Leitfaden für die Abfassung einer Seminararbeit:
Teil A - Konzeption
1. Erste Überlegungen
Nachdem Sie Ihr Thema erhalten haben, sollten Sie einen Zeitplan
aufstellen. Folgende Fragen sind vielleicht zu
berücksichtigen:
2. Sammeln eigener Gedanken
- Wenn Sie das Thema klar erkannt haben, dann sollten Sie
Überlegungen anstellen, welche Vorkenntnisse Sie zu diesem
Thema haben.
- Welche Aspekte sind aus früheren Lehrveranstaltungen
bekannt?
- Welche Hinweise finden sich in Lexika, Handbüchern,
Büchern der eigenen Bibliothek?
- Besonders im Bereich der Pädagogik und der Psychologie
wird es u.U. sinnvoll sein, sich eigener Erfahrungen aus der
Schulzeit zu besinnen, eigene Beobachtungen festzuhalten.
Nützlich kann auch das Gespräch mit Kollegen sein -
vielleicht können diese Hinweise auf Ihr Thema geben.
- Halten Sie alle Gedanken und Arbeitsschritte von Anfang an
schriftlich fest (Arbeitsbuch)!
- Kümmern Sie sich von Anfang an in systematischer Weise um
die Literaturverwaltung!
3. Literaturbeschaffung
In vielen Fällen wird die Literatur zu Ihrem Thema vom Leiter
der Lehrveranstaltung angegeben (das fördert
nicht die Entwicklung adäquater Studiertechnik und sollte
zumindest dadurch kompensiert werden, indem Sie
zusätzliche Literatur ausfindig machen!). In diesem Fall
müssen Sie sich die Bücher aus der Institutsbibliothek
oder der Bibliothek eines anderen Instituts besorgen. An der
Universität steht Ihnen auch die Universitätsbibliothek
zur Verfügung. In einigen Fällen kann es vorkommen,
daß auch andere öffentliche Bibliotheken - z.B. die
Studienbibliothek in Linz, aber auch Spezialbibliotheken wie die der
Arbeiter- oder Wirtschaftskammer - herangezogen werden müssen.
Bei ausgefallenen Titeln muß unter Umständen auch die
Fernleihe (z.B. die Nationalbibliothek in Wien) in Betracht gezogen
werden.
In einigen Seminaren wird die Literatur auch direkt vom Leiter der
Lehrveranstaltung bezogen werden können. Wird zu einem
Seminarthema keine Literatur angegeben, so müssen Sie sich diese
mithilfe von Handbüchern, Lexika, Bibliographien, Abstracts,
Stichwortverzeichnissen, in elektronischen Datenbanken von
Bibliotheken oder mithilfe von Suchmaschinen
im Internet besorgen. Danach wird es allerdings günstig
sein, sich mit dem Leiter der Lehrveranstaltung in Verbindung zu
setzen, der mit Ihnen die Auswahl überprüfen wird.
Wenn Literatur für eine Seminararbeit gelesen werden soll,
dann handelt es sich dabei vor allem um informierendes Lesen -
teilweise auch um studierendes Lesen.
Informierendes Lesen: Ziel des informierenden Lesens ist vor
allem, um zu prüfen, ob ein Lestestoff für einen bestimmten
Zweck auch brauchbar ist und/oder einen ersten Eindruck und
Überblick über den Lesestoff zu gewinnen. Das Vorgehen
dabei kann z.B. folgendes sein:
- Lesen der Zusammenfassung im Vorwort
- Studium des Inhaltsverzeichnisses
- Durchblättern des Buches
- Anfang und Schluß interessanter Kapitel lesen (manche
Autoren geben Zusammenfassungen jeweils am Ende einzelner
Kapitel)
- Prüfen im Quellenverzeichnis (Literaturverzeichnis), ob
der Autor oberflächlich oder genau gearbeitet hat
Studierendes Lesen: Ziel das studierenden Lesens ist das
Aufnehmen, Verarbeiten und Behalten des Inhaltes, das Aneignen neuer
Techniken und Verfahren (auch für Prüfungen). Das Vorgehen
dabei kann sein:
- Aktiv Abschnitt für Abschnitt genau lesen
- Nach jedem Abschnitt Notizen machen (wichtigste Gedanken in
Stichworten) - Seitenanzahl notieren = das erleichtert das
Wiederfinden bzw. das spätere Zitieren
- In eigenen Büchern kann man auch Unterstreichungen bzw.
Randnotizen machen
- Kopien anfertigen (bes. bei Zeichnungen, Tabellen, Kurven)
5. Verarbeiten der Literatur
Von diesem Teil der Arbeit wird das Endergebnis - sprich:
schriftliche Arbeit bzw. Referat - in erster Linie abhängen. Es
ist schwierig, dafür Regeln aufzustellen. Dennoch sollen Ihnen
einige Hinweise helfen, leichter zurechtzukommen.
