Nach einer Aussage des Freizeitforschers Horst Opaschowski über die Nutzung des internet im allgemeinen (http://www.focus.de/DD/DDNEWS/news15.htm) ist der in den Medien kolportierte internet-boom (in der BRD) eine Legende. Seiner Ansicht nach surften nur zwei Prozent der Bevölkerung gelegentlich in den elektronischen Datennetzen. Wir leben also nicht in einer Informationsgesellschaft, sondern reden nur seit zehn Jahren davon.Meine Frage an die Liste lautete daher: Wie sind die Erfahrungen der TeilnehmerInnen an der ML p@psych - ist der internet-boom nur ein grosser Schwindel von geschäftstüchtigen Providern? Oder leben wir im akademischen Bereich in einem elitären virtuellen Raum?
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Die Beiträge werden laufend ergänzt, insbesondere um neueste Daten hinsichtlich der Verbreitung des internet.
Stefan Beig verweist unterstützend auf die Studie "KomRegio" in der BRD, die repräsentativ das Kommunikations- und Informationsverhalten der Bürger in den Ballungsräumen Mannheim/Ludwigshafen, Karlsruhe und Mainz untersuchte. "Sie kam zu dem Ergebnis, daß das Internet noch kein tagesaktülles Medium sei und viel weniger als die traditionellen Medien genutzt werde. Nur jeder hundertste Befragte geht mehrmals wöchentlich ins Internet. Befragt wurden1750 Menschen ab 14 Jahren im Februar und März.Der Computer habe sich in den Haushalten noch nicht durchgesetzt, stellte die Studie fest. Nur 26 Prozent der Befragten besitzen "KomRegio" zufolge privat einen Computer, 60 Prozent nutzen jedoch einen am Arbeitsplatz oder zu Hause. 38 Prozent gaben an, daß die Bedienung von Videorecordern und Computern zu kompliziert sei." (http://www.tagesspiegel.de/tsp_f/interaktiv/netz-gesellschaft/in-ge-7095.html)
Joachim Voigt (Berufsschullehrer), der sich "noch eher als Neu-User" sieht, argumentiert bestätigend und betont die Frage nach der Nutzbarkeit von internet-Informationen: "Die Zahl erscheint insofern sicherlich plausibel, als man ja überlegen kann, welche Qualifikationen und auch wirtschaftliche Ressourcen man braucht, um das Internet wirklich effektiv zu nutzen. Selbst wenn es die zehnfache Menge wäre, wäre es ja immerhin noch eine gesellschaftliche Minderheit. Der public-relations-effect bezüglich des internet ist da sicherlich gegeben; hierzu zählen ja auch die ganzen chatter, sex-online-Touristen etc..
Wie aus gleichlautenden Untersuchungen des "Austrian Internet Monitor" (AIM) sowie der Meinungsforschungsinstitute "Integral" und "Fessel-GfK" hervorgeht, steigt die Zahl der heimischen internet-user ständig. 40 % der österreichischen Haushalte sind bereits mit einem Personalcomputer ausgestattet, weitere acht Prozent beabsichtigen, demnächst einen PC anzuschaffen. Die häufigste Möglichkeit, das internet zu nutzen, besteht am Arbeitsplatz: Elf Prozent haben dort Zugang, gefolgt von sechs Prozent, die bereits einen Anschluß zuhause haben und drei Prozent, die an der Universität davon Gebrauch machen." Die Nutzung erfolge allerdings zu 60 % zu privaten und nur zu 40 % zu beruflichen Zwecken. Was die Altersstruktur betrifft, ist die größte Gruppe jene der 14- bis 29-jährigen, gefolgt von den 30- bis 50-jährigen. Von den 22 % der Österreicher, die einen internet-Zugang haben, sind rund sieben Prozent Intensivnutzer, während neun Prozent das Netz nur gelegentlich nutzen.
