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Robert Löffelholz, Elke Pletzer, Lars Witte:
Flechsigs Gttinger Katalog Didaktischer
Modelle
Unterrichtsmethode 18:
Tutorium (= Lernen durch Lehren, Lernhelfer-System,
Tutorensystem)
18.1 Kennzeichen eines Tutoriums
"Hierbei eignen sich Lerner, die gegenüber Lernern in
gleicher Lage begrenzte Lehrfunktionen übernehmen, Wissen an, um
es an diese weiterzuvermitteln." Man bezeichnet die Schüler, die
anderen beim Lernen helfen als Tutoren. Als Besonderheit des
Tutoriums kann angesehen werden, daß es nicht auf die
Lernprozesse der Lernenden ankommt, sondern auf die der Tutoren.
18.2 Didaktische Prinzipien
- Lernen durch Lehren, d. h. intensives Lernen aufgrund von
Wissensweitergabe
- Lernen von Gleichgestellten
- hat eine bessere Identifikation der Lernenden mit den Tutoren
und Kommunikation in der "eigenen Sprache" zur Folge.
18.3 Phaseneinteilung
- Einrichtungsphase (Tutorentrainingsphase):
Die Tutoren bekommen einen Überblick über den
Lernbereich, werden in ihre Rolle und ihre didaktische Funktion
eingewiesen.
- Vorbereitungsphase:
Die Tutoren eignen sich selbständig oder mit
Unterstützung des Lehrers die Qualifikationen an, die sie
weitergeben möchten.
- Planungsphase:
Hier erfolgt eine Ordnung des Wissens, das der Tutor den Lernern
vermitteln möchte, außerdem eine Vorbereitung auf
Fragen, Einwände und Lehrmaterialien sowie die Vorwegnahme
von möglichen Lernschwierigkeiten.
- Interaktionsphase:
Die Lerninhalte werden nach den selbst gewählten
Lehrstrategien zwischen Lerner und Tutor kommuniziert.
- Bewertungsphase (Auswertungsphase):
Sie befaßt sich mit der Bewertung der Tutoren durch die
Dozenten und die Lerner, die alleine oder gemeinsam über die
Lernerfahrungen, ihren Lernerfolg oder über
Lernschwierigkeiten berichten.
18.4 Weiterführendes
Der Lerner befindet sich in der Rolle eines teilweise
verantwortlichen "Hilfslehrers", der in einem vom jeweiligen Lehrer
vorgegebenen Rahmen Lehrertätigkeiten übernimmt. Daher ist
es notwendig, daß sich der Tutor mit der Lehrerrolle
identifizieren kann und über einen entsprechenden Wissensstand
und didaktische Grundqualifikationen verfügt.
Zur Lernumwelt zählen die vom Tutor betreuten Lerner, der
verantwortliche Organisator bzw. Lehrer und Trainer, ein schriftlich
festgehaltenes Organisationskonzept, ein Tutorenleitfaden, Trainings-
und Tutorensitzungen.
Ein Tutorium wird von vielen Institutionen angeboten. Bereits in
der Primarerziehung wird es in einer Vorform des Tutoriums angeboten
und reicht weiter bis in den Hochschulbereich hinein. =>
Vermittlung fast aller Wissensgebiete
Als Zielgruppen kommen ältere Jugendliche und Erwachsene in
Frage, die ein entsprechendes Fach- und Didaktikwissen besitzen.
Der Durchführungszeitpunkt ist variabel gestaltbar. So kann
ein Tutorium zur Prüfungsvorbereitung in Mittleren- und
Abschlußphasen genutzt werden, aber auch semesterbegleitend
eingesetzt werden.
Verschiedene Varianten sind denkbar:
- Das autonome Tutorium
Die Tutoren werden ohne eine verantwortliche Lehrer
eigenständig tätig.
- Das Unterrichtshelfersystem (Jena-Plan-Methode Petersens)
Es dient zur Förderung des Sozialverhaltens, da die besseren
Schüler den schlechteren helfen
- Die Bell-Lacaster-Methode
Der Unterricht erfolgt gemeinsam durch einen Lehrer. Jeder
Bankreihe ist ein "Vorlerner" zugeordnet.
- Die TMTD-Methode (team member teaching design)