Bedürfnisse und Motivation
Die Aktivitäten eines Menschen werden wesentlich von seinen
Bedürfnissen und Motivationen geprägt. Neben den
Grundbedürfnissen, die durch Triebe realisiert werden,
gibt es eine Reihe von sozialen Bedürfnissen. Der Antrieb bzw.
die psychische Energie zur Befriedigung dieser Bedürfnisse wird
durch Motivationen hergestellt.
Siehe auch im Detail: Psychologische
Erklärungsmodelle zur Motivation
Arten und Stärke von Motivationen
Motivation im psychologischen Sinne ist nicht das, was dieses Wort oft im alltäglichen Zusammenhang - etwa mit schulischer Leistung, mit Berufstätigkeit - bedeutet. Üblicherweise wird nämlich darunter meist eine hohe Bereitschaft zur Leistungserbringung im Sinne eines außenliegenden, oft mit ökonomischen Interessen begründeten, Nutzenbegriffs verstanden.
Demgegenüber steht der psychologische
Motivationsbegriff für einen Drang zu Aktivität, ob sie
nun wirtschaftlich nützlich ist oder nicht. Der psychologische
Motivationsbegriff hat also nicht an sich eine positive Konnotation,
sondern ist im wesentlichen neutral: hohe Motivation kann gut
sein, aber auch schlecht; je nachdem, wie sie sich konkret
auswirkt.
(Grund)Motivationen
lassen sich in mehrere Klassen einteilen:
- Ehrgeiz. Ehrgeiz kann als die menschliche Neigung
definiert werden, Hindernisse zu überwinden und zwar so
schnell und so gut wie möglich. Unter diese „Kategorie“ der Motivation kann auch die Weiterbildung fallen, denn nicht selten ist beruflicher Erfolg durch Weiterbildung wahrscheinlicher als ohne Weiterbildung. Und mit dem beruflichen Erfolg steigt auch wieder die Motivation, die Spirale dreht sich in positiver Richtung. Unternehmen, die das erkannt haben, fördern darum auch ihre Mitarbeiter und bezahlen ihnen Weiterbildungsseminare. Auch ein absolviertes Fernstudium des Mitarbeiters zahlt sich für Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen aus. Denn ein nebenberufliches Fernstudium zeugt von Eigenmotivation und Durchhaltevermögen. Besonders vielfältig einsetzbar in verschiedenen Berufen ist dabei ein BWL Fernstudium. Mit diesem Diplom in der Tasche stehen den Absolventen viele Türen in interessanten Betrieben offen, denn ein fundiertes kaufmännisches Wissen ist in jedem Beruf von großem Vorteil.
- Machtstreben. Jeder Mensch hat grundsätzlich den
Wunsch, Kontrolle über seine Umgebung auszuüben,
einschließlich des Verhaltens seiner Mitmenschen. Das
Gegenteil dazu ist in der Regel die Hilflosigkeit, die man
angesichts nicht beeinflußbarer Umstände erlebt.
- Soziale Bedürfnisse. Menschen haben außerdem
grundsätzlich ein Bedürfnis nach sozialen Beziehungen zu
anderen Menschen.
- Neugier. Menschen neigen auch abgesehen von anderen
Motivationen dazu, ihre Umgebung zu manipulieren und zu
erforschen: Sie sind neugierig.
Alle diese Motivationsarten sind grundsätzlich in jedem
Menschen vorhanden. Die Stärke einzelner Arten ist aber von
Person zu Person unterschiedlich und kann als
Persönlichkeitsmerkmal betrachtet werden, kann also als
weitgehend über die Zeit als stabil angesehen werden.
Die Stärke einer Motivation in einem konkreten
Einzelfall setzt sich aber über diese Grundmotivation
hinaus aus zwei weiteren Faktoren zusammen: Den
Erfolgsaussichten und dem subjektiven Wert eines
Ziels.
So mag beispielsweise, gegeben eine
erhebliche Ehrgeiz-Grundmotivation, der subjektive Wert eines
Nobelpreises für mich sehr hoch sein; dennoch ist meine
Motivation, nach ihm zu streben, gering, wenn ich meine
Erfolgsaussichten als verschwindend klein einstufe. Umgekehrt kann
ich die Erfolgsaussichten des Unternehmens, die Seiten 45 bis 50
des Linzer Telefonbuchs komplett auswendig zu lernen, durchaus als
hoch einstufen und bin dennoch kaum motiviert, das zu versuchen,
weil der subjektive Wert einer solchen Tat zu nahe bei Null liegt.
