Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische
Psychologie 1989, Heft 4.
Ein halbprojektives Verfahren zur Messung des elterlichen
Erziehungsverhaltens
Diese Arbeit präsentiert die Entwicklung und Validierung
eines neuen halb-projektiven Testverfahrens zur Messung des
selbstperzipierten elterlichen Erziehungsverhaltens. Es wurde von
der Zielsetzung ausgegangen, ein ökonomisch einsetzbares
Instrument für die praktische Anwendung in erzieherischen
Beratungs- und Entscheidungsfeldern zu konstruieren. Durch die
Verwendung von 20 Bildern kritischer Erziehungssituationen mit
jeweils 8 elterlichen Reaktionsmöglichkeiten wird eine
interaktionistische Konzeption verwirklicht, die es
ermöglicht, individuelle und über Situationen hinweg
stabile Verhaltensmuster (Präferenzprofile von 16
Einzelmerkmalen) zu identifizieren. Anhand der Daten von insgesamt
1136 Eltern (im Alter von 18 bis 80 Jahren) wird die
Reliabilität und Validität des Verfahrens nachgewiesen.
Die Faktoren umfassen bisher in der Erziehungsstilforschung wenig
beachtete Merkmale wie z.B. das Ausmaß der Berufung auf
Autoritäten, Identifikation mit und Zurückweisung der
Elternrolle, die Berufung auf elterliche Normen und Regeln, die
Identifikation mit kindlichen Problemen, das Ausmaß der
positiven und negativen Argumentation, das Ausmaß der
Konfliktvermeidung. Eine Clusteranalyse zeigt die Möglichkeit
der Identifizierung von 5 Typen elterlichen Erziehungsverhaltens,
die weitgehend mit bisherigen Typologien übereinstimmen
(laissez-faire, sozial-integrativ, überbehütend,
lenkend, autoritär-restriktiv).
A semi-projective test for the measurement of parental
educational behavior
This study presents a new semi-projective test for measuring
parental educational behavior Fragebogen zum elterlichen
Erziehungsverhalten (FEV). This test assesses patterns of parental
behavior for use in educational counseling and decision making.
The FEV uses 20 pictures of critical educational situations, for
each of which the S has to indicate one or more of 8 predefined
reaction alternatives. Thereby individual behavior patterns can be
identified. The 16 factors of the FEV comprise, e.g. reference to
authorities, identification with and rejection of the parental
role, reference to parental norms, identification with child's
problems, positivity and negativity of argumentation, and conflict
avoidance behavior. Most of these factors have been disregarded up
to now. Reliability and validity has been tested with a sample of
1136 Ss (aged 18 to 80) and resulted satisfactory. Finally, a
cluster analysis identifies 5 types of parental behavior
corresponding to well-known education styles (laissez-faire,
democratic, overprotective, directive, autocratic).