Ein im Studium häufig auftretender Vorgang ist das Suchen von Literatur. Zwar werden in den meisten Lehrveranstaltungen Literaturlisten oder Literaturvorschläge vorgegeben, doch ist es meist notwendig, zu einer bestimmten Themenstellung zusätzliche Literatur zu bearbeiten. Wissenschaftliche Literatur findet man meist in Bibliotheken.
Einige Hinweise zum Umgang mit Bibliotheken
Um sich in einer Bibliothek zurechtzufinden, sind einige Regeln zu beachten. Zwar lernt man den Umgang mit wissenschaftlicher Literatur in einer Bibliothek am besten dadurch, daß man anhand einer konkreten Fragestellung Literatur in einer Bibliothek sucht, doch sollen die folgenden Hinweise erste Anhaltspunkte für diese Arbeit geben.
Wichtigstes Hilfsmittel für die Literatursuche sind Kataloge. Diese umfassen alle in einer Bibliothek vorhandenen Bücher. Häufig sind auch noch sog. Zentralkataloge vorhanden, in denen die Bücherbestände mehrerer Bibliotheken zusammengefaßt sind. In der Regel sind zwei Kataloge vorhanden: ein alphabetischer Autoren- und Titelkatalog und ein Schlagwortkatalog.
Im Autorenkatalog findet man Verfasserwerke, das sind Bücher mit einem, zwei oder mehreren Autoren. Diese werden unter dem Namen (Familiennamen) des ersten Autors geführt. Bei Büchern, an denen viele Autoren mitgearbeitet haben (Sammelwerke, Kongreßberichte) gibt es einen Herausgeber. Ein solches Buch findet man in der Regel unter dem Namen des Herausgebers.
Neben den unter einem Verfassernamen katalogisierten Werken gibt es sog. anonyme Werke. In diese Gruppe fallen Bücher mit keinem oder mehr als drei Verfassern und auch alle Zeitschriften. Für ihre Einordnung in den alphabetischen Katalog ist der Titel maßgebend, und zwar das erste Hauptwort im Titel, dann folgen abhängige Eigenschaftswörter oder andere Hauptwörter. In vielen Bibliotheken gibt es einen eigenen Zeitschriftenkatalog, meist in Buchform. In diesem sind die Zeitschriften und der jeweilige Bestand an Jahrgängen verzeichnet.
Sehr häufig ist einem weder der Autor eines Buches noch der Titel bekannt, sondern nur ein Thema zu dem Literatur gesucht wird. In diesem Fall sucht man im Schlagwortkatalog, wobei das Schlagwort den kürzesten, sachlich treffendsten Ausdruck für den in einem Werk dargestellten Gegenstand ist. Zu einem Hauptschlagwort kann es auch dann noch Unterschlagworte geben. Der Schlagwortkatalog ordnet die Schlagworte in alphabetischer Reihenfolge, wobei diese meist deutsch sind. Ausnahmen sind fremdsprachige Ausdrucke, die bekannter sind, z. B. Operations Research, Management.
Wie eingangs erwähnt, lernt man das Umgehen mit Bibliotheken am besten in einer Bibliothek. Eine wesentliche Hilfe für das Finden relevanter Literatur können auch die Informationen sein, die man vom Bibliothekspersonal erhält. Zwar kennen Bibliothekare nicht jedes einzelne Buch, doch wissen sie am besten über die Struktur und den Aufbau der jeweiligen Bibliothek Bescheid. Diese können meist sehr stark differieren.
Ist ein Buch oder eine Zeitschrift in einer Bibliothek nicht vorhanden, dann ist es häufig möglich, sich über Fernleihe die Literatur zu besorgen. Dabei läßt man sich am besten vom Bibliothekspersonal beraten. Die Fernleihe ist in der Regel allerdings mit Kosten und Zeitverzögerungen verbunden.
Kennen Sie doe Öffnungszeiten und die Benutzungsbedingungen der Universitätsbibliothek und der für Sie relevanten Institutsbibliotheken?
Eine allgemeine Strategie zur Literaturfindung
Die Materialfindung für eine wissenschaftliche Arbeit wird im wesentlichen davon abhängen, wie hoch der eigene Kenntnisstand zu einer Thematik ist. Dabei erweist es sich oft als nützlich, die eigene Bibliothek, insbesondere Lexika, Skripten, Vorlesungsmitschriften, auf Informationen hin zu untersuchen. Es ist auch wichtig, dabei zu bedenken, wieviel Zeit für die Materialsuche zur Verfügung steht.
