Der Mensch ist stolz auf seinen freien Willen. Doch frei ist er nicht. Im Hirn gibts eine Instanz, die ihm bei jeder Entscheidung dreinfunkt: Das Unbewusste.
Kurz nach seinem ersten Einsatz hatte James Vicarys «Projektor für unterschwellige Botschaften» bereits einen Übernamen: Die Atombombe der Psychologie. Marketingexperte Vicary testete seine Erfindung 1957 in einem Kino in Fort Lee, New Jersey. Während der Film lief, warf der Spezialprojektor alle fünf Sekunden den Befehl «Iss Popcorn» und «Trink Coke» auf die Leinwand. Die Projektionen waren so kurz, dass die Zuschauer sie nicht bewusst wahrnehmen konnten. Vicary behauptete, der Verkauf von Coca-Cola an der Kinokasse sei während des Tests um 18 Prozent, jener von Popcorn um 58 Prozent gestiegen.
Die Öffentlichkeit reagierte entsetzt, als sie vom Experiment erfuhr. Wer Kinobesuchern ohne Wissen den Befehl zum Popcornkauf ins Hirn pflanzte, konnte der nicht auch einen Mord auslösen? Ein Heer willenloser Zombies in den Krieg schicken? Hatte Vicary wirklich das Tor zum Unbewussten gefunden?
Universität Bern, 42 Jahre nach Vicarys Experiment: Im Raum D124 sitzt ein Student vor einem Computerbildschirm und folgt den einfältigen Weisungen, die ihm zuvor gegeben wurden: Wenn das Wort «traurig» auf dem Bildschirm erscheint, so schnell wie möglich die linke Taste drücken, wenn das Wort «freudig» auftaucht, die rechte. Das ist alles. Zweieinhalb Stunden und 2000 Durchgänge später ist wissenschaftlich bewiesen, dass es das Unbewusste gibt, das Vicary mit dem Befehl zum Popcornkauf gefüllt haben will.
Was die Versuchsperson nicht bemerkt: Vor jedem gezeigten Wort erscheint kurzzeitig die Zeichnung eines fröhlichen oder traurigen Gesichts. Wenn es zum Wort passt (fröhliches Gesicht &endash; «freudig», trauriges Gesicht &endash; «traurig»), ist die Reaktionszeit durchschnittlich eineinhalb Millisekunden kürzer als bei unpassender Paarung (fröhliches Gesicht &endash; «traurig», trauriges Gesicht &endash; «freudig»). «Das beweist, dass die Versuchsperson das Gesicht gesehen hat, obwohl sie nichts davon weiss», sagt der Psychologe Rolf Reber, der sich dasExperiment ausgedacht hat.
Reber gehört zu einer wachsenden Gruppe von Psychologen, die sich der Erforschung des Unbewussten verschrieben haben. Lange Zeit wollte die akademische Forschung damit nichts zu tun haben. Das Unbewusste war ihr zu flüchtig, mit keinem Werkzeug der Experimentalpsychologie zu packen. Weder kann eine Versuchsperson darüber sprechen, noch lässt sich das Unbewusste direkt beobachten. Doch mit aussergewöhnlichen Versuchen haben die Forscher jetzt seine Spur aufgenommen. Die eineinhalb Millisekunden in Rebers Experiment sind ein Indiz. Offenbar wurde das fröhliche Gesicht am Bewusstsein vorbei ins Gehirn geschmuggelt und verlangsamte dort die Reaktionsgeschwindigkeit, wenn darauf das unpassende Wort «traurig» folgte.
Die Frage ist nicht mehr, ob es das Unbewusste wirklich gibt, sondern wie viel Macht es hat. «Die Existenz des Unbewussten lässt sich jederzeit mit Experimenten belegen», sagt Walter Perrig von der Universität Bern. Der Psychologe befasst sich seit Jahren mit dem Unbewussten und ist sicher, dass «Bewusstsein und Verhalten immer auch Ergebnis der unbewussten Prozesse sind».
Selbst die Intuition &endash; bisher jenseits des wissenschaftlichen Zugriffs geglaubt &endash; wird vermessen und mit Experimenten bis ins Unbewusste verfolgt. Es gibt sogar Forscher, die behaupten, unser Bewusstsein sei nichts als ein vom Unbewussten inszeniertes Schmierenstück, das uns glauben machen soll, wir hätten einen freien Willen. Nicht das Bewusstsein pilotiere uns durchs Leben, sondern die Erfahrungsrückstände im dritten Kellergeschoss, von denen wir nichts wissen.
