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Peter Haupt, Nina Kärst, Nadin Engelhardt, Sandra Kanngießer, Claus Veting, Nina Ockenga, Jens Huchthausen, Birgit Neite (1996):

Weitere Methoden im Ökonomieunterricht


6. Leittextmethode

Leittexte sind zumeist in schriftlicher Form vorliegende Lernanleitungen, die einen durch die Lernenden weitgehend selbstgesteuerten Lernprozeß vorstrukturieren. Die Lernanleitungen umfassen meist vier Systemelemente:

 

Leitfragen

  1. Durch die Beantwortung der Fragen soll der Lernende das notwendige Grundwissen zur Aufgabenbewältigung erlangen.

    Bsp.: Die Aufgabenstellung lautet: Es soll eine Unternehmung gegründet werden!

    Mögliche Leitfragen könnten dann sein: Welche Rechtsformen gibt es? Welche Bedeutung hat die Standortwahl? Wie läuft die Anmeldung einer Unternehmung ab?

     

    Leitsätze

    Hier werden in knapper Form fachliche Hinweise gegeben, die für die Aufgabenlösung relevant sind.

    Für das obige Bsp.: Unterscheidungskriterien der Rechtsformen: Haftung, Anzahl der Teilhaber, etc.

      

    Arbeitsplan

    Der Lernende erhält die Aufgabe einen Arbeitsplan zu erstellen. Dieser soll die einzelnen Arbeitsschritte des Lernenden übersichtlich erfassen und somit eine systematische Bearbeitung ermöglichen.

     

    Kontrollbögen

    Dem Leittext wird ein ausgearbeiteter Kontrollbogen beigelegt. Dieser dient der Selbstkontrolle.

    Der Lernende soll sich zwischenzeitlich über seinen erreichten Leistungsstand informieren, und diesen, falls erforderlich, zielgerecht verbessern.

    Eine mögliche Kontrollfrage könnte sein: Haben Sie sich bei der Gründung Ihres Unternehmen auch Gedanken gemacht, welche Abteilungen Ihr Unternehmen umfassen soll?

Damit ist allerdings nur die mögliche Struktur eines Leittextes aufgezeigt worden. Desweiteren sind die Rollen der Lernenden und des Lehrers im Rahmen der Leittextmethode genauer zu betrachten.

Die Aufgabenbearbeitung erfolgt in Gruppenarbeit. Der Lernprozeß erfolgt meist in sechs Stufen, die bereits teilweise im oberen Abschnitt erwähnt worden sind.

  1.  
  2. Um die gestellten Leitfragen richtig zu beantworten ist eine umfassende Informierung unumgänglich.

    Die Lernenden sollen möglichst zahlreiche Informationsquellen nutzen, und sich dabei nicht nur auf Schreibtischtätigkeit beschränken. Denkbar sind auch externe Quellen, wie z. B. Anfragen bei Ämtern, Unternehmen, etc.

    Die Informationsbeschaffung kann innerhalb der Gruppe arbeitsteilig organisiert werden. Die gesammelten Informationen werden dann zusammen ausgewertet.

  3. Die nächste Stufe ist die Planung der Vorgehensweise. Hierzu wird der bereits oben erwähnte Arbeitsplan zur Hilfe gezogen. Jeder einzelne Lernende erarbeitet für sich einen Arbeitsplan aus. Dies unterstreicht den eigenverantwortlichen Lerncharakter der Leittextmethode. Hierbei wird die Individualität des einzelnen betont. Jeder kann seine Fähigkeiten voll ausnutzten, ohne unter- bzw. überfordert zu werden.
  4. Der Planung der einzelnen Vorgehensweisen folgt die Entscheidung für die vermeintlich optimale Vorgehensweise.

    Diese wird durch eine Gruppendiskussion gefunden. Jeder Lernende hat die Möglichkeit die Vorteile seiner Lösung aufzuzeigen und argumentativ zu verteidigen. Am Ende der Diskussion soll sich die Gruppe für einen Arbeitsplan entscheiden.

  5. Danach erfolgt die Ausführung. Die gestellte Arbeitsaufgabe wird anhand des Arbeitsplans ausgeführt.

    Im obigen Bsp. also die theoretische Erstellung eines Unternehmens.

  6. Die nächste Phase ist die Kontrolle. Sie wird mit Hilfe der Kontrollbögen durchgeführt.(s.o)
  7. In der letzten Phase geht es darum Konsequenzen aus dem Kontrollergebnis zu ziehen. In einem Fachgespräch mit dem Lehrer sollen die Lernenden angeregt werden , ihre Fehler selber zu erkennen und insbesondere den Grund der Fehlerentstehung zu verstehen. Dies ist notwendig für eine zukünftige Fehlervermeidung.

Die Aufgabe des Lehrers unterscheidet sich grundlegend von der ursprünglichen Funktion des Lehrers.

Er übernimmt die Rolle des Moderators, des Organisators und des Beobachters.

Seine Aufgabe besteht u. a. darin die notwendigen internen Informationsquellen zu recherchieren und in ausreichender Anzahl zur Verfügung zu stellen.

Desweiteren soll er in der Lage sein, sinnvolle Impulse geben zu können, falls die Lernenden Verständnisprobleme haben.