Als moderner Student führen Sie sicherlich seit Beginn ihres Studiums ein Arbeitsbuch oder Sie besitzen einen PC mit einer guten Datenbank, oder?
Der erste Schritt bei der Materialsuche wird in der Regel zur Tertiärliteratur führen. Meist findet man hier eine erste Einführung in die jeweilige Fragestellung, darüberhinaus kann man auch bereits hier wichtige Literaturhinweise, vor allem auf Schlüsselveröffentlichungen zu einem Thema erhalten. Unter Tertiärliteratur versteht man hauptsächlich Lexika und Wörterbücher für einen bestimmten Wissenschaftszweig, bzw. einführende oder einen Überblick gebende Arbeiten zu einer Wissenschaft.
In einem zweiten Schritt wird man versuchen, aufgrund der Hinweise in der Tertiärliteratur speziellere Arbeiten zum jeweiligen Thema zu suchen. Hierbei wird vor allem der Schlagwortkatalog einer Bibliothek nützlich sein. Bei dieser Strategie wird man hauptsächlich auf zusammenfassende Darstellungen eines spezielleren Themenbereichs stoßen. Am günstigsten ist es dabei, bei der Durcharbeitung mit den jeweils neuesten Arbeiten (Erscheinungsjahr) zu beginnen. Um die aktuellste Literatur zu einem Themenbereich zu ermitteln, wird es oft notwendig sein, mit Fachzeitschriften zu arbeiten. Hier finden sich in der Regel die neuesten Arbeiten zu einem Thema. Hier hilft in den meisten Fällen nur ein selektives Überprüfen der Jahresinhaltsverzeichnisse von einschlägigen Zeitschriften, etwa aus den letzten fünf oder zehn Jahren.
Kennen Sie die an Ihrer Universität oder Ihrer Institutsbibliothek vorhandenen Facjzeitschriften?
Bei größeren wissenschaftlichen Arbeiten, also einer Diplomarbeit oder Dissertation, sollten auch Datenbanken für die Literaturrecherche herangezogen werden. Hier ist man allerdings in höherem Maße als in Bibliotheken auf die Unterstützung von Fachleuten angewiesen. Hinweise auf solche Datenbanken findet man in der Regel im Werbeteil einschlägiger wissenschaftlicher Zeitschriften.
Ein wichtiges Literaturauskunftsmittel stellen auch der Buchhandel bzw. die von Verlagen herausgegebenen Buchverzeichnisse dar. Bei größeren Arbeiten kann es auch sinnvoll sein, mit Wissenschaftlern brieflich oder telefonisch Kontakt aufzunehmen.
Das Schneeballsystem
Das Schneeballsystem beruht darauf, daß die Literatur zu einem bestimmten Thema nicht einfach eine Liste einander fremder Titel darstellt, sondern daß es einen Forschungszusammenhang gibt. In der Regel bezieht sich ein Autor auf jeweils mehrere frührere Autoren zum gleichen Thema, er nennt oder zitiert sie.
Hat man ein Buch zu einem gewählten Thema gefunden, so sucht man im Literaturverzeichnis nach der Literatur, auf die sich der Autor gestützt hat oder auf die er verweist. Jedes der dort angeführten Bücher enthält wieder eine Anzahl weiterer Literaturangaben. Dieses System führt zu einer Entdeckung eines Netzes von Querverbindungen und Zitaten, das die Arbeiten miteinander verbindet. Dabei stößt man meist auf bestimmte Schlüsselveröffentlichungen (Monographien, Sammelreferate). Meist stellt man sehr schnell fest, daß sich bestimmte Literaturangaben ständig wiederholen, sodaß schon nach kurzer Zeit mit der Anzahl der gefundenen Literatur die Wahrscheinlichkeit sinkt, weitere neue Titel zu finden. Ein Nachteil dieses Systems besteht allerdings darin, daß man meist auf ältere Literatur stößt bzw. auf Literatur, die nur einen bestimmten wissenschaftlichen Ansatz vertritt.
Wichtig: Dokumentieren Sie alles schriftlich, etwa durch eine systematische Verwaltung von Literaturquellen, wie sie Angela Außerlechner, & Angelika Haidacher aus Innsbruck entwickelt haben.
©opyright Werner
Stangl, Linz 1997.
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