John Dewey (1859-1952), ein Vertreter des
amerikanischen Pragmatismus, wird oft als "Vater" des
Projektunterrichts bezeichnet. Im Pragmatismus wird die praktische
Tätigkeit der Theorie und der Wissenschaft übergeordnet.
Der Sinn im praktischen Tun entscheidet über gut und
schlecht, nicht die theoretische Gültigkeit. Der John Dewey
zugeschriebene Slogan "Learning by doing" stammt nicht von ihm,
bringt aber seine Vorstellungen auf den Punkt. Weitere wichtige
Vertreter sind W. H. Kilpatrick und Otto Haase (vgl.
Frey, 1984 S. 33-35).
Begriffliche Einordnung
Kaiser/Kaminski verstehen unter der Projektmethode "eine
Unterrichtsform (...) ,die getragen wird von einer Sichtweise des
Unterrichts, bei der von einem zunehmend gleichberechtigten
Rollenverständnis von Lehrenden und Lernenden ausgegangen
wird und die Projektgruppe im Sinne einer gemeinsamen Zielsetzung
ihre Lern- und Arbeitsschritte gemeinsam plant, durchführt
und reflektiert."(Kaiser/Kaminski, 1990 S.267). Laut
Jank/Meyer ist die Projektmethode dem didaktischen Prinzip
der Handlungsorientierung zuzuordnen, entsprechende
Unterrichtskonzepte sind Projektunterricht bzw.
handlungsorientierter Unterricht (vgl. Jank/Meyer, 1994
S.294).
Karl Frey hat in seinem Buch über die
Projektmethode sicher recht, wenn er diese als eine "offene
Lernform" bezeichnet, die sich "folglich auch nicht durch eine
präzise Definition beschreiben" läßt (vgl.
Frey, 1984 S.14).
Merkmale
In der Literatur zur Projektmethode bzw. zum Projektunterricht
werden immer wieder bestimmte Merkmale genannt, von denen die
wichtigsten an dieser Stelle erwähnt werden sollen:
-
- Produkt- und Handlungsorientierung (Primat der
Handlung hat zentrale Bedeutung; Arbeitspraxis ist Grundlage
des Lernens; Erstellung eines Produktes/ einer Dienstleistung;
Möglichkeit des Eingreifens in die eigene Realität)
- Interdisziplinarität (Überschreiten von
Fächergrenzen; Verflochtenheit mit politischen und
sozialen Aspekten)
- Schülerorientierung ( besondere
Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der
Lernenden zur Förderung der Motivation und Identifikation
mit dem Projekt)
- Situations- und Gesellschaftsbezug (z.B. durch
Aufgreifen gesellschaftlicher Probleme; Öffnung der
Projektarbeit für die Arbeits- und Wirtschaftswelt)
- gemeinsame Organisation von Lernprozessen (Charakter
der Projektmethode impliziert die Beteiligung aller
Projektteilnehmer)
- Selbstorganisation und Selbstverantwortung (Lehrer
und Schüler machen sich gemeinsam sachkundig; Schüler
erlangen mehr Kompetenz; Einschaltung von Reflexions- und
Koordinationspausen - "Fixpunkte")
- soziales Lernen im Projekt (Erlangen der
Fähigkeit zur kooperativen Konfliktlösung)
- zielgerichtete Projektplanung: Projektunterricht ist
immer zielgerichtet!
Zielsetzungen der Projektmethode
Als generelle Lernziele sind zu nennen:
-
- Der Schüler soll Themen und Aufgaben seinen Neigungen
und Interessen entsprechend frei wählen können.
- Der Schüler soll seiner Altersstufe gemäß
Arbeiten planen und ausführen können.
- Der Schüler soll Wege zur Erreichung seines Zieles
finden, selbst entwickeln und auf andere Situationen
übertragen können.
- Der Schüler soll einsehen, daß zur Lösung
bestimmter Aufgaben kooperatives Handeln notwendig ist.
- Der Schüler soll Informationen einholen, sammeln,
ordnen und auswerten und sie kritisch beurteilen können
- Der Schüler soll sich in sachlicher Diskussion
üben und seine Anliegen vertreten und artikulieren
können.
Ziele im Hinblick auf die zukünftige berufliche
Tätigkeit:
-
- Im Rahmen der Projektarbeit sollen die Schüler
insbesondere Fähigkeiten erwerben, die von ihnen als
zukünftige Facharbeiter verlangt werden.
- Förderung von Fähigkeiten wie
Problemlösefähigkeit, Teamfähigkeit,
Kritikfähigkeit und Verantwortungsbewußtsein
- Aufbrechen von Routine im schulischen Lernen durch
besondere Aufgabenstellungen; Einsatz von Kreativität,
Phantasie und Eigeninitiative
Verlaufsstruktur
Als vier grobe Phasen, auf die sich aber alle in der Literatur
vorgeschlagenen Ablaufmuster zurückführen lassen, sind
zu nennen:
-
- Zielsetzung,
- Planung,
- Durchführung,
- Beurteilung.
Um etwas konkreter zu werden, hier der idealisierte
Projektablauf von Frey (1984 S.54):
-
- Projektinitiative
- Auseinandersetzung mit der Projektinitiative in einem
vorher vereinbartem Rahmen (Ergebnis = Projektskizze);
möglicher Abschluß
- Gemeinsame Entwicklung des Betätigungsgebietes
(Ergebnis = Projektplan); möglicher Abschluß
- (Verstärkte) Aktivitäten im
Betätigungsgebiet/Projektdurchführung (einzeln, in
Untergruppen, in Gesamtgruppe)
- Beendigung durch bewußten Abschluß (1)
oder durch Rückkoppeln zur Projektinitiative (2)
oder durch Auslaufenlassen(3)
In den Verlauf des Projekts werden immer wieder Fixpunkte
und Metainteraktionen eingeschoben. Fixpunkte sind dabei so
etwas wie organisatorische Schaltstellen und ein Mittel gegen
blinde Betriebsamkeit, Orientierungslosigkeit und fehlende
Abstimmung zwischen einzelnen und Teilgruppen. Sie werden je nach
Bedarf eingeschoben. In der Metainteraktion beschäftigen sich
die Projektteilnehmer mit dem Normalgeschehen. Sie legen eine
Pause ein und setzen sich aus einer gewissen Distanz mit ihrem
eigenen Tun auseinander. Die Metainteraktion trägt dazu bei,
aus einfachem Tun bildendes Tun zu machen.
Die Projektmethode kann bekanntermaßen unterschiedliche
organisatorische Formen an- nehmen: Projektunterricht,wie er in
den obigen Ausführungen auch eher im Vordergrund stehen soll
oder die Projektwoche, welche oft nur als Motivationsvehikel oder
Belohnungsinstrument eingesetzt wird und daher oft zweifelhaften
didaktischen und fachlichen Charakter hat. Es ist jedenfalls zu
beachten, daß die Projektmethode sich in das generelle
Lernkonzept eines Faches einzufügen hat.