|
Kurzbericht über erste Validierungsstudien zu einem projektiven MeßverfahrenRehabilitation 1984, 23 , 26-27.
Die (Wieder)Eingliederung von Behinderten geht häufig nicht reibungslos vor sich. Das liegt oft weniger an den Auswirkungen der Behinderung selbst als an den Einstellungen der Nichtbehinderten gegenüber dem Behinderten, die ihn in seinen Lebensmöglichkeiten und Selbstverwirklichungschancen beeinträchtigen und einschränken (Seifert/Stangl 1981).
Mit dem hier kurz vorgestellten Einstellungsstrukturtest (BESTT 83) können fünfzehn Einstellungskomponenten des Integrationsklimas erfaßt werden (Abb. 1), so daß geeignete Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der sozialen Integration des Behinderten eingeleitet werden können (Schulung, Aufklärung etc.).
Die Auswahl der fünfzehn Einstellungskomponenten erfolgte aufgrund bisheriger Forschungsergebnisse zu diesem Thema (Siller 1970, Yuker 1970,Cloerkes 1979, Seifert/Stangl 1981).
Im Gegensatz zu herkömmlichen Einstellungstests wird optisches Material eingesetzt, d.h., es werden Bilder von Behinderten in alltäglichen sozialen Situationen verwendet, damit eine größere Realitätsnähe erreicht wird und Verfälschungstendenzen teilweise ausgeschaltet werden. Zu jedem der fünfzehn Bilder wird eine Frage gestellt und werden vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben, die von den Probanden nach dem Kriterium der besten Eignung für das Bild gereiht werden (Abb. 2).
Die insgesamt 60 Antwortmöglichkeiten sind derart systematisch variiert, daß einerseits bei jedem Bild verschiedene Einstellungskomponenten bewertet werden müssen, andererseits jede der fünfzehn Einstellungskomponenten viermal vorkommt. Die auf einem Antwortblatt eingetragenen Reihungen werden in durchschnittliche Ränge in den Einstellungskomponenten transformiert und in einem Einstellungsprofil dargestellt (Abb. 1). Das Verfahren ist im Einzel- und im Gruppenversuch anwendbar, die Bearbeitungszeit beträgt ca. 15 Minuten.
Die an einer Stichprobe von 175 Personen (Alter 10 bis 90 Jahre, 75 männlich und 100 weiblich) erprobte erste Fassung des BESTT83 erbrachte eine durchschnittliche Einstellungsstruktur (Abb. 1), die einen ersten Hinweis auf die inhaltliche Validität des Verfahrens liefert (Seifert/Stangl 1981). Auch erbrachte der Vergleich einzelner Stichprobengruppen nach Alter, Geschlecht, Schulbildung, Ausmaß der Identifikation mit Behinderten, Kontakthäufigkeit und Gefühle und Erfahrungen im Umgang mit Behinderten Beweise für die differentiellen Möglichkeiten (Cloerkes 1979, Seifert/Stangl 1981). Derzeit wird eine leicht veränderte und erweiterte Fassung des BESTT 83 in weiteren Validierungsstudien erprobt, wobei besonders der Zusammenhang mit Persönlichkeitsvariablen untersucht wird.
Hier nicht referierte Detailergebnisse (insbesondere zur differentiellen Validität) und ein Testheft können vom Autor angefordert werden.
Literatur
Cloerkes, G.: Einstellung und Verhalten gegenüber Körperbehinderten. Berlin 1979.
Seifert, KH., W. Stangl: Einstellungen zu Körperbehinderten und ihrer beruflich-sozialen Integration. Bern 1981.
Siller, J.: Generality of attitudes toward the physically disabled. Proceedings, 78th Annual Convention. APA 1970, 6, Part II, 697-698.
Yuker, H.: The measurement of attitudes toward disabled persons. New York 1970.
|