Bruno Klumpp

Lernen mit Bilderraster

Das Lernen mit einem Bilderraster funktioniert so, daß Sie sich eine Reihe von Bildern merken, die bestimmten Zahlen entsprechen und die wir mit unseren Begriffen verbinden.

Das Raster

Um diese Methode benutzen zu können, müssen wir uns zunächst ein Bilderraster merken. Wir tun das hier für zehn Bilder.

Wichtig ist nicht, um welche Bilder es sich handelt, sondern daß Sie sich darauf festlegen und dann dabei bleiben. Und es sollte sich um Bilder handeln, die lebhafte, beeindruckende Verbindungen ermöglichen. Stellen Sie sich die Bilder farbig vor, mit Leben erfüllt, vielleicht bewegt oder als Teil einer ganzen Szene.
Das Bilderraster, das ich hier vorstelle, stellt keinerlei Zwang dar. In verschiedenen Büchern über Denkmethoden finden Sie auch verschiedenste Ideen für solche Bilder. Manche, wie das für die 1 oder die 5 sind so gut wie immer die selben. Andere sind immer wieder verschieden.

Fangen wir an mit der Zahl 1. Wir brauchen ein Bild, das uns an eine 1 erinnert und das man sich gut merken kann. Stellen Sie sich eine brennende Kerze vor. Eine leuchtend gelbrote Flamme. Wärme. Merken Sie sich also als die Nummer 1 eine Kerze.

Für die Zahl 2 merken wir uns einen Schwan. Sein Hals ist in der Form einer 2 geschwungen. Stellen Sie sich vor, wie er majestätisch über das grüne Wasser eines Teiches gleitet.

Für die Zahl 3 merken wir uns einen Dreizack, wie ihn der Wassermann mit sich herumschleppt. Dinge, die Sie damit verbinden, lassen sich hervorragend aufspießen.

Für die Zahl 4 merken wir uns einen Koffer mit seinen vier Ecken. Alles, was wir uns merken wollen, kann man in der Vorstellung hineinpacken.

Für die Zahl 5 merken wir uns eine Hand mit ihren fünf Fingern. Alles, was wir uns merken wollen, können wir damit anfassen.

Für die Zahl 6 merken wir uns den wie eine 6 geformten Rüssel eines Elefanten. Damit läßt sich alles wunderbar festhalten. Die entstehenden Bilder sind besonders einprägsam und lassen sich auch gut mit dem lauten Ruf des Elefanten verbinden. Je lebhafter ein Bild eingeprägt ist, desto leichter ist es zu merken und desto dauerhafter bleibt es uns erhalten.

Für die Zahl 7 eignet sich ein Wimpel, der wie die 7 geformt ist. Als Merkhilfe in einer Situation wird der Wimpel einfach aufgestellt, wo immer wir ihn brauchen.

Für die Zahl 8 merken wir uns eine Sanduhr. Sie läßt sich an jeder Stelle plazieren. Wenn wir unsere Vorstellung den rieselnden Sand hinzufügen, können wir sogar eine gewisse Dynamik ins Bild bringen.

Die Zahl 9 ist besonders schwierig. Häufig wird eine gewundene Schlange empfohlen. Aber wie wäre es mit Kegelsport. Alle Neune zu treffen, ist durchaus auch gut zu merken. Das Bild, das Sie sich zusammensetzen, erhält durch die rollende Kugel und die auseinanderfallenden Kegel (oder was immer Sie sich damit merken wollten), eine Lebhaftigkeit, die ein Vergessen ausschließt.

Für die Zahl 10 empfehlen Arbeitsmethodiker in der Regel einen auf dem Kopf stehenden Golfschläger und einen Golfball. Nebeneinander ergeben die beiden mit etwas Phantasie eine Form, die an die 10 erinnert. Auch hier läßt sich leicht Bewegung ins Bild bringen.

Ihr erster Schritt

Als erstes müssen wir dieses Bilderraster auswendig lernen und mit Leben füllen. Legen Sie fest, ob Sie meinen Empfehlungen folgen wollen, oder irgendwelche anderen Bilder verwenden. Für den Erfolg der Methode spielt das keine Rolle.

