Ergänzende Richtlinien
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Pädagogik &
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Empirischen wissenschaftlichen Untersuchungen liegt vereinfacht folgende Logik zugrunde:
- Entdeckung und Formulierung eines Problems
- Beschreibung der theoretischen Zusammenhänge sowie deren empirische Prüfung
- Verwertung der Untersuchungsergebnisse.
Aus dieser Logik ergibt sich auch der spezielle Aufbau einer empirischen Diplomarbeit, der auch in der leicht abweichenden Strukturierung sichtbar wird.
Formulierung der Problemstellung
Das gewählte Problem soll überschaubar sein, damit es mit angemessenem Aufwand bearbeitet werden kann. Die Problemstellung sollte neue theoretische Gesichtspunkte enthalten, muß aber nicht unbedingt völlig neu sein, sondern kann auch auf ungelösten Fragen früherer Arbeiten aufbauen.
Auswertung der Literatur
In diesem Abschnitt soll der/die VerfasserIn den möglichst aktuellen "Stand der Wissenschaft" darstellen. Zweckmäßigerweise orientiert er/ sie sich dabei zuerst an Forschungsüberblicken und Sammelreferaten. Darauf aufbauend ist eine gezielte Durchsicht der Literatur durchzuführen. Ebenso nützlich ist es, frühere Arbeiten im Hinblick auf ungelöste Fragen oder Fehler kritisch zu untersuchen.
Ableitung der Hypothesen
Die Beschreibung der zu untersuchenden Problemstellung muß in Form von Hypothesen (Behauptungen,Thesen, "ungelösten Fragen") erfolgen. Je prägnanter der/die VerfasserIn die Problemstellung bzw. die Hypothesen formulieren kann, umso leichter kann eine empirische Fragestellung entwickelt werden. Die für die eigene Arbeit bedeutsamen begrifflichen Grundlagen, Annahmen und Hypothesen sind in Auseinandersetzung mit früheren Arbeiten zu formulieren.
Hypothesen (Theoriesätze) sind Aussagen, die aus einer allgemeineren Theorie abgeleitet werden. Diese Ableitung ist nachvollziehbar (klare Argumentation und Bezug zur bisherigen Literatur) zu erklären bzw. zu begründen. Hypothesen müssen prinzipiell prüfbar formuliert werden und sollen einen deutlichen Bezug zur Problemstellung aufweisen.
Theoretische Hypothesen enthalten Begriffe und Variablen. Auf deren Definition sollte der/die VerfasserIn besondere Sorgfalt verwenden. Eine klare Variablenbeschreibung (Operationalisierung) erleichtert die Entwicklung geeigneter Forschungsmethoden. Ebenso ist die übersichtliche Zusammenfassung in einem Variablenplan zweckmäßig.
Forschungsmethoden
Der Untersuchungsplan (Forschungsdesign) muß sich logisch nachvollziehbar dazu eignen, die eigenen Zielsetzungen mit den gewählten Forschungsmethoden zu erreichen.
- Die Beschreibung des Untersuchungsplanes sollte jedenfalls die theoretisch abhängigen und unabhängigen Variablen enthalten.
- Damit die Arbeit mit den verfügbaren Mitteln realisiert werden kann, sollte der Untersuchungsplan nicht zu kompliziert sein - auch wenn dadurch die Erkenntnisse bzw. Forschungsziele beschränkt werden. Diese Warnung gilt besonders für experimentelle und quasi-experimentelle Vergleiche (z. B. Experimental- gegen Kontrollgruppe, "vorher" gegen "nachher").
- Die Grundgesamtheit der untersuchten Fälle oder Personen sollte in allen relevanten Merkmalen so detailliert wie nötig beschrieben werden. Dies gilt in besonderem Maße für die verwendete Stichprobe (bzw. Teilmenge der Grundgesamtheit), weil sie über die Aussagefähigkeit der Untersuchung entscheidet. Ebenso sollte man begründen, warum die gezogene Stichprobe angemessen ist.
- Die verwendeten Methoden sollten eine möglichst hohe Qualität hinsichtlich Objektivität, Reliabilität und Validität aufweisen.
- Die Durchführung der Untersuchung umfaßt die methodisch-organisatorischen Details der Datenerhebung. Diese Beschreibung sollte idealerweise anderen Forschern ermöglichen, die Untersuchung zu wiederholen.
- Die Auswertungsverfahren sind nur dann ausführlicher darzustellen, falls sie nicht allgemein üblich und bekannt sind (z. B. Eigenentwicklung eines statistischen Verfahren).
- Forschungsethische Implikationen der Untersuchung müssen bedacht und eventuelle Aushandelungen durchgeführt werden: Wem nützt/schadet die Untersuchung? Welche Rechte haben untersuchte Personen/MitarbeiterInnen?
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Darstellung der Ergebnisse
Die Ergebnisdarstellung besteht aus
- Beschreibung des benutzten Datenmaterials und der Stichprobe,
- Verteilungen der Rohdaten und
- statistischen Kennwerten und Prüfmaßen (z. B. Zusammenhangsmaße).
Bei der Ergebnisdarstellung sind die Problemstellung sowie die Zielsetzungen und Hypothesen zu beachten!
Zur besseren Übersicht sind Tabellen, Abbildungen und Diagramme zu verwenden. Diese Zusammenstellungen sollten idealerweise ohne Kenntnis des Textes verständlich sein. Hierbei sind möglichst nur gängige Abkürzungen zu verwenden, jedenfalls aber zu erklären (Legenden).Interpretation der Untersuchungsergebnisse
Bei der Interpretation werden die gefundenen Ergebnisse vor allem im Hinblick auf
- die eigenen Ziele sowie
- die aufgestellten theoretischen Hypothesen erläutert und erklärt.
Interpretationen enthalten auch (subjektive) Bewertungen über die Bedeutung der Ergebnisse für die Lösung der bearbeiteten Problemstellung.
Dabei ist zu berücksichtigen, daß aufgrund der Daten auch andere Interpretationen möglich sein können. Deswegen sollte der/die VerfasserIn auch auf plausible Alternativerklärungen bzw. -hypothesen eingehen.Schlußfolgerungen
Hier ist zunächst eine Zusammenfassung der Ergebnisse und deren Interpretation zu geben. Sie soll einerseits den LeserInnen den Stellenwert der Arbeit verdeutlichen und andererseits die anschließende Diskussion der Ergebnisse sowie daraus zu ziehende Schlußfolgerungen vorbereiten.
Die Bedeutung der Ergebnisse für die wissenschaftliche Diskussion und die Konsequenzen für die entsprechenden Praxisfelder sollte argumentiert werden.
Diese Diskussion sollte sich schwerpunktmäßig den wichtigsten Interpretationen und möglichen Alternativerklärungen widmen.
Jede Arbeit hat bestimmte Schwächen. Es gehört zur wissenschaftllichen Moral, auf diese Beschränkungen und ungelösten Fragen hinzuweisen. Dazu dient der Aufweis der wesentlichen Grenzen der Untersuchung. Aufgrund dieser Erkenntnisse sollte der/die VerfasserIn auch Hinweise auf zukünftige Arbeiten und allfällige Verbesserungen geben.
Quelle:
Sageder, Josef: Richtlinien für erziehungswissenschaftliche Arbeiten.
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