Referieren
|
Das Lernen lernen
Lernen-Leitseite
Lernen und Motivation
Biologische Grundlagen
Mitschrift und Mitarbeit
Hausaufgaben
Umgang mit Vokabeln
Regeln lernen
Umgang mit Texten
Gedächtnistechniken
Prüfungen vorbereiten
Eselsbrücken
Externe Lern-Links |
Übersicht:
- Planung des Referats
- Vorbereitung der freien Rede
- Vortrag des Referats
- Bewertungskriterien
In der Schulpraxis erlebt man es häufig, daß Schüler einen Kurzvortrag halten sollen und schon vorher resignierend sagen, sie
könnten das nicht. Dabei bleibt es oft bis zum Abitur, und nicht wenige Prüfungen fallen schlecht aus, weil ein Teil der mündlichen Prüfung aus einer zusammenhängenden, selbständig vorgetragenen freien Rede bestehen soll. Es ist kein Wunder, daß viele Schüler vor dem freien Vortrag Scheu haben, da sie kaum Gelegenheit bekommen, sich darin zu üben.
Das Vorurteil, zum Redner müsse man geboren sein, stimmt so nicht:
Reden kann man nämlich wie alles andere auch lernen und üben.
|
Planung des Referats
Im Unterschied zur Facharbeit ist bei der Gliederung und Aufarbeitung des
Materials für ein Referat neben dem Stoff immer auch der Hörer
in die Überlegungen miteinzubeziehen. Dabei erweisen sich drei
grundlegende Überlegungen als notwendig:
- nach dem Ziel des Referats,
- der gedanklichen Abfolge und
- dem Einstieg.
Ziel
Der Aufbau des Referates hat auszugehen von dem Ziel, das mit dem Referat
erreicht werden soll. Aufgrund seiner sachlichen Vorinformation und seines
Kenntnisstandes muß der Referent in der Lage sein, den wesentlichen
Kern seines Referates zu bestimmen und in einem bündigen Satz
(Zwecksatz) zu formulieren. Dabei ist zu beachten, daß die meisten
Themen ein Problem, eine Frage oder einen kontrovers beurteilten
Sachverhalt enthalten, den es aufzudecken, zu klären oder zu
beurteilen gilt. So enthält beispielsweise das Thema
"Rechtsradikalismus in der jüngeren deutschen Geschichte" versteckt
auch die Frage nach der Beurteilung ihrer Rolle.
Von dem Ziel, zu dieser Frage Stellung zu beziehen, leitet sich die
gedankliche Abfolge, die den Hauptteil des Referates bildet, ab.
Gedankliche Abfolge
Hilfreich zur Klärung und zur logischen Ordnung der Gedanken auf das
Ziel hin können die folgenden Leitfragen sein:
- Was will ich darlegen, erklären, beweisen oder widerlegen?
- Welcher Mlttel kann ich mich dazu bedienen? Argumentation, Darstellung
und Beschreibung, Experimente, Veranschaulichungen über Medien.
- Welches Material aus der Stoffsammlung ist im Hinblick auf das Ziel des
Referates von Bedeutung?
- Welche Thesen, Argumente, Belspiele, Gesichtspunkte oder
Versuchsergebnisse sind methodisch notwendige Schritte auf dem Weg zum
Ziel?
- Welche Gedanken will ich besonders herausstellen?
- Wie ordne ich die zu behandelnden Punkte an, damit sie folgerichtig und
überzeugend zum Ziel hinführen?
Der Einstieg
Der Einstieg in das Referat ist der letzte Teil der Planung. Er ergibt
sich aus den situativen Bedingungen - Erwartungen, Vorkenntnissen und dem
Vorverständnis des Hörerkreises einerseits und dem, was das
Thema dazu hergibt andererseits.
Der Einstieg kann verschieden gestaltet werden, sollte aber auf jeden Fall
folgendes zu erreichen suchen:
- zum Thema hinführen
- Interesse wecken
- Motivation erzeugen
- zum Mitdenken anregen.
