Teil 8.1 von Leitfaden für computerunterstütztes wissenschaftliches Arbeiten / Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten


8.1 Die wissenschaftliche Arbeit; Schreibtechniken (Susanne Rieder)

Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

Titel und Titelblatt

Der Titel einer wissenschaftlichen Arbeit erscheint grundsätzlich auf einem besonderen Titelblatt.

Beim Entwurf eines guten Titels ist seine Doppelfunktion zu beachten:

Widmung, Geleitwort, Motto

Die Widmung wird gelegentlich bei der Veröffentlichung größerer wissenschaflticher Arbeiten eingefügt. Dies kann zum Beispiel eine Dankesschuld an Personen, Institutionen usw. sein.

Das Geleitwort stellt eine unmittelbare Beziehung zwischen den persönlichen Auffassungen des Verfassers - etwa seinen Befürchtungen oder Erwartungen hinsichtlich der Aufnahme seiner Gedanken - und dem von ihm verfaßten Werk her. Das Geleitwort wird in wissenschaftlichen Arbeiten selten gebraucht, da ein Vorwort dieselben Dienste leisten kann.

Ein Motto ist ein der Arbeit oder einem Arbeitsschnitt vorangestelltes Zitat, Sprichwort oder ähnliches.

Vorwort

Das Vorwort ist als ein gesonderter Teil der Arbeit anzuzsehen. Es wird darum unterzeichnet und in der Regel noch mit Ort und Datum der Abfassung versehen.

Vorwort und Einleitung werden zuweilen nicht klar unterschieden. Im Gegensatz zur Einleitung ist das Vorwort kein integraler Bestandteil des eigentlichen Textes.

Inhaltsverzeichnis

Das Inhaltsverzeichnis erfaßt sämtliche Gliederungsteile, die ihm fogen - also z. B. nicht ein ihm vorangestelltes Geleitwort oder Vorwort.

Das Inhaltsverzeichnis soll die Strukturierung des Textes augenfällig machen.

Literaturverzeichnis (Bibliographie)

Dieses Verzeichnis erfaßt sämtliche für den Entwurf der Fragestellung, die Auswahl des Materials und die eigentliche Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit herangezogenen primären und sekundären Quellen. Dies gilt sowohl für Quellen , die wörtlich zitiert werden, wie für solche, die beispielsweise durch Zusammenfassungen wiedergegeben werden.

Nach den Richtlinien für Dissertationen gehört das Literaturverzeichnis vor den eigentlichen Text.

Handelt es sich um ein Verzeichnis (bei wissenschaftlichen Arbeiten), das schon seinem Umfang nach eine gewichtige Einheit für sich darstellt, so ist die Endstellung vorzuziehen.

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungen, die über das Sprach- bzw. Fachübliche hinausgehen und dem Leser nur mit einem Schlüssel verständlich werden, sollte man nur in zwingenden Fällen verwenden. Sie sind einführend durch ein Abkürzungsverzeichnis zu erklären, das dem Literaturverzeichnis nachgestellt wird, bzw. bei Endstellung des Literaturverzeichnisses dem Inhaltsverzeichnis.

Einleitung, Durchführungsteil, Schluß

Die Einleitung ist im Gegensatz zum Vorwort ein integraler Bestandteil des eigentlichen Textes. Sie eröffnet z. B. Zielsetzungen und Arbeitshypothesen, historische Voraussetzungen, Frage-stellungen.

Der Durchführungs- oder Hauptteil befaßt sich mit einer ausführlichen Auseinandersetzung von Texten und Materialien, Experimenten, Berechnungen, Tests usw.

Der Schlußteil faßt die in Einzelschritten gewonnenen Ergebnisse zusammen, wertet sie aus und bestimmt ihren Stellenwert für die allgemeine Forschungslage.

Ergänzende Materialien

Dies sind Belegsammlungen, Statistiken, Tabellen, Zeichnungen, Bild- und Übersichtstafeln, die der Veranschaulichung des Textes dienen.

Namen- und / oder Sachverzeichnis (Register, Index)

Dieses Verzeichnis enthält die im wissenschaftlichen Text erwähnten Personen oder Sachbegriffe

Arten wissenschaftlicher Arbeiten

Referat, Seminararbeit

Beide Begriffe werden heute meist synonym gebraucht, obwohl sich "Referat" auf den mündlichen Bericht bezieht. Zum Referat kann ein knappes Thesenblatt (max. 1 Seite) erstellt werden, das jeder Teilnehmer erhält.

Die Anforderungen an den Umfang einer Seminararbeit sind von Fach zu Fach verschieden. Idealtypisches Modell der Seminararbeit ist vom Umfang und Aufbau her in der Regel der wissenschaftliche Aufsatz in Fachzeitschriften oder Sammelwerken.