Unser Jahrhundert hat die verschiedensten Versionen des Unbewussten gesehen. Freuds Unbewusstes als Ort unterdrückter sexueller Wünsche, die nur getarnt ins Bewusstsein gelangen. Das Unbewusste von Freaks und Esoterikern, wo überbordende Kreativität sitzt, die mit Meditation, langen Haaren und etwas LSD herausgelockt werden kann.
Das Unbewusste von halbseidenen Geschäftemachern, die es als riesigen Speicher präsentieren, den ihre Methode in dreissig Tagen mit einer Fremdsprache füllt &endash; 239 Franken inklusive Mehrwertsteuer.
Das Unbewusste gehört heute zum Volksgut, steht Pate, um Genie und Verbrechen zu erklären, Impotenz und verlorene Hausschlüssel.
Die Wissenschaft hat ein anderes Unbewusstes gefunden. Weder ist sie auf Freuds feucht-heisse Geheimkammer gestossen noch auf den Picasso, der in jedem stecken soll. Was sie fand, ist eine geheime Lagerhalle von Erfahrungen, die unser Handeln zwar beeinflussen, dabei aber unerkannt bleiben. Sie agieren so unauffällig, dass sich die Wissenschaft heute noch nicht damit beschäftigen würde, wäre ihnen ihre Existenz nicht in dramatischen Einzelfällen vor Augen geführt worden.
In den Siebzigerjahren stiessen Ärzte auf ein Phänomen, das sie Blindsehen nannten: die Fähigkeit von Blinden zu sehen. Davon waren Leute mit intakten Augen betroffen, deren Gehirnregion für die Verarbeitung visueller Information ausgefallen war. Wenn einigen dieser Patienten in einem Versuch eine Taschenlampe vor dem Gesicht aufblitzte, sagten sie, nichts gesehen zu haben. Aufgefordert zu raten, aus welcher Richtung das Licht gekommen sei, lagen sie allerdings oft richtig. Es gab sogar einen Blinden, der ein X und ein O auseinander halten konnte. Nach seiner Strategie befragt, beteuerte er, nichts gesehen und nur geraten zu haben.
Auch an Amnesiepatienten führte das Unbewusste den Forschern seine Macht vor. Wer wegen einer Schädigung des Gehirns an Amnesie leidet, kann sich nicht mehr an eben gemachte Erfahrungen erinnern. Beim zwanzigsten Besuch desselben Arztes sind die Leute überzeugt, einer fremden Person gegenüberzustehen. Seltsamerweise können Amnesie-Patienten trotzdem lernen.
In einem Fall, den der amerikanische Psychologe Daniel Schacter von der Universität Harvard (USA) beschreibt, lernte eine Frau am Computer zu arbeiten. Trotzdem behauptete sie jedes Mal, wenn sie sich davor setzte, ein solches Gerät noch nie gesehen zu haben. Schacter schloss daraus, dass es in unserem Hirn «eine unterirdische Welt unbewusster Erinnerung» geben muss, die dem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Er nannte sie implizites Gedächtnis. Im Gegensatz zum expliziten Gedächtnis, das die Telefonnummer der Freundin und den Nachhauseweg speichert.
Nach weiteren Experimenten wurde klar, dass auch in Menschen ohne Hirnstörung die Vergangenheit in zwei völlig verschiedenen Formen überlebt: Einer bewussten und einer unbewussten.
«Wir fühlten uns wie Astronomen, die einen neuen Stern oder eine neue Galaxie entdeckt hatten: Eine völlig neue Welt war zur Erkundung offen», sagt Schacter, der als Erstes feststellte, dass das implizite Gedächtnis viel weniger vergesslich ist als das Explizite. Die Leute mochten sich vielleicht nicht mehr bewusst daran erinnern, ein Wort gesehen zu haben, doch Schacters Tests zeigten, dass sie es unbewusst noch gespeichert hatten.
Das Unbewusste ist eine Welt voller Rätsel. Bis heute ist unklar, was es alles kann. Es gibt Skeptiker, die behaupten, das implizite Gedächtnis archiviere unverarbeitet, was Augen und Ohren liefern. Bloss das Schriftbild «Iss Popcorn», nicht aber seine Bedeutung. Das könne zwar später beim Wiedererkennen der Wörter «Iss Popcorn» helfen, niemals aber den Verkauf ankurbeln oder andere Verhalten beeinflussen.
