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[Uni
Bonn]
[Institut]
[Abteilung]
[MitarbeiterInnen]
[Homepage
H. Gerdes]
[Hypertext-Inhalt]
Die Antwort auf diese Frage kann nicht kurz ausfallen: zu verschieden sind die Perspektiven, unter denen man Hypertext betrachten kann, zu verschieden die spezifischen Anwendungsbereiche. Dementsprechend findet man in der Literatur fast so viele Definitionen von Hypertext wie es Autorinnen gibt, die über Hypertext schreiben.
Traditionelle Texten sind linear organisiert, sie sollen in einer von der Autorin durch die Aneinanderreihung der Abschnitte vorgegebenen Sequenz gelesen werden, d.h. (wenn die Autorin Glück hat) von der ersten bis zur letzten Seite. In nicht-linearen Hypertexten stehen der Leserin immer mehrere Lesealternativen zur Verfügung, sie kann wählen, welchen Knoteninhalt sie als nächstes lesen möchte. Es gibt bei Hypertexten folglich keine fest vorgesehene Lesereihenfolge. Bei Texten entspricht die physikalische Struktur, die sequentielle Abfolge der Abschnitte - nicht der logischen Textstruktur, die meist hierarchisch ist und darüberhinaus Querverweise enthält. Bei Hypertexten - so wird angenommen - werden logische und physikalische Struktur miteinander in Einklang gebracht. Diese Übereinstimmung soll sich positiv auf das Lernen auswirken. Auf die Problematik dieser Annahme wird weiter unten noch ausführlich eingegangen.
Für die meisten Autorinnen sind Hypertexte elektronische Texte, sind also nur auf dem Computer denkbar. Gedruckte Enzyklopädien, Wörterbücher oder Karteikartensysteme sind nach dieser Definition keine Hypertexte, obwohl ihnen durch die im Text enthaltenen expliziten Verweise eine stark vernetzte Struktur zugrunde liegt. Conklin (1987) spricht in diesem Zusammenhang von manuellen Hypertexten. Der Grund für die Ausgrenzung gedruckter (Hyper-)Texte liegt darin, daß der Informationszugriff in Hypertexten ohne Aufwand für die Leserin erfolgt: die gesuchte Information ist idealerweise immer nur einen Mausklick weit entfernt.
Weiterhin wird, besonders von Autorinnen, die in der Informatik zu Hause sind, eine Eins-zu-Eins-Darstellung der Struktur der Datenbasis an der Oberfläche gefordert, um von Hypertext sprechen zu können. Andere sehen diese Eins-zu-Eins-Abbildung der Datenstruktur auf die Bildschirmoberfläche nicht als notwendige Eigenschaft von Hypertexten an, da das für die Leserin, die nur über die Oberfläche mit dem System interagiert, ohne Belang ist. Diese benutzerinnenorientierte Auffassung soll auch hier vertreten werden. Wenn es um das Lernen mit Hypertext geht, dann ist alleine das von Interesse, was die Leserin während der Interaktion sieht und erfährt, egal wie dieses Etwas im Rechner repräsentiert ist. Für manche ist das "look and feel" sogar das einzige Kriterium, um von einem Hypertext sprechen zu können.
Das Vorhandensein einer graphischen Übersicht über die Hypertextstruktur, eines sogenannten Browsers, wird von den meisten Autorinnen als unverzichtbar angesehen. Browser dienen der Orientierung in Hypertexten: Die Visualisierung der Hypertext-Struktur soll die Leserin darin unterstützen, eine Art "mentaler Landkarte" der Hypertext-Struktur zu entwickeln. Browser dienen aber nicht nur der Übersicht über die Hypertext-Struktur, sondern erlauben auch einen direkten Zugriff auf die Knoten des Hypertextes. Durch Anklicken eines der im Browser als Ikonen dargestellten Knoten gelangt die Leserin direkt zu dem entsprechenden Knoten. chenden Knoten. Der Gestaltung, Darstellung und Funktionalität von Browsern ist ein Großteil der Forschungsanstrengungen gewidmet, insbesondere im Zusammenhang mit Hypertexten, die der Wissensvermittlung dienen.
Auf die Informationen eines Hypertextes kann auf drei Arten
zugegriffen werden: durch das Verfolgen von Links, durch
Volltextsuche und über den Browser.
Das Verfolgen von Links stellt gegenüber üblichen
Datenbanksystemen eine zusätzliche Möglichkeit des
Informationszugriffs dar, der bei diesen nur mit traditionellen
Suchmechanismen (Eingabe von Suchbegriffen und deren logischer
Verknüpfung) möglich ist. Oft wissen Benutzerinnen aber gar
nicht, wonach sie genau suchen und können ihre Suchfrage
folglich auch nicht exakt formulieren. In diesen Fällen stellt
das Verfolgen von Links eine flexiblere Möglichkeit der
Informationssuche dar: Die Benutzerin muß die Suche nicht im
Vorhinein planen, sondern kann frei durch den Informationsraum
wandern ("browsen").
Neben diesem hypertextspezifischen Zugriffsmechanismus über das
Verfolgen von Links sollte auch die Volltextsuche bzw. die Suche
über die Eingabe bestimmter Suchbegriffe, wie sie aus
üblichen Datenbanksystemen her bekannt ist, unterstützt
werden. Wenn das Suchziel exakt formuliert werden kann und die
Einordnung der gesuchten Information in ihren Kontext nicht
erforderlich ist, dann hat dieser Mechanismus einen eindeutigen
zeitlichen Vorteil.
