Bildungsforschung für die Schulentwicklung:
BEITRÄGE
BERICHT DER PERSPEKTIVENGRUPPE "FÖRDERNDE BEDINGUNGEN FÜR STANDORTBEZOGENE SCHULENTWICKLUNG"Franz Rauch & Kornelia Tischler
Ziele
Die Ziele der Arbeitseinheit bestanden zum einen darin, fördernde Bedingungen für standortbezogene Schulentwicklung in den Bereichen der Legistik und der Lehrer/innenbildung sowie durch Unterstützung von außen/innen zu benennen, zum anderen sollten die Teilnehmer/innen Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen.
Arbeitsprozess
Ausgehend von den genannten Zielsetzungen hatten die Teilnehmer/innen zunächst Gelegenheit gewonnene Eindrücke und Erkenntnisse im Kontext ihres eigenen Arbeitsfeldes zu reflektieren und in einer Diskussion mit den anderen Mitgliedern der Gruppe allgemeine fördernde Bedingungen herauszuarbeiten. Für den Bericht im Plenum sollte allerdings eine Konzentration auf drei bis sechs Aussagen erfolgen, da aufgrund der hohen Teilnehmer/innenzahl (etwa 50) sieben Gruppen gebildet wurden.
Der einzelnen Arbeitsschritte waren folgendermaßen aufgebaut:
- Bildung von Kleingruppen
- Individualarbeit zur Leitfrage: Wie können meine eigene Vorhaben bzw. Ideen zur standortbezogenen Schulentwicklung durch gesetzliche Rahmenbedingungen, Maß-nahmen in der Lehrer/innenbildung sowie durch Unterstützung von außen/innen gefördert werden?
- Gruppenarbeit: Austausch über individuelle Reflexion und Einigung auf insgesamt drei bis sechs Aussagen zu den Bereichen Legistik, Lehrer/innenbildung und Unterstützung.
- Plenum: Bericht aus den Arbeitsgruppen mit der Möglichkeit für Nachfragen bei Unklarheiten und Sammeln der Aussagen auf drei Plakaten.
Ergebnisse der Arbeitsgruppen
Die Aussagen der Teilnehmer/innen wurden sprachlich überarbeitet und zusammengefaßt.
Gesetzliche Rahmenbedingungen
- Standortbezogene Schulentwicklung benötigt nach Ansicht der Teilnehmer/innen vor allem eine Neubewertung der Arbeitszeit, die neu anfallende Aufgaben berücksichtigt, wie z.B. Koordination, Moderation, Leitung, Evaluation. Es wurden sowohl mehr Autonomie für die Nutzung von Werteinheiten für Schulentwicklungsmaßnahmen als auch eine Erhöhung der Werteinheiten angesprochen.
- In einem engen Zusammenhang mit der Neubewertung der Arbeitszeit standen Wünsche nach einer Veränderung der dienstrechtlichen Bestimmungen. Für Aufgaben von Lehrer/innen im Rahmen der standortbezogenen Schulentwicklung fehlen zur Zeit die entsprechenden Dienstrechtsbestimmungen (z.B. Mitarbeit in einer Steuergruppe oder im Schulleitungsteam, Funktion als Schulentwicklungskoordinator/in).
- Ein dritter Aspekt bezog sich auf die Klärung der Verwendung schulautonomer Tage sowie auf die Ausweitung der Schulautonomie auf die Oberstufe.
Lehrer/innenbildung
- Nach Meinung der teilnehmenden Personen kann bedarfsorientierte Planung der Lehrer/innenfortbildung am Schulstandort in Verbindung mit Ressourcen (Geld, Werteinheiten an der Schule), die eigenverantwortlich verwaltet werden, Schulentwicklungsprozesse maßgeblich unterstützen.
- Lehrer/innen sollten ferner die Gelegenheit erhalten, sich durch Seminarangebote und Lehrgänge für neue Aufgabenfelder zu qualifizieren (Teamarbeit, Koordination, Moderation, Projektmanagement, Evaluation).
- Ein Forderung betraf die Evaluation von Fortbildungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Transferwirkung in die Praxis.
- Aktuelle Forschungsergebnisse sollten in der Lehrer/innenbildung ihre Berücksichtigung finden, z.B. über Lehrer/innenhandeln in den ersten Berufsjahren.
Unterstützung
- Schulentwicklungsprozesse werden nach Ansicht der Teilnehmer/innen intern
- durch qualifizierte Schulleiter/innen und
- durch kollegiales Lernen, wie beispielsweise einer Kultur gegenseitiger Unterrichts-besuche und Feedback, unterstützt.
- Als Beispiele für Unterstützung von außen wurden genannt:
- Austausch von Informationen, Erfahrungen und Materialien zwischen Schulstandorten (unter anderem zu Organisationsformen, Jahrgangsteams,....)
- Unterstützung durch die Schulaufsicht (Motivation, klare Vorgaben)
- Aufbau von internationalen Kontakten im Rahmen länderübergreifender Projekte
- Einrichtung von Zentren mit Experten/innen- und Methodenpool
- Begleitende Supervision vor allem am Beginn von Entwicklungsprozessen
- Finanzielle Ressourcen besonders am Anfang von Schulentwicklungsinitiativen
- Geldmittel für Weiterbildung im Ausland als Unterstützung für Schulentwicklungsvorhaben (Stipendien)
Resümee
Die Statements der Arbeitsgruppen zeigten, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen den neuen Aufgabenbereichen in der Schulentwicklung hinterherhinken. Schulentwicklung mit Aussicht auf Erfolg kann nicht nebenbei erledigt werden. Die Forderung nach Ressourcen in Form von Zeit und Geld (z.B. Werteinheiten, finanzielle Zuschüsse) wurde mehrmals angesprochen. In der Lehrer/innenfortbildung sind die standortbezogene und selbstver-antwortete Gestaltung sowie die Möglichkeit der Qualifizierung für die neuen Aufgabenbereiche als maßgebende förderliche Bedingungen genannt worden. Der dritte Bereich Unterstützung von innen und außen ließ erkennen, dass sowohl die Vernetzung innerhalb der Schule als auch mit anderen Schulen Entwicklungsvorhaben fördert. Tagungen wie in Linz oder Salzburg vermögen eine österreichweite Vernetzung anzuregen, an den Schulen und in den Regionen vor Ort besteht jedoch Aufholbedarf.
Bildungsforschung wurde als fördernde Bedingung nur einmal im Bereich der Lehrer/innenbildung erwähnt. Obwohl im Rahmen dieser Perspektivengruppe nicht direkt nach dem Wert von Forschung für standortbezogene Schulentwicklung gefragt wurde, kann diese dennoch als Indiz dafür gewertet werden, dass Forschung nicht als sehr relevant für die Praxis angesehen wird. Die auf der Tagung ausgewiesene Zunahme an Entwicklunsprojekten mit einem Aktions- oder Handlungsforschungsansatz bzw. Kooperation von Forschung und Praxis scheinen (noch) nicht auf die allgemeinere Wahrnehmung von Forschung abzufärben.
Abschließend soll darauf hingewiesen werden, dass die Diskussion Unterschiede in den Rahmenbedingungen für Schulentwicklungsprojekte in einzelnen Bundesländern und Standorten deutlich gemacht hat. Was auf der einen Seite als Wunsch oder Forderung erhoben wurde, wird auf der anderen Seite mancherorts bereits praktisch erprobt (z.B. Qualifizierung von Schulleiter/innen und Lehrer/innen, Betreuung für Schulentwicklungsvorhaben).