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Das erste pädagogisch-psychologische e-zine im
internet |
ISSN 1561-2503 |
2. Jahrgang (1997) |
Die Deterritorialisierung der
Bibliothek, zu der wir heute beitragen, kann nur das
Vorspiel für den Beginn einer vierten Form des
Verhältnisses zum Wissen sein. Durch eine Art
Rückkehr in der Spirale zur ursprünglichen
Oralität, könnte das Wissen eher wieder durch
lebendige menschliche Gemeinschaften getragen werden als
durch die davon abgespaltenen Arbeitsleistungen der
Interpreten und Weisen. Nur ist der unmittelbare Träger
des Wissens dieses Mal im Unterschied zur archaischen
Oralitat nicht mehr die körperliche Gemeinschaft und
deren fleischliches Gedächtnis, sondern der Cyberspace,
der Ort der virtuellen Welten, durch deren Vermittlung die
Mitglieder der Gemeinschaft ihre Objekte entdecken und
konstruieren und sich selbst als intelligente Kollektive
erkennen. |
, das erste deutschsprachige pädagogisch-psychologische e-zine im internet, geht in das zweite Jahr. An den im Vorjahr einleitend ausgeführten Intentionen des Herausgebers hat sich wenig geändert, wobei heute ergänzend anzuführen ist, daß es nach wie vor wenig wissenschaftlich substantielle net-Angebote im Bereich der Pädagogischen Psychologie gibt, die das Medium zu nutzen wissen. Als Beispiele möge die Zusammenstellung "Psychologischer Online Dokumente in Deutschland, Österreich und der Schweiz" des psychologischen Instituts der Uni Bonn dienen. Hier finden sich beinahe ausschließlich 1:1 Übertragungen von älteren Zeitschriften- oder Buchartikeln.
Vielenorts mangelt es eindeutig am Verständnis für die Andersartigkeit des net. Claudia Klinger (1997), eine erfahrene web-Autorin und Kennerin, bringt es auf den Punkt: "Das Internet ist ... nur teilweise real, es existiert nicht 'in Wirklichkeit' wie ein Apfel, eine Fabrik oder ein Fernsehsender. Es ist virtuell: sein wichtigster Bereich ist der Raum der Möglichkeiten, die wir gerade erst erforschen und die uns durch ihre Vielfalt und Unübersichtlichkeit verunsichern. Wenn alles - nun bald auch technisch - mit allem zusammenhängt, werden Veränderungen extrem beschleunigt, die Welt wird unberechenbarer." Diese durchaus reale Angst mag besonders in Wissenschaftlerkreisen zu einer Abwehrreaktion führen, da vermutlich der Wunsch nach Berechenbarkeit, Sicherheit, Stabilität und Unveränderbarkeit zu den herausragenden Merkmalen wissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen gehört.
Eine andere Erklärung für dieses Phänomen findet Peter Handler im Artikel "Im Hagelschlag der Buchstaben" in der Presse vom 15. März 1997, indem er u.a. schreibt: "Die Übertragung von Wissenschaftstexten ins Internet hat ihre Tücken. Deren "Polyphonie" sichtbar und die Bildschirmseiten attraktiv zu machen, das stellt die Forscher vor ungewohnte Aufgaben" (Spectrum S. VIII). Allerdings wird der publizierende Forscher um das Medium kaum herumkommen, denn "das Internet ist die Fortsetzung der Buchdruckkultur, mit anderen Mitteln. Es übernimmt alle Aufgaben, für die bisher Bücher benötigt wurden, und es erweitert die schriftliche Kommunikation mit völlig neuartigen Möglichkeiten." (Miedl 1995)
Durch zahlreiche Kontakte des Herausgebers mit netusern, web-Autoren bzw. web-Skeptikern verstärkt sich der Eindruck, daß es besonders im universitären Bereich Vorbehalte gegen das Medium gibt. Das liegt teilweise sicherlich daran, daß es in diesem geschützten gesellschaftlichen Lebensbereich nur geringes bzw. oberflächliches - oft von selbst Uninformierten verbreitetes - "Wissen" gibt. Was soll ein universitär "Lehrender" und "Forschender" schließlich von einem Medium erwarten, in dem Pornographie und politisch Radikales vermittelt wird? John Perry Barlow hat in seiner "Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace" klar aufgezeigt, welche Mechanismen und Interessen hier wirksam sind, dieses schiefe Bild des internet zu verbreiten.
Besonders bedauerlich ist, daß hier die Chance verpaßt wird, an der Gestaltung und Entwicklung des internet mitzuwirken. Vermutlich vernebeln hier heute überholte Vorstellungen von Wissenschaft bzw. Wissenschaftlichkeit den klaren Blick auf dieses Medium. In der kleinen Arbeit "homepage" des Herausgebers werden einige Spezifika einer Publikation im net - auch einer wissenschaftlichen - erörtert, wobei hier die eklatante Überlegenheit des Mediums im Hinblick auf den wissenschaftlichen Diskurs betont werden muß. Vermutlich stört gerade dieser Aspekt des internet die geruhsame Isolation des Elfenbeinturms.