Die dritte Art des Informationszugriffs in Hypertexten geschieht
über den Browser. Die Darstellung eines Knotens im Browser kann
direkt mit der Maus angeklickt werden, woraufhin der entsprechende
Knoten angesprungen und auf dem Bildschirm angezeigt wird. Ein
Browser ist also eine spezielle Art von Knoten, eine Art Superknoten,
der nicht nur die Textstruktur anzeigt, sondern auch direkte Links zu
den anderen Knoten des Hyperdokumentes enthält.
Der Gestaltung der Benutzungsschnittstelle kommt bei Hypertexten eine zentrale Bedeutung zu. Simon (1991) stellt zurecht fest, daß das Schwergewicht bei Hypertext-Entwicklungen auf der Gestaltung der Interaktion und der Oberfläche liegt - im Gegensatz zur "normalen" Software-Programmierung, wo das Schwergewicht auf dem Entwurf der internen Programmlogik liegt. Durch diesen Wandel werden erstmals Forderungen der Software-Ergonomie ins Zentrum gerückt und es besteht die Chance, benutzerzentrierte Software-Entwicklung zu betreiben. Das Vorhandensein einer graphischen Oberfläche und das Prinzip der direkten Manipulation sind bei modernen Hypertext-Systemen feste Bestandteile ihrer Definition.
Je nach Anwendung bestehen die Knoten eines Hypertextes nur aus einer einzigen Idee bzw. Proposition, oder auch aus umfangreichen Textdateien. Im letzeren Fall sind mehrere Textdateien über Links zu einem eventuell über mehrere Rechner verteilten Hypertext verknüpft. Der momentan faszinierendste Hypertext dieser Art ist das World Wide Web (WWW), ein über die ganze Welt verteiltes Hypertext-Netz, das über das Internet frei zugänglich ist.
In vielen Hypertext-Sytemen werden den Autorinnen vordefinierte
Knotentypen zur Verfügung gestellt. Werden mehrere Knotentypen
bereitgestellt, dann werden diese an der Benutzungsoberfläche
unterscheidbar gemacht durch Farbe, Größe und/oder Icons.
Z.B. verfügt das Hypertext-System NoteCards über Textknoten
und Graphikknoten. Weiterhin sind die Knoten typisiert nach der
Hierarchie-Ebene, auf der sie angesiedelt sind, nach einfachen
Knoten, strukturierenden Knoten und Überblicksknoten. Es gibt
sogenannte "fileboxes", spezialisierte Knoten, die andere Knoten oder
wiederum fileboxes enthalten können und denen somit eine
hierarchisierende Funktion zukommt.
Systeme, die nur einen einzigen Knotentyp anbieten, erlauben es der
Autorin, je nach Bedarf unterschiedliche Knotentypen zu definieren.
Das Hypertext-System KMS kennt im Gegensatz zu NoteCards nur eine
Knotenart. Eine Typisierung kann lediglich über den Knoteninhalt
erfolgen (Text, Graphik, Bilder). Das hat für die Autorin und
auch die Leserin den Vorteil, daß nur wenige Konzepte zu lernen
sind. Hierarchische Strukturen werden in KMS einfach durch sogenannte
"tree links" erstellt.
In manchen Hypertext-Systemen können mehrere Knoten zu einem
"composite node" zusammengefaßt werden, der einen eigenen Namen
zugewiesen bekommt. Ein solcher zusammengesetzter Knoten enthält
dann eine Menge ihm untergeordneter Knoten zusammen mit den sie
verbindenden Links. Zusammengesetzte Knoten können z.B.
verwendet werden für Listenübersichten oder für sog.
"Stretchtexte", bei denen durch die Leserin, ausgehend von einem
Inhaltsverzeichnis, sukzessive Expansionen des Textes vorgenommen
werden können, bis dieser vollständig angezeigt wird.
Die Darstellung von Knoten an der Oberfläche geschieht in
sog. Frames, Karten, Seiten oder Fenstern. Diese Fenster haben eine
feste Größe, und innerhalb eines Fensters wird immer nur
der Inhalt eines Knotens dargestellt. Die verschiedenen
Hypertext-Systeme unterscheiden sich hinsichtlich der
Größe und der Anzahl der gleichzeitig anzeigbaren
Fenster.
In HyperCard kann beispielsweise zu jedem Zeitpunkt immer nur ein
Knoten angezeigt werden, in SEPIA oder MEM wird jeweils der zuvor
aktivierte Knoten simultan mit dem aktuellen Knoten angezeigt, indem
der Bildschirm aufgeteilt wird. Wieder andere Hypertext-Systeme wie
Intermedia können beliebig viele Knoten in sich
überlappenden Fenstern gleichzeitig anzeigen, wobei deren Anzahl
nur beschränkt ist durch den zur Verfügung stehenden
Arbeitsspeicher.
Die Frage, ob nur ein Knoten oder mehrere Knoten gleichzeitig
angezeigt werden können bzw. sollten, ist von einiger Relevanz
für die Kontext- bzw. Kohärenz-Diskussion.
Hypertext-Kritiker bemängeln, daß durch die Fragmentierung
des Textes der Kontext verlorengeht, der bei traditionellen, linearen
Texten einen stetigen Lesefluß erlaubt. Bei Hypertexten fehlt
diese Kohäsion, die den Übergang von einem zum
nächsten Knoten andeutet. Werden mehrere Knoten gleichzeitig auf
dem Bildschirm angezeigt, kann dieses Problem zumindest reduziert
werden. Andererseits kann aber auch die Anzeige beliebig vieler
Knoten zu Verwirrungen auf Seiten der Leserin führen.
