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Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie 1989, Heft 4.
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Beispielsseite aus der Computerversion im Wiener Testsystem - EEV |
1. Problemstellung, Ziele der Testentwicklung und theoretischer HintergrundTrotz der großen Anzahl von Untersuchungen zum elterlichen Erziehungsverhalten (vgl. die Überblicksreferate von Lukesch, 1975, Herrmann, 1980, Perrez, 1980, Stapf, 1980, Baumgärtel, 1984, Lukesch, 1984) gibt es nur wenige, meist unzureichend standardisierte Testinstrumente, die konkrete Informationen für diesbezügliche Entscheidungen, für therapeutische Belange oder praktische Interventionen etwa in der erzieherischen Diagnostik und Beratung liefern (vgl. Lukesch, 1984, S. 13). Das liegt zum Teil daran, daß es kaum stringente Modelle gibt, die den Stellenwert der elterlichen Sozialisation genau definieren, zum anderen an der eher forschungsbezogenen Konstruktion derartiger Verfahren (vgl. Baumgärtel, 1984, S. 32). Einige wenige Ausnahmen betreffen projektive Verfahren wie HABIT (Baumgärtel, 1975), FiT (Brem-Gräser, 1970), "Die verzauberte Familie" (Kos & Biermann, 1973) und Fragebogenverfahren wie HAMEL (Baumgärtel, 1979) oder das Instrumentarium zur Familiendiagnostik (Schneewind, Beckmann & Hecht, 1983b). Die meisten dieser Verfahren sind aber schwer auszuwerten bzw. zu umfangreich und daher für die Praxis wenig geeignet (vgl. Stapf, 1980, S. 101, S. 108). Das hat zur Folge, daß in einem kritischen Lebensbereich oft weitreichende Maßnahmen aufgrund von "Hausverstand und Plausibilitätsüberlegungen" (Lukesch, 1984) getroffen werden müssen. Das hier vorgestellte Verfahren wurde daher mit der Zielsetzung eines Screening Verfahrens entwickelt. Ausgangspunkt waren jene kritischen Aspekte elterlichen Erziehungsverhaltens, die in Zusammenhang mit möglichen Problemfeldern innerhalb der familialen Sozialisation stehen. Des weiteren sollte für die beratende und therapeutische Praxis ein ökonomisches Instrumentarium an die Hand gegeben werden, das Handlungswissen für Interventionen bereitstellt. Analysen sollen sowohl auf Individualebene als auch auf Aggregatebene möglich sein. Das sollte durch ein mittleres Abstraktionsniveaus der erfaßten elterlichen Verhaltensweisen gegeben sein.
Dem Verfahren liegt das (meß)theoretische Modell der Verhaltenspräferenzen (vgl. Stangl, 1987c) zugrunde, auf dessen wichtigste und für das Verständnis des Verfahrens notwendige Merkmale kurz eingegangen werden soll:
Individuelles menschliches Verhalten (Handeln) in bestimmten Situationsklassen ist durch eine relativ stabile hierarchische Ordnung (Präferenzstruktur) einzelner Verhaltensweisen bestimmbar.
Präferenzstrukturen sind ein primär individuales Phänomen; sie stehen für das Insgesamt jener individualen Merkmale, die in einer spezifischen Situation der jeweiligen Klasse von Situationen handlungsrelevant werden können.
Individuelle Präferenzen sind das Resultat von Vergleichsoperationen.
Die empirische Erfassung von Präferenzstrukturen ist durch Vorgabe einer repräsentativen Auswahl von Verhaltensweisen für die jeweilige Situationsklasse möglich.
Die Präferenzstruktur umfaßt jene Verhaltensmuster, die von einer Person im Laufe der individuellen Lerngeschichte erworben wurden.
Die Prognose individuellen Verhaltens in einer konkreten Situation ist aufgrund der Kenntnis der spezifischen Merkmale der Person, der Situation und deren Wechselwirkungen möglich.
Das allgemeine Modell der Verhaltenspräferenzen stellt in bezug auf die familiäre Sozialisationsforschung einen integrativen Ansatz dar, der die wichtigsten wissenschaftlichen Perspektiven (vgl. den Überblick bei Schneewind, Beckmann & Engfer, 1983a, S. 12f) zu verbinden sucht. Im Zusammenhang mit dem hier vorgestellten Testverfahren überwiegt die differentialpsychologische Perspektive (vgl. Stangl, 1987c).
2. Entwicklung des VerfahrensDie Entwicklung des Testverfahrens erfolgte im Rahmen eines Projektes zur Untersuchung des Zusammenhanges zwischen elterlichem Erziehungsverhalten und der Entwicklung der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen (Stangl, 1986, 1987a, 1987b, 1987c), wobei die Nachteile von Fragebogenverfahren ungangen werden solten.
Ausgangspunkte waren u.a. eine phänomenologische Analyse elterlichen Erziehungsverhaltens aufgrund narrativer Interviews, Gespräche mit Erziehungsberatern und die Analyse einschlägiger Testverfahren. Aufgrund dieser Informationen wurden sowohl ein umfangreicher Katalog von kritischen Erziehungssituationen als auch ein Katalog von charakteristischen elterlichen Verhaltensweisen für diese Situationen erstellt. Diese Verknüpfung von situativen und personalen Merkmalen sollte sicherstellen, daß eine situationsübergreifende Präferenzordnung für bestimmte Verhaltensweisen einer spezifischen Klasse von Situationen erfaßt und gemessen werden kann.
