Univationen - März 2006
Die gesellschaftliche Entwicklung geht dahin, Schulen als Betrieb zu sehen. Qualitätsmanagement wird also in Zukunft eine größere Rolle spielen. Vereinzelte Versuche von Schulen, Qualitätsmanagement einzuführen, sind bisher oft schon im Ansatz gescheitert. Eine Studie des Instituts für Pädagogik und Psychologie der JKU zeigt auf, wo die Knackpunkte liegen und welche Konsequenzen sich aus dem Qualitätsmanagement an Schulen ergeben.
Für die Studie wurden 6 berufsbildende Schulen in Österreich herangezogen, die bereits versucht hatten, Qualitätsmanagement einzuführen. „An 5 dieser 6 Schulen ist es bei der Einführung zu Konflikten gekommen.“, so Studienleiter o.Univ.Prof. Dr. Herbert Altrichter vom Institut für Pädagogik und Psychologie. Die Ursache dafür liege darin, dass Qualitätsmanagement für die Schulen eine gravierende Veränderung bedeute: „Die Art, wie der Lehrberuf heute organisiert ist, passt nicht mit den heutigen Anforderungen an Schulen zusammen.“. Die LehrerInnen gehen autonom und unabhängig voneinander vor, sie sind EinzelkämpferInnen, die unter dem gemeinsamen Dach der Schule nebeneinander arbeiten. Qualitätsmanagement muss zuallererst versuchen, Informationen zu sammeln, um die Leute in der Schule besser koordinieren zu können: von der Abstimmung der Sprechstunden über Lehrinhalte bis zu den Anforderungen in Parallelklassen. In das Qualitätsmanagement müssen alle wichtigen Leistungsbereiche einbezogen werden.
Die in der Studie vertretenen Schulen hatten verschiedene Qualitätsmanagement-Systeme, die in der Wirtschaft üblich sind, übernommen. Vielfach zeigten sich schon in der Anfangsphase Probleme, weil nicht alle LehrerInnen zur Mitarbeit bereit waren. In der Folge wurde das Qualitätsmanagement meist zu einem „Projekt“ heruntergestuft, an dem nur mehr ein Teil des Lehrkörpers beteiligt war. Damit sind die Ergebnisse aber nicht aussagekräftig für die Führung und Weiterentwicklung der ganzen Schule.
„Die Mitarbeit aller Lehrer ist wichtig, weil zum Qualitätsmanagement auch dazu gehört, Rückmeldungen von Schülern und Eltern zu bestimmten Fragen einzuholen, die dann in kollegialer Gruppe besprochen werden sollen, damit Konsequenzen überlegt werden können.“, so Altrichter.
Die Studie, deren Ergebnisse nicht direkt für alle Schulen generalisiert, aber als plausible Hypothese verwendet werden können, hat drei wichtige Aspekte für eine Qualitätsverbesserung an Schulen ergeben:
Da im derzeitigen System praktisch keine Aufstiegspositionen vorhanden seien, sei auch wenig Motivation für starkes Engagement gegeben.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat 5 Qualitätsbereiche definiert, die als Orientierungshilfe und Denkanstoß für Schulen dienen sollen und die Basis für Planungs- und Evaluationstätigkeiten im Rahmen von Qualitätsentwicklung darstellen: Lehren und Lernen, Lebensraum Klasse und Schule, Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen, Schulmanagement, Professionalität und Personalentwicklung. |
o.Univ.Prof. Dr. Herbert AltrichterInstitut für Pädagogik und Psychologie, Altrichter ist Vorstand des Instituts für Pädagogik und Psychologie. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in LehrerInnenaus- und -fortbildung, LehrerInnensozialisation und LehrerInnenberuf, Kontakt |