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Ulrike Kamke, Ulrich Korn, Carola Nispel:
Handlungsorientierung als didaktisch-curriculare
Gesamtkonzeption
Merkmale des handlungsorientierten Grundkonzeptes
4.1 Ziele des handlungsorientierten Konzeptes
Schlüsselqualifikationen / Handlungskompetenz (berufliche,
individuelle, gesellschaftliche Dimension)
- Fachkompetenz
- Sozialkompetenz
- Methodenkompetenz
- Fähigkeit und Bereitschaft zum permanenten Umlernen und
Weiterlernen
=> Die Schüer sollen befähigt werden, sich selber
Wissen anzueignen, Probleme zu lösen, neue Situationen zu
bewältigen, ihre Lebens- und Umwelt mitzugestalten, eine
Balance zwischen individuellen Bedürfnissen und den
gesellschaftlichen und sozialen Ansprüchen herzustellen.
=> siehe auch Schaubild "Ziele des Fallstudieneinsatzes"
4.2 Grundannahmen des Konzeptes
- Handlungstheorie: Mensch = produktiv,
realitätsverarbeitendes Subjekt (Hurrelmann 1983)
- "Epistemologisches Subjektmodell" (Groeben / Scheele
1977):
Der Mensch als Individuum, das unter der Möglichkeit von
Rationalität, Reflexivität und Konstruktivität sein
Verhalten bewußt und zielgerichtet organisiert, dabei auf
der Grundlage subjektiver Theorien Erwartungen ausbildet,
Handlungsfolgen wahrnimmt und bewertet und Erfahrungen
verarbeitet.
- Interaktionistische Konzepte (Lantermann 1980, Aebli
1981):
Menschliches Verhalten ist eine Funktion der Wechselwirkungen von
Persönlichkeits- und Situationsvariablen. Die menschliche
Tätigkeit bzw das menschliche Handeln gilt als zentraler
Prozeß der Person-Situation-Interaktion. Ausgangspunkt der
Tätigkeit ist die subjektiv wahrgenommene und bewertete
Situation; sie beruht auf antizipatorischen Abbildern
anzustrebender Zielzustände und dorthin führender
Prozesse; mit der Tätigkeit wirkt das Subjekt verändernd
und gestaltend auf seine Umwelt ein, nimmt schließlich den
Erfolg seiner Tätigkeit wahr, bewertet diesen und gewinnt so
Erfahrungen. Handlung wird dabei als eine geplante, absichtsvolle,
zielgerichtete, kognitiv regulierte Tätigkeit verstanden.
- Der Dualismus von Denken und Handeln wird abgelehnt
(Aebli):
Wissen und Können wird aus dem praktischen Handeln und dem
Wahrnehmen heraus entwickelt. Das Denken, Wissen und Können
hat sich wiederum im praktischen Handeln und in der Wahrnehmung
von Welt zu bewähren.
4.3 Gestaltung des Lernprozesses
- Lernende SchülerInnen stehen im Mittelpunkt;
=> Beachtung der SchülerInnen als lernende Individuen;
Anregen zum selbständigen Handeln.
- SchülerInnen sollen mit komplexen, sinnvollen
Problemstellungen und Situationen konfrontiert werden;
=> um Bewußtsein für Komplexität in
ökonomischen Situationen zu vermitteln
- Anknüpfen an Interessen, Vorwissen und Alltagserfahrungen
der SchülerInnen;
=> SchülerInnen sollen die Möglichkeit haben ihre
Interessen, ihr Vorwissen und ihre Alltagserfahrungen mit für
die Lösung von komplexen Problemen zu gebrauchen.
- Den SchülerInnen sollen authentische Erfahrungen
ermöglicht werden;
=> SchülerInnen sollen durch eigene Erfahrungen lernen,
Lösungen selbst erarbeiten; entdeckendes Lernen soll
verwirlicht werden.
- Stellen anspruchsvoller Aufgaben, die die Ganzheitlichkeit von
Planung, Ausführung und Kontrolle enthalten.
=> SchülerInnen sollen selbst die Planung, Ausführung
und Kontrolle ihres Lernprozesses übernehmen; Ziel ist von
den SchülerInnen weitestgehend selbstgesteuerter Unterricht.
- Den Schülern / Schülerinnen den Sinn des
Lernangebots verdeutlichen und sie an der Planung und Auswertung
des Unterrichts beteiligen.
=> Legitimation der Lernziele; SchülerInnen soll deutlich
werden, welche Bedeutung ausgewählte Lernziele haben, warum
sie diese Lernziele erreichen sollen.
- SchülerInnen sollen ihr Lernhandeln selbstkritisch
reflektieren und so ihre methodische Kompetenz
weiterentwickeln.
=> SchülerInnen sollen selbst kontrollieren, in wieweit
sie ihre Lernziele erreicht haben, wie sie ein Problem gelöst
haben.
- Schülern /Schülerinnen soll die Möglichkeit zur
Individualisierung und Differenzierung durch verschiede
Sozialformen gegeben werden.
=> SchülerInnen sollen ihre Persönlichkeit zu
entwickeln.
4.4 Die veränderte Lehrerrolle
- Abkehr von der Funktion der reinen Stoffvermittlung hin zur
Aufgabe der Initiierung, Organisation und Begleitung von
Lernprozessen.
=>SchülerInnen sollen dazu angeleitet werden, sich selbst
Wissen anzueignen.
- Verstärktes Einbeziehen der Interessen und Erfahrungen
der SchülerInnen
=> SchülerInnen sollen die Möglichkeit haben in die
Lösung eines Problems ihre Interessen und Erfahrungen mit
einzubringen.
- Stärkere Beachtung des / der individuellen Schülers
/ Schülerin (Qualität des Lernhandelns, der
Lernfortschritte bzw. der Lernschwierigkeiten)
=> Die SchülerInnen als Individuen mit persönlichen
Stärken und Schwächen sehen.
- Konzeptionelle Zusammenarbeit mit den Kollegen im Lehrerteam
zur Ausfüllung und Konkretisierung der curricularen
Vorgaben.
=> das Lehrerteam soll die curricularen Vorgaben im Rahmen der
gegebenen Möglichkeiten der eigenen Schule umsetzen.
- Zusammenarbeit mit den Kollegen bei der Planung,
Durchführung und Auswertung von Unterrricht sowie bei der
Leistungsbewertung im Rahmen des Team-Teaching.
=> Praktische Umsetzung des Konzepts;
fächerübergreifender Unterricht.
- Verknüpfung fallbezogener und begrifflich-systematischer
Lehr-Lern-Prozesse.
=> siehe oben; Dualismus von Denken und Handeln wird abgelehnt.
- Einbeziehen der neuen Technologien in den Unterrricht
=> SchülerInnen im Umgang mit den neuen Technologien
vertraut machen. Auch SchülerInnen, deren Ausbildungsbetrieb
nicht entsprechend ausgestattet ist, die Möglichkeit zum
Umgang, zur Erfahrung geben.
- Ertragen der relativen Offenheit und Unbestimmtheit
handlungsorientierter Lernsituationen und des damit verbundenen
Kontrollverlustes.
=> Kontrollverlust des Lehrers durch das selbständige
Arbeiten der SchülerInnen;
SchülerInnen sollen sich selbst kontrollieren; mehr Unruhe
durch die verschiedenen Sozial- und Aktionsformen