Ein weiteres Problem mit der Darstellung von Knoten auf dem
Computer-Bildschirm ergibt sich dadurch, daß die Fenster, in
denen der Knoteninhalt dargestellt wird, maximal die Größe
des Bildschirms einnehmen können; umfangreichere Texte lassen
sich nicht mehr simultan auf dem Bildschirm anzeigen. In diesem Falle
bestehen zwei Darstellungs- bzw. Interaktionsalternativen:
bildschirmweises Blättern (paging) und zeilenweises Auf- oder
Abschieben des Textes mittels eines sog. Rollbalkens (scrolling).
Beim Blättern wird der gesamte Bildschirminhalt, ähnlich
wie beim Blättern in Büchern, durch den nachfolgenden Text
ersetzt. Je nach verwendeter Metapher (Hypertext als Buch,
Karteikarten, usw.) kann durch verschiedene visuelle
Überblendeffekte den Leserinnen der Eindruck vermittelt werden,
sie blätterten tatsächlich nach rechts oder links, nach
oben oder unten.
Beim Scrollen wird der u.U. sehr umfangreiche Knoteninhalt von den
Leserinnen nicht seitenweise wahrgenommen, sondern eher als Einheit.
Die Entscheidung für oder gegen eine der beiden
Design-Alternativen ist nicht leicht zu begründen.
In der Literatur findet man die verschiedensten Link-Taxonomien,
die sich hinsichtlich ihres Differenzierungsgrades, ihrer
Terminologie und der zugrundeliegenden Dimensionen erheblich
voneinander unterscheiden.
Links können unidirektional oder bidirektional
sein. In den meisten Hypertext-Systemen können Links nur entlang
einer Richtung verfolgt werden, und zwar vom Ausgangsanker hin zum
Zielanker. Diese Links sind unidirektional. In solchen Systemen
werden nur indirekt über eine sogenannte Backtrack-Funktion
bidirektionale Links unterstützt, d.h. der umgekehrte Weg kann
nur dann gegangen werden, wenn zuvor die andere Richtung verfolgt
wurde. Intermedia ist eines der wenigen Systeme, das
uneingeschränkt bidirektionale Links zur Verfügung
stellt.
Links können intra-, inter- oder
extrahypertextuell sein. Intrahypertextuelle Links verbinden
zwei Bereiche innerhalb eines Knotens miteinander. Diese Link-Art
wird meistens dann verwandt, wenn der Knoteninhalt umfangreich und
nicht in einem Fenster darstellbar ist. Interhypertextuelle Links
verbinden zwei Knoten desselben Hyperdokumentes miteinander,
extrahypertextuelle Links verbinden zwei Knoten verschiedener
Hyperdokumente.
Links können weiterhin unterschieden werden hinsichtlich der Globalität bzw. Lokalität ihrer Ausgangs- und Ziel-Anker. Ein globaler Anker bezeichnet einen ganzen Knoten, ein lokaler Anker eine bestimmte Region innerhalb eines Knotens. Abbildung 6 zeigt die vier möglichen Kombinationen von globalen und lokalen Ausgangs- bzw. Zielankern. In den meisten Fällen haben die Links einen lokalen Ausgangs-Anker und einen globalen Ziel-Anker. Diese Art der Verknüpfung ist man auch aus Büchern gewöhnt, z.B. von Fußnoten oder Verweisen auf folgende oder vorhergehende Kapitel.
Die wichtigste Unterteilung, die beliebig weiter differenziert
werden kann, ist die Unterteilung in referentielle und
typisierte Links. Referentielle oder assoziative
Verknüpfungen sind die wesentlichen und typischen
Verknüpfungen in Hypertexten. Sie stellen Hypertext-Knoten
zueinander in Beziehung, ohne daß die Art der Relation explizit
spezifiziert werden könnte; es besteht ein irgendwie gearteter
Zusammehang zwischen den durch die Links verknüpften Einheiten.
Aber auch assiziative Verknüpfungen werden nicht rein
willkürlich gesetzt. Referentielle Links sind oft Links, bei
denen das Wort selber als Linkanker dient. Meist verweist solch ein
Link dann auf einen Knoten, der mehr Informationen zu dem Konzept
enthält, das als Linkanker dient. Eine spezielle Form
assoziativer Verknüpfungen sind Annotationen, die nicht als
selbständige, in sich abgeschlossene Einheiten konzipiert sind,
sondern sie ergeben nur im Zusammenhang mit der auf sie verweisenden
Einheit einen Sinn. Annotationen werden nicht in separaten
Hypertext-Knoten abgelegt, sondern temporär in einem separaten
Fenster neben oder über dem aktuellen Text eingeblendet.
Typisierte Links sind Verknüpfungen, die die Art der Relation
zwischen zwei Knoten angeben. Sie dienen der Strukturierung von
Hypertexten und werden auch als strukturierende, organisatorische
oder organisationelle Links bezeichnet Conklin (1987) versteht unter
"organisationellen Links" solche, die eine hierarchische Struktur im
Sinne von "Is-a"-Relationen aufbauen. Hypertexte sind nicht
völlig strukturlos: sie verfügen oft neben den assoziativen
Links auch über typisierte Links, die dem Text sein dem Inhalt
angemessenes Gerüst verleihen. Je nach Anwendungsbereich werden
spezielle Linktypen zur Verfügung gestellt, um der
Leserin/Benutzerin die Textstruktur zu verdeutlichen.