Walter Perrig ist anderer Meinung: «Ich glaube nicht, dass man direkt Befehle geben kann, aber es gibt keinen Zweifel, dass Verhalten, aber auch Gefühle und Motivation unbewusst gesteuert werden können.» Auch Laborexperimente zeigen, dass die Fähigkeiten des Unbewussten weit über jene eines blinden Archivars im Hirn hinausgehen. Das Unbewusste hat zum Beispiel in Rebers Experiment nicht nur das Gesicht als Zeichnung gespeichert, sondern auch das Gefühl dazu aktiviert: hängender Mund gleich traurig.
Ein kürzlich durchgeführter Versuch am französischen Spital Frédéric Joliot bei Paris zeigt, wie gekonnt das Unbewusste hinter den Kulissen agiert. Beim Versuch des Mathematikers Stanislas Dehaene sassen die Versuchspersonen ähnlich wie bei Reber vor einem Bildschirm und mussten zwei Tasten drücken. Wenn die eingeblendete einstellige Zahl grösser als fünf war die linke Taste, wenn sie kleiner war die rechte. Kurz vor den sichtbaren Zahlen blitzte nicht wahrnehmbar eine weitere einstellige Zahl auf. Waren beide Zahlen grösser oder kleiner als fünf, war die Reaktionszeit 24 Millisekunden kürzer, als wenn die eine unter fünf und die andere über fünf lag. Ein Beweis dafür, dass die kurz aufblitzenden Zahlen den Weg ins Unbewusste fanden.
Dehaene wollte wissen, woher der Unterschied in der Reaktionszeit
stammt. Die aufgezeichneten Gehirnströme seiner Versuchspersonen
verrieten, dass die unbewusst wahrgenommene Zahl eine ganze Kaskade
von Hirnaktivitäten in Gang setzt. Das Hirn nimmt das Bild der
Ziffer auf, erkennt die Zahl, prüft, ob sie grösser oder
kleiner als fünf ist, und bereitet das Drücken der Taste
vor. Wenn dann eine Zahl folgt, die nach der gleichen Taste verlangt,
wird die Reaktionszeit verkürzt. Die Versuchsperson merkt nichts
von der wilden Betriebsamkeit in ihrem Hirn.
Kann damit an der Kinokasse mehr Popcorn verkauft werden? Dehaene
winkt ab. «Der Effekt ist zu schwach, um einen praktischen
Nutzen zu haben. Wir haben mehrere hundert Versuche machen
müssen, um ihn zu finden.» Es sieht schlecht aus für
die Wirksamkeit von Vicarys «Projektor für unterschwellige
Botschaften». Nicht nur weil Dehaene daran zweifelt. Eine
kanadische Fernsehstation versuchte das Popcorn-Experiment 1958 zu
wiederholen. Die Fernsehleute bauten in ihre Samstagabendshow 352-mal
die Nachricht «telefonieren Sie jetzt» ein. Ohne Erfolg:
Weder wurde mehr telefoniert, noch errieten befragte Zuschauer die
Botschaft. Die meisten glaubten, sie seien unterschwellig zum Essen
und Trinken aufgefordert worden.
Vicary gab später zu, dass er bei der Bekanntgabe seines Popcorn-Experiments übertrieben habe. Die Aufregung war umsonst: Mit unterschwelliger Werbung lassen sich Verkaufszahlen nicht um sechzig Prozent steigern.
Die Verschwörungstheorien, die regelmässig auftauchen, sind Hirngespinste von Wirrköpfen. Weder kann eine unterschwellige Nachricht in einer Plattenaufnahme den Selbstmord befehlen, wie es der Rockgruppe Judas Priest 1985 vorgeworfen wurde, noch steht in Disneys Trickfilm «Lion King» Sex in den Wolken geschrieben, wie es eine christliche Sekte behauptet. Und selbst wenn es da stünde, käme es zu keiner Orgie im Kino.
