Warum zitieren?
Ein Merkmal des wissenschaftlichen Arbeitens ist die Bezugnahme von Texten aufeinander. Wissenschaftliche Texte werden stets im Kontext anderer Veröffentlichungen produziert und rezipiert. Ihre Wissenschaftlichkeit wird häufig daran gemessen, inwieweit der Verfasser die einschlägige Literatur kritisch verarbeitet und dargestellt hat. Das Zitat erlaubt es, die Urheberschaft von Ideen zu überprüfen. Damit ist es Ausweis von Wissenschaftlichkeit.
Eco (1993) unterscheidet zwei Formen des Zitierens,
- zum einen die Auseinandersetzung mit und Interpretation des Zitates,
- zum anderen die Unterstützung der eigenen Argumentation durch das Zitat.
Bei der Auseinandersetzung mit Quellen und ihrer Interpretation handelt es sich um Erkenntnisse, auf die man selbst nicht gekommen wäre oder auf denen eigene Gedanken aufbauen. Deshalb sind diese Quellen anzugeben. Bei der Unterstützung der eigenen Argumente muß der Autor nachweisen, daß sein Aussagen haltbar sind. Aus diesem Grund muß er dem Leser Zugang zu seinen Quellen eröffnen, die er zusammen mit dem Zitat angibt.
Durch das Zitat knüpft der wissenschaftlich Arbeitende an bisher erarbeitetes an. Damit beruft er sich zugleich auf einen "Zeugen" bzw. eine Autorität, nämlich den Wissenschaftler, den er zitiert. Neben der Autorität gibt es noch andere Gründe für die Bezugnahme (Schulenbildung, positive und negative Wertung, Selbstmanagement).
Die 10 Regeln für das Zitieren
- Regel 1 legt fest, daß ausführlich zu zitieren ist (Eco 1993, S. 197). Das Zitat muß eine angemessene Länge haben, um den Sinn und den Zusammenhang beurteilen zu können, in dem sie steht.
- Regel 2 bezieht sich auf Sekundärliteratur. Diese ist nur zu zitieren, wenn sie besonderes Gewicht hat (Eco 1993, S. 197f). Primärquellen sind bevorzugt heranzuziehen und zu zitieren. Sekundärquellen sollen nur gebracht werden, wenn sie eine besondere oder abweichende Meinung vertreten.
- Der Grund steht in Regel 3, die lautet: Zitieren heißt die Meinung des Autors teilen (Eco 1993, S. 198). Das heißt, durch das Zitieren schließt man sich der Meinung an, auf die man sich beruft. Aus diesem Grund muß wohl überlegt werden, ob ein Zitat angeführt wird.
- Regel 4 besagt, dass im Zitat der Autor und die Quelle genannt werden (Eco 1993, S. 198). Dabei soll nur nach kritischen oder anerkannten Ausgaben zitiert werden, wie Regel 5 besagt (Eco 1993, S. 198f).
- Laut Regel 6 sind fremdsprachige Autoren in der Originalsprache zu zitieren (Eco 1993, S. 199f).
- Regel 7 besagt, daß bei einem Zitat klar erkennbar sein muß, daß es sich auf einen anderen Autoren und ein anderes Werk als das des Verfassers bezieht und auf diese verweisen.
- Regel 8 behandelt das Einfügen des Zitates in den Text: wenn das Zitat bis zu drei Zeilen lang ist, wird es in den fortlaufenden Text eingebaut und durch Anführungszeichen gekennzeichnet; längere Zitate werden durch eingerücktes und engzeiliges Schreiben gekennzeichnet (Eco 1993, S. 201f).
- Regel 9 bestimmt, daß Zitate wortgetreu sein müssen. Das heißt, sie sind Wort für Wort zu übernehmen. Dabei sind Fehler im Original durch die Einfügung [sic] als solche zu kennzeichnen, Auslassungen durch [...], eigene Kommentare und Hervorhebungen in eckigen Klammer zu erläutern (Eco 1993, S. 202-204).
- Regel 10 vergleicht das Zitieren mit dem Beweis durch Zeugen in einem Prozeß. Darum muß die Verweisung genau sein (man zitiert keinen Autor, ohne das Buch und die Seite des Zitats anzugeben), und sie muß von jedermann kontrolliert werden können." (Eco 1993, S. 204)
Zitat, Paraphrase und Plagiat
Ein Zitat muß nicht immer wörtlich sein, es kann auch sinngemäß wiedergegeben und in eigenen Worten umschrieben werden. Dies bezeichnet man als Paraphrase. Die Paraphrase darf, da sie eine Wiedergabe ist, Zitate enthalten (Eco 1993, S. 208). Allerdings muß sie durch Angabe der Quelle als solche gekennzeichnet werden. Beim Paraphrasieren muß sorgfältig formuliert werden, um den Inhalt und Zusammenhang des Originals nicht zu entstellen. Ein Zitat muss also immer als solches gekennzeichnet sein. Ein "Zitat ohne Anführungszeichen" nennt man Plagiat (Eco 1993, S. 206). Darunter versteht man, daß ein Zitat verwendet wird, ohne es als ein solches zu kennzeichnen und es damit als eigenes Gedankengut auszugeben. Das Plagiat ist also Diebstahl geistigen Eigentums, da fremde Ideen unter der Behauptung der eigenen Urheberschaft verbreitet werden.
Siehe dazu auch Jochen Leffers Spiegel-Artikel Plagiate - Die Professoren schlagen zurück
Literatur:
Eco, Umberto (1993). Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Heidelberg: C. F. Müller.
Diese Seite entstand unter Verwendung von http://www.phil.uni-sb.de/fr/infowiss/papers/iwscript/wissarb.html (01-10-06)