[Read article:] Das virtuelle College - die Zukunft für die Universität? Stefan Krempl ---------------------------------------------------------------------------- Re: Das virtuelle College - die Zukunft für die Universität? by Stefan Krempl ---------------------------------------------------------------------------- Herbert Asselmeyer and Marion Degenhardt 11/24/97 Voraussetzungen für und Nachteile von virtuellen Studienangeboten Aus eigener Erfahrung können wir die im Artikel genannten Vorteile, die sich durch den Einsatz neuer Medien im Hochschulbereich ergeben, bestätigen. Virtuelle Studienveranstaltungen ermöglichen den Studierenden u.a. bessere und vereinfachte Informationsmöglich- keiten, ein besonderes Maß an örtlicher und zeitlicher Flexibilität, verbunden mit mehr Selbstbestimmung im Lernprozeß u.v.m. Es sollte aber nicht übersehen werden, daß die Erfahrungen mit virtuellen Studienangeboten neben den vielen Vorteilen auch eine Reihe von Voraussetzungen und Nachteilen erkennen lassen, denen gezielt zu entsprechen bzw. zu begegnen ist. Voraussetzungen 1) Lernkompetenzen Die o.g. Vorteile virtueller Studienangebote können aus unserer Sicht nur dann zum Tragen kommen, wenn die Studierenden über die notwendigen (Lern-)Kompetenzen verfügen, die sich aufgrund des Einsatzes neuer Medien in Hochschule und Lehre ergeben. Dazu gehört nicht nur die Bereitschaft und Fähigkeit zum Umgang mit der Informations- und Kommunikationstechnologie, sondern auch das effiziente Umgehen mit der (Un-)Menge der Informationen, ihrer Auswahl, Bewertung und Ordnung (Bewältigung der Informationsflut durch das "Lernen-lernen" als sog. vierte Kulturtechnik). Etwas konkreter formuliert: Beim Studieren in 'virtuellen Studienangeboten' kommt es darauf an,daß die Studierenden selbsttätig lernen und allein zuständig sind für folgende Lernschritte/-strategien: - Sich in der Informationsflut Orientierung verschaffen, - eigene Interessen gezielt verfolgen, - Lernziele in Lernaufgaben transformieren, - Wissensstrukturen überblicken, nutzen und auswerten, - die Wissensflut ordnen und den Lernaufgaben zuordnen, - Ergebnisse für Problemlösungen nutzen, - Lernprozesse in sozialer und technischer Hinsicht organisieren, - Evaluation von Lernschritten und Lernerfolg. 2) Technische Kompetenzen und Support Es ist für eine Virtuelle Universität von entscheidender Bedeutung,inwieweit es gelingt, anwendungsorientierte und technisch funktionierende Lösungen anzubieten, andernfalls haben die Studierenden das 'Problem am Hals', wie sie mit den technischen Vorgaben der Lehrorganisation zu Hause zurecht kommen. Hierfür ist nicht nur vor Beginn eines virtuellen Kurses eine Anfangsvergewisserung (Kompaktphase zur Klärung von Konfigurationen und Routinen) angezeigt, sondern auch eine Vereinbarung über Support während des Lernprozesses. Nachteile Virtuelle Studienangebote - so klingt es aus eigenen Umfragen - weisen im Vergleich zu herkömmlichen Studienangeboten vor allem die folgenden Nachteile auf: * Probleme bei der Verarbeitung der Informationsmenge (Stichwort: Informationsflut im Internet) * Abhängigkeit von der Technik * Probleme aufgrund der asynchronen Kommunikation (sofortige Problemlösungen sind nicht möglich, Abstimmungsschwierigkeiten etc.) * fehlender face-to-face-Kontakt Dieses virtuelle Arrangement ist für die meisten Studierenden zunächst eine herbe Zumutung und führt nicht selten zu erheblichen Irritationen und Frustrationen. Die Veränderung des Studiums auf diese Weise macht deutlich, daß sich das gesamte Bildungswesen verändern muß, die Restrukturierung der Ausbildung also nicht erst auf universitärer oder berufsbildender Ebene, sondern bereits im schulischen Bereich einsetzen muß. Eine sicher nicht wenig anspruchsvolle (Zukunfts-)Aufgabe! Abschließend noch der Hinweis auf zwei weitere u.E. interessante virtuelle Studienangebote: * virtuelles Projektseminar zum Thema "Möglichkeiten und Probleme des Lernens in Computernetzwerken" der Universität München (http://infix.emp.paed.uni-muenchen.de/nic/ss96/tnseite96.html) * Projekt des "Authoring on the fly" in der Informatik (Universität Freiburg - http://hyperg.informatik.uni-freiburg.de/mmgroup. aof;internal&sk=09BB237E) Dr. Herbert Asselmeyer und Marion Degenhardt Universität Hildesheim Projekt "Virtueller Campus - Hildesheim, Osnabrück, Hannover" Copyright © 1997 All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten Verlag Heinz Heise, Hannover [Heise online] [Webmaster]