Batinic, Bernad, Andreas Werner, Lorenz Gräf und Wolfgang
Bandilla (Herausgeber) (1999).
Online-Research. Methoden, Anwendungen und Ergebnisse..
(Internet und Psychologie - Neue Medien in der Psychologie, Band
1).
Göttingen: Hogrefe.
ISBN 3-8017-1201-X
324 Seiten.
Die Möglichkeit der Nutzung des Internets für Umfragen wird in mehreren Beiträgen kritisch diskutiert. Dabei wird insbesondere auf die grundsätzliche fehlende Repräsentativität - auch für die Gruppe der Internetnutzer - hingewiesen. Andere Beiträge widmen sich der Frage, wie ein online dargebotener Fragebogen aufgebaut sein sollte, um Daten möglichst hoher Qualität zu erhalten. Die technisch einfach zu realisierende Veröffentlichung hat zu einem Wildwuchs an Fragebögen geführt. Die dabei auftretenden typischen Fehler werden analysiert und praktische Hinweise zur besseren Entwicklung gegeben. Kapitel über die Determinanten der Teilnahmebereitschaft (wie z.B. wahrgenommene Anonymität) und über mögliche Verzerrungen bei elektronischen Befragungen stellen erste Untersuchungen zu diesen wichtigen Fragen dar. Ein Beitrag berichtet über die Vergleichbarkeit von Daten einer Internet- und einer Papier-und-Bleistift-Befragung. Ob und wann die gefundene Äquivalenz jedoch auf andere Untersuchungen übertragbar ist, kann dieser Beitrag nicht beantworten. Interessant sind Überlegungen, das Internet auch für Interviews zu nutzen und dabei auf Programme ("bots") zurückzugreifen, mit denen die Datenerhebung automatisiert werden kann. Die Darstellung eines Programmes zur einfachen Erzeugung von Online-Fragebögen rundet den Themenbereich "Online-Befragungen" ab.
Ein Kapitel widmet sich der Möglichkeit, im Internet Experimente durchzuführen. Da beim Experimentieren die Frage der Repräsentativität der Stichprobe nicht zentral ist, bietet sich hier eine Alternative zum klassischen Laborexperiment. Mögliche Fehlerquellen beim Web-Experimentieren (wie z.B. mehrfache Teilnahme) werden dargestellt und es wird ausgeführt, wie diese zu reduzieren sind.
Das Internet hat als Datenquellen mehr zu bieten als Teilnehmer an Fragebögen, Interviews oder Experimenten. Aus den immensen Mengen an gespeicherten Informationen aus Mailinglisten, in Newsgruppen, aus MUDs, auf WWW-Seiten und in Logfiles können Daten für verschiedenste Fragestellungen extrahiert werden. Die vorgestellten Studien zeigen exemplarisch, wie mit etwas Phantasie und technologischem Wissen neue Untersuchungsmethoden entwickelt und fruchtbar angewandt werden können. Hier tut sich ein weites Feld nicht nur für die Markt-, Medien- und Kommunikationsforschung auf.
Insgesamt ist das Buch für alle hilfreich, die im Internet Daten erheben oder erheben wollen. Es liefert viele Ideen für Untersuchungsmethoden und sensibilisiert für die Probleme des Online-Research. Die meisten Beiträge sind verständlich und informativ. Etwas irritieren mag nur, daß einzelne Kapitel eher wie Werbung für kommerzielle Dienstleistungen wirken oder nur über Untersuchungen zu sehr speziellen Fragestellungen berichten. Der Verzicht auf diese Beiträge hätte dem Band nicht geschadet. Daß viele grundlegende Fragen unbeantwortet bleiben, kann jedoch dem Buch nicht angelastet werden. Im Gegenteil, damit zeigen die Autoren, wo auch in Zukunft noch Forschung über Online-Research notwendig ist. (Thomas Krüger)