In Hypertexten gibt es die unterschiedlichsten Methoden zur
Anzeige und Plazierung von Link-Ankern. Link-Anzeigen können
direkt in den Text integriert sein, oder aber sie werden von diesem
getrennt angezeigt.
Sind die Anzeigen direkt in den Text integriert, so spricht man von
eingebetteten Anzeigen (embedded links). Eine Technik zur Darstellung
dieser eingebetteten Anzeigen ist die Markierung des Wortes selber,
das dann Hotword oder Hot Spot genannt wird. Die Markierung kann
durch farbliche Hervorhebung, durch Blinken, durch einen Fontwechsel
oder durch die Umrandung des Wortes vorgenommen werden. Der
Link-Anker ist in diesem Falle das Wort selber, d.h. um zu dem Knoten
zu gelangen, auf den der Link verweist, muß die Leserin einfach
das markierte Wort mit der Maus anklicken.
Eine weitere Möglichkeit zur Darstellung eingebetteter Anzeigen
besteht darin, dem Wort ein kleines Ikon (embedded button)
voranzustellen oder anzuhängen, das auf das Vorhandensein eines
Link-Ankers hinweist. In manchen Hypertext-Systemen sind die Hotwords
selber nicht markiert, es ändert sich lediglich die Cursorform,
wenn er über sie hinwegfährt - er wechselt seine Form dann
entsprechend des unter ihm liegenden Link-Typs. Das Hypertext-System
Guide der Firma OWL ist ein Beispiel für ein solches System. Ein
Vorteil dieser "unsichtbaren" Linkanzeigen besteht darin, daß
der Lesefluß durch die Hervorhebungen nicht unnötig
beeinflußt wird. Insbesondere dann, wenn ein Knoten viele Links
unterschiedlicher Art enthält, kann sich die permanente
Markierung eingebetteter Anzeigen sehr störend auf den
Leseprozeß auswirken.
In einigen Hypertexten findet eine strikte Trennung zwischen dem Textteil und dem Anzeigenteil für die Links statt. Die Links können dabei entweder ständig aktiv/sichtbar sein oder müssen explizit von der Leserin, z.B. über ein Menü, aufgerufen und aktiviert werden. Ein Vorteil der Verwendung von Menüs könnte darin bestehen, daß vielen Leserinnen diese Art der Interaktion aus anderen Anwendungsprogrammen vertraut ist. Der Nachteil der räumlichen Separierung von Text und Linkanzeige könnte in einer reduzierten Bereitschaft der Leserinnen liegen, diesen Links zu folgen. Diese reduzierte Bereitschaft kann aber auch als Vorteil ausgelegt werden, da so ein unkontrolliertes, chaotisches Navigieren im Hypertext verhindert bzw. reduziert werden kann.
Von mehreren Autorinnen wurden Versuche unternommen, Hypertexte
aufgrund ihrer Struktur zu klassifizieren.
Jonassen (1986) nimmt folgende Klassifikation vor:
Die Festlegung der Hypertextstruktur durch die Autorin ist, wie auch die Festlegung des Knoteninhalts und des Knotenumfangs, eines der ungelösten Probleme der Hypertext-Technologie. Welche Knoten über welche Links nach welchem Muster miteinander verknüpft werden sollen, hängt von vielen Faktoren ab und läßt sich nicht eindeutig aus theoretischen Überlegungen ableiten. Der darzustellende Sachverhalt, die angestrebte Komplexität des Hypertextes, die Form der Nutzung und die potentielle Zielgruppe müssen von der Autorin in ihre Überlegungen mit einbezogen werden. Bei Hypertexten bleibt es weitgehend der Intuition und Erfahrung der Autorin überlassen, den Inhalt zu strukturieren. Während für viele Textarten Standards vorhanden sind, die auf Seiten der Autorin die Strukturierung des Materials leiten, z.B. beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten oder technischer Dokumentationen, kann bei Hypertexten nur mit Einschränkungen auf diese Vorgaben zurückgegriffen werden.
Browsen und Navigation sind die wichtigsten in Hypertexten vorkommenden Benutzer-Aktivitäten. Der Begriff Browsen bedeutet soviel wie schmökern, sich unverbindlich in einem Buch oder einer Bibliothek umsehen. Browsen geht immer mehr in Navigation über, je mehr die Leserin sich im Informationsraum auskennt, also eine Vorstellung darüber entwickelt hat, wie die einzelnen Knoten zueinander in Beziehung stehen. Oft wird die Navigation in Hypertexten mit der Navigation in natürlichen Umgebungen verglichen.
Das Browsen bzw. die Navigation in Hypertexten bereitet den Leserinnen oft Probleme, die man unter dem Begriff der Desorientierung zusammenfaßt oder mit lost in hyperspace bezeichnet. Das Orientierungsproblem und das damit eng zusammenhängende Problem der kognitiven Überlastung werden als bis heute ungelöste Probleme der Hypertext-Technologie angesehen, und ein Großteil der Forschung ist ausschließlich der Lösung dieser beiden Probleme gewidmet. Das Orientierungsproblem gibt es eigentlich gar nicht, sondern es läßt sich in mehrere Teilprobleme differenzieren:
Die Leserin weiß nicht,
Einige der oben aufgelisteten Probleme sind auch beim Lesen
traditioneller linearer Bücher zu beobachten, insbesondere dann,
wenn die Bücher schlecht strukturiert sind und mangelhafte
Inhaltsverzeichnisse oder Indizes aufweisen. Auch die Leserin eines
Buches kann Probleme damit haben, eine zuvor gelesene Stelle
wiederzufinden oder abzuschätzen, ob eine bestimmte Information
im Text enthalten ist. Andere Probleme sind eher hypertextspezifisch.
