Bildungsforschung für die Schulentwicklung


Herbert Schwetz

Beitrag aus dem Projekt "MATHECON" im Rahmen eines Workshops "Innovationen in der Schule und ihre Evaluation"

"Papageien-Mathematik", "Schrottschuss-Diagnosen" und didaktische Lösungen erster Ordnung
Ein Beitrag zur Diskussion von Qualität des Mathematikunterrichts

e-mail: hschwetz@asn-graz.ac.at

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Der Begriff "Papageien-Mathematik" wurde von O'Brien (1999,434) geprägt. SchülerInnen sind angehalten, mathematische Inhalte nach der "Papageien-Methode" zu speichern und im Bedarfsfall zu reproduzieren. "Schrottschuss-Diagnosen" über die Defizite des Bildungswesens werden von Kritikern verschiedenster Herkunft (z. B. nach TIMMS von Taschner 1998) vorgebracht und sind meist äußerst populistisch und marktschreierisch; vielfach treffen sie ein Körnchen Wahrheit. Der Begriff "Lösung erster Ordnung" stammt aus der logischen Typenlehre (Watzlawick 1979, 28) und beschreibt Veränderungsbemühungen, die nach dem Muster "mehr desselben" angelegt sind (Beispiel: Wenn ein Lerner die Zehnerüberschreitung nicht gut beherrscht, so bestünde die "Lösung erster Ordnung" darin, diesem Lerner weitere Übungsbeispiele vorzulegen). In diesem Fall würde dann die Lösung des Problems aus dem System stammen, aus welchem die Strategie entnommen wurde, die nicht zum Erfolg geführt hat. Das System bleibt bei "Lösungen erster Ordnung" unangetastet.

Die TIMSS-Ergebnisse haben in manchen Ländern einen Schock (z. B. BRD, USA) und mancherorts einen Pendelschlag in Richtung "back-to-basics" ausgelöst. Es soll gezeit werden, dass die vorgeschlagenen Programme zur Beseitigung der Defizite vielfach "Lösungen erster Ordnung" darstellen. Die "Lösung zweiter Ordnung" hätte zum Ziel, das "System" zu verändern und über das System hinauszugehen. Dies könnte z. B. für das Nichtbeherrschen der Zehnerüberschreitung bedeuten, dass man nach den Ursachen des Defizits fragt, diagnostische Tests und Interviews durchführt, um einen Wandel (oder eine Therapie) herbeizuführen.

Das COMENIUS-Projekt "MATHECON" versuchte ein didaktisches Konzept nach den Prinzipien von "Lösungen zweiter Ordnung" (=Überwindung der "Papageien-Mathematik") zu realisieren, zu implementieren und zu evaluieren. Somit hat das Projekt "MATHECON" auch die Frage nach der Qualität von Mathematikunterricht gestellt. Neben empirischen Ergebnissen (Pre- und Posttest-Daten) werden auch Indikatoren für "guten" Mathematikunterricht zur Diskussion gestellt.

Literatur:
O'Brien. (1999). Parrot math. In: Phi Delta Kappan. Vol 80. Nr. 6
Taschner , R. (1998). Ist die Mathematik in der Schule noch zu retten? In: Standard. 27. Februar 1998. Wien.
Watzlawick, P. (1979; 2. Auflage). Lösungen. Verlag Hans Huber: Bern.

Anmerkungen: -


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http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/TAGUNG/Tagung.html