(97-01-08)

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Ernst Bauer

Lernen unter Selbstkontrolle am Musikgymnasium Wien

Lernen unter Selbstkontrolle: Das Modell Guttmann


Vorbemerkungen

Seit dem Schuljahr 1980/81 wird in etlichen Klassen das Unterrichtsprojekt Lernen unter Selbstkontrolle wissenschaftlich von Univ.-Prof. Dr. Giselher Guttmann begleitet.

Mehrmals zeigten der ORF und Pädagogen aus dem Ausland Interesse für diese Unterrichtsform.

Was den Besucher vor allem beeindruckt, ist der Stundenabschnitt, in dem die Aktivierung zur Vorbereitung auf ein wichtiges Lernereignis durchgeführt wird. Es wird vollkommen ruhig, und die Schülerinnen und Schüler wenden ihre Aufmerksamkeit ihrem Körper zu. Der Lehrer unterstützt dabei verbal mit ruhiger Stimme die Phase der Entspannung und leitet mit isometrischen Übungen die Aktivierung ein.

Bei genügender Kompetenz in dieser Technik führen die Schülerinnen und Schüler selbständig ihr Aktivierungsprogramm durch. Bei Sportlern und Musikern eine selbstverständliche Leistung, um Konkurrenzsituationen bestehen zu können. Bei einer Schulklasse eine noch etwas ungewohnte Maßnahme mit zusätzlicher psychologischer (ich bin allein für meinen Erfolg verantwortlich) und psychohygienischer (ich kann dadurch mit Streß, Ärger, Ängsten usw. wirkungsvoller umgehen) Wirkung.


Die Grundlagen des Modells

Die Ergebnisse einiger Forschungsrichtungen brachten wichtige Erkenntnisse für die Erstellung eines Lehr- und Lernmodells, nämlich

Zu diesen grundsätzlichen Forschungsergebnissen kommen noch:

A

Advance Organizer von AUSUBEL, das sind kurze, einführende, dem Lernmaterial vorausgehende Informationen, die sich auf die Wissensstruktur des Lernenden beziehen

E

Entspannung nach JACOBSON zum Erreichen eines optimalen Lernzeitpunktes für alle Schüler

I

Imagery von PAIVIO, die Übung visueller Vorstellungen während der Aktivierungsphase

O

Organisation des Unterrichts (Tutoren, Lerntechnik, aufbereitetes Unterrichtsmaterial)

U

Unterrichtsziele in operationalisierter Form den Schülern weitergeben

Advance Organizer sind Informationen, die dem Lernmaterial vorausgehen (Vorstrukturierung) und dem Lernenden die übergeordneten Konzepte in allgemeiner und abstrakter Form deutlich machen. Die Grundannahme der Theorie des bedeutungstragenden Lernens besagt, daß sinnvolles Material nur dann gelernt und behalten wird, wenn bereits Konzepte vorhanden sind, welche die Information aufnehmen und integrieren. Im Gegensatz dazu ist eine Zusammenfassungen eine vergleichsweise kurze, der Information vorangehende oder nachgestellte Organisationshilfe, die normalerweise auf demselben Abstraktions- und Generalitätsniveau wie das Lernmaterial selbst präsentiert wird.

Entspannung wird durch ein Wechselspiel von Spannung und Lösung erreicht. Wenn die Entspannungsphasen zeitlich überwiegen, erfolgt eine hohe Desaktivierung. Wenn die Entspannung erreicht ist, bleiben die Schüler ein bis zwei Minuten in diesem Zustand. In der letzten Minute dieses Abschnittes wird der Körper durch isometrische Übungen stark aktiviert. Obwohl die Aktivierung nur einen kleinen Teil dieses Abschnittes einnimmt, wurde dennoch die Phase nach ihr bezeichnet, denn erst durch die auf die Entspannung erfolgte muskuläre Spannung kann angenommen werden, daß ein mittlerer Bereich der Aktivierung erreicht worden ist, der die ideale Voraussetzung für einen folgenden Lernprozeß darstellt.

