DER STANDARD
Dienstag, 21. September 1999, Seite 12

Inland 


Studium mit Zukunft (3)

Nur im berufsbildenden Schulwesen gibt es noch immer gute Jobaussichten

Lehrer: Reine Nervensache

Experten raten zu frühem Praxiskontakt, um rechtzeitig aussteigen zu können


Martina Salomon

In kaum einem anderen Beruf spielt die Persönlichkeit eine so große Rolle: Wer Lehrer werden will, sollte selbstbewusst, kontaktbereit, gelassen, stabil und nicht allzu (nach)lässig sein, sagt der Linzer Pädak-Professor Johannes Mayr. Er ist einer der Verfasser eines Selbsttests für potenzielle Pädagogen, der an den Pädagogischen Akademien aufliegt.

Weil Lehrer in einem besonders hohen Ausmaß an Burnout leiden, sollte ein möglichst frühes Kennenlernen der Berufspraxis eigentlich selbstverständlich sein, meint Mayr. Damit Studenten noch rechtzeitig auf die Notbremse steigen können, wenn sie erkennen, dass dieses Metier nicht ihres ist. Trotz punktueller Bemühungen der Unis, praxisnäher zu werden, treffe er als Lehrbeauftragter in Wien und Innsbruck noch immer Studenten, die auch im sechsten Semester noch keinerlei Praxiskontakt hatten, sagt Mayr. Gut findet er daher, wenn angehende Lehrer schon frühzeitig - etwa als Betreuer in Pfadfinderlagern oder Ferienklubs - praktische Erfahrung sammeln.

Außerhalb des Staatsdienstes gibt es häufig gar nicht so schlechte Jobchancen - beispielsweise im Personalbereich von Firmen, in Lektorat und Textgestaltung. Allerdings scheinen ausgebildete Lehrer nicht besonders flexibel zu sein, wie Mayr einräumt. Gerade bei den Pflichtschullehrern sei die "Fixierung auf Kinder sehr stark. Es gibt eine große Scheu, die Welt der Erwachsenen zu betreten." So scheiterten auch Projekte im Unterrichtsressort, in denen Wirtschaft und Lehrer zusammengebracht werden sollten - meistens mehr am Desinteresse der Pädagogen als an Jobangeboten.

Steigenden Bedarf wird es voraussichtlich in der Freizeitpädagogik geben. Auch bei der Erwachsenenbildung - Stichwort lebenslanges Lernen - herrscht in Österreich Nachholbedarf.

Im Ausland gilt die heimische Lehrerausbildung als gut. Seit zwei Jahren können Junglehrer naturwissenschaftlicher Fächer in New York unterrichten. Sie haben es mit Erfolg getan. 24 sind heuer neu an den US-Schulen, neun aus dem Vorjahr haben verlängert.

Eines der Hauptprobleme im Beruf ist das Image. Er gilt als Beruf, der sich mit Kindererziehung bestens vereinbaren lässt, und zieht daher zu wenig dynamische Persönlichkeiten an, die die Schule eigentlich bräuchte, meint Herbert Altrichter, Professor für Wirtschaftspädagogik. Status, Aufstiegsmöglichkeiten und Einkommen für Einsteiger sind für manche eher abschreckend. Viele Berufsanfänger wählten den Job nur, weil sie nichts anderes fänden, daher herrsche häufig "gedämpfte Motivation", bedauert Altrichter.

Auf der Positivseite ist Arbeitsplatzsicherheit und relativ guter Verdienst in höhe- rem Alter zu vermerken. Laut IHS-Studie verdienen AHS-Lehrer derzeit durchschnittlich 36.741 Schilling, in den BMHS durchschnittlich 40.354 S. Bescheiden sind die Einstiegsgehälter: In der Grundschule steigt man als Vertragslehrer mit 20.973 S, in Höheren Schulen mit 23.112 S ein.

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