KONZENTRATIONSSCHWÄCHENicht bei der Sache?von Simone MühleggerWährend Menschen bei Tätigkeiten, die sie gerne machen, alles um sich herum vergessen, fällt es gerade bei ungeliebten Arbeiten schwer, sich darauf zu konzentrieren. Manchmal steckt eine Schwäche dahinter.Mit ein paar einfachen Maßnahmen, Regeln und Übungen lässt sich die Konzentrationsfähigkeit deutlich verbessern. Eigentlich wollte Peter seine Steuererklärung machen, die er seit Wochen vor sich herschob. Doch anstatt anzufangen, die gesammelten Rechnungen zu ordnen, beobachtet er durchs Fenster, was unten am Parkplatz passiert. Patiizia hat sich vorgenommen, für die Mathematikschularbeit den ganzen Nachmittag zu lernen, doch anstatt mit der ersten Aufgabe zu beginnen, fällt ihr auf, dass der Bleistift noch gespitzt gehört. Und der kleine Fleck am Lineal muss weggeputzt werden. "Gerade wenn es sich um konzentriertes Arbeiten handelt, an dem wir nicht viel Freude haben, ist die Gefahr groß, sich ablenken zu lassen“, erklärt Prof. Werner Stangl vom Institut für Pädagogik und Psychologie an der Johannes Kepler-Universität in Linz das Handeln von Peter und Patrizia. "Sich zu konzentrieren, bedeutet, seine ganze Auftnerksamkeit auf einen bestimmten Punkt zu richten. Andere Reize aus der Umwelt sollten ausgeblendet werden." Dabei steigen in diesem aufnahmebereiten Zustand leicht die Körpertemperatur, der Energieumsatz, die elektrische Aktivität unseres Gehirns und die Spannung der Skelettmuskulatur. Ist es eine Tätigkeit, die wir gerne machen, fällt es leicht, sich zu konzentrieren. Dann sind sogenannte Flow-Erlebnisse möglich. "Flow kommt aus dem Englischen und bedeutet fließen. Man vergisst alles um sich herum und geht ganz in seiner Tätigkeit auf', so der Fachmann, der einige Tipps parat hat, wie man sich auch bei ungeliebten Tätigkeiten besser konzentrieren kann. Dazu gehört, seine Umgebung so zu gestalten, dass möglichst wenig Ablenkung erfolgt. "Schalten Sie das Mobiltelefon aus, schließen Sie das Fenster und hängen Sie ein Bitte nicht störei~-Schild an die Tür", rät Prof. Stangl. Außerdem sollten die Augen wenig Gelegenheit haben, abzuschweifen. Deshalb hat etwa eine Pinnwand am "Konzentrationsplatz" nichts zu suchen. Hängt dort etwa eine Liste der noch unerledigten Aufgaben, wandern unsere Augen und Gedanken sofort dorthin. Das selbe gilt für Postkarten oder Urlaubsfotos. Auch sollte ein Arbeitsplatz am Fenster gemieden werden, um nicht wie Peter von den Geschehnissen draußen abgelenkt zu werden. Ein Bildschirmschoner am Computer mindert die Konzentration. Falls Sie also nicht den Computer zur Arbeit benötigen, sollte er ausgeschaltet werden - selbst wenn er sich einige Meter entfernt im gleichen Raum befindet. Zudem hat Essen am "Konzentrationsplatz" nichts verloren. Wenn am Abend gearbeitet wird und es finster ist, sollte nicht nur der Schreibtisch, sondern auch das restliche Zimmer zumindest schwach ausgeleuchtet werden. "Selbst leise Geräusche aus der Umgebung versetzen uns in Alarmbereitschaft, wenn sie im Dunkeln liegen. Denn es ist ein Urinstinkt von uns, anzunehmen, dass dort Gefahren lauern könntew', erklärt der Experte. Damit Sie nicht während der Arbeit mit Suchen abgelenkt werden, sollte alles, was für das konzentrierte Arbeiten notwendig ist, vorher hergerichtet werden. Unnötiges sollte entfernt werden. All diese Maßnahmen helfen nicht, wenn wir selbst und unser Innenleben mit anderen Dingen beschäftigt sind, wie körperlicher Schmerz oder seelische Probleme. Prof. Stangl: "Wer sich gerade mit seinem Partner gestritten hat, hat es schwer, seine gesamte Aufinerksamkeit auf etwas anderes zu richten. Oft hilft es, sich zuerst geistig mit dem Problem zu beschäftigen, um es dann zumindest für die Dauer der notwendigen Konzentration auf die Seite zu schieben." Auch der Zeitpunkt, zu dem konzentriert gearbeitet werden soll,muss richtig gewählt werden: jeder Mensch hat seinen eigenen Phythmus - der eine kann sich am Vormittag am besten konzentrieren, der andere am Abend. Auf diese Eigenbeobachtungen sollte Rücksicht genommen werden', empfiehlt der Psychologe. Speziell wenn viel gelernt werden soll, ist es optimal, in der Früh, zur frühen Mittagszeit, am Nachmittag und am frühen Abend eine Lerneinheit zu absolvieren. Denn für den Lerninhalt einer Dreiviertelstunde kann man davon ausgehen, dass zwei bis zweieinhalb Stunden notwendig sind, um sich das Gelernte einzuprägen. Unser Gehirn arbeitet quasi nach. Da kann es sogar störend sein, wenn einfach intensiv weitergelernt wird. Die Zeitdauer für konzentriertes Arbeiten ist unterschiedlich. "Doch neigen Erwachsene generell dazu, ihre Auftnerksamkeitsspanne zu überschätzen. Das wirkt sich auf die Sprösslinge aus. Oft fordern solche Eltern Konzentrationszeiten von ihren Kindern, die nicht deren Alter entsprechen", warnt der Fachmann. Bei Fünf- bis Siebenjährigen sind 15 Minuten, bei Acht- bis Zehnjährigen 20, bei Elf- bis Zwölfjährigen 25 und bei ab Dreizehnjährigen eine halbe Stunde als normal anzusehen. Regelmäßige Pausen von mindestens zehn Minuten sind wichtig, auch gegen eine leichte Mahlzeiten wie einen Apfel ist nichts einzuwenden. "Trennen Sie zudem Arbeits- und Erholungsphasen. Die Arbeitsphasen sollten zum festgelegten Zeitpunkt in der geplanten Zeitdauer erledigt werden. Genießen Sie die Freizeit dann ohne Reue. Denn derartige Erholungsphasen sind wichtige Voraussetzungen für konzentriertes Arbeiter~', weiß der Experte. Auch ausreichend Schlaf ist wichtig. Jüngere Kinder brauchen Bezugspersonen, die dabei helfen, sich nach einer Erholungsphase erneut zu konzentrieren. Auch ausreichende Bewegung vor einer Konzentrationsphase ist bei Kindern wichtig,denn erst dann haben sie wieder die Kraft, länger ruhig sitzen zu können. Diese Übungen helfen, sich zu konzentrieren
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