Der Zusammenhang zwischen Lernleistung und Aktivierung ergibt einen umgekehrt u-förmigen Graph (Lambda-Beziehung von YERKES-DODSON, LINDSLEY) Beim Anstieg der Aktivierung steigt die Lernleistung stark an, bei zunehmender Aktivierung wächst aber auch das Hemmpotential, steigt die Aktivierung über den optimalen Wert an, sinkt die Lernleistung stark. Daher ist nur bei einem mittleren Aktivierungsniveau eine optimale Lernleistung gegeben.

 

Imagery hat für das Behalten eine unterstützende Funktion, es kann in allen Lernbereichen angewandt werden, bedarf aber bei vielen Menschen eines Trainings.

Organisation des Unterrichts: Tutoren haben eine wichtige soziale und pädagogische Funktion Es gibt Schüler, deren Verarbeitungskapazität und Arbeitsgeschwindigkeit hoch ist und die keine zusätzlichen Erklärungen brauchen. Diese Schüler verlangen zusätzliche Informationen oder sie stören den Unterricht. Sie können nach einer kleinen Schulung für ihre Tätigkeit eingesetzt werden. Das erhöht die Sozialkontakt über die Sitzumgebung hinaus, sie gebrauchen eventuell eine adäquatere Sprache und halten den Lehrer für die Problemfällen frei.

Unterrichtsziele werden den Schülern bekanntgegeben und lassen sie immer deutlich den Endpunkt ihrer Bemühungen erkennen. Das Erreichen oder das Nichterreichen der Ziele ist damit nicht nur dem Lehrer bekannt.


Anwendung

Die Anwendung und Einübung des Unterrichtsmodells kann in kleinen Schritten erfolgen:

Stufe 1: Aktivierung und Kerninformation

Einsatz der Aktivierung zur Vorbereitung auf die Kerninformation. Wenn die Schüler einige Erfahrung mit der Aktivierung haben, wird der Zeitbedarf für die Entspannungsübung verringert. Aktivierung bedeutet immer muskuläre Aktivierung.

Wesentliches Kriterium der Unterrichtsplanung ist die Formulierung einer Kerninformation, die den Inhalt der Stunde in kürzelhafter Form zum Inhalt hat. Nach dem Motto: Was sollen die Schüler nach einem Jahr aus dieser Stunde noch wissen? Begrenzung der Information auf sieben Einheiten. Die sprachliche Formulierung soll aber nicht nullredundant sein. Elaborierung ist wichtig für das Auffinden der Information.

Stufe 2: Einbau einer ersten Wiederholung der Kerninformation

Die Wiederholung der Kerninformation in geeigneter Variation während der ersten Hälfte der Unterrichtsstunde. Verarbeitung der Information oder Anreicherung mit Details.

Stufe 3: Einbau einer zweiten Wiederholung der Kerninformation

Gegen Ende der Unterrichtseinheit wird die zweite Wiederholung der Kerninformation eingeplant; von der Pädagogik als Beendigung der Stunde (Sicherung des Unterrichtsertrages) verlangt.

Eine ideale Modelleinheit kann daher dem folgenden Ablaufplan angepaßt werden, wobei die Zeitangaben nur als Richtwerte zu verstehen sind und die Phasen dem Thema angepaßt werden:

Aktivierung

5 Minuten

Informationsphase

15 Minuten

Intervall 1

5 Minuten

Wiederholung 1

10 Minuten

Intervall 2

5 Minuten

Wiederholung 2

5 Minuten

Die Intervalle 1 und 2 sollen sicherstellen, daß die Einprägungsaktivitäten des Gehirns ungestört ablaufen können. Klassenbucheintragungen, Organisatorisches, HÜ-Kontrolle und HÜ-Verbesserung, Zusammenfassung oder Wiederholungen anderer Stoffgebiete, Fragespiele, Rollenspiele usw. eignen sich gut dafür. Stunden nach dem Modell sowie Stunden der Vertiefung und Übung sollen abwechselnd im Unterricht eingesetzt werden.

