Einzelfallforschung

Unter dem Begriff der Einzelfallstudie wird jener Bereich verstanden, der ein einzelnes Element ("Untersuchungseinheit") zum Gegenstand der Analyse macht. Ausgangspunkt einer Einzelfallstudie bildet somit jeweils eine Untersuchungseinheit, wobei folgenden Bereiche als Einheit angesehen werden können:

Sowohl in der pädagogischen als auch in der psychologischen Forschung haben Einfalluntersuchungen eine lange Tradition (z.B. von EBBINGHAUS 1885) bei seinen Studien zur Erforschung des Gedächtnisses verwendet). Die Bedeutung von Einzelfalluntersuchungen im "context of discovery" (REICHENBACH) wird heute nicht mehr ernstlich bestritten.

Einzelfallforschung definiert sich also darüber welche Bedeutung und welcher Stellenwert dem einzelnen Fall im Erkenntnisprozeß und somit der Induktion zugewiesen wird. Welcher Stellenwert dem Einzelfall in der Sozialforschung zugebilligt wird, hängt nun u.a. davon ab, welches Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem zugrunde gelegt wird. Wird das Allgemeine dem Besonderen gegenübergestellt, dann liegt der Stellenwert der Fallanalyse der der Beschaffung von Hypothesen zu Beginn einer Forschung, die auf Generalisierung auf der Basis statistischer Repräsentativität angelegt ist (Hypothesengenerierungs-Modell). Umgekehrt und geradezu in Gegenbewegung zu dieser Position lassen sich Fallanalysen finden, in denen von allgemeinen Aussagen abgesehen wird. Es wird statt dessen die Auffassung vertreten, daß der Einzelfall sich selbst genüge (Sozialreportage-Modell). Daneben entwickelte sich in der modernen Klinischen Psychologie eine auch empirisch-analytische Tradition der Einzelforschung.


Quellen: Stigler, Hubert (1996). Methodologie. Vorlesungskriptum. Universität Graz.
WWW: ftp://gewi.kfunigraz.ac.at/pub/texte/meth.doc (98-01-03)
Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsblätter".
WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html