1. Entfaltung und Zuschnitt des ThemasAm Beginn der Arbeit stehen Überlegungen zur Bedeutung, zur Reichweite und zu den Implikationen des Themas: Was ist mit dem Thema gemeint? Was bedeuten die darin vorkommenden Begriffe? Welche Aspekte und Unteraspekte hat das Thema?
Einen ersten Einblick in das Thema bekommen Sie mit Hilfe von Fachwörterbüchern, fachwissenschaftlichen Nachschlagewerken, Handbüchern, Lehrbüchern und Einführungen. Das hilft aber im allgemeinen nur bei nicht zu speziellen Themen weiter. An sehr spezielle Themen kann man sich oft nur durch möglichst aktuelle Veröffentlichungen und Forschungsberichte herantasten, die im weiteren Umfeld Ihres Themas liegen. Da in wissenschaftlichen Arbeiten oft auf einschlägige ältere Veröffentlichungen zum gleichen Thema verwiesen wird, können Sie anhand solcher Hinweise auch auf Arbeiten stoßen, die für den engeren Bereich Ihres Themas wichtig sind oder die Ihnen zumindest weiterhelfen, Ihr Thema genauer zu erschließen.
Wenn Sie über die Literatur partout keinen Zugang zu Ihrem Thema finden, sprechen Sie noch einmal mit dem Dozenten, von dem Sie es erhielten. Es ist nicht auszuschließen, daß er das Thema einfach schlecht formuliert hat. Bei der Entfaltung des Themas lohnen sich oft auch Gespräche mit erfahrenen Kommilitonen, mit Assistenten und mit Experten in der Praxis.
Mitunter stellt sich heraus, daß ein Thema zu groß angelegt ist und mit den verfügbaren Ressourcen (Zeit, Arbeitsmittel, methodische Erfahrung) von Ihnen nicht bewältigt werden kann. Dann sollten Sie das Thema eingrenzen (und eventuell dafür die Zustimmung des Dozenten einholen). Die Eingrenzung des Themas muß begründet werden. Dabei sind in der Regel auch pragmatische Argumente (z.B. begrenzte Zeit, begrenzte Arbeitsmittel) stichhaltig.
Fast immer ist es notwendig, das Thema zu präzisieren und darzulegen, wie man es auffaßt, wie man die zentralen Begriffe der Themenstellung versteht, wo man eventuell Schwerpunkte setzt. Auch das ist zu begründen. Verwenden Sie am besten die Einleitung zur Arbeit, um den genauen Zuschnitt des Themas und dessen Begründung zu erläutern.
Grundsätzlich gilt: Eher das Thema etwas enger fassen, um es gründlich und sorgfältig bearbeiten zu können, als ein zu breit angelegtes Thema nur oberflächlich abzuhandeln.
2. Ermittlung der relevanten Informationen
Die für die Bearbeitung des Themas relevanten Informationen können auf verschiedenen Wegen gewonnen werden, z.B. durch:
- Auswertung wissenschaftlicher Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Büchern, Forschungsberichten usw.;
- Auswertung von Dokumenten, historischen Quellen, journalistischen oder literarischen Texten;
- Auswertung von Statistiken in Jahrbüchern, Katalogen, Pressediensten usw. der verschiedenen Ämter, Institutionen, Verbände;
- Recherche nach "Reporterart";
- Expertengespräche, Leitfadeninterviews;
- eigene Erhebung mit Methoden der empirischen Forschung wie z.B. Umfrage, Inhaltsanalyse, systematische Beobachtung
- Auswertung eines vorliegenden Originaldatensatzes einer empirischen Erhebung (Sekundär- analyse).
Es ist durchaus üblich, bei einer Arbeit mehrere dieser Wege zu beschreiten. Unumgänglich ist die Auswertung der vorliegenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema der Arbeit, auch wenn man eigene Erhebungen durchführt. Dabei fängt man am besten mit möglichst aktuellen Publikationen an und erschließt nach dem "Schneeballsystem" nach und nach auch ältere Veröffentlichungen.
Doch Vorsicht vor "Zitierkartellen": Manche Autoren beziehen sich wechselseitig vorwiegend auf Veröffentlichungen innerhalb eines bestimmten akademischen Netzwerkes, einer "wissenschaftlichen Schule". Da muß man sehen, daß man über "randständige" Autoren auch in andere Netzwerke hineinfindet.
Für die meisten Themen sind die einschlägigen Fachzeitschriften die wichtigsten und aktuellsten Fundstellen. Dabei sind unbedingt auch ausländische bzw. internationale Fachzeitschriften zu berücksichtigen.