- Erstellen eines ersten Rahmens der Arbeit (Aufbau und Umfang
festlegen - vorläufiges Inhaltsverzeichnis anlegen)
- Achten Sie auf den logischen Aufbau einer Seminararbeit. In
vielen Fällen wird es möglich sein, sich an einen Autor
anzulehnen (geben Sie das in der Einleitung der Arbeit an!) und
die andere Literatur zuzuordnen.
- Vergleichen Sie divergierende Meinungen der Autoren -
versuchen Sie nicht um jeden Preis eine Integration von
Lehrmeinungen. Arbeiten Sie Unterschiede deutlich heraus.
- Geben Sie am Beginn Ihrer Arbeit eine Definition der
wesentlichsten Begriffe und halten Sie sich daran, wenn Sie einen
Begriff später wiederverwenden. (Lexika und Handbücher
werden dabei eine wertvolle Hilfe sein).
- Scheuen Sie sich nicht, Unwesentliches bei Ihrer Arbeit
auszuscheiden - ein Zuviel kann die Arbeit unverständlich
machen.
- Denken Sie schon jetzt an den Adressatenkreis Ihrer Arbeit
passen Sie den Ausdruck an das Niveau des Seminars an (fragen Sie
sich, welche Vorkenntnisse bei Ihren Kollegen vorhanden
sind).
6. Abfassung der schriftlichen Arbeit
Wenn Sie die bisher geleisteten Vorarbeiten gewissenhaft
durchgeführt haben, wird Ihnen die endgültige Erstellung
kaum noch Probleme bereiten. Bei Unklarheiten wird auch die
Rücksprache mit dem Leiter der Lehrveranstaltung nützlich
sein. Bei der Gliederung der Arbeit halten sie sich an folgende
allgemeinen Richtlinien:
- Deckblatt mit folgenden Angaben: Titel und Leiter der
Lehrveranstaltung, Institut, Thema des Referats, Name des
Referenten, Adresse des Referenten (ev. Tel.Nr.), Semesterangabe,
Datum der Abgabe.
- Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben.
- Vorwort/Einleitung mit Erläuterung des Themas, Angabe des
methodischen Aufbaus, Schwerpunkte und Ziele der Arbeit.
- Hauptteil mit systematisch strukturierten Abschnitten, die
durch eine fortlaufende Nummerierung gekennzeichnet sind.
- Schluß: Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der
Arbeit
- Glossar mit einer Kurzdefinition zentraler Begriffe
- Literaturverzeichnis
mit vollständiger Angabe der verwendeten Literatur.
Alle von Ihnen aus der Literatur wörtlich oder
sinngemäß übernommenen Aussagen müssen
unmittelbar im Text belegt werden. Wörtlich übernommene
Stellen - auch wenn sie kurz sind - müssen durch
Anführungszeichen gekennzeichnet sein. Der Beleg des Zitats
erfolgt unmittelbar nach der übernommenen Stelle. Im Detail
hierzu: Richtlinien
für Quellennachweise.
Einige allgemeine Hinweise:
- Seminararbeiten müssen traditionellerweise
maschinschriftlich und 1 1/2-zeilig geschrieben werden. Diese Form
wird heute weitgehend durch Textverarbeitung ersetzt.
- Fremdsprachige Texte sind - mit Ausnahme kurzer,
englischsprachiger Zitate - zu übersetzen.
- Ausländische Fachtermini sollen dagegen neben ihrer
Übersetzung auch im Wortlaut zitiert werden (z.B. mental
retardation; educational subnormals).
- Auf Abkürzungen sollte weitgehend verzichtet werden,
zulässig sind aber: z.B., bzw., usw., etc., d.h., u.a., et
al., Abb., Tab., vgl.
- Sekundärzitate - falls überhaupt notwendig -
müssen als solche kenntlich gemacht werden.
Beachten Sie bitte auch die auf einem anderen Arbeitsblatt
zusammengestellten formalen Hinweise zur
Gestaltung einer Seminararbeit.
Von Rainer Bromme & Riklef Rambow stammt der
IMHO beste Text im net, wenn es darum geht, ein "Referat" zu
halten: "Die Verbesserung der
mündlichen Präsentation von Referaten: Ein
Ausbildungsziel und zugleich ein Beitrag zur Qualität der
Lehre". Der Untertitel verrät, daß es dabei
nicht nur um die studentischen Präsentationen in
Lehrveranstaltungen geht, sondern um grundsätzliche
Überlegungen zur Thematik des mündlichen Vortrags.
©opyright Werner Stangl, Linz 2014.
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