Guido Weber (Universität Köln) meint, daß sich der Nutzen des Internets zunehmend verschiebt. "Durch die kontinuierliche Kommerzialisierung des Internets nimmt der Nutzeranteil an Wissenschaftlern und Computertüftlern ab. Stadt dessen wird es zur gezielten Informationsrecherche und im business-to-business eingesetzt. Inhaltlich verliert die freizeitorientierte Nutzung und der Austausch wissenschaftlicher Inhalte an Gewicht, das Internet wird zum Arbeitsmedium der Wirtschaft. Plakativ formuliert verdrängt der Angestellte den Studenten, das Net entwickelt sich vom Wissenschaftsmedium zum Netz der Berufstätigen (anteilsmäßig :-)).
Laut Acta 97, Burda Intermedia Trend 97 und dem ARD Online-Studie 97 verteilt sich die Motivation zur Internetnutzung wie folgt:
Informationsbeschaffung |
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Kommunikation/Email |
|
Downloads |
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Bankgeschäfte |
|
Bei der sich abzeichnenden Entwicklung bezüglich der Nutzergruppe und dem Einsatzbereich ergeben sich interessante wissenschaftliche Perspektiven. So erscheint es im Bereich Medienpädagogik interessant zu sein einen Focus auf die Medienerwartung, das Medienverhalten und das entsprechende Kommunikationsverhalten der Generation zu richten, die heute in führenden Positionen sind, also die Generation ab 40 Jahren."
In der schon zitierten Untersuchung aus .at finden sich an erster Stelle der Gründe für die Internet-Nutzung der Spaß am Surfen, gefolgt von e-mail und dem gezielten Aufsuchen von web-sites. Downloading, internet-chatting", und die Teilnahme an newsgroups sind die weiteren Präferenzen der User, während Bankgeschäfte und online-shopping nur für rund 3 Prozent attraktiv sind. Die gefragtesten Genres im Internet sind Freizeitangebote mit vierzig Prozent, Printmedien und Seiten mit wissenschaftlichem Inhalt. Auch software, elektronische Medien und hardware-Anbieter werden vom internet-user gerne abgerufen. Spitzenplätze in der Nutzung nehmen neben dem ORF die führenden Printmedien österreichs ein.
Joachim Voigt (Berufsschullehrer): Die ganze diesbezügliche Diskussion leidet sicherlich unter prinzipiell vermeidbaren Unschärfen. So wird kaum danach gefragt, welche Informationen sich praktikabler internet-unabhängig eruieren lassen, auf welche nicht-computergestützten Fähigkeiten die Nutzung beruhen müßten, damit von einer echten Erweiterung der Kommunikation geredet werden kann und nicht nur von einer modischen Ersetzung (immer bezogen auf die Gesamtgesellschaft; einzelne Eliten ziehen sicherlich ihren Nutzen aus dem Netz).
Rainer Albrecht , Dipl.Päd. an der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der TU Braunschweig (http://www.tu-bs.de/afh/), hält diesen Einwurf für ebenfalls sehr wichtig: "Es wird so gut wie gar nicht darüber diskutiert, in welchen Bereichen eine Verbesserung durch Neü Medien erreicht werden kann. Mein Arbeitsfeld ist die Hochschullehre. Hier fallen strategische Entscheidungen für oder gegen Bildungsmedien idR nicht indem Bildungsprobleme bearbeitet werden, sondern auf der Basis von Imagefaktoren ("wir wollen eine CD-ROM"). Wodurch das Medium Vorteile gegenüber anderen Verfahren erlangt und wie diese vernünftig ausgenutzt werden, um (z.B.) Lehre und Studium qualitativ zu verbessern, wird meist gar nicht oder viel zu spät bedacht."
Bernhard Jacobs meint zum Arbeitsfeld Hochschullehre, "daß Entscheidungsträgern häufig rein bürokratisch und häufig in erschreckendem Maße opportunistisch denken. ("Wir haben eine CD-ROM gemacht, Wir tun was.") Die interessiert z.B., daß ein Seminar stattfindet und formal alles seine Ordnung hat, was im Seminar dann abläuft, interessiert keinen mehr. Aber so viele Dinge, die an sich einleuchtend sind, und Lernen höchstwahrscheinlich fördern oder zumindestens einiges vereinfachen, werden aus bestimmten Interessenslagen heraus nicht gemacht. z.B. Warum teilt ein Professor seine Vorlesung nicht als Skript an die Studenten aus oder legt sie ins Internet ? Ich hatte letztens irgendwo im WWW gelesen, daß dies im gegebenen Fall rechtlich nicht erlaubt war. Statt dessen durfte aber das Exzerpt eines Studenten, der die Vorlesung besucht hatte, im WWW veröffentlicht werden. Ob dieser Student dann möglicherweise einige Fehler in seinem Exzerpt hatte, ist dann rechtlich formal nicht mehr relevant."
