Sowohl AbsolventInnenbefragungen als auch in den Erfahrungen und Einschätzuungen vieler Lehrender an der Universität ist deutlich erkennbar, daß die Vermittlung kognitiven Wissens alleine weder für eine adäquate Berufsvorbereitung noch für die Hinführung zu einer zeitgemäßen Forschungspraxis ausreichend ist. Aus den verschiedensten Praxisfeldern gibt es zahlreiche Hinweise, daß an den Universitäten zwar viele Sachkenntnisse erworben werden, die sozial – kommunikativen Fähigkeiten im Rahmen der universitären Ausbildung jedoch nur unzureichend vermittelt werden.
Diese Defizite sind für Berufsfelder im Bereich der Wirtschaft, der Verwaltung, der Medien, Gebietskörperschaften und vieler Non-Profit-Organisationen (Social Services, Interessensvertretungen, Erwachsenenbildung etc.) und im Wissenschaftsbetrieb selbst feststellbar. ExpertInnen teilen die Ansicht, daß unabhängig von notwendigen Spezialisierungen (z. B. in bestimmten Sozialberufen) eine ausreichende Grundausstattung der AbsolventInnen mit sozial – kommunikativen Fähigkeiten unverzichtbar ist.
Gerade in qualifizierten Berufen (insbesondere jenen des expandierenden tertiären Sektors) gibt es einen deutlich erkennbaren Trend in die Richtung, daß die Anforderungen in der beruflichen Tätigkeit nicht mehr in einem fachlich fundierten, aber isolierten Agieren Einzelner gesehen wird, sondern in einem dialogischen und kreativ vernetzten Miteinander von Vielen. Vor diesem Hintergrund ist evident, daß die Berufschancen von AbsolventInnen deutlich erhöht werden können, wenn sie neben ihren Fachkompetenzen auch mit ihren Sozialkompetenzen den gewandelten Anforderungsprofilen entsprechen.
Der Prozeß der europäischen Integration und die zunehmende Internationalisierung in vielen Berufsfeldern machen zusätzlich die Befähigung zu einer interkulturellen Verständigung immer wichtiger. Empathisches Denkvermögen und die Fähigkeit, Erwartungen von Gesprächspartnern mit anderem kulturellen Hintergrund richtig einordnen zu können, sind Voraussetzungen für das Gelingen von Kommunikation und gemeinsamem Handeln in diesen Bereichen.
So wie in anderen Berufsfelder haben sich auch in der universitären und außeruniversitären Wissenschaftspraxis die Anforderungen radikal verändert: die Arbeit in Forschungsteams und auch interdisziplinäre Forschung ermöglichen Transfer von Fachwissen über die eigene Disziplin hinaus und schaffen dadurch Synergien. Diesem in der internationalen Forschungspraxis zu konstatierenden Trend entsprechend müssen auch die MitarbeiterInnen im Wissenschaftsbetrieb ein entsprechendes Maß an sozialen und kommunikativen Fähigkeiten aufweisen.
Die verstärkte Vermittlung sozialer Kompetenzen im Rahmen der universitären Ausbildung würde allerdings mißverstanden werden, wollte man darin nur ein Training in Kommunikationstechniken sehen, welche geeignet sind, lediglich das persönliche Durchsetzungsvermögen der AbsolventInnen in sozialen Gruppen zu erhöhen. Soziale Kompetenz - wie sie hier verstanden wird - soll vor allem auch heißen, die Sensibilität für die Fragen der Menschen in verschiedenen beruflichen und außerberuflichen Kontexten unserer Gesellschaft sowie unterschiedlichen kulturellen und sozialen Milieus zu stärken.
Aufgabe einer sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät muß es sein, über die einzelnen Studienrichtungen hinausgehend die Vermittlung sozialer Kompetenzen sicherzustellen und dabei die an der Fakultät vorhandenen fachlichen Ressourcen verstärkt einzubringen.
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