Eine andere Struktur ist für Gruppenarbeit vorzuziehen:

Aktivierung und Zusammenfassung oder Kerninformation

5 Minuten

Vorarbeitungsphase/Gruppenarbeit

15 Minuten

Intervall 1

5 Minuten

Wiederholung 1

5 Minuten

Intervall 2

10 Minuten

Wiederholung 2

5 Minuten

Grundsätzliche Überlegungen zu den Unterrichtsmodellen:

In den Realwissenschaften werden deskriptive und technologische Theorien unterschieden. Das Wiener Modell zählt zu den technologischen Modellen, da es keinerlei zusätzlicher Mittel zur Ausführung bedarf, den Grundsatz der Chancengleichheit nicht verletzt, genaue Handlungsanweisungen gibt, keine persönlichkeitsverändernden Maßnahmen des Lehrers und der Schüler erforderlich macht, keine zusätzlichen technischen Einrichtungen verlangt und auf allen Schulstufen anwendbar ist.

Zwar werden keine Verhaltensänderungen für die Anwendung des Modells verlangt, doch sind Verhaltensänderungen im sozialen Bereich zur Erhöhung der Professionalität sicherlich wünschenswert. Beispielsweise die Einhaltung symmetrischer Kommunikation, Lehrerverhaltenstraining, Kommunikationstraining, Training zur Aufbereitung von Texten, mehr Arbeit im Team (gegenseitges Hospitieren mit Unterrichtsbeobachtung wie im Sozialen Lernen oder bei der Ausbildung zur/zum Betreuungslehrerin/-lehrer), Konfliktlösungsstrategien usw.


AKTIVIERUNG - MUSKEL ODER CHEMIE?

Die im Unterricht vermittelte Aktivierungstechnik hat aber, wenn sie konsequent angewandt wird, zusätzlich zur Leistungssteigerung auch eine psychohygienische Wirkung, die nicht zu unterschätzen ist. Wie uns die physische Hygiene vor Infektionen schützt, kann uns eine Psychohygiene vor den Belastungen durch die Umwelt wirkungsvoll schützen.

Damit meine ich

Viele Menschen konsumieren Kaffee, Nikotin, Alkohol, Medikamente oder Drogen, um ihre Probleme vordergründig zu bewältigen und werden abhängig.

Wer hingegen glaubt, ein Entspannungstraining mache ihn ebenso abhängig, hat die natürliche und selbstheilende Wechselwirkung zwischen Geist und Körper noch nicht verstanden.

Selbstkontrolle

Um allen die Möglichkeit der Selbstkontrolle zu vermitteln, folgt eine komplette Übungsreihe. Sie kann leicht auf einen Kassettenrekorder aufgesprochen und mit den vorgeschlagenen Musikstücken zur Unterstützung und Vertiefung der Entspannung versehen werden. So kann sich jeder eine Übungsreihe zusammenstellen und selbst oder von jemanden mit einer für ihn angenehmen Stimme aufsprechen lassen.


Entspannungsübung in ausführlicher Form

(etwa 12 Minuten)

Die Zeiten in Klammern stellen die Längen der Sprechpausen in Sekunden dar. Der folgende Text soll langsam gesprochen werden.

