann ein Lernprojekt entweder
Lehrgangbegleitend, am Ende von Lehrgängen oder im
Übergang von der Ausbildung in die Praxis stattfinden.
- Man unterscheidet verschiedene Varianten von Lernprojekten.
Hierunter fallen regelmäßig von
Ausbildungsinstitutionen vorgesehene Praktika und
außergewöhnliche, einmalige Experimente.