Wie lerne ich richtig?
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Arbeitszeit
und Zeitplanung
Die Hauptursache für Lernschwierigkeiten bei Schülern,
Studenten und auch Berufstätigen liegt im Mangel an adäquaten
Lerngewohnheiten und besonders im Umgang mit der Arbeitszeit
und Lernzeit. Um zu einer sinnvollen Zeiteinteilung zu kommen,
muß man daher eine Zeitplanung durchführen. Das
eigentliche Lernen sollte daher erst nach der Planung der
inhaltlichen Tätigkeiten und deren Verteilung über die zur
Verfügung stehende Zeit durchgeführt werden. Zur
Vorbereitung gehört des weiteren eine klare Festlegung der
Ziele, denn nur wenn man weiß, wofür man lernt, kann eine
adäquate Motivation
aufgebaut werden.
Um die Sinnhaftigkeit einer Lernplanung zu unterstreichen, eine Zusammenstellung von "Lernstrategien im Studium" von Wild & Klein-Allermann, die jene Faktoren klassifiziert, die den Erfolg des Lernens beeinflussen.
Kerninformationen
suchen
Aus einem zu lernenden Stoffgebiet müssen wir zunächst die
"Kerninformationen" heraussuchen, die wir uns einprägen wollen.
Wir müssen einführende Informationen verarbeiten,
Querverbindungen herstellen, Zusammenhänge erkennen, wir
müssen Erarbeitetes üben und möglichst
vielfältige Anwendungen erproben. Dieser Schritt wird je nach
Lernstoff unterschiedlich schwierig sein: in einem theoretischen Fach
wird es mehr Nachdenken erfordern als etwa beim
Fremdsprachenlernen.
Kurz-
und Langzeitgedächtnis
Der Großteil eines Lehrstoffes soll ja nicht wirklich gelernt
werden, sondern dient dazu, uns zu bestimmten Problemen
hinzuführen, vorbereitende Kenntnisse zu vermitteln oder die
Anwendung und Bedeutung eines eben erarbeiteten Gesetzes zu
illustrieren. Was wir wirklich einprägen müssen, sind
jeweils kleine Kerninformationen, die allein den eigentlichen
Lerninhalt darstellen. In allen Fällen müssen wir sie in
Form einer kurzen schlagzeilenartigen
Formulierung ausdrücken. Eigene Formulierungen sind
deshalb besonders wichtig, da damit der Sinn bzw. die
subjektiv erlebte Bedeutung eines Lerninhaltes in den Vordergrund
gerückt wird. Nur was wir verstanden haben, kann dauerhaft
eingeprägt werden. Diese Kerninformationen müssen sodann so
angerichtet werden, daß die einzelnen Brocken unser
Kurzzeitgedächtnis nicht überfordern, d.h., nicht mehr als
7 Einzelinformationen bzw. 10 Sekunden. Diese "Schlagzeilen" sind das
Rohmaterial, das wir einprägen wollen.
Das
Aktivierungsniveau
Die eigentliche Lernphase verlegen wir auf einen geeigneten
Zeitpunkt (nicht unmittelbar nach einer üppigen Mahlzeit,
nach körperlicher Anstrengung oder einer angenehmen oder
unangenehmen Aufregung) und an einen geeigneten
Arbeitsplatz (fix und zweckmäßig gestaltet, wenig
Ablenkungen, gut Luft und ausreichende Beleuchtung). Das müssen
wir schon bei der Lernplanung berücksichtigen (s.o.). Um einen
Zustand erhöhter Leistungsfähigkeit herbeizuführen,
lassen wir ein "Hirn
ausleer"-Ritual ablaufen und bringen uns in eine kurze
Entspannungsphase, in der wir alle störenden Gedanken und
Vorstellungen beiseiteschieben. Erst dann ist unser Gedächtnis
bereit, sich mit voller Konzentration mit dem eigentlichen Lerninhalt
auseinanderzusetzen.
Das
5-10-20-Programm
In den Zustand erhöhter Konzentration zurückgekehrt, nehmen
wir uns die erste Kerninformation vor. Handelt es sich bei ihr um
einen besonders widerspenstigen Merkstoff, dessen Einprägung uns
überdurchschnittlich schwerfällt, so können wir mit
ihm ein Optimalprogramm durchführen und ihn im Laufe einer
Stunde dreimal wiederholen. Bei jedem Wiederholungsdurchgang widmen
wir ihm jeweils 5 Lernminuten, die durch zunehmend längere
Intervalle von 5,10 und schließlich 20 Minuten getrennt
werden.
