Kurzbericht über die Erprobung des
"Fragebogens zur Evaluation der Lehre an der Ruhr-Universität Bochum"

Im Wintersemester 1994/95 wurden an der Abteilung einige Lehrveranstaltungen einer Fragebogen-Evaluation unterzogen. Dabei kam der umfangreiche "Fragebogen zur Evaluation der Lehre an der Ruhr-Universität Bochum" (Ohne Autor 1992) zum Einsatz.

Dieses Verfahren - das damals in Erprobung stand - versucht mit 31 offenen und geschlossenen Fragen bzw. Fragegruppen ein detailliertes Bild über Lehrveranstaltungen (explizit für Übungen und andere Veranstaltungen mit Übungscharakter wie Tutorien, Praktika und Proseminare) zu erhalten. Es werden sowohl "objektive" (Art der LV, Medieneinsatz, Studienbedingungen, Prüfungsform) als auch subjektive Aspekte (Erwartungen, Motivation, Dozentenbewertung) erfaßt. Evaluatoren sind die Studenten der jeweiligen Lehrveranstaltung.

Die Daten wurden standardmäßig ausgewertet. Dabei zeigte sich, daß der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis stand. Die Bewertungen lagen bei Probandenzahl zwischen 17 und 30 im Mittel um etwa 1,0 bis 1,5 Punkte in positiver Richtung über den Ergebnissen, die Kromrey (1994, S. 100ff.) berichtet. Die Streuungen waren in der Regel äußerst gering. Bei manchen Fragen, etwa die fachliche Kompetenz der Lehrenden betreffend, gab es in einigen Übungen und Proseminaren den Extremwert MW=2.0/s=0,0. Interpretationsversuche zeigten, daß die Ergebnisse weitgehend nur die intendierten Ziele der Leiter der einzelnen Lehrveranstaltungen widerspiegeln.

Berücksichtigt man den Umstand, daß für diese abschließende - also kaum effizienzverändernde - Form der Evaluation einer einzigen Lehrveranstaltung mit 30 Teilnehmern aufgewendet wurden:

dann sind zumindest Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer solchen aufwendigen Evaluation angebracht. Vermutlich sind die in anderen Ländern eingesetzten und äußerst unzureichenden Kurzverfahren auch auf diesem Hintergrund zu verstehen, denn eine methodisch saubere und detaillierte Evaluation kostet personale und finanzielle Mittel.

In der öffentlichen Debatte herrscht gerade bezüglich der angegebenen Kosten noch Unklarheit, denn die oft kolportierten Zahlen für Evaluationsverfahren "sind nicht nachvollziehbar. Es werden den Fakultäten ÖS 225.000 für die Erstellung von Selbstbewertungsberichten eingeräumt; Vergleichsdaten zeigen aber, daß die skizzierte Gesamtevaluation eher einen zweistelligen Millionenbetrag erfordern dürfte" (März 1996).

Auch die etwa beim HILVE (Rindermann & Amelang 1994) oder EVA10 (Frey 1995) vorgesehene Maschineneingabe macht die Evaluation letztlich nicht billiger, da nur wenige der oben angeführten Frau/Mannstunden eingespart werden können.

Zwei Detailergebnisse im Vergleich mit Durchschnittsdaten der Bochumer Untersuchung seien hier zur Illustration wiedergegeben:


© Linz 1995 Werner Stangl
(Aktualisiert am Sonntag, 9. März 1997)