Für wissenschaftliches Arbeiten gilt eine besondere Sorgfaltspflicht. Daten und Fakten müssen peinlich genau stimmen, Zitate müssen absolut korrekt sein, Quellen müssen vollständig und präzise angegeben werden. Um sicherzustellen, daß die Informationen in Ihrer Arbeit alle sachlich richtig und präzise sind, müssen Sie vom ersten Moment der Themenbearbeitung an vorsorgen. Sie müssen für jede Information, die Sie ermitteln, sogleich die genaue Quelle notieren, müssen Literaturfundstellen und andere Quellenangaben immer gleich vollständig aufschreiben. Am besten legen Sie dafür ein Karteikartensystem oder auf dem PC eine Datenbank an.
Sorgfalt ist insbesondere geboten beim Umgang mit empirischen Forschungsergebnissen. Wenn Sie selbst eine Erhebung machen, müssen Sie Ihre Vorgehensweise genau beschreiben, damit der Leser die Ergebnisse verstehen und ihre Aussagefähigkeit einschätzen kann. Eventuell ist es notwendig, zusätzliche methodische Details im Anhang der Arbeit zu dokumentieren.
Auch wenn Sie Forschungsergebnisse von anderen übernehmen, müssen Sie deren Methode darlegen. Das muß umso ausführlicher und genauer geschehen, je umfangreicher die übernommenen Daten und je zentraler sie für Ihre Arbeit sind. Bei Umfragedaten müssen zum Beispiel Angaben zur Stichprobe und zum Erhebungszeitpunkt gemacht werden; wichtig ist auch der genaue Wortlaut der Frage im Interview. Bei Inhaltsanalysen braucht man entsprechend Angaben zur Materialauswahl und zur Definition der Kategorien. Die methodischen Angaben sind vor allem dann wichtig, wenn Sie Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen miteinander vergleichen oder wenn Sie die Ergebnisse kritisch diskutieren.
Mitunter werden Sie Schwierigkeiten haben, diese methodischen Details aus den Veröffentlichungen zu erschließen. Das ist dann auch ein Indiz für die Qualität der betreffenden Untersuchungen und ein Anlaß für Kritik. Sie sollten die Ergebnisse von Arbeiten, die methodisch nicht hinreichend dokumentiert sind, mit Vorsicht verwenden. Und ebenso wird Ihre eigene Arbeit auf Vorbehalte stoßen, wenn sie methodisch nicht hinreichend dokumentiert ist, auch was die Methode der übernommenen Ergebnisse anbetrifft.
3. Aufbereitung und gedankliche Durchdringung
Die Informationsermittlung liefert zunächst nur das Rohmaterial für die Arbeit. Es kommt dann darauf an, dieses Material zu sichten, zu gliedern und gedanklich zu verarbeiten. Die wissenschaftliche Qualität einer Arbeit ist an der Prägnanz, der Systematik und an der Verarbeitungstiefe zu erkennen, mit der die ermittelten Informationen aufbereitet sind.a) Prägnanz
Nach der Ermittlung der für das Thema relevanten Daten und Fakten kommt es darauf an, daß Sie in der großen Faktenfülle das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden. Nur Information, die für das Thema wirklich wichtig ist, darf in der Arbeit berücksichtigt werden. Führen Sie sich immer wieder die Fragestellungen bzw. Zielsetzungen der Arbeit vor Augen und überprüfen Sie daran die Informationsauswahl. Daten und Fakten von sekundärer Bedeutung können Sie eventuell noch in Fußnoten oder im Anhang mit aufnehmen; zum Beispiel dann, wenn es sich um originäre Forschungsergebnisse handelt, die für andere, die an Ihrem Thema weiterarbeiten, dokumentiert werden sollen; oder wenn es sich um Hintergrundinformation handelt, die der Leser zum Verständnis des Textes benötigt.Keinesfalls sollten Fußnoten oder Anhang als "Datenfriedhof" mißbraucht werden. Im allgemeinen gilt der Grundsatz:Weniger ist mehr - vorausgesetzt, das wenige Ausgewählte ist wirklich auch das für das Thema Wichtige.
b) Systematik
Die ausgewählten Informationen müssen für die Darstellung in eine systematische Ordnung gebracht werden. Die Systematik haben Sie, zumindest in den Grundzügen, schon mit der sachlogischen Entfaltung und Aufgliederung des Themas entwickelt. Zum Teil ergibt sie sich aber erst empirisch aus den Ergebnissen Ihrer Recherchen bzw. Erhebungen.Je nach Fragestellung und Verarbeitungsstil kann die Systematik außer nach sachlogischen auch nach zeitlichen (chronologischen) oder diskursiven Prinzipien angelegt sein (diskursiv heißt: argumentativ fortschreitend; dabei werden die ermittelten Informationen im allgemeinen als Prämissen eingesetzt, aus denen logische Schlüsse folgen). Mitunter korrespondiert die Systematik mit dem Arbeitsablauf einer bestimmten Erhebungsmethode, besonders bei empirischen Primärerhebungen. Es ist auch möglich, verschiedene systematische Prinzipien zu kombinieren oder ineinander zu verschränken.