Joachim Voigt meint hinsichtlich des (noch?) Elitären des internet: "Gerade die deutschsprachige Psychologie und Pädagogik überschlägt sich ja nicht gerade in ihren Bemühungen, komplex Machtfragen zu diskutieren. Aber das gegenwärtig eine deutliche Aufsplitterung in information-rich und information-poor betrieben wird, ist wohl kaum noch zu übersehen. Die demokratischen Potentiale, die das Netz sicher noch hat, werden ohne grundlegende Reformen im Bildungsbereich und in der Arbeitswelt wohl kaum ausgeschöpft werden können."
Hiltrud Westram vom St.-Michäl-Gymnasium (Monschau) argumentiert, daß über den Provider "T-online immerhin 1,8 Mill. Menschen einen Zugang haben, wobei natürlich sehr die Frage ist, wozu sie ihn nutzen! Andererseits können Studierende (fast) durchweg einen kostenlosen Zugang über ihre Hochschule erhalten und da dürften nach meinen Angaben ca. Ein Viertel Zugang zum Internet haben. Außerhalb des Hochschulbereichs ist nach meinen Erfahrungen nur ein ganz, ganz laüs, kaum spürbares, Lüftchen - und viel Spektakel in den Medien!
Stefan Beig bestätigt, "dass die Informationsgesellschaft ausserhalb der Uni und dem Forschungsbereich in der Tat noch nicht so richtig begonnen hat (und vielleicht noch nicht mal dort). Allerdings würde ich das auch nicht zu negativ sehen, da, jedenfalls aus meinen Erfahrungen heraus, schon Interessen und Möglichkeiten vorhanden sind. Das Problem ist meiner Meinung nach nur, dass der Nutzen des Internet ausserhalb des akademischen Bereichs halt doch noch nicht besonders gross ist, bzw. nicht so richtig klar ist: 'was kann ich eigentlich alles im und mit dem Internet machen ausser mir bunte Bilder angucken und ein bisschen rumsurfen?' Ich kenne jedenfalls nicht wenige, auch im akademischen Bereich, die nach dem ersten Surfen schnell ihre Euphorie verloren haben, weil sie nicht wussten, wie sie das Netz auch 'sinnvoll' für sich nutzen können oder einfach den überblick verloren haben und keine Motivation sahen, sich 'einzufummeln' (cognitive overload, lost in hyperspace)."
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Rainer Albrecht, Dipl.Päd. an der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der TU Braunschweig (http://www.tu-bs.de/afh/) meint differenzierend: "Ohne irgendwelche Daten zu dem Thema zur Verfügung zu habven: Die Nutzung der Internetzugänge ist mit Sicherheit von ihrer Intensität her höchst unterschiedlich. 'Die breite Masse' nutzt dabei das Internet eher sporadisch. Ein kleiner Teil nutzt das Internet intensiv, davon ein noch kleinerer Teil auch publizierend, gestaltend, kreativ, kommunikativ usw.
Wenn man überlegt, woran das liegt, fallen mir zwei Faktoren ein:
Das eine ist ein (markt)politisches Problem, das andere ein (bildungs)politisches. In jedem Fall müssen diese beiden Faktoren bearbeitet werden, um nicht die ohnehin schon sehr ungleich verteilte Chancengleichheit im Medienbereich weiter zu verschärfen."
Bernhard Jacobs vom Medienzentrum der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes (http://www.phil.uni-sb.de/~jakobs/index.html) - ein internet-Pionier der universitären Nutzung - erinnert sich an die "an die Zeit, wo ich Studenten in mühsamen Diskussionen davon überzeugen wollte, sie sollten doch lieber ein Testverarbeitungsprogramm statt die Schreibmaschine benutzen, um ihre Texte zu schreiben. Heute würde es regelrecht auffallen, wenn man eine mit Schreibmaschine getippte Seminar- oder Diplomarbeit zu Gesicht bekäme.