Die Leserin eines linearen Textes wird in der Regel nicht das Problem
haben, daß sie an einer bestimmten Stelle nicht weiß, was
sie als nächstes tun kann, denn es wird ja immer nur ein "Vor"
und "Zurück" angeboten. Wenn sie das Buch durchgelesen hat, wird
sie wissen, daß sie alle Seiten auch gelesen hat. Auch die
Schätzung des Textumfangs bereitet bei traditionellen
Büchern keine Probleme, während die Leserinnen eines
Hypertextes dessen Umfang nicht so genau einschätzen
können.
Bücher enthalten im Gegensatz zu Hypertexten vielfältige
Orientierungshilfen, die durch den häufigen Umgang mit diesen
fast schon automatisch genutzt werden können. Z.B. gibt die
Seitenzahl der Leserin ebenso wie der Vergleich der Dicke von rechter
und linker Hälfte des aufgeschlagenen Buches Aufschluß
über ihre (relative) Position im Buch; der Buchdeckel eines
schon gelesenen Buches (neu, abgenutzt, Farbe, usw.) erlaubt ein
schnelles Auffinden des Buches zwischen anderen Büchern, und der
individuell unterschiedliche Aufbau der Seiten (Fußnoten,
Graphiken, Überschrift, Anzahl und Länge der Abschnitte)
erleichtert die Suche nach bestimmten Informationen innerhalb des
Buches alleine aufgrund visueller Hinweisreize.
Unter traditionellen Orientierungshilfen werden Metainformationen verstanden, die auch in Büchern verwandt werden und auf das Hypertext-Konzept übertragen wurden. Traditionelle Orientierungshilfen haben zum einen den Zweck, die Textstruktur zu verdeutlichen, zum anderen dienen sie dem schnellen Auffinden bestimmter Informationen. Darüberhinaus eröffnen elektronische Texte die Möglichkeit, diesen traditionellen Orientierungshilfen eine dynamische Komponente zu verleihen.
Inhaltsverzeichnis: In Büchern sollen
Inhaltsverzeichnisse der Leserin einen ersten Überblick
über den Inhalt und die hierarchische Struktur eines Textes
vermitteln. Weiterhin erlauben sie über die Seitenangaben
für die einzelnen Kapitel einen gezielten Zugriff auf bestimmte
Textpassagen.
Auch für hierarchisch aufgebaute Hypertexte sind solche, evtl.
graphisch aufbereitete Inhaltsverzeichnisse sinnvoll. Über
Inhaltsverzeichnisse kann in Hypertexten - ähnlich wie bei einem
Browser - direkt auf die interessierenden Knoten zugegriffen werden,
indem der entsprechende Eintrag mit dem Mauszeiger angeklickt wird.
Weiterhin können schon gesehene Einträge markiert werden,
um denjenigen Aspekt des Orientierungsproblems zu lösen, bei dem
die Leserin nicht weiß, welche Knoten sie schon besucht
hat.
Eine besondere Art von Inhaltsverzeichnissen sind sog. Fisheye
Views. Sie dienen dazu, umfangreiche Hypertext-Strukturen auf ein
überschaubares Maß zu reduzieren. Fisheye Views sind
Filtermechanismen "die ein verzerrtes Abbild der Umwelt zeigen,
analog einer Linse mit sehr grossem Winkel (Fischauge). Es wird
sowohl die nahe als auch die weitere Umgebung dargestellt, wobei die
nahe Umgebung sehr detailliert und die vom aktuellen
Betrachtungspunkt weiter entfernt liegenden Objekte weniger
detailliert dargestellt werden.". Welcher Knoten zur näheren und
welcher zur weiter entfernten Umgebung gehört, wird mittels
einer "Degree of Interest"-Funktion berechnet. In diese Funktion
gehen zwei Werte ein: a) die "A Priori Importance" eines Knotens x
und b) die Distanz zwischen der aktuellen Position y und dem Knoten
x. So wird - in Abhängigkeit von der aktuellen Position - jedem
einzelnen Knoten ein "Interesse"-Wert zugewiesen. Ein Knoten wird nur
dann im Inhaltsverzeichnis angezeigt, wenn sein Wert über einem
zuvor festgelegten Kriterium liegt.
Glossar: Jedes gute Fachbuch enthält ein Glossar. Es liefert kurze Erklärungen und Definitionen für die im Text vorkommenden Fachbegriffe und darüber hinaus Verweise auf das Vorkommen des Begriffes im Text. In Hypertexten wurden die verschiedensten Arten dynamischer Glossare realisiert. In dem Hypertext-System MEM beispielsweise kann durch Anklicken eines Begriffes im Hypertext ein Glossarfenster aufgerufen werden, in dem die Erklärung zu dem angeklickten Begriff gegeben wird. Darüber hinaus enthält das Glossarfenster Hinweise auf andere Textstellen, die für den Begriff relevant sind. Wird ein solcher Hinweis im Glossar angeklickt, wird der entsprechende Absatz im Textfenster angezeigt. Aus dem Glossarfenster heraus kann weiterhin eine alphabetische Liste aller im Glossar enthaltenen Einträge aufgerufen werden. Durch Anklicken eines Begriffs in dieser Liste wird die dazugehörige Erklärung im Glossarfenster angezeigt.
