Bildungsforschung für die Schulentwicklung


Andreas PASCHON & Kirstin ECKSTEIN

Universität Salzburg - Institut für Erziehungswissenschaften; Akademiestraße 26; 5020 Salzburg

Interessenskollisionen und Diskrepanzen in der Schule:
MSS-Schuldatenanalyse im Spannungsfeld zwischen Sein und Sollen

e-mail: andreas.paschon@sbg.ac.at & kirstin.eckstein@sbg.ac.at

W3:

Nicht jede Vision der idealen Schule wird mehrheitsfähig oder gar einheitlich erlebt &endash; dennoch steht nicht jede "individuelle Idee der optimalen Schule" a priori in Widerspruch mit den Vorstellungen anderer Personen und Interessensgruppen. Dieser Umstand begünstigt das gemeinsame Suchen nach jenen Sollens-Forderungen, die im Konsens umgesetzt werden könnten, und das Auffinden von Ziele, die in der (einzelnen) Schule bereits befriedigend realisiert wurden. Das Spannungsfeld zwischen SEIN und SOLLEN einer jeder Schule läßt sich auf breiter Basis am besten ausloten und kann deskriptiv ohne subjektive Mut-maßungen von Mehrheits- und Minderheits-verhältnissen in einen dynamischen Kom-munikationsprozeß einfließen.

Die wahrgenommene Differenz zwischen Sein und Sollen ist Ausgangspunkt auf der Ebene jedes einzelnen &endash; dennoch lassen sich diese Diskrepanzanalysen sinnvoll auch auf andere Ebenen übertragen: Klassen, Schulstufen, Personengruppe der Schüler, Lehrer, Eltern, im Vergleich, etc.. Die-sen Befunden sollten sich Schulen stellen, wenn sie sich im Rahmen von Schul-entwicklungs-prozessen auf breiter Basis unter möglichst hoher Berücksichtigung von Einzelinteressen zielgerichtet verändern wollen.

Der MSS (Modulansatz zur Selbstevaluation von Schulentwicklungsprojekten), der am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Salzburg entwickelt wurde, ist ein inzwischen bewährtes Instrument für Schulen, sich einer profunden empirischen Evaluation zu unterziehen. Da für jede Schule der Fragebogen unter Berücksichtigung der situativen Schulszpezifität erstellt werden kann, erweist sich das Instrument als äußerst flexibel, was den Fokus der zu untersuchenden Aspekte an der einzelnen Schule betrifft. Insgesamt 450 Module bzw. ca. 4000 Fragen umfaßt derzeit der Itempool zu schulalltagsrelevanten Inhalten. Da der MSS im Normalfall als Vollerhebung bei allen Schülern, Lehrern und Eltern der zu untersuchenden Schule zum Einsatz kommt, ist gewährleistet, daß jede potentiell von spezifischen Schulbelangen betroffene Person in die Erhebung eingebunden sein kann. Ein Teil der Module ist auf die Erfassung der gegen-wärtigen Situation ausgerichtet, andere Module fokussieren neue mögliche Entwicklungen an der Schule. Ein weiterer Teil der Module ist direkt mit dem Ziel von Sein-Sollen-Vergleichen konzipiert: In diesen Modulen werden die Wünsche und die aktuelle Wahrnehmung des Schulalltags einander gegenüber-gestellt. Vergleiche lassen sich sowohl auf Personen (Klassen-vorstand, Direktor, Klassen-sprecher, etc.) als auch auf abstraktere schulrelevante Aspekte (Bildungsziele, Eigenschaften von Wunschklassen, Klassenklima, Einführung "neuer" Fächer/Beibehaltung "alter" Fächer) durchführen. Bisher liegen Daten von etwa 5000 Personen aus insgesamt 6 höheren Schulen vor.

Im Poster bzw. mittels Laptop-Präsentation wird auf der Basis empirischer Befunde und entsprechenden Graphiken gezeigt, wie sowohl auf Individual- und Klassenebene, als auch auf Schulebene unter Berücksichtigung der verschiedenen Interessensgruppen (Schüler, Lehrer, Eltern) über Schulen hinweg mit der Diskrepanz zwischen "Wunsch=SOLL und Wahrnehmung=IST" seitens der Betroffenen, umgegangen werden könnte.

Literaturangabe:
PASCHON Andreas; RIFFERT Franz (1997): Der Modulfragebogen zur Selbstevaluation von Schulentwicklungsprojekten (MSS); Zwischenbericht zur Entwicklung eines situationsspezifischen Evaluations-instruments. In: THONHAUSER Josef; RIFFERT Franz (Hrsg.): Evaluation heute &endash; zwölf Antworten auf aktuelle Fragen. Braunschweig: Braunschweiger Studien. S. 199-213.

Anmerkungen: -


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