Prüfungs-, Zulassungsarbeit (Diplom-, Magister-, Staatsarbeit)

Die Prüfungsarbeit ist eine schriftliche Hausarbeit, die in der Regel innerhalb einer vorgeschriebenen Frist anzufertigen ist. Sie soll vor allem Sicherheit im Umgang mit den wesentlichen Methoden und Begriffen des Fachgebietes sowie die Fähigkeit zur selbständigen Materialerarbeitung und Problemdarstellung geben. Die Prüfungsarbeit ist normalerweise nicht zur Veröffentlichung bestimmt.

Die Prüfungsarbeit fordert keinen neuen Forschungsbeitrag, wohl aber eine Mitreflexion des jeweiligen Forschungsgegenstandes.

Wissenschaftliche Monographie (insbesondere Dissertation und Habilitationsschrift)

Sie stellt in der Regel eine thematisch geschlossene, eigenständige und in ihren wesentlichen Teilen ursprüngliche Auseinandersetzung mit einer umfassenderen Fragestellung dar. Sie ist grundsätzlich auf eine Veröffentlichung hin angelegt.

Die Dissertation und die Habilitationsschrift sind die im Hochschulbereich vertrautesten Formen der wissenschaftlichen Monographie.

[Textverarbeitungsprogramme wie Winword bieten geeignete Druckformatvorlagen zum Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten wie Diplomarbeiten und Dissertationen.]

Zeitschriftenaufsatz, Beitrag zu einem Sammelwerk

Bei der Abfassung einer kürzeren wissenschaftlichen Arbeit kann man auch eine Zeitschriftenveröffentlichung in Erwägung ziehen.

Ein Sammelwerk vereinigt eine Anzahl meist aufsatzlanger Beiträge verschiedener Forscher zu einem Thema, das auch fachübergreifenden Charakter haben kann. Ein solches Werk "sammelt" beispielsweise aus den verschiedensten Bereichen, etwa Biologie, Chemie, Wirtschaft und Verwaltung, Beiträge zum Thema "Ökologisches Gleichgewicht industrienaher Naturlandschaften".

Miszellen

Miszellen sind Kurzaufsätze "vermischten" Inhalts. Viele Zeitschriften halten hierfür eine besondere Rubrik offen und geben so Wissenschaftlern Gelegenheit, auch punktuelle Informationen von legitimem fachlichem oder praktischem Interesse zu veröffentlichen.

3. Schreibtechniken

In der ersten Phase kommt es darauf an, sein Thema zu finden. Es geht darum, die Kenntnisse zum Thema zu erforschen, die man schon hat, die Interessen zu erkunden, die einen mit einem Thema verbinden, die Umrisse zu erfahren, die das Thema für einen annehmen kann. Dabei gibt es eine Fülle von Einstiegsschreibtechniken zur Visualisierung von Gedanken:

Free-Writing

Free-Writing ist der leichteste Weg, um Worte auf das Papier zu bringen.Es geht darum, fünf Minuten, ohne Halt einfach zu schreiben. Die einzige Bedingung ist, im Schreibprozeß zu bleiben. Das Ziel des "Free-Writing" ist der Prozeß, nicht das Produkt. Die Aufgaben des "Free-Writing" sind:

Clustering

Unter der Clustermethode versteht man ein gelenktes freies Assoziieren:

Zu einem Thema soll ein Kernwort gefunden werden und auf ein weißes Blatt Papier, direkt in die Mitte geschrieben und eingekreist werden. Alles, was einem zum Kernwort einfällt, wird auf das Papier geschrieben und ebenfalls eingekreist und nach Assoziationsketten mit dem Kernwort verbunden. Anschließend wird der erste Satz aufgeschrieben, der einem zum Cluster einfällt. So werden dann nach und nach die Worte des Clusters verwendet, um die nächsten Sätze zu schreiben.

Brainstorming

Für die Durchführung dieser Methode soll eine Liste aller Einfälle angelegt werden, die einem zum Thema einfallen. Die Liste sollte in fünf bis zehn Minuten stehen, sie kann so umfangreich sein, wie es einem nötig erscheint. Die Liste soll dann nach folgenden Kriterien durchgegangen werden:

Je öfter man die Liste durchgeht, um so mehr Einfälle, Überraschungen und Zusammenhänge wird man entdecken. Das ist dann das Material, aus dem das Thema weiter bearbeitet werden kann.

Mindmapping

Das Mindmapping beginnt, wie das Clustering, mit einem leeren Blatt Papier, in dessen Mitte das Thema plaziert wird. Vom Kernwort gehen dann die Einfälle aus, die beim freien Mindmap nach Lust und Liebe um das Kernwort geordnet werden.

Beim systematischen Mindmap wird das Thema notiert und die Schwerpunkte des Themas werden dann um das Thema herumgeordnet.

[Eine für Mindmapping und Free Clustering geeignete Software ist Inspiration.]

Literatur:

Poenicke, Klaus: Duden Wie verfaßt man wissenschaftliche Arbeiten? Ein Leitfaden vom 1. Sudiensemester bis zur Promotion. 2., neu bearb. Aufl. Mannheim u.a. (Dudenverlag) 1988

Werder, Lutz von: Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten. Berlin u.a. (Schibri-Verl.) 1992