Die Systematik muß dem Prozeß der Informationsverarbeitung und dem Erkenntnisziel dienen; sie spiegelt dementsprechend auch Ihren Arbeitsprozeß und die Gedankenführung wider. Es ist nicht sinnvoll, eine Systematik "mechanisch" auf dem Reißbrett zu entwerfen, ohne genaue Kenntnis der Daten und Fakten, und sie bei der Arbeit starr durchzuhalten. Doch hilft eine erste grobe Gliederung, die Arbeitsschritte zu organisieren; sie ist auch nützlich für Ihr Zeitmanagement. Sie müssen aber flexibel genug sein, erste Gliederungsversuche im Laufe des Arbeitsprozesses zu modifizieren und dem Erkenntnisfortschritt anzupassen.
Ein sehr wichtiger Aspekt der Systematik ist die Verteilung des Textumfangs auf die verschiedenen Inhalts- bzw. Gliederungspunkte. Die Proportionen müssen stimmen, d.h. den Hauptteilen der Arbeit, den Kernbereichen des Themas, müssen Sie bei der Darstellung den größten Umfang zuweisen und Nebenaspekte entsprechend knapp halten. Die Darstellung muß möglichst rasch zum Wesentlichen kommen; die Einleitung der Arbeit, Erläuterungen zum Thema, theoretische Herleitungen, definitorische Vorklärungen, historische Rückbesinnungen usw. sollten Sie auf das absolut Notwendige beschränken.
c) Verarbeitungstiefe
Man kann die ermittelten Informationen unterschiedlich intensiv aufbereiten. Die Intensität der Aufbereitung, die Verarbeitungstiefe ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal der Arbeit. An der Verarbeitungstiefe läßt sich ablesen, wie vertraut ein Autor mit seinem Thema ist, wie gut er den dargestellten Sachverhalt selbst verstanden hat, inwieweit er ihn gedanklich durchdrungen und gestaltet hat.Geringe Verarbeitungstiefe heißt, daß die ermittelten Informationen überwiegend nur referiert werden, daß die Darstellung beschreibend ist, daß vorhandene Quellen häufig unverändert übernommen werden, viel zitiert wird. Es werden wörtliche Zitate nach Art einer Kollage zusammengestellt, Tabellen und Graphiken aus fremden Quellen einfach herauskopiert, Schlußfolgerungen ohne logische Herleitung in den Raum gestellt oder Urteile von anderen Autoren unkritisch übernommen.
Demgegenüber sind bei großer Verarbeitungstiefe die ermittelten Informationen nicht nur referiert, sondern auch interpretiert, nach Art eines Mosaiksin einen neuen Zusammenhang gebracht , Daten und Fakten aus verschiedenen Quellen integriert, Tabellen und Graphiken selbst erstellt, Argumente anderer selbständig weitergedacht, modifiziert, widerlegt, oder kritisiert. Bei großer Verarbeitungstiefe sind Schlußfolgerungen oder Urteile aus einer vom Autor eigens aufgebauten Argumentationskette bzw. aus den vom Autor arrangierten Informationen hergeleitet; Bewertungen und Kritik durch den Autor sind sorgfältig begründet.
4. Erkenntnisgewinn, Ergebnisse der Arbeit
Daß wissenschaftliches Arbeiten einen Erkenntnisgewinn bringen soll, ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn Sie noch Anfänger auf dem Gebiet der Wissenschaft sind, werden Sie sich vielleicht schwer vorstellen können, wie Sie diesem Anspruch gerecht werden sollen. Vielleicht tröstet es Sie, daß auch Nobelpreisträger einmal im ersten Semester angefangen haben. Außerdem: selbst von den "professionellen" wissenschaftlichen Arbeiten bringen mindestens 90 Prozent nur einen äußerst geringfügigen Erkenntnisgewinn. Viele sind eher zum wissenschaftlichen "Breitensport" zu rechnen, ohne den es allerdings keine Spitzenleistungen gibt.
