Bildungsforschung für die Schulentwicklung


Dr. Karl Hauer

Pädagogische Akademie des Bundes in Linz

Veränderung der Hauptschule durch Integration behinderter Kinder?

e-mail: hauer.karl@asn.netway.at

W3:

Seit dem Schuljahr 1997/98 sind in Österreich auch die Schulen der Sekundarstufe I verpflichtet &endash; falls die Eltern behinderter Kinder dies wünschen &endash; einen gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern zu organisieren. Um diesen integrativen Unterricht erfolgreich gestalten zu können, müssen die Schulen sowohl im pädagogischen als auch im organisatorischen Bereich entsprechende Umstrukturierungen vornehmen.
Im Mittelpunkt meines Forschungsinteresses steht nun die Frage, ob die Errichtung von Integrationsklassen Veränderungen an einer Schule bewirkt und von welchen Faktoren Stabilität und Wandel abhängig sind. Dabei gehe ich von der These aus, daß Veränderungen von Organisationen wesentlich durch die Interessen der Akteure an der Erhaltung ihrer Handlungsspielräume und durch den strukturalen Kontext beeinflußt sind.

Für die empirische Beantwortung dieser Frage wurden im Sinne eines theoretischen Samplings sechs Schulen ausgewählt, die derzeit mindestens zwei Integrationsklassen führen und die die großstädtische, kleinstädtische und ländliche Situation von Hauptschulen repräsentieren. An jeder Schule standen neun Lehrpersonen und der/die Leiter/in für ein Intensivinterview von mindestens einer Stunde Dauer zur Verfügung. Die inhaltsanalytische Auswertung ist noch im Gange, sodaß die wenigen (aus Platzgründen) hier thesenhaft angeführten Ergebnisse nur einen ersten Überblick vermitteln können:
- Integrationsklassen haben auf die gesamte Schule dann eine positive Auswirkung, wenn die pädagogischen Veränderungen in kleinen Schritten erfolgen; radikale Maßnahmen spalten den Lehrkörper.
- Fast alle Schulleiter/innen legen den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Administration und betreiben keine systematische pädagogische Entwicklung ihrer Schule.
- Schülerschwund ist für Schulen der stärkste Motivationsfaktor, sich mit Veränderungen auseinanderzusetzen.
- Die fehlende Tradtion bei den Lehrer/innen, einen Teil ihrer Vorbereitungsarbeit in der Schule zu erledigen, hemmt die Organisationsentwicklung; ohne allgemein verbindliche Regelungen bleibt die Kooperation dem Zufall überlassen.
- Tendenziell stehen Lehrer/innen, die pädagogische Innovationen (offener Unterricht, alternative Beurteilungsformen) angehen, unter stärkerem Legitimationsdruck als jene, die in herkömmlicher Weise unterrichten.

Anmerkungen: -


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