DER STANDARD
Samstag/Sonntag/Montag, 24./25./26. Oktober 1998, Seite 80

Uni-Ranking

"Den Unis fehlt das Selbstbewußtsein"

Bildungsexperte: Schwere Studien machen zufrieden


Martina Salomon Wolfgang Fasching

Wien/Linz - Große, unübersichtliche Studien schnitten im STANDARD-Ranking schlecht ab. Den Linzer Pädagogikprofessor und Evaluierungsexperten Herbert Altrichter wundert das gar nicht. An kleineren Unis gebe es eine höhere emotionale Bindung - und oft mehr Qualität: "In Studien, wo Studenten mit ihrer Leistung sichtbar werden, wird auch eher akzeptiert, Leistung zu zeigen."

Ein zu "leichtes" Studium wird - so weiß Altrichter - ebenfalls rückblickend sehr kritisch beurteilt. Zufrieden macht "das gemeinsame Überwinden einer Hürde".

Ist aus dem STANDARD-Ranking nun die Lehre zu ziehen, daß große Fakultäten zerschlagen und in kleinere Einheiten aufgeteilt werden müssen? So radikal will es Altrichter nicht sehen. Aber es wäre wichtig, das Studium zumindest organisatorisch in überschaubare Abschnitte zu zergliedern, für die es Verantwortliche aus dem Lehrpersonal geben müßte.

Daß derzeit allerorten Diskussionsrunden um das Thema Universität stattfinden, während die Betroffenen so still sind wie noch nie, erklärt Altrichter so: Die hohen Schulen seien im Umbruch und deswegen ziemlich verunsichert. "Das alte Selbstbewußtsein ist weg."

Die Unis müssen sich tatsächlich derzeit umorientieren: auf den Umbau der Studien durch das neue Studienrecht, auf mehr Freiheit und Verantwortung durch das UOG '93 und auf mehr Kontrolle der Lehre. Gerade diese Außensicht, die Leistungskontrolle, werde von den Fakultäten unterschiedlich gehandhabt, bemerkt Altrichter.

Öffentliches Interesse

Auf die Außensicht verzichten wollen die Unis aber auf gar keinen Fall, sagt der Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Peter Skalicky. Das ist auch der Grund, warum er das Uni-Ranking für wichtig hält, weil es "ein gutes Bild über das Bild der Unis in der Öffentlichkeit" liefere. Damit werde das Interesse an ihnen geweckt.

Das Ergebnis des Rankings überrascht ihn nicht. Es entspreche weitestgehend seiner eigenen Einschätzung. Als Grundlage für irgendwelche Maßnahmen will er es nicht sehen. Dafür gebe es die Evaluierungsverordnung. Generell gilt für ihn aber: "Lieber eine schlechte Position im Ranking als gar keine Berichterstattung über die Unis."

Auch der Chef der Hochschülerschaft, Wolfgang Gattringer, begrüßt das Uni-Ranking, weil es "für Bewegung an den Unis sorgen wird". Ein "Überprüfungs- und Rechtfertigungsdruck" entstehe dadurch, der den Studenten nur nützen könne.


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