André Hahn hat im März 1997 in seinem Vortrag (gehalten im Rahmen der 39. Tagung experimentell arbeitender Psychologen in Berlin) eine Bestandsaufnahme bundesdeutscher Psychologische Institute im World Wide Web gemacht und kommt zu dem Resúme: "Das Engagement psychologischer Institute im Internet ist zur Zeit noch sehr zurückhaltend und bleibt hinter den theoretischen Möglichkeiten und Vorgaben anderer Fachrichtungen zurück. Allerdings verfügen auch nur sehr wenige Einrichtungen heute schon über einen institutseigenen Server. Auch werden in der gegenwärtig schwierigen finanziellen Situation häufig die Mittel für die Beschäftigung spezieller Mitarbeiter fehlen. Trotzdem läßt die Vielfalt der heute bereits angebotenen Informationen erahnen, welche Infrastruktur in wenigen Jahren verfügbar sein wird. ... Insbesondere die interaktiven Möglichkeiten des Netzes werden bisher kaum genutzt (Diskussionsforen, automatische Informationssysteme wie Listserver, Studienmaterialien, Internet-Seminare, Datenbanken und empirische Untersuchungen)... Ein Blick in die deutschsprachigen Nachbarländer Österreich und Schweiz zeigt, daß man sich an den dortigen psychologischen Instituten ebenfalls intensiv mit dem Internet beschäftigt. Der Stand der Entwicklung ist mit demjenigen in Deutschland durchaus vergleichbar. Weiter als in der Bundesrepublik, Österreich oder der Schweiz ist die Entwicklung in den USA fortgeschritten. Dort lassen sich viele Modelle finden, die zur Nachahmung empfohlen werden können."
Daneben sieht der Herausgeber die Gefahr, daß sich immer stärker eine Kommerzialisierung von Wissen durchsetzt, denn es haben sich bereits zahlreiche mehr oder minder seriöse Institutionen daran gemacht, Bildungsinhalte via infobahn zu vermarkten. Dabei müßte gerade Psychologen klar sein: "Das von der Mehrzahl aller Psychologen hergestellte Produkt heißt Information. Sowohl der Transport dieses Produktes als auch dessen Produktionsprozeß wird durch das neue Werkzeug Internet effizienter." (André Hahn 1997)
W.S.
Lernen
als "konstruktiver" Prozess: Trugbild oder Wirklichkeit?
(97-11-01)
von Werner Brandl (Staatsinstitut für die Ausbildung von
Fachlehrern München)
- Diese Arbeit ist der erste Teil einer Trilogie, die sich mit der Umsetzung konstruktivistischer Theorieansätze in pädagogisch-psychologischen Zusammenhängen beschäftigt. Ausgehend von einigen konstruktivistischen Basisannahmen - wie
- Wissen wird individuell und in sozialen Bezügen konstruiert
- Lernen ist ein aktiver Prozess
- Unterrichtsgestaltung ist vordringlich eine Frage der Konstruktion
- Lernende erfahren so wenig Außensteuerung wie möglich
- Lehrende fungieren als Berater/Mitgestalter von Lernprozessen
- Unterrichtsergebnisse sind nicht vorhersagbar
- soll versucht werden, schulpädagogische und methodisch didaktische Probleme anzugehen.
Universitäre
Lehre und internet (97-12-15)
von Werner Stangl
Die vorliegende hypertextorientierte Arbeit dient neben der inhaltlichen Zielsetzung auch der Erprobung bzw. Entwicklung von Standards für die "Veröffentlichung" und Darstellung von Wissenschaft im net . Dabei werden die bisherigen Erfahrungen des Autors mit diesem Medium aufgearbeitet bzw. aus diesen abgeleitete neue Formen erprobt.
Lernen
im internet (01-03-07)
von Karsten D. Wolf (Justus-Liebig-Universitaet Giessen)
Diese Website wurde während des Wintersemesters 96/97 bis zum Sommersemester 1997 aufgebaut. Sie besteht derzeit aus drei Teilen.I: Übersicht, Beispiele und Anleitungen
II: Web Basierte Lernumgebung
III: Unser SeminarZusätzlich finden sich eine interessante umfangreiche Verweisliste und ein Artikel zum Thema Lernen im Internet.
Inzwischen wurde diese Arbeit aktualisiert und überarbeitet: http://www.tu-bs.de/zfw/pubs/tb441/61mwolf.htm (01-03-07)
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p@psych Linz 1997.
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