”Mach es dir auf deinem Sessel bequem, beachte dabei aber folgendes: Deine Fußsohlen liegen mit der gesamten Fläche auf dem Boden (3) - , dein Gesäß ist auf der Sitzfläche nach hinten geschoben (3) - deine Hände liegen auf den Oberschenkeln (2) - dein Rücken ist an die Sessellehne angelegt (3) - und deinen Kopf hältst du aufrecht oder läßt ihn auf die Brust sinken (2) - Du sollst angenehm sitzen, wenn nicht, rücke deinen Körper in der angegebenen Sitzhaltung so zurecht, bis du dich wohlfühlst (3) - überprüfe also nochmals deine Füße, deine Oberschenkel, deinen Rücken und deinen Kopf (3).
Schließe nun deine Augen und nimm Kontakt mit dem Inneren deines Körpers auf: Spüre, wie dein Atem langsam und gleichmäßig erfolgt, aber beeinflusse ihn nicht (5) - spüre dein Herz kräftig und gleichmäßig schlagen (5) - und spüre, wie das Blut durch deine Adern fließt (5) - nimm dir vor, die folgenden Übungen langsam und gleichmäßig durchzuführen (2).
Wende deine Aufmerksamkeit deiner Schreibhand zu (2) - forme sie ganz langsam zur Faust (3) - und nun drücke die Faust stärker und stärker, bis zur höchstmöglichen Spannung an (2) - noch etwas stärker (1) - ja, und nun halte die Spannung für drei Sekunden (3) - laß den Druck in der Faust ganz langsam nach und lege die entspannte Hand wieder auf den Oberschenkel (3) - nach der Anspannung spürst du den angenehmen Zustand der Entspannung (3) - atme gleichmäßig und ruhig (1) - ganz ruhig (3).
Du hast nun durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung deiner Hand ein Gefühl für den Spannungszustand deiner Muskulatur bekommen und wirst es bei weiteren Muskeln erleben.
Preß nun deine Lippen mit langsamer Druckerhöhung fest aufeinander (2) - noch etwas fester (2) - sehr gut (1) - und halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und nun vermindere wieder ganz langsam den Druck auf die Lippen (2) - du spürst, wie sich das angenehme Gefühl der Entspannung über den gesamten Körper ausbreitet (5).
Runzle deine Stirne langsam stärker und stärker (3) - halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und nun glätte wieder die Falten auf deiner Stirn und entspanne sie dadurch (2) - du spürst wieder den angenehmen Zustand der Entspannung (5).
Du bist nun gelöster und entspannter als zu Beginn der Übungen, es stört dich auch nicht, wenn eventuell Gedanken in dir auftauchen, du läßt sie vorbeiziehen (3) - wende dich deiner Atmung zu, die langsam und gleichmäßig erfolgt (3) - und deinem Puls, der kräftig und gleichmäßig schlägt (5).
Nun ziehe deine Schultern, und nur die Schultern, langsam in Richtung der Ohren, so hoch wie möglich (2) - halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und laß sie nun wieder langsam nach unten sinken (3) - du erlebst sehr angenehm in deinem gesamten Körper das Gefühl des Loslassens der Spannung (5).
Beginne am Ende der nächsten Einatmung deine Brust- und Bauchregion langsam anzuspannen (2) - stärker und stärker, als ob du einen Gürtel dehnen möchtest, halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und laß sie nun wieder langsam vergehen (3) - betone die Ausatmung und atme gleichmäßig und ruhig weiter. Die Bauchmuskulatur ist wieder weich und locker (2).
Du spürst, wie dein gesamter Körper sich entspannt, wie du ruhiger und viel gelassener bist und wie das angenehme Gefühl der Entspannung sich über deinen gesamten Körper ausbreitet (5).
Spanne nun deine Beine und Füße ohne sichtbare Bewegung an (3) - spüre den Anstieg der Spannung bis in die Zehenspitzen, halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und lockere wieder langsam die Muskel der Oberschenkel, der Waden und der Füße, du bist wieder ganz entspannt, deine Muskel sind ganz locker (2) - Du atmest gleichmäßig und ruhig (1) - ganz ruhig.
Preß nun deine Zungenspitze langsam nach oben auf das Gaumendach (3) - spüre, wie sich die Anspannung im gesamten Körper ausbreitet (1) - halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und nimm die Spannung wieder langsam zurück (2) - du spürst jetzt, wie sich die Entspannung über den gesamten Körper ausbreitet (2) - und du genießt die angenehme Wirkung (5).
Du bist nun wesentlich gelöster und entspannter als zu Beginn der Übungen und hast Puls, Blutdruck und andere biologische Werte deines Körpers für dich zum Positiven hin geändert. Die etwas später beginnende Musik wird diesen Zustand der Entspannung noch vertiefen.
Tauchen Bilder in dir auf, die dich an unangenehme Erlebnisse erinnern, so laß sie vorbeiziehen, sie sollen deinen angenehmen Zustand nicht stören, bleibe aber bei Bildern angenehmer, positiver, schöner Erlebnisse. Stell sie dir möglichst wirklichkeitsgetreu vor, beispielsweise die Umgebung deines Erlebnisses (1) - spüre, was du damals empfunden hast, beispielsweise die Sonne auf deinem Körper (2) - höre, was für Geräusche du damals wahrgenommen hast, beispielsweise das Rauschen des Meeres. Du atmest gleichmäßig und ruhig (1) - ganz ruhig.”