Im letzten Semester habe zu Beginn eines Seminars, welches thematisch nichts mit Computer zu tun hatte, die Studenten aufgefordert den Arm zu heben, sofern sie zuhause einen eigenen leistungsfähigen Computer hätten. Da so viele Arme nach oben schnellten, stellte ich die Gegenfrage und kein Arm reckte sich empor. Da ist mir zum ersten mal richtig aufgefallen, dass sich ja tatsächlich etwas verändert hat.
Ich habe dann interessierten Studenten das Angebot gemacht, an einer Emailgruppe teilzunehmen, weil ich noch etliche für das Seminar brauchbare Informationen z.B. aus dem WWW auf diese Weise zugänglich machen könnte und sie auch Fragen stellen könnten. Am Anfang haben sich 3 Teilnehmer gemeldet, die alle über einen privaten Netzanschluss verfügten. Aber im Verlauf des Seminars sind etliche Teilnehmer hinzu- gekommen, weil sie offenbar bemerkt haben, dass über diese Gruppe brauchbare Informationen zu bekommen waren. Am Ende war die Hälfte des Seminars (insgesamt 11) in der Gruppe vertreten. Beim nächsten Seminar dieser Art werden alle Teilnehmer an einer Mailingliste teilnehmen und Infos aus dem WWW als Lernmaterialien nutzen (müssen)."
WS: Im Rahmen der internetunterstützten Lehre (http://pädpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/Lehre.html) des Herausgebers wird für einzelne Lehrveranstaltungen im Rahmen der Lehrerausbildung ebenfalls eine mailinglist geführt, da zu den Leitzielen auch der Erwerb und die Erprobung von Grundkenntnissen beim Einsatz neür Informationstechnologien (Schlagwort: vierte Kulturtechnik) bei der wissenschaftlichen Arbeit gehört. Ganz abgesehen davon, daß der Umgang mit neün Informations- und Kommunikationstechnologie eine Grundvoraussetzung dafür ist, auch in der Arbeitswelt der Zukunft bestehen zu können. Mit diesen Listen werden Diskussionsbeiträge, Meldungen, Protokolle, Daten etc. an alle eingeschriebenen Mitglieder verteilt. Nach anfänglichem eher zähem Beginn vor zwei Jahren haben sich diese Listen etabliert, auch wenn die Informationen nicht von allen Teilnehmern in gleichem Umfang genützt werden. Gut funktioniert das Verteilen von Informationen, Arbeitsprotokollen und Aufgaben, weniger gut bei Versuchen, organisatorische Fragen zu lösen - etwa Terminvorschläge zu diskutieren. Hier spielt wohl die Verfügbarkeit (permanent im Domizil oder nur sporadisch bei den Infopoints der Universität) eine große Rolle.
Bernhard Jacobs vom Medienzentrum der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes (http://www.phil.uni-sb.de/~jakobs/index.html): "Die intensive Nutzung des Internet hängt im wesentlichen von 2 Bedingungen ab:
Wenn mich etwas wirklich an der priviligierten Situation der Universitäten im Hinblick auf die Internetnutzung ärgert, dann ist es die mangelnde Bereitschaft, wertvolle Informationen im WWW anzubieten."
Stefan Beig : "Mittlerweile hat ja schon fast jeder wenigstens vom Internet gehört und viele HABEN ja auch eine E-Mail Adresse (gerade in der Wirtschaft). Ich denke viele haben auch schon mal ein bisschen rumgesurft und geschnuppert, aber der fehlende Nutzen und das komlizierte Wesen des Internets macht uns doch nur zur 'Die-Informationen-sind-zwar-vorhanden-aber-wir-wissen-nicht-wie-wir-sie-nutzen-sollen-Gesellschaft'."