Ein Browser ist eine wichtige Komponente insbesondere von
Hypertext-Systemen, die der Wissensvermittlung dienen. Ein Browser
ist ein spezieller Knoten, der eine graphische Übersicht
über die Hypertext-Struktur enthält. Er soll der Leserin
helfen, ein mentales Modell oder eine mentale Karte der Textstruktur
zu entwickeln, indem er ähnlich einer Landkarte eine graphische
Übersicht über die Vernetzungsstruktur des gesamten
Hypertextes oder auch nur eines Teilausschnittes bietet. Im Gegensatz
zu Inhaltsverzeichnissen werden in einem Browser nicht nur die
organisatiorischen Links angezeigt, sondern auch referentielle Links.
Browser sind Hilfsmittel, die primär der Vermittlung von
Übersichtswissen dienenund somit zur Reduktion von gleich
mehreren Aspekten von Desorientierung beitragen.
In kleinen Hypertexten können alle Knoten und Links noch
problemlos in einem Browser angezeigt werden (globale
Übersicht). In größeren Hypertexten werden diese
graphischen Übersichten aber schnell unübersichtlich
("visual spaghetti". Man begnügt sich dann meist damit, mehrere
Browser zu installieren, die jeweils einen Überblick über
Teilstrukturen geben (lokale Übersichten). Eine weitere
Reduktionsmöglichkeit besteht darin, graphisch aufbereitete
Fisheye Views als Browser anzubieten.
Die Idee, einen graphischen Überblick über die Textstruktur
zu geben, ist nicht neu und wird manchmal auch in Büchern
geboten. Dennoch ist diese Art der Veranschaulichung, die
visuell-räumliche Darstellung der Textstruktur, doch eher als
hypertextspezifisches Orientierungsmittel anzusehen. Auch hier wird
durch Hinzufügen dynamischer Elemente wieder ein
zusätzlicher Wert dadurch erreicht, daß auf die
Informationen durch Anklicken eines entsprechenden Ikons direkt
zugegriffen werden kann. Weiterhin kann der aktuelle Standort
angezeigt und schon gelesene Knoten können entsprechend markiert
werden, was einer zusätzlichen Reduktion des
Orientierungsproblems zugute kommt.
Obwohl Metaphern üblicherweise nicht den Navigationshilfen
zugerechnet werden, so dienen sie doch der Orientierung und
Navigation in Hyperdokumenten, indem sie den abstrakten
elektronischen Informationsraum in einen vertrauten Kontext stellen.
Bekannte Metaphern dieser Art sind der elektronische Schreibtisch,
der mit Elementen arbeitet, die den Benutzerinnen aus ihrem realen
Büroalltag her bekannt sind. Durch den Rückgriff auf aus
anderen Bereichen bekannte Objekte und deren Beziehungen
untereinander kann man erreichen, daß die Benutzerin ein
Anwendungs-Programm mit einem minimalen Instruktionsaufwand verwenden
kann. Durch die Vertrautheit der Objekte wird das Lernen erleichtert
und die Angst im Umgang mit dem Computer reduziert.
Viele Hypertexte beruhen auf Metaphern, die uns vom Umgang mit
traditionellen Informationssystemen her bekannt sind. So stellt das
Hypertext-System HyperCard die mit ihm erstellten Hyperdokumente in
den Kontext von Stapeln; die Knoten des Hypertextes sind die
Karteikarten des Stapels. Das Autorensystem ToolBook beruht auf der
Buchmetapher: das Hyperdokument ist ein Buch, die einzelnen Knoten
sind die Seiten des Buches. In beiden Systemen hat die Autorin aber
auch die Möglichkeit, durch eine eigene graphische Gestaltung
der Karten und Buttons eine dem jeweiligen Inhalt angemessene
Metapher zu generieren. Obwohl die Buchmetapher nicht alle Funktionen
von Hypertexten abbilden kann, ist sie dennoch gut geeignet,
besonders den anfänglichen Umgang mit Hypertexten zu
erleichtern. Andere Metaphern sind räumlicher Natur und stellen
Beziehungen zur Navigation in natürlichen Umgebungen her. Dabei
scheinen dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt zu sein.
Der Einsatz von Metaphern ist aber nicht unproblematisch. Metaphern
sind nie identisch mit dem abgebildeten Gegenstandsbereich, sondern
können immer nur mehr oder weniger gute Annäherungen an
diesen sein. Probleme entstehen dann, wenn die Benutzerin versucht,
Wissen über den durch die Metapher abgebildeten
Gegenstandsbereich auf das System anzuwenden, die Metapher aber genau
in diesem Punkt nicht zutreffend ist. Weiterhin kann das System
Funktionen enthalten, die durch die Metapher gar nicht abgedeckt
werden. Ist dies der Fall, dann kann die Funktionalität des
Systems nicht voll genutzt werden. Die Buch- und Karten-Metapher
können nur unzureichend die Möglichkeiten abbilden, wie sie
z.B. durch das Verfolgen von Links zur Verfügung gestellt
werden. Ein Schreibtisch auf dem Computerbildschirm ist eben kein
Schreibtisch, und ein Hypertext ist kein Buch. Die Nützlichkeit
einer Metapher hängt also vom Grad der Übereinstimmung
zwischen abgebildetem Gegenstandsbereich und Systemleistung ab und
davon, inwieweit die Benutzerinnen abschätzen können,
welche Aspekte des abgebildeten Gegenstandsbereiches auf das System
übertragbar sind und welche nicht. Sind diese Voraussetzungen
nicht erfüllt, kehrt sich der Vorteil in einen Nachteil um: Der
Benutzerin wird die Aufgabe unnötig erschwert, indem ihre
Erwartungen enttäuscht werden.
