Lehrbeurteilung
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Um nun die Dimensionalität des LVBE-Fragebogens auf Angemessenheit zu überprüfen, wurde anhand der Daten von 127 Beurteilungen des Lehrverhaltens in 9 verschiedenen Lehrveranstaltungen (davon 6 des Autors) eine nach der klassischen Testtheorie übliche Faktorenanalyse berechnet. Die Daten wurden dabei in einem Zeitraum von zwei Jahren erfaßt.
Dabei müssen aus sozialwissenschaftlich-empirischer Sicht diese Ergebnisse vorsichtig betrachtet werden, da die meisten Variablen einseitig verteilt sind und auch nur eine äußerst geringe Varianz aufweisen.
Alle untersuchten Lehrveranstaltungen hatten seminaristischen Charakter und erforderten eine aktive Beteiligung der Teilnehmer. Alle Dozenten waren aus dem Bereich der Pädagogik oder Psychologie und daher ist die überdurchschnittlich gute Bewertung zu erklären.
Um nun die Dimensionalität des LVBE zu überprüfen, wurde eine Faktorenanalyse (Hauptkomponenten, Varimax, Eigenwertkriterium) berechnet, die nach Extraktion von 6 Faktoren (es hatten zwar 7 Faktoren einen Eigenwert größer 1, jedoch waren dabei zwei Items isoliert) folgende rotierte Ladungsmatrix ergab:
Unter Berücksichtigung der Nebenladungen, die einige interessante Aufschlüsse über die Interdependenz der an einer Lehrveranstaltung beteiligten Faktoren geben, kommt es zu einer weitgehenden Bestätigung der bei der Konstruktion vermuteten zentralen Merkmale einer Lehrveranstaltungsbeurteilung. In der folgenden tabellarischen Übersicht sind die Items mit Ladungen größer .40 angeführt, wobei die fettgedruckten die rein statistisch zugewiesene Faktorenzugehörigkeit kennzeichnen:
1. FAKTOR:
|
1.Klarheit der Informationen |
6.Informationen, Arbeitsunterlagen |
11.Kompetenz LV-LeiterIn |
13.Präsentation, Erklärungen LV-LeiterIn |
16.Auftreten, Engagement LV-LeiterIn |
18.Eingehen auf Fragen LV-LeiterIn |
14.Verständlichkeit LV-LeiterIn |
29.allgemeine Zufriedenheit |
2.Hörsaal, Seminarraum, Raumklima |
8.Stoffauswahl,Informationsmenge, Komplexität |
3.Studienplanstellung,Zielvorgaben |
15.Vorkenntnisse berücksichtigen |
25.persönliches Wohlfühlen |
In diesem Faktor sind alle jene Variablen versammelt, die
sich auf die von LV-LeiterInnen erwartete
Unterrichtskompetenzen beziehen, wobei in diesem Faktor zwar
die fachliche Seite des Unterrichts zentral ist, in einigen
Items aber auch die emotionale Komponente (16, 29,25)
angesprochen wird. |
2. FAKTOR:
|
24.Stoff-, Inhaltsbewältigung |
25.persönliches Wohlfühlen |
26.Motivation, Interesse |
27.Konzentration, Aufmerksamkeit |
28.Beteiligung |
29.allgemeine Zufriedenheit |
4.Organisation,Strukturierung |
10.Relevanz,Sinn |
13.Präsentation, Erklärungen LV-LeiterIn |
16.Auftreten, Engagement LV-LeiterIn |
17.Hilfsbereitschaft, Kritik LV-LeiterIn |
23.Anforderungen, Schwierigkeit |
In diesem Faktor sind alle Items versammelt, die unter
dem Aspekt der Messung der Beteiligung der TeilnehmerInnen
in den Fragbogen aufgenommen worden sind. |
3. FAKTOR:
|
3.Studienplanstellung,Zielvorgaben |
4.Organisation,Strukturierung |
9.Anwendungsbezug |
10.Relevanz,Sinn |
15.Vorkenntnisse berücksichtigen |
8.Stoffauswahl,Informationsmenge, Komplexität |