Versetze Dich in die Rolle des Zuhörers und überlege, wodurch
Deine Aufmerksamkeit für ein Thema erweckt werden könnte. In der
Praxis hat sich häufig eine indirekte Hinführung zum Thema, die
einen unerwarteten Aufmerksamkeitseffekt erzeugt, bewährt.
Vorbereitung der freien Rede
Zehn Regeln
- Formuliere den Kerngedanken des Referates möglichst kurz und
bündig!
- Entwickle aus der Materialsammlung und -verarbeitung stichwortartig
eine logische Gedankenabfolge auf den Kerngedanken hin!
- Ordne die Gedanken in einem vorläufigen Stichwortzettel, der aus einem Gedankenflußplan, einem
Sinnschritt-Diagramm oder einem Mind Map besteht.
- Suche Argumente, Belege, Zitate, Beweise, Beispiele zu den Stichworten
bzw. Sinnschritten und notiere sie einzeln auf Karteikarten oder losen
Blättern!
- Formuliere Definitionen, wichtige Überleitungen oder
Kernsätze aus und sortiere sie ebenfalls auf Karteikarten oder losen
Blättern!
- Erster lauter Sprechversuch, nach Möglichkeit mit
Tonbandkontrolle. Er dient der Feststellung von Lücken,
Gedankensprüngen, Formulierungsschwierigkeiten, Wortwiederholungen,
Schwächen der Satzbaus und Mängeln in der Ausdrucksweise. Fehler
anhand des Tonbandprotokolls im Stichwortzettel anmerken.
- Korrigiere die aufgetretenen Fehler!
- Einsatz von Medien und Verstehenshilfen (z.B. Dias, Tafelanschriften,
Fotokopien mit Zahlenmaterial, Tabellen, graphische Darstellungen)
einplanen und im Stichwortzettel vermerken.
- Endgültigen Stichwortzettel aufstellen und mit
Karteikartensammlung und Medieneinsatz koordinieren.
- Zweiter Sprechversuch (ggf. weitere) auf Tonband/Cassette oder vor
Familienangehörigen und weitere Korrekturen.
Für den wenig geübten Redner ist es oft notwendig, die Sequenzen
6-10 mehrfach in Zeitabständen zu wiederholen, um Sicherheit zu
erlangen. Deshalb sind für die Planung ausreichende Zeitreserven
vorzusehen.
Das Stichwortkonzept konkret
- Karteikarten DIN A 5 (halbe Briefbogengröße) liniert
verwenden!
- Karteikarten durch eine markante Linie von oben nach unten aufteilen. Es
ergben sich 1/3 auf der linken Seite (für Stichworte) und 2/3 rechts
für fortlaufenden Text und Regieanweisungen).
- Karteikarten durchnumerieren!
- Karteikarten nur einseitig beschreiben wegen der Gefahr des "Chaos" beim
Umblättern!
- So groß schreiben, daß es aus zirka einem Meter mühelos
lesbar ist!
- Zwischen den einzelnen Zeilen große Abstände lassen,
übersichtlich, groß und lesbar schreiben. Besonders wichtige
Punkte werden unterstrichen oder mit Farben (maximal drei!)
gekennzeichnet!
Vortrag des Referats
Ein guter Redner schenkt dem Beginn seines Vortrags besondere
Aufmerksamkeit, weil er das Interesse seines Publikums gewinnen will. Er
führt deshalb mit einer Anekdote, einer witzigen Bemerkung, einem
besonders treffenden Beispiel in sein Thema ein, bevor er zu allgemeinen
und abstrakten Darstellungen übergeht. In anderen Fällen setzt
er eine Übersicht, die praktische Anwendungen seiner
Ausführungen an den Anfang, stellt einen Bezug zur Situation der
Hörer her und weckt damit ihr Bedürfnis, mehr über das
Thema zu erfahren.
Ganz allgemein sind außerdem folgende Punkte zu beachten:
- Sprich laut genug, damit auch die Leute in den hintersten Bankreihen
Dich verstehen.
