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Peter Haupt, Nina Kärst, Nadin Engelhardt,
Sandra Kanngießer, Claus Veting, Nina Ockenga, Jens
Huchthausen, Birgit Neite (1996):
2. Simulationsspiel
2.1 Rollenspiel
Das Spiel ist Grundbestandteil jeder Kultur und erfüllt
für den Menschen befriedigende Funktionen. Es ist aus der
Freiheit geboren, verschafft Spannung, Freude und Glück und
setzt einen anderen Wertmaßstab, als er sonst im Leben
gilt.
Das Rollenspiel gilt als eine Methode zum Training sozialer
Verhaltensweisen und ist in besonderer Weise geeignet, das eigene
Rollenverhalten sowie das Verhalten anderer zu erforschen. Das
Rollenspiel bietet als Lernstrategie die Möglichkeit,
Lernprozesse als Spielhandlungen zu gestalten und ausgewählte
Konflikt- und Entscheidungssituationen des gesellschaftlichen Lebens
zu simulieren. Mit Hilfe des Rollenspiels als didaktisch-methodischem
Mittel wird im Unterricht angestrebt:
- den Schüler mit Konfliktsituationen des Arbeits-, Berufs-
und Wirtschaftslebens vertraut zu machen,
- ihn zu befähigen, Konflikte zu meistern,
- auf Konfliktsituationen angemessen zu reagieren.
Insgesamt soll der Jugendliche befähigt werden:
- Konfliktsituationen zu durchschauen und durchzustehen,
- den eigenen Handlungsspielraum und die eigene
Handlungskompetenz zu erweitern,
- die Folgen sozialen Handelns zu erkennen und zu deuten,
- Einsichten über eigene und fremde
Wertungsmaßstäbe kritisch zu überprüfen und
zu korrigieren.
Das Rollenspiel eröffnet Schülern die Möglichkeit,
soziale Verhaltensweisen in realitätsnahen
Spielsituationen zu erproben, ohne sie bei entsprechendem
Fehlverhalten ernsthafte Sanktionen befürchten zu müssen.
Sie erhalten im Spiel die Möglichkeit, straffrei
Erfahrungen zu sammeln.
Im Hinblick auf die methodische Organisation des Unterrichts
unterscheidet R. Steinchen beim Einsatz von Rollenspielen drei
Phasen:
-
- Motivationsphase: Spielanlaß,
Rollenübertragung und Beobachtungsaufträge
- Aktionsphase: Rollenspiel
- Reflexionsphase: Befragung und Diskussion -
Generalisation
Methodische Varianten des Rollenspiels:
- Spontanes Rollenspiel: Entwickelt sich spontan aus
bestimmten Situationen heraus. Spielende Kinder leiten sich selbst
an und wechseln ohne Hemmung zwischen Spiel und Regieanweisung.
- Szenische Kurzdarstellung: Lehrer oder Spielleiter
greifen bewußt Ereignisse aus dem Schulalltag auf, die in
Kurzszenen gespielt und so mit geringem Zeitaufwand zum Gegenstand
sozialen Lernens gemacht werden.
- Didaktisch angelegtes Rollenspiel: Die im Spiel
dargestellten Konfliktfälle und Entscheidungssituationen
werden eingebettet in einen systematischen Lernprozess.
Wesentliche Elemente dieses Rollenspiels sind: Kritik, Variation,
Rollentausch, Diskussion und Reflexion.
- Sozialdrama: Für Konflikte und Probleme, die
innerhalb einer Gruppe auftreten, wird versucht, mittels
dramatischen Durchlebens eine Lösung
herbeizuführen.
- Psychodrama: Differenziert ausgearbeitete
Verfahrensweise zur Therapie psychisch gestörter Patienten.
Psychische Komplexe werden mit speziellen Verfahren des
Rollenspiels behandelt. Die Verfahrensweise verlangt den
psychotherapeutisch geschulten Fachmann.