Nun kann Musik (eventuell aus den unten angegebenen Vorschlägen) für einen Zeitraum von fünf bis zehn Minuten die Entspannung unterstützen und vertiefen, ist aber nicht notwendig.

”Trenne dich nun von dem angenehmen, entspannten Zustand und kehre mit deinen Gedanken wieder hierher zurück (3) - öffne langsam die Augen und hole dich aus dem entspannten Zustand durch einige Übungen zurück.”

Nach jeder Entspannung ist besonders wichtig, diese Ruhigstellung wieder zurückzunehmen:

”Presse dazu die Handflächen, so fest du kannst, für einige Sekunden aneinander, drücke mit der flachen Innenhand möglichst fest gegen deine Stirne, wechsle die Hand, strecke den rechten Arm möglichst weit Richtung Decke und gleichzeitig den linken Arm gegen den Boden und spanne die Muskel fest an, wechsle die Richtung der Hände, drücke den Zungenmuskel möglichst fest gegen das Gaumendach, balle möglichst stark die Faust usw.”


Entspannungsübung in gekürzter Form

(etwa 7 Minuten)

Wer schon öfters geübt hat, kann die gekürzte Form der Entspannung verwenden, die ebenso erfolgreich wirkt.

”Mach es dir auf deinem Sessel bequem, beachte dabei aber folgendes: Deine Fußsohlen liegen mit der gesamten Fläche auf dem Boden (3) - dein Gesäß ist auf der Sitzfläche nach hinten geschoben (3) - deine Hände liegen auf den Oberschenkeln (2) - dein Rücken ist an die Sessellehne angelegt (3) - und deinen Kopf hältst du aufrecht oder läßt ihn auf die Brust sinken (2) - Du sollst angenehm sitzen, wenn nicht, rücke deinen Körper in der angegebenen Sitzhaltung so zurecht, bis du dich wohlfühlst (3) - überprüfe also nochmals deine Füße, deine Oberschenkel, deinen Rücken und deinen Kopf (3).
Schließe nun deine Augen und nimm Kontakt mit dem Inneren deines Körpers auf: Spüre, wie dein Atem langsam und gleichmäßig erfolgt, aber beeinflusse ihn nicht (5) - spüre dein Herz kräftig und gleichmäßig schlagen (5) - und spüre, wie das Blut durch deine Adern fließt (5) - nimm dir vor, die folgenden Übungen langsam und ruhig durchzuführen (2).
Wende deine Aufmerksamkeit deinen Händen zu (3) - forme sie ganz langsam zu Fäusten (2) - und nun drücke die Fäuste stärker und stärker, bis zur höchstmöglichen Spannung (2) - noch etwas stärker (1) - ja, und nun halte die Spannung für drei Sekunden (3) - laß den Druck in den Fäusten ganz langsam nach und lege die entspannten Hände wieder auf die Oberschenkel (3) - nach der Anspannung spürst du den angenehmen Zustand der Entspannung (3).
Beginne am Ende der nächsten Einatmung deine Brust- und Bauchregion langsam anzuspannen (2) - stärker und stärker, als ob du einen Gürtel dehnen möchtest, halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und laß sie nun wieder langsam vergehen (3) - betone die Ausatmung und atme gleichmäßig und ruhig weiter (3) - die Bauchmuskulatur ist wieder weich und locker.
Du spürst, wie dein gesamter Körper sich entspannt, wie du ruhiger und viel gelassener bist und wie das angenehme Gefühl der Entspannung sich über deinen gesamten Körper ausbreitet (5).
Preß nun deine Zungenspitze langsam nach oben auf das Gaumendach (3) - spüre, wie sich die Anspannung im gesamten Körper ausbreitet (1) - halte die Spannung für drei Sekunden (3) - und nimm die Spannung wieder langsam zurück (2) - du spürst jetzt, wie sich die Entspannung über den gesamten Körper ausbreitet (2) - und genießt die angenehme Wirkung (5) - du atmest gleichmäßig und ruhig (1) - ganz ruhig (5).
Du bist nun wesentlich gelöster und entspannter als zu Beginn der Übungen und hast Puls, Blutdruck und andere biologische Werte deines Körpers für dich zum Positiven hin geändert.”