- Man spricht anders als man schreibt. Langen, komplizierten Sätzen
kann zwar ein Leser folgen, weil er die Möglichkeit hat, die
einzelnen Satzteile isoliert zu betrachten. Bei einem Vortrag empfiehlt es
sich aber, kurze, klare Sätze zu machen.
- Erkläre Begriffe und Fachausdrücke, wenn Du sie zum ersten Mal
verwendest.
- Gedankensprünge verwirren die Hörer, die ja nicht
zurückblättern und sich orientieren können. Bleibe beim
Thema, wiederhole eine Angabe lieber als sich auf das Gedächtnis der
Hörer zu verlassen. Fasse das Gesagte ab und zu zusammen.
- Bei schwierigen Sachverhalten hilft es den Hörern, wenn Du das
gleiche in verschiedenen Worten mehrmals umschreibst.
- Vermeide lange Aufzählungen, lege das ganze lieber in einigen
treffenden Beispielen dar.
- Bei längeren Reden braucht der Hörer ab und zu eine Atempause.
Diese kann in Form von Abschweifungen, Anekdoten, usw. in den Vortrag
eingeflochten werden. Eine andere Möglichkeit ist das Einschalten von
Übungen oder die Aufforderung zu Diskussionen, Fragen, Kommentaren.
- Überlege Dir auch, welche Hilfsmittel den Vortrag auflockern und
zum Verständnis des Stoffes beitragen können. Namen, Zahlen,
Fachausdrücke, usw. sollten möglichst an die Tafel geschrieben
werden. Tabellen, graphische Darstellungen, Zeichnungen, die Du evtl. mit
Hilfe eines Tageslichtprojektors zeigst, veranschaulichen komplexe
Tatbestände.
Setze zusätzliche Verstehenshilfen ein, um das Interesse
wachzuhalten, Verstehen zu erleichtern und durch die Aufnahme über
mehrere Sinneskanäle das Behalten zu verbessern:
- Dias
- Projektoren
- Wandkarten
- Modelle
- Versuchssequenzen
- Tafelanschriften
- Zeichnungen
- Filmausschnitte
- Tonbandspots
- kopierte Materialien.
- Versuche, Deine Gliedmaßen während des Sprechens unter
Kontrolle zu halten und nervöse Gewohnheiten, wie wildes
Gestikulieren, Zupfen an der Kleidung, usw. auszuschalten.
- Angesichts der erschreckenden Aussicht, einen Vortrag zu halten, kann man
sich trösten mit dem Gedanken, daß die meisten Leute bei einer
solchen Aufgabe etwas nervös sind. Ein wenig Nervosität schadet
auch nichts - es gilt hier dasselbe wie bei den Prüfungen. Wenn aber
die Angst unmäßige Formen annimmt, muß etwas dagegen
unternommen werden. Übe den Vortrag erst im kleinen Kreis, vor
Freunden oder Geschwistern - es ist ja meist das Unbekannte, das Furcht
einflößt.
Bewertungskriterien
Die Kriterien zur Beurteilung der Qualität des Referates ergeben sich
aus der Zweckbestimmung:
- Grad der Informiertheit:
Ist der Referent gut informiert? Versteht er, was er sagt? Weiß er
mehr, als er vorträgt? Kann er auf Rückfragen der Hörer
Auskunft geben?
- Grad der Exaktheit und Faßlichkeit der Information:
Ist die Darstellung themabezogen, verständlich, sachlich, knapp,
gegliedert? Werden schwierige Sachverhalte durch Hilfsmittel (Bilder,
Erläuterungen) veranschaulicht?
- Grad der Motivation der Hörer:
Kann der Referent die Bedeutung seiner Ausführungen erläutern
und Interesse wecken?
- Technik des hörerangemessenen Sprechens:
Spricht der Referent lebhaft, artikuliert, anregend, nicht zu schnell,
nicht stockend?
- Hörerangemessene Sprachform (Wortwahl, Syntax).