24.Stoff-, Inhaltsbewältigung |
29.allgemeine Zufriedenheit |
5.Medieneinsatzvariation |
12.Aktualitätsbezug LV-LeiterIn |
Die Variablen dieses Faktors beziehen sich einerseits auf
die Abstimmung der Lehrveranstaltung im Rahmen des Studiums
- teilweise auch auf deren Nachvollziehbarkeit für die
StudentInnen. Da es sich bei den beurteilten
Lehrveranstaltungen teilweise um solche handelt, die eine
Einführung in das Studium bieten, ist dieser Faktor
wohl auch als eine validitative Bestätigung zu
interpretieren. |
4. FAKTOR:
|
19.Mitarbeit, Zusammenarbeit TeilnehmerInnen |
20.Mitbestimmung TeilnehmerInnen |
21.Atmosphäre, Diskussionen TeilnehmerInnen |
22.Solidarität, Kooperation TeilnehmerInnen |
17.Hilfsbereitschaft, Kritik LV-LeiterIn |
5.Medieneinsatzvariation |
15.Vorkenntnisse berücksichtigen |
In diesem Faktor finden sich alle jene Merkmale, die man
in im schulischen Kontext wohl als Merkmale des Klassenklima
bezeichnen würde. Da in der Datenbasis vorwiegend
interaktionsreiche Lehrveranstaltungen aufscheinen, ist der
gefundene Faktor als Validierungskriterium des Verfahrens zu
betrachten. |
5. FAKTOR:
|
5.Medieneinsatzvariation |
7.Arbeits-, Sozialformenvariationen |
12.Aktualitätsbezug LV-LeiterIn |
8.Stoffauswahl,Informationsmenge, Komplexität |
20.Mitbestimmung TeilnehmerInnen |
28.Beteiligung |
14.Verständlichkeit LV-LeiterIn |
17.Hilfsbereitschaft, Kritik LV-LeiterIn |
27.Konzentration, Aufmerksamkeit |
In diesem Faktor sind jene Merkmale zusammengefaßt,
die die didaktische Qualität der LeiterInnen betreffen,
also die pädagogisch adäquate Umsetzung der
inhaltlichen Aspekte der Veranstaltung betreffen. |
6. FAKTOR:
|
23.Anforderungen, Schwierigkeit |
14.Verständlichkeit LV-LeiterIn |
17.Hilfsbereitschaft, Kritik LV-LeiterIn |
16.Auftreten, Engagement LV-LeiterIn |
1.Klarheit der Informationen |
4.Organisation,Strukturierung |
24.Stoff-, Inhaltsbewältigung |
In diese Items sind vor allem Probleme der Schwierigkeit
und Komplexität der Lehrveranstaltungsinhalte
angesprochen, wobei auch einige Leiter-Variablen laden, die
bei der Bewältigung wohl hilfreich für
StudentInnen sein können (diese Ladungen sind
erwartungsgemäß die einzigen negativen der
gesamten Ladungsmatrix). |
Die Ergebnisse zeigen, daß der LVBE-Fragebogen annähernd dieselben Dimensionen wie andere testtheoretisch sauber konstruierten Verfahren aufweist. Insbesondere scheinen die von Rindermann (1997b) genannten vier zentralen Merkmale für die Beurteilung der universitären Lehre gut abgedeckt.
Die derzeitige Länge des Verfahrens sollte aber auf dem Hintergrund dieser Dimensionsanalyse überdacht werden, zumal einige Faktoren zumindest eine Zusammenfassung mancher Items nahelegen. Allerdings wird vorläufig auf eine Variablenreduktion verzichtet, da die Datenbasis dafür m.E. noch zu schmal ist - insbesondere müßten auch eher schlecht beurteilte Veranstaltungen einbezogen werden, um vor allem die diskriminative Validität des Verfahrens zu überprüfen. Da die LVBE derzeit vorwiegend im Rahmen pädagogischer Lehrveranstaltungen eingesetzt und auch für eine inhaltliche Auseinandersetzung verwendet wird, mögen einige Redundanzen wohl weniger problematisch sein.