Eine weitere Möglichkeit der Vermeidung von Orientierungsproblemen besteht darin, die Komplexität der Hypertext-Struktur zu reduzieren, indem den Benutzerinnen nur Teilstrukturen zugänglich gemacht werden. Auch hier bieten sich wieder verschiedene Möglichkeiten an, die im folgenden vorgestellt werden.
Geführte Unterweisungen: Geführte Unterweisungen
(guided tours) sind von der Autorin ausgewählte Wege durch das
Hypertext-Netz. Sie dienen der Reduktion umfangreicher und komplexer
Hypertext-Strukturen auf interessierende bzw. zentrale Ideen, um
ungeübten Leserinnen die Navigation zu erleichtern. Man kann
sich Pfade vorstellen als eine Art Superlink, mittels dessen nicht
nur zwei Knoten, sondern eine ganze Knotensequenz miteinander
verknüpft wird. Sie haben sehr einfache Verknüpfungsmuster,
normalerweise sind sie linear, manchmal auch hierarchisch
aufgebaut.
Meist werden geführte Unterweisungen in Lernumgebungen
eingesetzt. Ein Hypertext kann mehrere Tours enthalten, die speziell
auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten sind. Guided Tour
können von der Leserin durch spezielle Buttons oder
Menüpunkte aufgerufen werden. Innerhalb einer Tour kann sich die
Leserin mittels eines "Vor"- oder "Zurück"-Buttons fortbewegen.
Darüber hinaus sollte eine Tour es der Leserin erlauben, auch
Links zu verfolgen, die zu abseits der Tour liegenden Knoten
führen. Sie kann jederzeit zu dem Punkt in der Tour
zurückkehren, an dem sie sie verlassen hat. So kann auch die
Umgebung exploriert werden, ohne daß man Angst haben muß,
verlorenzugehen.
Guided Tours sind eigentlich gar keine Navigationshilfen, sondern
machen die Navigation, so wie sie oben beschrieben wurde, weitgehend
überflüssig. Wie in traditionellen Texten gibt es bei Tours
oft nur ein "Vor" und "Zurück", es werden lineare Wege durch
einen nicht-linearen Hypertext angeboten. Obwohl geführte
Unterweisungen das Orientierungsproblem beseitigen und Navigation
überflüssig machen, bringen sie uns doch auf direktem Wege
zurück zu linearen Texten. Wenn die Lösung des
Orientierungsproblems darin liegt, Linearität zu schaffen, dann
liegt natürlich auch die Frage nahe, was dann noch vom
nicht-linearen Hypertext-Konzept übrigbleibt.
Individuelle und dynamisch erzeugte Pfade: Neben geführten Unterweisungen, die von der Autorin vordefiniert werden, gibt es auch Pfade durch einen Hypertext, die während der Navigation angelegt werden. Schon Bush (1945) sah den entscheidenden Vorteil seines Hypertext-Systems "memex" darin, daß die Benutzerin während einer Sitzung individuelle Pfade angelegen und dauerhaft speichern kann. In einer umfangreichen Datenbank können auf diese Weise die interessierenden Informationen gesammelt, herausgefiltert, assoziativ verknüpft und dauerhaft gespeichert werden. Pfade können auch als eine Reaktion auf eine Suchanfrage der Benutzerin vom System dynamisch erstellt werden. Dieser Mechanismus stellt einen Kompromiß dar zwischen den traditionellen Methoden der Inforamtionssuche in Datenbanken (Auflistung der Suchergebnisse) und der völlig freien Navigation in Hypertexten.
Hypertrails: Im Gegensatz zu geführten Unterweisungen, die vorwiegend sehr einfache Verknüpfungsstrukturen aufweisen, sind Hypertrails Einschränkungen der Hypertext-Struktur, die wesentlich komplexer sind. Sie legen über die Gesamtmenge der Knoten-Link-Verknüpfung eine Teilstruktur, die das Thema hinsichtlich eines ganz bestimmten Aspektes strukturiert. Für unterschiedliche Inhalte, Zielgruppen und Aufgabenstellungen können durch Hypertrails verschiedene, aber dennoch strukturierte Sichten auf den Inhalt bereitgestellt werden. Mittels solcher Hypertrails können multidimensionale Hypertexte aufgebaut werden, bei denen sich die Informationen je nach Informationsbedarf unterschiedlich strukturieren lassen.
Filtermechanismen: Durch Filtermechanismen kann während einer Hypertext-Sitzung die evtl. sehr komplexe Knoten-Link-Struktur auf aktuell interessierende Teil-Strukturen eingeschränkt werden. Diese Filtermechanismen können z.B. aufgrund einer Suchanfrage (zeige mir alle Knoten, die...) wirksam werden. Die Benutzerin bekommt dann im Browser nur die relevanten Knoten und Links angezeigt und kann auch nur entlang dieser ausgewählten Links navigieren. Enthält ein Hypertext typisierte Links, dann können Filtermechanismen implementiert werden, mittels derer nur bestimmte Linktypen angezeigt werden.
