Das meiste Wissen während eines Studiums eignet man sich nicht in Vorlesungen oder Seminaren an, sondern durch die weitgehend selbständige Bearbeitung von wissenschaftlicher Literatur. Das gilt zwar schon für die ersten Semster, doch gewinnt das Literaturstudium im Verlaufe des Studiums immer mehr an Bedeutung. Da dafür in der Regel nicht unbegrenzt Zeit vorhanden ist (man oft sogar unter Zeitdruck steht), erfordert das ein möglichst rationelles Lesen, d. h., die Aufnahme- und Speicherkapazität sollte dabei möglichst hoch sein. In unserem Zusammenhang geht es in erster Linie um das studierende Lesen, das gründliche Durcharbeiten eines Textes.
Haben Sie schon einmal eine Zeitbudgetanalyse für Ihr Studium durchgeführt? Haben Sie schon für die nächste Woche, dieses Semester, dieses Studienjahr einen groben Zeit und Arbeitsplan erstellt? Je nach Zielsetzung können vier Arten des Lesens unterschieden werden:
Das kursorische Lesen ist ein schnelles flüchtiges Lesen, durch das man sich rasch informieren kann ohne tief in einen Text einzudringen. Es hilft einen kurzen Einblick in den Inhalt eines Buches oder eines Kapitels zu bekommen. Dabei erfährt man nicht was, sondern nur worüber der Autor schreibt. Kursorisches Lesen ist zur Erstinformation nützlich.Unter selektivem Lesen versteht man das Lesen eines Textes unter bestimmten Gesichtspunkten. Interessiert man sich z. B. nur für die Quellenangaben in einem Buch, wird man beim Lesen jede andere Information, die mit der gesuchten nichts zu tun hat, nicht verwerten.
Das vergleichende Lesen ist ein gründliches Studieren einzelner Kapitel verschiedener Texte, die sich mit der gleichen oder einer ähnlichen Problematik unter verschiedenen Gesichtspunkten beschäftigen.
Beim studierenden Lesen von Fachliteratur kommt es darauf an, sich die Inhalte möglichst gut einzuprügen. Dabei ist es nützlich, eine aktive Lesestrategie einzuschlagen, wobei hier das Ziel neben der Materialbearbeitung auch das verstehende Lernen der Inhalte ist. Gerade das Verstehen ist dabei wichtig, denn was nicht verstanden wurde, kann auch nicht "echt" gelernt werden (Auswendiglernen von Unverstandenem ist nicht nur unökonomisch, sondern äußerst demotivierend). Eine diesbezügliche Strategie ist z. B. die sog. Fünf-Schritte-Methode.
Beispiel:
Für eine Lehrveranstaltung soll ein Referat erstellt werden. Das Thema und eine umfangreiche Literaturliste sind vorgegeben. Die angegebene Literatur wird auf ihre Relevanz überprüft, dabei wird man zunächst kursorisches Lesen bevorzugen. Hat man sich schon mit dem Thema auseinandergesetzt und verfügt über einen Überblick, kann man in Frage kommende Bücher schon unter bestimmten Gesichtspunkten selektiv lesen, relevante Kapitel und Abschnitte aussondern. Beim vergleichenden Lesen extrahiert man die unterschiedlichen Meinungen verschiedener Autoren. Dies ermöglicht es die gegebene Problematik differenzierter darzustellen. Das eigentliche Bearbeiten eines Buches oder Artikels geschieht dann durch das studierende Lesen, wobei man hier vielleicht auch schon an die Prüfung denkt.
Bei allen Formen des Lesens wissenschaftlicher Literatur sollten Sie Ihre Arbeit möglichst umfangreich und übersichtlich dokumentieren, wobei das vom Führen eines Arbeitsbuches bis zum Anlegen einer Datenbank reichen kann.
Beachten Sie bitte auch, daß es auch psychologische Faktoren gibt, die ein effektiven Lesen erst möglich machen.