Die
schöpferische Pause
Im
Anschluß an jeden Lerndurchgang sollten wir eine kurze
Entspannungspause einlegen. Es unterstützt die Speicherung der
eben gelernten Inhalte merklich, selbst wenn wir nur für eine
halbe Minute abschalten! Machen Sie in der Pause einige
Entspannungsübungen, z.B. die Windmühle
oder die Zeitlupe! Und je ungestörter
diese Pause abläuft, umso deutlicher ist ihr
gedächtnisfördernder Effekt. Es wird freilich nicht immer
möglich sein, nach jeder Portion eine echte Ruhepause
einzulegen. Aber auch in diesem Fall gibt es einen einfachen
Ausweg:
Das
Schachbrettlernen
Verweilen
wir beim einfachen Lernablauf niemals zu lange bei ein und demselben
Kerninformationsbereich (Richtwert: 10 - 15 Minuten). Wir suchen uns
für aufeinanderfolgende Lernphasen "unterschiedliche"
Inhaltsbereiche aus und wenden uns nach jedem Block schachbrettartig
einem Gebiet zu, daß dem eben bearbeiteten möglichst
"unähnlich" ist. Diese Strategie, die wiederum gegen eine alte
Regel "bei der Sache bleiben" - verstoßt, hat einen guten
Grund: Je ähnlicher nämlich zwei geistige Aktivitäten
sind, umso mehr gemeinsame Schaltstellen werden bei ihrem Ablauf in
unserem Gehirn benutzt. Zwei völlig unähnliche Denkprozesse
werden hingegen von ganz verschiedenen Gruppen von Nervenzellen
gesteuert. Läuft die eine Aktivität ab, so sind alle
Nervenzellen welche für die andere zuständig sind,
gewissermaßen so gut wie im Ruhezustand. Dieses
Schachbrettlernen halten wir natürlich auch im 5-10-20-Programm
ein, indem wir die Intervalle mit Arbeiten aus möglichst
kontrastierenden Stoffbereichen füllen.
Hilfsmittel für das Einprägen
Bei einigen besonders widerspenstigen Inhalten können wir uns
auch helfen, indem wir uns eine möglichst anschauliche,
bildhafte lllustration ausdenken. Diese Inhalte dürfen
durchaus lustig, ja grotesk sein, und sollen ganz nach
persönlichen Vorlieben ausgewählt werden. Je
ungewöhnlicher und spaßiger eine solche
Phantasieillustration ist, umso besser bleibt der Inhalt, den wir
retten wollen, an ihr kleben. Es erfordert ein wenig Mühe und
Einfallsreichtum, um ein solches Vorstellungscomic zu finden. Haben
wir es aber, so kann mit seiner Hilfe geradezu blitzartig eine
unauslöschliche Einprägung hergestellt werden.
Für große Mengen von Einzelinformationen läßt
sich eine selbst angelegte Lernkartei einsetzen. Sie ist von
besonderem Wert, wenn wir sie ganz auf unsere persönlichen
Bedürfnisse ausrichten. Die Inhalte des wichtigsten Faches
sollten wir mindestens einmal täglich durchgehen. Wir
müssen aber auch die weniger wichtigen Fächer gelegentlich
durchgehen, und, ohne uns selbst zu beschwindeln, Karten notfalls
wieder nach vorne reihen. In welchen Abständen die hinteren
Fächer wiederholt werden, sollte jeder nach eigenem Belieben
festlegen.
Ziel: Selbstgestaltetes Lernen
Alle genannten Empfehlungen werden erst wirksam, wenn wir sie
durchdacht, ihren Sinn verstanden und ihre praktische Anwendung
automatisiert haben. Nach seinen persönlichen Vorlieben wird
sich jeder nach einiger Zeit ein individuelles Lernprogramm
zurechtgelegt haben. Der eine wird vielleicht mehr Gebrauch von
kurzen Entspannungspausen machen, der andere der straffen
Organisation im Sinne des 5-10-20-Programms den Vorzug geben, ein
Dritter mit besonderem Eifer Lernkarteien für verschiedenste
Gebiete anlegen.
Die interaktive Textfolge zur Theorie und Praxis von Lernverfahren von Wolfgang Pohl "Das Lernen lernen" liegt nun in einer überarbeiteten und wesentlich erweiterten Version vor. Siehe auch Welche Lerntechniken verwenden Linzer-Studenten?
Obwohl für SchülerInnen gedacht - vielleicht auch für StudentInnen nützlich:
©opyright
Werner
Stangl, Linz 1997-2003.
Benjamins & Werners Praktische Lerntipps
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