Urheberrechts-
gesetz (UrheberG)
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Ein klein bisschen Rechtsgeschichte:
Am Anfang stand das Welt-Urheberrechts-Abkommen von 59
Mitgliedsstaaten der UNESCO am 6.9.1952, darunter auch die
BRD. Darin verpflichtete man sich unter anderem eine
Mindestschutzdauer von 25 Jahren nach Tod des Urhebers zu
gewährleisten.
1971 trat Deutschland dann auch der Berner übereinkunft
(1889 gegründet und mehrfach revisioniert) zum
internationalen Schutz von Werken der Literatur und Kunst
bei. Das Welt-Urheberrechts-Abkommen ist jedoch weiterhin
von Bedeutung, da ihm auch Staaten angehören, die weder
der Berner Vereinbarung zugestimmt, noch bilaterale
Verträge mit der BRD getroffen haben.
In Deutschland wurden die Vorgaben dieser beiden
Verträge insbesondere durch das Urheberrechtsgesetz vom
9.9.1965 verwirklicht. (Angaben aus Gablers
Wirtschaftslexikon, 12. Auflage, Berlin 1988)
Mir ist nicht bekannt, wie sich die neu entstandenen
osteuropäischen Nationen zu diesen Vereinbarungen
stellen. Ich vermute aber, daß diese Staaten ihre
nationalen Gesetze angleichen oder bereits angeglichen
haben, soweit sie am reibungslosen Wirtschaftsverkehr mit
dem "Westen" interessiert sind.
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Digicash
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Letztere These rief bei Giesbert Damaschke Widerspruch
hervor. Er verwies darauf, daß viele Informationen zur
Zeit nur deshalb kostenlos zu erhalten sind, weil ...
"(...) man im Netz noch nicht gescheid
bezahlen kann, aber das kommt. Stichwort Micropayment: Wenn
ich dann fur jeden Artikel, den ich in Cnet lese zB. 1
Pfennig zahle -- dann zahle ich den Betrag gern und dann
wird sich auch kaum jemand finden, der das umsonst ins Netz
kippt, der kaeme naemlich gar nicht nach mit dem Kopieren
(selbst erstellen geht nicht, das kostet: zeit, geld,
ressourcen).
(...)
Das Wissen, in dessen Erwerb der Wissende einen grossen Teil
seiner Lebenszeit, Energie und auch Geld gesteckt hat, und
von dessen Weitergabe der Wissende sein Leben fristet, wird
er nur in Ausnahmefaellen verschenken. "
Auch Stefan R. Mueller geht es um die finanzielle
Versorgung der Publizisten im Netz. Seine Sorge gilt
besonders den Verfassern von Prosa und Poesie:
"(...) Anders als bei den klassischen Medien,
koennen im internet diese Finanzierungen nicht ueber den
Erhalt der Information verguetet werden, wie beispielsweise
beim Kauf eines Buches oder einer CD.
Im Internet ist es daher schon ein Luxusverhalten, selbstlos
Kunst, Literatur oder Wissen Web-gerecht aufzubereiten und
allen zur Verfuegung zu stellen, und den Luxus muss man sich
leisten koennen. Diesen Luxus koennen sich aber nicht alle
leisten, so dass eben auch etwas verloren geht, wenn man
keine Sozialhilfe, Job, Institut, Firma oder was auch immer
im Hintergrund hat. Daher kann ich eben auch den Gedanken
akzeptieren, die Hand der Sponsoren-Freunde zu ergreifen und
notfalls deren Bilderchen miteinzubauen.
In anderen Kulturbereichen gibt es staatliche Subventionen,
z.B. Theater. Die Bundesregierung stellt auch Mittel fuer
den Aufbau des Internets zur Verfuegung (wenn es der
natuerlich in kram passt). (...)
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Maximized
Software
IBM
Cryptolopes
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Auch Maler, Graphiker und Photographen, so möchte
man hinzufügen, sind von dem erwähnten Problem
betroffen. Allerdings ist es keineswegs so, daß es zu
deren Schutz keine technischen Mittel gäbe. Claudia
Klinger hat auf die Möglichkeit verwiesen Graphiken im
Netz so zu schützen, daß sie aus einer
Browser-Oberfläche nicht einfach herauskopiert werden
können. Und IBM hat die sogenannten "Cryptolopes"
entwickelt. Dies sind bildlich gesprochen Umschläge,
die Dateien mit beliebigem Inhalt umschließen. Sie
garantieren (so IBM) die Sicherheit bei der
übermittlung, sorgen für eine Quittierung des
Empfangs und lassen sich nur öffnen, wenn der
Empfänger die entsprechende Gebühr bezahlt.
Weiterhin können sie regeln, ob eine Datei kopiert,
ausgedruckt oder verändert werden kann. Den Handel im
Internet soll dies einen ganzen Schritt voran bringen,
vorausgesetzt ein geeignetes elektronisches Zahlungssystem
wird etabliert.
Bei soviel kommerzieller Energie, könnte das Netz der
Amateure und Hobbyisten leicht unter die Räder kommen.
Claudia Klinger meint:
"(...) Ich glaube, Werner Stangl hat Recht:
mit Wissen / Infos / Kunst etc. wird sich letztlich nicht
viel Geld verdienen lassen, weil es immer einen gibt, der
das auch umsonst ins Netz stellt.