Selbsthilfe-Kassetten mit Botschaften ans Unbewusste versprechen Hilfe gegen Übergewicht, Krebs und für erfolgreiches Kegeln. Die Benutzer hoffen, dass ihr Unbewusstes die unhörbaren Botschaften («ich habe keinen Hunger, ich habe keinen Hunger») speichert und sie später an Eis-Stand und McDonaldís vorbeisteuert. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es keine, doch ist es kein Zufall, dass windige Geschäftemacher auf das Unbewusste stiessen. Denn die Eigenschaften des impliziten Gedächtnisses sind der Traum von jedem, dem es an Fleiss und Selbstdisziplin mangelt &endash; also von allen. Das Unbewusste vergisst nicht, es ist immer zugänglich und kann riesige Mengen Information beiläufig und ohne Anstrengung aufnehmen. Die Frage ist bloss: Wozu das Ganze, wenn es nicht beim Abnehmen hilft und nicht zum Kauf von Popcorn animiert?
Ein Experiment hilft weiter: Den Versuchspersonen wurden nicht
bewusst wahrnehmbar unregelmässige Achtecke gezeigt. Später
legte man ihnen paarweise Achtecke vor: Jeweils ein gezeigtes und ein
neues. Befragt nach dem Achteck, das ihnen am besten gefällt,
wählten die Versuchspersonen häufig das vorher
«versteckt» gezeigte.
Was wir unbewusst speichern, wirkt später vertraut, angenehm,
schön &endash; selbst wenn es nur ein unregelmässiges
Achteck ist. Heute vermuten Forscher, dass das Unbewusste bei allen
intuitiven Entscheiden die Fäden in den Händen hält:
Ob wir raten, schätzen oder eine Ahnung haben. Das hat manchmal
Vorteile. In einem Experiment waren jene Leute, die spontan ein
Wandposter für ihre Wohnung auswählten, zufriedener als
jene, die man dazu angehalten hatte, ihre Entscheidung zu
begründen. Die Intuition hat guten Geschmack. Ganz anders, wenn
es um die Wahrheit geht. Das Unbewusste ist nicht der Ort
höherer Einsicht, sondern ein Allesfresser der Information, die
Augen und Ohren liefern. Die Intuition wiederum hält für
wahr, was vertraut scheint. Und vertraut scheint, was schon
gehört oder gesehen wurde und deshalb im impliziten
Gedächtnis liegt &endash; auch wenn es falsch ist. Das hat
Folgen. «Bei der heutigen Informationsüberflutung
können sich die Leute nicht mehr daran erinnern, ob eine
Nachricht falsch oder richtig war, nur noch, dass sie irgendwo
gestanden hat», sagt Reber. Die Mechanik der Intuition
führt in die Irre.Es gelang Forschern implizites und explizites
Gedächtnis so gegeneinander auszuspielen, dass unbekannte Leute
innerhalb von 24 Stunden zu Berühmtheiten avancierten.
Den Versuchspersonen wurden eine Reihe von Namen vorgelegt mit dem Hinweis, dass niemand davon prominent sei. Am nächsten Tag erhielten sie eine gemischte Liste mit am Vortag gezeigten und neuen Namen. Die Aufgabe: Schätzen Sie die Berühmtheit dieser Leute ein. Das Resultat: Die am Vortag gezeigten Namen wurden überdurchschnittlich oft als berühmt eingeschätzt.
Weil die bewusste Erinnerung verloren gegangen war, kramte die Intuition im impliziten Gedächtnis und fand die Namen dort, allerdings ohne den Hinweis, dass sie nicht berühmt sind. Die Namen klangen vertraut, und Vertrautheit riecht für die Intuition nach Wahrheit. Der Einfluss des Unbewussten geht weit über die Intuition hinaus. Das Unbewusste übertölpelt das Bewusstsein bei jeder Bewegung, ohne dass der Mensch etwas davon merkt. Der Psychologe Mel Goodale von der University von Western Ontario (Kanada) machte einen Versuch mit einer bekannten optischen Täuschung. Auf dem Tisch liegen runde Scheiben so angeordnet, dass zwei in Wirklichkeit gleich grosse Scheiben den Versuchspersonen unterschiedlich gross erscheinen. Aufgefordert, nach den Scheiben zu greifen, öffnen sie ihre Hand jedoch bei beiden Scheiben gleich weit. Das Unbewusste hat das Kommando übernommen und übergeht die bewusste Wahrnehmung.