Bernhard Jacobs betont einen unbestreitbareren Vorteil des Internet: "der schnelle Zugriff auf die Information, völlig unabhängig davon, in welchem Format die Information vorliegt. (als Word-datei, einfacher Text, Html, Bild, Computerprogramm usw.) Der potentielle Organsiationsgewinn ist gewaltig. Eine ganz andere Frage ist die, ob sich dadurch Information verbessert oder Kommunikation echt erweitert."
Bernhard Jacobs setzt sich in seinem Beitrag auch mit didaktisch-pädagogischen Momenten des internet auseinander: "Das ist sicherlich eine wichtige Frage: Denn durch Technik allein sind Verbesserungen nicht autormatisch zu erreichen. Es bedarf einer pädagogischen Begründung und Gestaltung. Der Hauptteil dessen, was etwa im WWW als neü Lerntechnik angepriesen wird, hätte sich schon Jahre zuvor durch ein vernünftiges Computerprogramm realisieren lassen. d.h. es liegt eigentlich nicht an der Technik, sondern an der fundierten pädagogischen Umsetzung und Begründung. Aber die ist nicht trivial und auch nicht direkt evident."
Peter Chott schreibt dazu: "Für mich ist die "(schul)pädagogische Dimension", die Kollege Jacobs über die Themenfrage hinaus anschneidet, wesentlich relevanter. Stichwort dazu ist: WISSENSMANAGEMENT! Ich bin der Auffassung, dass man sich in Schule und Forschung, also von der Grund- bis in die Hochschule, im Rahmen der Förderung von Methodenkompetenz (d.h. also im Rahmen des Lernenlernens") mit diesem Problemkreis auseinandersetzen muss. Da das Internet bei der Informationsbeschaffung künftig eine zentrale Rolle einnehmen wird, steht das Wissensmanagement von Infos aus dem Internet vermutlich sehr stark im Fokus des (wissenschaftlich-praktischen)Interesses.
Rüdiger Hinsch (FU-BERLIN) meint zu denAusführungen von Peter Chott, daß die Frage des Prozentsatzes der Netuser nur eine untergeordnete Rolle spiele. "Tatsache ist, dass die Zuwachsraten in den nächsten Jahren gewaltig sein werden. Bezüglich der schulpädagogischen Dimension kommt hinzu, dass das erklärte Ziel fast aller Regierungen der Industrieländer darin besteht, in den nächsten Jahren den grössten Teil, wenn nicht alle Schulen ans Netz zu bringen und dies hat bzw. muss für Lehrer-, Schülerrolle, Unterrichtsorganisation, Lerninhalte etc. weitreichende Folgen haben, die momentan noch gar nicht in ihrer Tragweite abzuschätzen sind.Ich arbeite z. Zt. in einem Forschungsprojekt zur Evaluation des Projekts "Schulen ans Netz", in dem sich zeigt, dass die Lehrer den neün Medien zwar relativ aufgeschlossen gegenüberstehen, sich aber bei der Umsetzung der sich daraus ergebenden Möglichkeiten sehr schwer tun. Hier müssten von Seiten der Pädagogik bzw. der pädagogischen Psychologie viel mehr Hilfen kommen. Auch ist der Umgang mit Computer und Internet noch viel zu wenig in die Lehrerausbildung integriert."