Schließlich könnten sowohl die Erfolgsaussichten als
auch der subjektive Wert des Ziels, eine Firmenabteilung mit
über hundert Mitarbeitern zu leiten, hoch sein und dennoch
die Motivation gering, es anzustreben, weil die Grundmotivation
zur Machtausübung klein ist. Übungsaufgabe: Warum
spielen soviele Menschen Glücksspiele?
Motivation und Belohnung
Der am stärksten variable der drei Motivationsfaktoren ist
meist der subjektive Wert. Dieser kann nämlich durch das
Eintreten oder Ausbleiben einer Belohnung (externen Verstärkung)
in früheren ähnlichen Situationen schneller und
stärker geändert werden als die Erfolgsaussichten oder gar
die Grundmotivation.
Es gibt eine Reihe von psychologischen Erkenntnissen über
Effekte in diesem Zusammenhang:
- Ein mehrfaches Ausbleiben einer Belohnung bei
wiederholter Ausführung einer Tat führt tendenziell zum
Abnehmen der Motivation bis hin zum völligen Ausbleiben der
Handlung, zum Beispiel dem Abliefern eines Wochenberichts, den
sowieso niemand liest.
- Viele Handlungen sind kaum auf Belohnungen angewiesen, um die
Motivation zu erhalten, weil sie eine sogenannte
intrinsische
Motivation liefern, d.h. eine Motivation, die der Handlung
selbst innewohnt. Das Überwinden von Hindernissen und die
Ausübung von Kontrolle scheint für die meisten Menschen
eine hohe intrinsische Motivation zu haben; man könnte das
zusammenfassen unter "Dinge geschehen machen."
Man kann die intrinsische Motivation auch ganz einfach umschreiben
als die "Freude am
Lernen".
- Belohnung erhöht im allgemeinen die intrinsische
Motivation einer Handlung; die motivierende Wirkung der Belohnung
wird auf die Handlung an sich übertragen. Die Formen der Belohnung sind vielfältig, und es muss nicht immer ein höheres Gehalt sein. Manchmal ist ein individuelles Geschenk, obwohl es vom rein materiellen Wert gar nicht so hoch anzusiedeln ist, mehr wert als ein paar hundert Euro mehr auf dem Konto. Es beweist, dass sich der Schenkende mit der jeweiligen Person auseinandergesetzt hat. Eine kleine Aufmerksamkeit kann ein hohes Maß an Wertschätzung ausdrücken und somit die Motivation bei Mitarbeitern in ihren Jobs steigern. Wenn eine Belohnung nicht erwartet wird, sondern überraschend erfolgt, kann dies durchaus eine größere Bestätigung als eine erwartete Gehaltserhöhung darstellen. Schließlich kann ein gutes Arbeitsklima mit Anerkennung der eigenen Leistung mehr Wert sein als ein hohes Gehalt.
- Externe Verstärkung kann die intrinsische
Motivation hinter einer Handlung verringern. Belohungen
können also, falsch angewandt, die Motivation senken statt
sie zu erhöhen. Dies tritt vor allem dann ein, wenn die
Belohnung nicht von der Leistung abhängt, die bei der
Durchführung der Handlung erbracht wurde.
- Mehrfaches Versagen bei einer Handlung kann zu
"erlernter Hilflosigkeit" führen: Es wird gar nicht mehr der
Versuch unternommen, die Handlung erfolgreich auszuführen,
sondern von vornherein aufgegeben. Dieses völlige Schwinden
von Motivation kann sogar dann anhalten, wenn sich die Situation
so ändert, daß die Handlung sehr wohl erfolgreich
durchgeführt werden könnte.
Einen kurzen Überblick über wichtige psychologische Motivationstheorien findet sich in einem englischen Text von Amy Wojciechowski:
"MOTIVATION".
Bildquelle: http://www-pluto.informatik.uni-oldenburg.de/~gymwhs/fach/pae/lernen/lern-01.htm
Textquellen: http://www.ipd.uka.de/~prechelt/swt2/node18.html
(99-09-15)
©opyright
Werner
Stangl, Linz 1997.
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