Setzen, sehr gut! Österreichs Schulen und Lehrer sind besser als ihr Ruf

Von Karin Haas

Jetzt hat es Österreich schwarz auf weiß. Gefühlt haben es viele trotz Unkenrufen schon immer. Österreichs Schüler und Schülerinnen sind ganz vorne mit dabei. Das nicht nur in Europa, sondern weltweit. Damit sind auch unsere Schulen und Lehrer Spitze - und besser als ihr Ruf.

Das ist die logische Folge einer kürzlich veröffentlichten Studie der OECD, die so erstmals durchgeführt wurde. Die OECD, die Volkswirtschaften weltweit vergleicht, hat dabei Leseverhalten, sprachliche Ausdrucksweise und Rechenleistung beurteilt.

Das für viele angenehm verblüffende Ergebnis: Österreich ist praktisch immer besser als der Durchschnitt der untersuchten 31 Staaten. Im Zuordnen von Buchstabenfolgen und Sinn (in der Folge kurz Lesen genannt) ist Österreich Nummer zehn und das beste Land in Mitteleuropa (lesen Sie dazu auch auf Seite 3).

Die noch angenehmere Überraschung: Je anspruchsvoller die Texte, desto höher hantelt sich Österreich - auf Platz vier weltweit. Höchst überraschend und für manche wohl höchst erfreulich ist, dass Mädchen OECD-bescheinigt superlativ sind: Österreichs Gymnasiastinnen erreichten 574 Punkte (OECD-Durchschnitt 500 Punkte) und sind weltweit vor ihren männlichen Kollegen mit 552 Punkten am besten.

So weit, so gut. Doch eine Studie ist eine Studie und damit eine Momentaufnahme. Bestand hat aber, dass in Österreichs Schulsystem vieles anders und damit besser läuft als anderswo. Das ist nicht nur bei den Lehrlingen der Fall, die am Arbeitsplatz praktisch sowie in der Berufsschule theoretisch ausgebildet werden. Auch in der Volksschule, in der mit den Basisfertigkeiten Lesen, Schreiben, Rechnen das Floß gezimmert wird, auf dem Faktenwissen nicht im Meer der Zusammenhanglosigkeit verloren geht, werden in Österreich mehrere Sinne angesprochen.

Und das ist gut so. Denn Lernen ist so vielschichtig wie es die Menschen sind. Der eine muss sich ein Bild machen können. Andere Kinder lernen besser durch Begreifen. Dritten sind die Ohren beste Lernhilfe. Sie prägt Hören.

Mit der OECD-Studie fährt Österreich auch die Ernte der Vielseitigkeit ein. Viele, viele sehr bemühte Lehrer im "ganz normalen" Regelschulsystem, Montessori-Pädagogik, die Bemühungen um die Integration Behinderter weltoffenes Lernen, wie es etwa die international ausgerichtete hohe Schule LISA in Linz mit ihrer Unterrichtssprache Englisch vorlebt ...

Österreich ist anders und damit auch besser als Deutschland, das in der OECD-Studie geradezu abgestürzt ist.

Österreicher lernen nicht nur anders, sie arbeiten auch anders. Das ist auch der Grund, wieso etwa der Autokonzern BMW so groß in Steyr ausbaut. Gute Mitarbeiter, die Einstellung zur Arbeit, die besondere Art des Herangehens an Problemstellungen machen die hohen Arbeitskosten mehr als wett.

Dass Österreichs Schulen Spitze sind, heißt nicht, dass sie nicht noch besser werden können. Freuet euch über Lorbeer, aber ruhet euch nicht darauf aus.

Lesen Sie dazu den Artikel Österreichs Schüler sind die Besten in Mitteleuropa von Friedrich Salmen

Lesen Sie dazu Linzer Professor Altrichter im OÖN-Gespräch


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Quellen: http://www.nachrichten.at/nachrichten/ooen.asp?id=245584 (01-12-05)