Zum Thema Schulen ans Netz und der zugehörigen Problematik von Sein und Schein schrieb Werner Stangl bezugnehmend auf den aktüllen Entwicklungsstand in Österreich, daß Jubelmeldungen wie "1000 der 6000 Schulen im Netz" die Tatsache verschleiern, daß bis auf wenige Ausnahmen das internet an Österreichs Schulen derzeit kaum oder gar nicht genützt wird. "Für die "normalen" SchülerInnen und LehrerInnen gibt es das internet an den Schulen de facto nicht. Zwar gibt es seit wenigen Monaten einige von behördlicher Seite und geschäftstüchtigen Providern unterstützte Aktionen, allerdings treffen diese auf Schulen, die weder technologisch noch personal dem Medium gewachsen sind. Eher sind diese Aktionen geeignet, die zahlreichen bisherigen Privatinitiativen zur internet-Anbindung der Schulen zu ersticken als zu fördern. An Hauptproblemen sind vor allem zu nennen:
Eine Nachricht aus "pressetext.austria":
Internet-Boom verändert die Medienlandschaft - 600 Experten beim Internet-Gipfeltreffen in Frankfurt
Frankfurt (pte) (15. Mai 98/09:25) - Der dritte Deutsche Internet-Kongress in Frankfurt endete mit einer überraschenden Prognose: Das Internet ist nicht Teil der zukünftigen Medienlandschaft, es ist die zukünftige Medienlandschaft! Debitel-Geschüftsführer Dr. Joachim Dreyer, der das zweitägige Experten-Treffen eröffnete: "Es besteht kein Zweifel, dass die Medienintegration auf der Plattform des Internet stattfinden wird. In fünf Jahren werden wir TV-/Video-Angebote und Telefondienste auf dem Internet haben. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es in 10 Jahren keine andere Telefonie als die Internet-Telefonie geben wird."Auch Siegmar Mosdorf, Vorsitzender der Enquete-Kommission des deutschen Bundestages, wies auf die herausragende Bedeutung des Internet für Wirtschaft und Gesellschaft hin, aber auch auf die halbherzigen politischen Versuche, Innovationsthemen wie das Internet zu unterstützen: "Nicht nur die hohen Kommunikationskosten behindern die weitere Verbreitung des Internet, sondern auch die geringe Bedeutung, die man dem Thema zum Beispiel in den Schulen beimisst".
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Kein Ende des Internetbooms in Sicht Neue Studien ueber das Internet Muenchen (pte) (20. November 98/16:59) Kein anderes Medium als das Internet hat in so kurzer Zeit eine so grosse und weltweite Verbreitung erreicht. Und derzeit ist noch kein Ende des Internetbooms in Sicht. Doch gibt es immer wieder Experten, die es genau wissen wollen und daher auch eine Unmenge an Studien, die sich diesem Thema widmen. Nicht immer gleichen sich die Aussagen, doch das macht einen Vergleich dieser Studien eigentlich erst so richtig interessant. Die erste Huerde, die die veroeffentlichten Studien nehmen mussten, ist die Erfassung des "status quo", d.h. die Situation der heutigen Internet-Infrastruktur. Gemaess Schaetzungen werden bis Ende 1998 zwischen 31 und 34 Millionen Computer ans globale Datennetz angeschlossen sein. Von Land zu Land bestehen dabei riesige Unterschiede hinsichtlich der Internet-Dichte. Finnland fuehrt das Feld mit 25 Einwohnern pro angeschlossenen Rechner an, gefolgt von den USA, Australien und Kanada. In Deutschland kommen 180 Einwohner auf einen Internet-kompatiblen Computer. China mit 561.000 Einwohnern pro Rechner und Indien mit 1.200.000 Einwohnern pro Rechner bilden das Schlusslicht. In diesem Jahr duerften bereits ueber hundert Millionen Konsumenten ueber Zugang zum Internet verfuegen, gut zwei Drittel davon Amerikaner. Im Jahr 2002 soll sich der 200millionste Surfer ins Internet einloggen. Die heute vorliegenden Vorhersagen erscheinen auf den ersten Blick sehr optimistisch. Prognosen in bezug auf die Verbreitung des Internets wurden allerdings in der Vergangenheit regelmaessig uebertroffen. Zwischen 10 und 20 Millionen Europaeer sollen bereits online sein. Laut einem Bericht der International Data Corporation (IDC) http://www.idc.com duerfte sich die Anzahl europaeischer Nutzer in den kommenden 3 Jahren mehr als verdoppeln. In einigen