In dieser Perspektive sollten Sie auch Ihre Aufgabe sehen, falls Sie noch Anfänger sind: Sie müssen sich erst einmal fit machen für spätere wissenschaftliche Hochleistungen, vor allem auch für den beruflichen Umgang mit Information. Wenn dabei gleich schon etwas für den Fortschritt der Wissenschaft herauskommt - umso besser.Aber wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn gibt es auch schon im kleinen ; er beginnt nicht erst bei der Entdeckung neuer Fakten, Gesetze, Theorien. Es ist zum Beispiel ein Gewinn, wenn ein bestimmter Sachverhalt einmal klar und übersichtlich dargestellt wird; wenn man auf einem wissenschaftlich komplexen Gebiet Ordnung schafft durch eine systematische Recherche und Zusammenstellung vorhandener Erkenntnisse; wenn neueste Entwicklungen und Fakten aus einem gesellschaftlichen Bereich ermittelt werden; wenn man einem vertrauten Thema eine neue Perspektive abgewinnt; wenn bekannte Tatsachen neu interpretiert, in ein neues Licht gerückt werden; wenn aus allseits Bekanntem neue Schlüsse gezogen werden; wenn man eine einmal durchgeführte Untersuchung wiederholt und ihre Ergebnisse bestätigen oder widerlegen kann; wenn man mit einer bewährten Methode aktuelle Daten einholt und Trends fortschreibt; wenn man eine neue methodische Variante entwickelt, um bestimmte Daten oder Fakten genauer, zuverlässiger ermitteln zu können.
Über die Voraussetzungen des Fortschritts in der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Kreativität ist viel nachgedacht und neuerdings auch systematisch geforscht worden. Früher glaubte man, es bedürfte dazu einer besonderen, etwas abartigen Genialität, die nahe beim Wahnsinn liegt. Inzwischen hat sich diese Idee als abartig herausgestellt, und man weiß mit Sicherheit nur, daß wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt vor allem wahnsinnig viel Arbeit macht.
5. Die Darstellung der Arbeit
Eine wissenschaftliche Arbeit muß klar und verständlich, muß leicht und schnell lesbar sein. Wissenschaftliche Texte werden grundsätzlich anders gelesen als Belletristik oder Krimis, sie werden vor allem selektiv gelesen. Der geübte Leser wissenschaftlicher Texte versucht sich anhand bestimmter Merkmale einen Überblick zu verschaffen, um herauszufinden, ob die Arbeit für seine Zwecke überhaupt relevant ist, und falls ja, welche Teile er unbedingt lesen muß und welche er vernachlässigen kann.Nach dieser selektiven Methode gehen Sie selbst bei Ihren Recherchen vor. Sie sollten die Darstellung Ihrer Arbeit so anlegen, daß andere sie ebenfalls nach dieser Methode weiterverarbeiten können.
Ein wichtiges Orientierungsmerkmal für selektives Lesen ist die Systematik der Arbeit, sind die Kapitelüberschriften, in denen sich die Systematik ausdrückt. Die Überschriften müssen möglichst präzis und streng sachlich den wesentlichen Inhalt des zugehörigen Textes ausdrücken . Vermeiden Sie unbedingt Überschriften, die bloß anreißerisch oder "feuilletonistisch" sind, die ihre Aussage dem sprachlichen Effekt opfern. Es geht weniger darum, die Leser möglichst einzufangen, sondern ihnen vielmehr zu verdeutlichen, welche Textteile sienicht lesen müssen.
Sie sollten auch daran denken, dem Dozenten oder Gutachter, der Ihre Arbeit lesen und beurteilen muß, seine Aufgabe zu erleichtern. Er kann sie zwar nicht selektiv durchsehen, ist aber dennoch für eine übersichtliche und klar gegliederte Arbeit dankbar, weil sie dann schneller und an genehmer zu lesen ist. So können Sie bei ihm schon einige Punkte gewinnen.
Grundsätzlich dienen eine feine und tiefe Gliederung und entsprechend viele Zwischenüberschriften der Orientierung des Lesers. Allerdings muß man hier auch die Grenze richtig erkennen und den Text nicht atomisieren, so daß keine zusammenhängende Gedankenführung mehr möglich ist.
Ein zweites wichtiges Orientierungsmittel für den Leser sind Zusammenfassungen. Alle Hauptkapitel sollten Sie möglichst mit einer Zusammenfassung abschließen. Auf jeden Fall gehört eine Zusammenfassung an den Schluß der Arbeit (bei wissenschaftlichen Aufsätzen und umfangreichen Monographien wird sie auch oft vorangestellt). Die Zusammenfassungen müssen den wesentlichen Inhalt der zugehörigen Textteile wiedergeben; sie sollen dem Leser eine Entscheidungshilfe geben, ob er sich die jeweilige Langfassung bzw. die Arbeit insgesamt genauer ansehen muß.