WEIL das aber so ist, befuerchte ich Gegenmassnahmen von
denen, die das Internet zur reinen Geldmaschine machen
wollen, z.B. die Zwangsprofessionalisierung, bei der viele
Hompepager aussteigen, Verteuerung, Verlangsamung, ein
Copyright, das nonkommerziellen "fair use" nicht mehr
gestattet und was dergleichen Schikanen mehr sind."
In einer weiteren Mail nennt sie Beispiele:
"(...) Neben den genannten Beispielen fuehrt
Paramount-Pictures gerade einen Feldzug gegen die
Star-Trek-Sites, denen Abmahn-Briefe gesendet werden, sie
moechten die Verwendung der Enterprise-Bilder etc- sofort
unterlassen (Was bleibt den Fans wenn keine Bilder mehr zur
Kultserie?!!!). Die Szene wehrt sich heftig mittels einer
RED-ALERT- Kampagne, sie berufen sich auf das Recht zum
FAIR-USE (nonkommerzielle Nutzung fuer eigenen Bedarf), das
Paramount hier nicht als gegeben ansieht.
Ausserdem hat sich Herr Klostermann vom gleichnamigen Verlag
(Herausgeber der Heidegger-Gesamtausgabe) mittels
Rechtsanwaltsdrohungen gegen einen Studenten gewendet, der
kurze Heidegger-Texte im Web hatte. (...)
Auch Stefan R. Mueller kann hier noch weitere Fälle
schildern:
"(...) Ein anderer Fall zeigte sich mit dem
Felix Meiner Verlag, der saemtlichen
Online-Philosophie-Diensten mit der moeglichen
Verletzungsgefahr des CopyRightes drohte.
Der naechste praegnante Fall: Wittgensteins Erben. Die
Reaktion auf diesen engstirnigen Haufen muendete darin, dass
Texte von Wittgenstein vorwiegend in China Asyl bekamen und
ein Link zu diesen Texten nach dem CopyRight-Gesetzten
eigentlich auch schon nicht mehr leagl ist. Es gibt in den
USA ein Wittgenstein-INFO-Center, dass den neuesten
Flucht-Ort der Texte verraet. Dieser Fall ist deshalb
interessant, da er bereits im Buchmarkt boese Folgen hatte.
Wittgensteins Arbeiten gehoeren aber als Kultur-Gut
irgendwie an die Oeffentlichkeit. Der Preis fuer dieses
Stueck Kutur ist durch so ein Denken etwas unverschaemt hoch
geraten.(...)"
Karl Moeller hat eine ganz andere Einstellung zu
geistigem Eigentum, als die Akteure der erwähnten
Beispiele:
"(...) Bei meinen eignen Arbeiten ist
massenhaftes Raubkopieren ausdruecklich erwuenscht. Jeder
sogenannte "creative" Prozess ist doch nichts anderes als
der mehr oder weniger intelligente Zusammenschneiden dessen,
was man gehoert oder gesehen hat. Cracks sind heute
diejenigen, die schneller sehen und schneller schneiden,
wobei man sich immer vor Augen halten sollte, dass Sehen
sowieso schon mit Lichtgeschwindigkeit funktioniert.
Es gibt uebrigens sogar Verleger, die keinerlei Copyrights
beanspruchen. So habe ich zumindest Werner Pieper (Gruene
Kraft) verstanden."
Daß aber zu freizügiger Umgang mit
Urheberrechten auch ärgerlich sein kann, schildert
Olivia Adler:
"(...) Ich betreibe eine Website über
einen Schauspieler, mit einigen künstlerisch stark
bearbeiteten Bildern, und letztens fand ich durch Zufall auf
einer Seite nicht nur diese Bilder ohne Quellenangabe
wieder, sondern auch eine Zitatsammlung, die die andere
Person komplett, inklusive HTML-Code und unverändertem
Mail-Link, auf ihre Seite übernommen hatte, wieder ohne
Quellenangabe. In diesem Fall war ich vergrätzt und
schrieb ihr, daß es nur fair wäre, wenigstens
eine Quellenangabe zu machen. Daraufhin erhielt ich die
Antwort, daß es so etwas wie Copyright in
Rumänien (wo sie ihre Seite hatte) nicht üblich
sei, und daß sie außerdem nicht gedacht hatte,
daß so etwas zu einem politischen Thema werden
könnte (ich hatte nicht von Politik, sondern von
Fairneß geredet). Das Ende vom Lied war, daß sie
eine Quellenangabe unterbrachte und ein Bild, für das
ich ihr keine Veröffentlichungserlaubnis geben konnte,
da das Copyright bei einem Dritten liegt, der mir nur
erlaubt hatte, es auf meiner Seite zu veröffentlichen,
völlig wegließ. Obwohl wir uns soweit einigen
konnten, bleibt doch ein unangenehmer Nachgeschmack
zurück, und ich weiß jetzt aus eigener Erfahrung,
wie wenig amüsant es ist, wenn die eigene Arbeit ohne
Quellenangabe woanders wieder auftaucht. Das war um so
peinlicher, als ich anfangs auch recht großzügig
war, vor allem in Bezug auf Fotos, wenn ich nicht mehr
wußte, wo ich sie herhatte."
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