Noch dramatischer fiel ein Versuch des Hirnforschers Benjamin Libet aus. Das Experiment: Eine Testperson wird aufgefordert, zu einem selbstgewählten Zeitpunkt den Arm zu bewegen. Dabei blickt sie auf eine schnell laufende Uhr und merkt sich den Zeitpunkt ihrer Entscheidung, die Bewegung auszuführen. Gleichzeitig werden ihre Hirnströme überwacht. Das unheimliche Resultat: Das Hirn wurde eine Drittelsekunde vor dem bewussten Entschluss zur Bewegung aktiv. Obwohl die Person das Gefühl hat, den Zeitpunkt der Bewegung frei zu wählen, wusste das Hirn vorher Bescheid.Wir scheinen nicht Herr der Lage zu sein. Das Bewusstsein wird als Strohmann vorgeschickt, um uns vorzugaukeln, wir hätten die freie Wahl, dabei hat das Unbewusste längst alles arrangiert. «Dass der Mensch keinen freien Willen habe, ist heute unter Wissenschaftlern eine gängige Meinung», sagt Libet. Er selbst mag nicht so weit gehen, doch viele seiner Kollegen wie zum Beispiel Wolfgang Prinz vom Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München sind überzeugt, dass unser Bewusstsein bloss die Marionette des Unbewussten ist: «Wir tun nicht, was wir wollen, wir wollen, was wir tun.»
Alles Lug und Trug |
Kein Selbstmord von der Platte Zwei jugendliche Fans der Rockgruppe Judas Priest begehen
1985 Selbstmord. Ihre Familien Der Marketingexperte James Vicary behauptet 1957, den Verkauf von Popcorn und Cola an der Kinokasse gesteigert zu haben, durch die Einblendung der nicht bewusst wahrnehmbaren Botschaften «Iss Popcorn», «Trink Cola» während Filmvorführungen. Diese direkte Beeinflussung des Kaufverhaltens durch unterschwellige Botschaften konnte wissenschaftlich nie bestätigt werden. Vicary gibt später zu, bei der Bekanntgabe übertrieben zu haben. Kein Sex im Disney-Trickfilm Eine konservative christliche Gruppe aus Virginia protestiert 1994 wegen unanständiger Botschaften ans Unbewusste in Disney-Trickfilmen. Im Film «Lion King» soll in den Wolken das Wort Sex zu sehen sein. Eine Figur in «Der kleinen Meerjungfrau» habe eine Erektion, und ein Turm das Schlosses sehe aus wie ein Penis. Die Behauptungen sind so absurd, dass sie von kaum jemanden ernst genommen werden. |
Die Psychoanalyse |
«Es» und das «Über-Ich» Für Sigmund Freud enthält das Unbewusste verdrängte Kindheitserinnerungen, sexuelle Wünsche und Triebe. Die prägendste Vorstellung des Unbewussten kam Anfang dieses Jahrhunderts vom Wiener Nervenarzt Sigmund Freud. Freud war überzeugt, dass viele seiner Patienten keine körperlichen Probleme hatten, sondern unter Erinnerungen aus ihrer frühen Kindheit litten. Diese Erinnerungen waren ihnen oft nicht bewusst, doch Freud glaubte, sie am Verhalten seiner Klienten zu erkennen. Das Unbewusste enthielt in Freuds Vorstellung nicht nur unterdrückte Kindheitserinnerungen, sondern auch verdrängte sexuelle Wünsche und Triebe. Obwohl der Mensch keinen direkten Zugang zum «Es» hat, wie Freud das Unbewusste nannte, finden sich seine Spuren im Bewusstsein. Freud postulierte eine Instanz, die das Unbewusste kontrolliert: Das Über-Ich. Es sorgt dafür, dass der Inhalt des Unbewussten nur getarnt ins Bewusstsein gelangt. Er entwickelte eine Therapie, mit der diese getarnten Inhalte erkannt und die leidende Person dadurch behandelt werden kann: die Psychoanalyse. Weltweite Verbreitung Freud hielt seine Psychoanalyse für eine wissenschaftlich abgesicherte Theorie. Doch darin stimmte kaum ein Psychologe mit ihm überein: Die Interpretationen der Psychoanalyse waren zu beliebig und konnten wissenschaftlich nicht überprüft werden. Trotzdem verbreiteten sich Freuds Thesen auf der ganzen Welt. Sie sind heute zum Volksgut geworden. Freuds Theorie wird zwar die Wissenschaftlichkeit abgesprochen, doch kaum jemand zweifelt an ihrer Bedeutung für die Psychologie in diesem Jahrhundert. Freud wies auf die Wichtigkeit des Unbewussten hin, er machte auf die Bedeutung des frühen Kindesalters aufmerksam, und erst mit ihm wurden Gefühle und irrationales Handeln Gegenstand der Forschung in der Psychologie. |