skandinavischen Laendern ist das Internet mittlerweile ebenso populaer wie in den USA. Gemaess IDC nutzten 1997 bereits 12 Prozent aller Finnen und Schweden das Internet - ein vergleichbarer Anteil der Gesamtbevoelkerung wie in den USA. Eine eben publizierte Studie von Forrester Research http://www.forrester.com kommt zu aehnlichen Ergebnissen. In beiden Studien wird darauf verwiesen, dass die Unterschiede hinsichtlich der Internet-Population in Europa riesig sind. Waehrend die Schweiz mit einer Internet-Population von 8 Prozent relativ gut abschneidet, liegt Deutschland mit 5 Prozent bloss im europaeischen Schnitt. Noch schlechter steht es um Frankreich: 1997 war nur jeder 50. Franzose ans Internet angeschlossen. In Sued- und Osteuropa verfuegen noch weniger ueber einen Internet-Anschluss. Das liegt unter anderem an der mangelhaften technischen Infrastruktur. Trotz minimalen PC-Dichten und lueckenhaften Telekommunikations-Netzwerken ist jedoch selbst in Sued- und Osteuropa ein erstaunliches Internet-Wachstum zu verzeichnen. Die traditionellen Medien Presse, Radio und Fernsehen sind stark an kulturelle Raeume gebunden. Das Internet gilt dagegen als globales Medium, in dem Leute aus allen Regionen der Welt laender- und kontinentuebergreifend miteinander kommunizieren koennen. Eine Studie der amerikanischen Fernsehkette ABC berichtet, dass 39 Prozent des Informationsvolumens, welches die USA via Internet erreicht, aus Europa stammen und Englisch noch immer die Hauptsprache des Internets ist. Das Internet als Sinnbild fuer Jugendlichkeit, Dynamik und moderne Technik sprach in seinen fruehen Jahren eine dementsprechende Klientel an. Mittlerweile gleicht sich das demographische Bild der Internet-Gemeinde immer mehr jenem der Gesamtbevoelkerung an. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass der Altersdurchschnitt der Internet-Nutzer steigt. Die 30- bis 45jaehrigen bilden mittlerweile die groesste Nutzergruppe. Der Anteil der Frauen steigt ebenfalls. Einst war kaum ein Fuenftel der Surfer weiblich, Ende 1997 waren es gemaess verschiedenen Studien bereits rund 40 Prozent, Tendenz steigend. Aehnliche Trends lassen sich hinsichtlich des Bildungsniveaus feststellen. Die Resultate verschiedener Studien variieren in bezug auf die Ausbildung der Internet-Nutzer stark, doch bei allen wird festgestellt, dass zunehmend auch weniger gut Gebildete von den Moeglichkeiten des Internets profitieren. Auch steigt der prozentuale Anteil von Personen mit geringerem Verdienst. Wie sehr das globale Netzwerk mittlerweile zum Alltag Amerikas gehoert, zeigen Daten zur Nutzungsdauer und -frequenz des Internets. 1995 gingen gemaess einer Studie von Media Metrix http://www.mediametrix.com/interact_mm.html bloss etwa ein Drittel aller Surfer taeglich online. Seither hat die Nutzungsfrequenz stark zugenommen. 1997 waren bereits fast die Haelfte aller Surfer taeglich im Internet anzutreffen. In einer kuerzlich erschienenen Studie von Forrester Research wird vorsichtig geschaetzt, dass die Nutzungsfrequenz in den naechsten fuenf Jahren um einen Drittel zunehmen wird. Mit der Zunahme der Nutzungsfrequenz steigt das Nutzungsvolumen. Waehrend Surfer bisher pro Jahr um die 3.000 Webseiten abriefen, duerfte diese Zahl in den kommenden Jahren ueber 5.700 Seiten erreichen. Hinsichtlich Nutzungsdauer liegen unterschiedliche Befunde vor. In einigen Studien aus dem Jahr 1997 ist die Rede von knapp fuenf Stunden durchschnittlicher Nutzung pro Woche. Andere Studien sprechen von der doppelten Laenge. Die woechentliche Nutzungsdauer lag 1997 wohl ungefaehr in der Mitte dieser beiden Werte.
(posting aus der ML des Computer Communications Club)
*) Anmerkung: Die
Diskussionsbeiträge sind nur leicht korrigiert (Sonderzeichen,
Übertragungsfehler etc.), um die Lesbarkeit zu erhöhen.
Manche Diskussionsbeiträge wurden hinsichtlich Redundanzen
gekürzt (z.B. Zitate). Alle Hervorhebungen von mir
(WS).
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p@psych Linz 1998.
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