Auch hier kann wieder Musik zur Unterstützung oder zum Aufrechterhalten der Entspannung in gewünschter Länge eingespielt werden.

”Trenne dich nun von dem angenehmen, entspannten Zustand und kehre mit deiner Aufmerksamkeit und deinen Gedanken wieder hierher zurück. Öffne nun langsam die Augen und hole dich aus dem entspannten Zustand zurück.”

Dieses Zurückholen erfolgt wieder mit isometrischen Übungen, die bei der ersten Übungsreihe angegeben wurden.

Vergiß nicht, daß eine einmalige Anwendung der Entspannung zwar angenehm ist, daß du dich selbst aber erst dann durch die Entspannung ins Positive führen kannst, wenn du sie mindestens einmal täglich durch einige Wochen hindurch gut geübt hast.

Wenn du dann schon Praxis hast, rasch in den entspannten Zustand zu gelangen, kannst du die Anzahl der Übungen weiter verringern. Allein mit der Zungenübung kannst du dich psychisch und körperlich in einen Zustand versetzen, der dich völlig ruhig und gelassen macht. Du kannst auch vor dem Einschlafen die Übung(en) liegend ausführen und gleitest so in den Schlaf.


Einige Musikvorschläge:

CD Wärme - Cosmic Love, Vol 8, Stereo 827 482-2, Polydor

CD Mantras - Creation of the World, Vol 9, Stereo 827 480-2, Polydor

CD Leben - Humming Voices, Vol 10, Stereo 827 483-2, Polydor

CD Meditation - Acoustic Feelings, Stereo 24 023, Digital Delta

CD Vivaldi: Die vier Jahreszeiten

CD Vivaldi:Concerti für Laute,Concerti für Mandolinen, Stereo 429 528-2, DG


Literatur

Ausubel, D.P., Novak; J.D. und Hanesian, H.: Psychologie des Unterrichts. Band 1 und 2. Beltz, Weinheim 1980/81.

Ballstaedt, S. et al.: Texte Verstehen - Texte gestalten. U&S, München-Wien-Baltimore 1981.

Bauer, E.: Das Guttmann/Vanecek-Modell an der AHS-Oberstufe in Mathematik. Phil. Diss., Wien 1983.

Bauer, E.: Das Wiener Unterrichtsmodell. In: Psychologie und Unterricht, 34, S. 137-144. Ernst Reinhard, München-Basel 1987.

Gröben, N.: Leserpsychologie: Textverständnis - Textverständlichkeit. Aschendorf, Münster Westfalen, 1982.

Guttmann, G.: Lehrbuch der Neuropsychologie. Huber, Bern 1983.

Langer, I., Schulz von Thun, F. und Tausch, R.: Sich verständlich ausdrücken. Ernst Reinhard, München 1981.

Müller, G.E. und Pilzecker, A.: Experimentelle Beiträge zur Lehre vom Gedächtnis. Z. Psychol. Suppl. 1, 1900.

Paivio, A.: Imagery and verbal processes. Holt, Rinehart and Winston, New York 1971.


Quelle: BAUER, Ernst: Lernen lernen. Lernen unter Selbstkontrolle am Musikgymnasium Wien. Lernen unter Selbstkontrolle: Das Modell Guttmann
http://www.bboard.blackbox.or.at/schulen/musikgymnasium/lus.html


©opyright Werner Stangl, Linz 1997.
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