Rückwärtsgerichtete Orientierungshilfen sollen diejenigen Orientierungsprobleme vermindern, die durch die Frage aufgeworfen werden: Wie kam ich hier her? Wie komme ich zurück an einen bestimmten, schon besuchten Punkt? Rechnerintern werden solche Hilfen durch die Aufzeichnung einer Navigationsgeschichte (dialogue history) realisiert, entweder aktiv durch die Benutzerin oder passiv durch das Hypertext-System.
Backtrack-Funktion: Die Backtrack-Funktion ist eines der
wichtigsten und von fast allen Hypertext-Systemen zur Verfügung
gestelltes Navigationshilfsmittel. Sie erlaubt es den Benutzerinnen,
den Weg durch das Hypertext-Netz sukzessive zurückzuverfolgen,
indem ein bestimmtes Kommando eingegeben oder ein "Back"-Button
angeklickt wird. Die Knoten können über diese Funktion
einer nach dem anderen in umgekehrter Lesereihenfolge angesteuert
werden. Tauchen Orientierungsprobleme auf, kann die Leserin ihren Weg
zurückverfolgen, bis sie auf vertraute Knoten stößt
oder wieder am Anfang angelangt ist. Die Backtrack-Funktion sollte
zum einen immer verfügbar und zum anderen immer auf die gleiche
Weise aufrufbar sein. Desweiteren sollte die Aufzeichnung des
zurückgelegten Pfades immer bis an dessen Anfang reichen.
Die Backtrack-Funktion kann für ungeübte
Hypertext-Leserinnen ein Problem darstellen, da sie in linearen
Texten keine Entsprechung hat. Werden in einem Hypertext neben der
Backtrack-Funktion auch Buttons zum seitenweisen Vor- und
Zurückblättern bereitgestellt, dann wird der Unterschied
zwischen Backtrack und Zurück oft nicht realisiert. Während
der Zurück-Button zu einem Knoten führt, der in einem
linearen Text vor dem aktuellen Knoten stehen würde, führt
der Back-Button zum zuvor gesehenen Knoten. Wenn der Unterschied
zwischen diesen beiden Navigations-Funktionen nicht korrekt
repräsentiert ist, landet die Leserin evtl. bei einem Knoten,
den sie nie zuvor gelesen hat. Hier zeigt sich, daß die
Buch-Metapher nur unzureichend hypertextspezifische Konzepte abbilden
kann.
Dialog-Geschichte: Eine Dialog-Geschichte (history list) ist ein spezieller Knoten, in dem alle zuvor besuchten Knoten automatisch vom System der Reihe nach aufgelistet werden. Der entscheidende Unterschied zur Backtrack-Funktion besteht darin, daß auf alle schon besuchten Knoten direkt zugegriffen werden kann, indem die entsprechende Zeile bzw. der entsprechende Knotenname angeklickt wird. Abbildung 14 zeigt eine solche History-List, in der neben den Knotennamen als zusätzliche Orientierungshilfe auch die Zeiten festgehalten sind, zu denen der Knoten geöffnet wurde. History-Lists können temporär, d.h. nur für die Dauer der aktuellen Sitzung, oder dauerhaft gespeichert werden. Bei dauerhafter Speicherung ist es sinnvoll, neben der Zeit und dem Knotennamen auch das dazugehörige Datum aufzuzeichnen.
Weitere retrospektive Hilfen: Das Hypertext-System HyperCard bietet einen graphischen Überblick über zuvor gesehene Karten. In diesem "Recent"-Überblick werden die letzten 42 zuvor besuchten Knoten verkleinert dargestellt werden. Mehrfach besuchte Karten werden nur einmal angezeigt. Auch wenn man sich nicht mehr an den Namen eines Knotens erinnern kann, so kann man sich doch manchmal an den visuell-strukturellen Aufbau erinnern ("oben links auf der Seite war eine Abbildung..."). Durch Anklicken eines der Kartensymbole im Recent-Überblick gelangt die Leserin direkt zurück zu dieser Karte.
Das Setzen von Lesezeichen (bookmarks) ist eine aktive
Navigationshilfe. Die Leserin kann interessante Knoten markieren und
kann so zu späteren Zeitpunkten leicht auf sie
zurückgreifen oder sie ausdrucken lassen. In HyperCard
können z.B. über das Kommando "mark card" Knoten markiert
werden, über die wiederholte Eingabe des Befehls "go next marked
card" oder "go previous marked card" kann auf die markierten Karten
nacheinander zugegriffen werden. Über den Befehl "print marked
cards" werden alle markierten Karten ausgedruckt. Rechnerinterne
Markierungen sollten in konkreten Anwendungen immer auch für die
Leserin sichtbar gemacht werden.
Eine weitere, den retrospektiven Orientierungsmitteln zuzurechnende
Funktion ist die automatische Markierung schon gelesener Knoten im
Browser oder Inhaltsverzeichnis. Greift die Leserin auf den Browser
zu, sieht sie sofort, welche Themen sie schon gelesen hat und welche
noch nicht. Durch diese Markierung wird ein versehentliches,
wiederholtes Aufrufen von Knoten weitgehend vermieden.
Zusätzlich ist derjenige Knoten invers dargestellt, von dem aus
die Leserin auf das Inhaltsverzeichnis zugegriffen hat. So kann sie
auch ihre aktuelle Position im Hypertext relativ zu den anderen
Knoten bestimmen.