Andere Orientierungsmittel sind Unterstreichungen, Einrückungen, Schriftvariation (Hervorhebung durch Fett- oder Kursivschrift), Markierungen durch Spiegelstriche o.ä. und vor allem Absätze. Absätze sollten möglichst genau der gedanklichen Gliederung des Textes entsprechen, d.h. sie setzen einerseits Zäsuren, klammern andererseits aber auch logisch oder argumentativ verbundene Sätze.
Die Lesbarkeit der Arbeit hängt wesentlich von ihrer sprachlichen Darstellung ab. Wissenschaftliche Texte werden in einem besonderen Sprachstil verfaßt. Er muß sachlich-nüchtern, präzis, klar und einfach sein, frei von subjektiven Wertungen oder gar Polemik. Die Ich-Form wird im allgemeinen vermieden: die Person des Autors tritt hinter seiner Sache zurück. Soweit der Autor seine Meinung oder auch Kritik kundgibt (was durchaus sinnvoll, oft notwendig ist), muß dies klar erkennbar und von der Sachdarstellung getrennt werden, z.B. durch Zwischentitel oder durch Verlegung in die Fußnote. In jedem Fall müssen Meinungsäußerung oder Kritik des Autors explizit begründet werden; Meinung oder Kritik ohne Begründung ist ein schwerer Verstoß gegen die Regeln wissenschaftlicher Kommunikation.
Wissenschaftliche Texte sollten eher einfach konstruiert, aber nicht unbedingt monoton und farblos sein. Vermeiden sie den
Nominalstilder Bürokraten und umständlichePassivkonstruktionen. Ein einfacher und gut lesbarer Text besteht aus relativ kurzen, möglichst wenig verschachtelten Sätzen, aus relativ kurzen Wörtern, aus möglichst vielen Wörtern der Umgangssprache und möglichst wenigen Fremdwörtern. Dennoch lassen sich bestimmte Sachverhalte oft nur durch Fachwörter präzis ausdrücken. Solche Termini technici müssen, wenn sie nicht zum geläufigen Voka bular auf dem entsprechenden Fachgebiet gehören, bei ihrer Einführung erklärt werden.Das Verständnis des Textes kann durch graphische Darstellungen oft wesentlich erhöht werden. Graphiken wie auch Tabellen sind geeignet, Information stark zu verdichten und auf wenig Raum viel mitzuteilen. Durch Beschriftung und gegebenenfalls Erläuterung (Legende) muß aber dem Leser verdeutlicht werden, wie er eine Graphik oder Tabelle zu lesen hat. Diese Verdeutlichung sollte Teil der Graphik oder Tabelle sein und nicht im Text stehen. In den Text gehört stattdessen eine knappe Interpretation, die wesentliche Aussagen der Graphik oder Tabelle hervorhebt.Nicht sinnvoll ist dagegen eine weitschweifige Verbalisierung aller graphischen Details oder Tabelleninhalte.
Graphiken und Tabellen gehören in der Regel in den Textteil. Sie müssen dort stehen, wo ihre Aussage zur Verdeutlichung oder Detaillierung der sprachlichen Darstellung benötigt wird. In den Anhang können u.U. zusätzliche Graphiken und Tabellen aufgenommen werden, wenn diese wichtige im Text erwähnte Sachverhalte dokumentieren oder für das Verständnis des Textes notwendige Hintergrundinformation liefern. Das gilt vor allem für empirische Primärerhebungen, die oft weit mehr interessante Daten und Fakten liefern als im Textteil verarbeitet werden können.
Schließlich noch eine Äußerlichkeit, die aber für den Gesamteindruck ihrer Arbeit wichtig ist: Das Manuskript muß frei von Rechtschreib-, Interpunktions- und Tippfehlern sein. Teilen Sie Ihre Zeit so ein, daß Sie durch gründliches Korrekturlesen vor dem Abgabetermin noch alle Mängel - auch etwaige sprachliche bzw. stilistische Unsauberkeiten - beseitigen können. Besonders Tabellen und Daten im Text müssen noch einmal geprüft werden. Für das Korrekturlesen dürfen Sie getrost auch die Hilfe von anderen in Anspruch nehmen.
Siehe auch: C. Ebster: 9 "Todsünden" wissenschaftlichen Schreibens