Nun sollten Sie diese Bilder nochmals im Geiste durchgehen und mit Leben und Sinnenseindrücken füllen. Stellen Sie sich die Kerze vor, an der Sie vielleicht einen Finger verbrennen. Oder stellen Sie sich den Schwan vor, der laut schreiend aus dem Wasser steigt, mit Wasser spritzt, oder etwas im Schnabel hält. Stellen Sie sich den Wassermann vor, wie er aus der stürmischen Brandung steigt, behangen mit Algen und Seetang. Spüren Sie den Wind und die salzige Seeluft. Betrachten Sie noch einmal den Koffer mit seinen Reiseaufklebern von allen Seiten. Stellen Sie sich die Hand noch einmal vor, wie sie sich bewegt.

Gehen Sie so alle Bilder noch einmal gründlich durch. Nutzen Sie Übertreibungen, Humor, Farbigkeit und was immer Sie wollen. Je verrückter die Bilder sind, die Sie sich schaffen, desto besser ist der Effekt.

Der Merkvorgang

Wenn wir uns jetzt etwas merken wollen, müssen wir Verbindungen schaffen. Machen wir ein Beispiel: Sie wollen sich merken, daß um 9 Uhr eine Sitzung stattfindet. Dort wollen Sie Herrn Wagner an Ihr Internet-Projekt erinnern, mit Frau Maier über das Budget sprechen und Herrn Schmidt ein Bündel Kopien mitgeben. Wie könnten dann die Bilder aussehen, damit sie dem Gedächtnis haften bleiben?

Der erste Inhalt ist die Sitzung um 9 Uhr. Stellen Sie sich vielleicht vor, wie rund um einen Tisch 9 Stühle stehen mit einer Kerze auf jedem Stuhl. Noch dazu vielleicht ein riesiger, wie eine 9 geformter Geburtstagskuchen auf dem Tisch mit 9 Kerzen oben drauf ...

Der zweite Inhalt ist das Internet-Projekt mit Herrn Wagner. Da könnte man sich vielleicht einen Schwan vorstellen, der von Herrn Wagner wie ein Hund an einem Telefonkabel geführt wird. Der Schwan hat vielleicht noch eine Diskette im Schnabel und so weiter ...

Der dritte Inhalt ist das Budget der Frau Maier. Da könnte man sich vielleicht die Frau Maier vorstellen, mit einem prächtigen Dreizack in der Hand und darauf aufgespießt ein Bündel Papier mit ihrem Zahlenwerk.

Der vierte Inhalt war das Bündel Kopien für den Herrn Schmidt. Packen Sie alle Kopien in einen Koffer. Und wenn Sie nicht vergessen wollen, daß sie für Herrn Schmidt bestimmt sind, stellen Sie sich vielleicht den Schmied Automatix aus den Asterix-Heften vor, wie er mit seinem Hammer den Koffer in Stücke schlägt...

Sie sehen, es lassen sich für beliebige Inhalte geeignete Bilder finden. Und wer sich die nötige Verrücktheit und Phantasie genehmigt, der wird auch immer äußerst lebhafte Bilder finden können, die man praktisch nicht mehr vergessen kann.

Üben

Diese Methode sollte geübt werden, möglichst zusammen mit einem Partner. Wenn Sie sie dann allerdings beherrschen, können Sie sie auch tatsächlich in vielen Situationen anwenden.

Übung:

Bitte versuchen Sie es mit folgender Begriffsliste:

1. Wasserfall
2. Teneriffa
3. Telefon
4. Kalenderblatt
5. Nachtigall
6. Pinnwand
7. Kartenspiel
8. Magenschmerzen
9. Zinnsoldat
10. Plüschtier

Wenn es nicht gleich klappt, üben Sie am besten weiter mit ähnlichen, konkreten Begriffen. Sobald Sie sicher sind, daß es gut funktioniert, sollten Sie es mit abstrakteren Begriffen versuchen. Probieren Sie es einfach mal mit folgender Liste:

1. Komplexität
2. Schwerhörigkeit
3. Interaktion
4. Besonderheit
5. Fiktion
6. Parodie
7. Technokrat
8. Alkoholgehalt
9. Instabilität
10. Perversion

Viel Spaß beim Üben!


© Copyright Bruno Klumpp 1997 - gekürzt und leicht bearbeitet von WS.
Quelle: http://www.knowhow-kompakt.com/dm/memory/dmme002.htm (98-05-08)