Für die Zielsetzung dieser Arbeit kam des weiteren nur ein Verfahren in Frage, das in erster Linie auf die Selbstperzeption der Eltern abgestimmt ist (z.B. im Hinblick auf die prognostische Beurteilung von Pflege- und Adoptivwerbern). Allerdings sollte dieses Verfahren auch für einen Einsatz zur Erfassung der Fremdperzeption elterlichen Erziehungsverhaltens geeignet sein. Das Verfahren wurde in Analogie zum BESTT (Stangl, 1984) entwickelt.
Eine Verwendung von Photographien bietet neben der Veranschaulichung und Konkretisierung der jeweiligen Erziehungssituation auch den Vorteil, eine projektive Komponente bei den untersuchten Personen zu aktivieren, die vor allem im Hinblick auf mögliche latente Aspekte in diesem kritischen Lebensbereich informationsmehrend zu sehen ist (vgl. Stapf, 1980, S. 97f). Antworten auf hypothetische Situationen können zwar insgesamt als verhaltensnäher angesehen werden (vgl. Friedrichs, 1974, S. 50f), doch sind diese Situationen aufgrund des Interpretationsspielraums meist "unterdeterminiert". Dieser Spielraum wird von den Untersuchten unterschiedlich ausgefüllt, sodaß die Reaktionen nicht vollständig vergleichbar sind. Es ist daher notwendig, diesen Spielraum einzuschränken. Das wurde für den FEV dadurch gelöst, indem einerseits die dargestellten Erziehungssituationen mit einem Titel versehen wurden, andererseits auch dadurch, indem die jeweils vorgelegten Verhaltensalternativen einen Rahmen möglicher Verhaltensweisen absteckten. Im Verlauf der Testentwicklung wurden auch spontane Reaktionen der Probanden für eine Optimierung des Verfahrens verwendet, sodaß generelle Antwortverweigerungen kaum auftreten (bei ca. 2 % der Stichprobe).
Nach einigen Erprobungen mit verschiedenen Testversionen wurde eine erste Testvorform entwickelt (20 Situationen mit jeweils 8 Verhaltensalternativen). Diese wurde einer Stichprobe von 276 Eltern und 99 Studenten der Wirtschaftspädagogik im Einzelversuch bzw. im Gruppenversuch vorgelegt. Aufgrund der Daten wurden die Faktoren auf Eindimensionalität (Kriterien: Ladungen a ³ 0.25 auf dem ersten unrotierten Faktor, eine befriedigende Streuung der Itemschwierigkeiten) und Unabhängigkeit (Kriterium: r ² 0.50) geprüft. Eine erste Testversion wurde in einer Untersuchung zur Konsistenz elterlichen Erziehungsverhaltens 179 Elternpaaren im Einzelversuch vorgelegt (Stangl, 1987b).
3. Endform des VerfahrensDas Testheft im DIN A5-Format enthält neben der Instruktion ein Probebild und ein Antwortblatt für die Testdurchführung, auf welchem neben den üblichen demographischen Variablen auch Fragen nach der Familienstruktur und subjektiven Einschätzungen der Erziehungssituation (Zufriedenheit, wichtigste Erziehungsziele, Vergleich mit der eigenen Erziehung, Anteile an der Kindererziehung) erfaßt werden.
Der "Fragebogen zum elterlichen Erziehungsverhalten" besteht aus 20 kritischen Erziehungssituationen, die gegliedert nach vier Situationsunterklassen wie folgt charakterisiert sind:
Jeder Situation sind acht elterliche Reaktionsmöglichkeiten zugeordnet, die einzeln auf ihre subjektive Eignung für die dargestellte Situation bewertet werden müssen ("zutreffend" bzw. "nicht zutreffend").
Die insgesamt 160 Einzelangaben werden zu 16 Präferenzfaktoren mit je 10 Items zusammengefaßt, wobei als Maßzahlen die relativen Häufigkeiten der Zustimmungen verwendet werden. Diese Prozentwerte können in einem Profil grafisch dargestellt werden und repräsentieren insgesamt die hierarchische Struktur der individuellen Verhaltenspräferenzen in kritischen Erziehungssituationen. Folgende Faktoren elterlichen Erziehungsverhaltens werden mit dem FEV erfaßt (in Klammern die Kurzbezeichnungen):
Im Unterschied zu anderen Testverfahren wird mit dem FEV eine situationsübergreifende Präferenz für bestimmte Verhaltensweisen einer spezifischen Klasse von Situationen berechnet. Damit wird es unter einer interaktionistischen Konzeption möglich, idiosynkratische und in sich kohärente Erlebnis- und Verhaltensmuster zu bestimmen, die einen Rückschluß auf die in einer konkreten Klasse von Interaktionssituationen wirksamen personalen Komponenten erlauben und individuale Differenzen sichtbar machen (vgl. Schmalt & Schab, 1984). Des weiteren liegt dem FEV - wie allen psychologischen Testverfahren - die Generalisierungshypothese zugrunde (vgl. Stangl, 1987c). Die wesentliche Information des FEV bezieht sich auf die relative Ordnung (Präferenzstruktur) und daraus ableitbaren Prognosen. Der Vergleich verschiedener Personen erfolgt daher nicht durch den Vergleich der Ausprägungen einzelner Merkmale, sondern durch den Vergleich der individuellen Präferenzstrukturen (etwa mit korrelativen Indizes wie Rangkorrelationen oder anderen Differenzmaßen).
Die vorliegende Testversion des FEV besteht aus einem Testheft, einem Anwortbogen, einem Auswertungsblatt zur Darstellung der individuellen Präferenzprofile und einem Codeblatt zu EDV-Erfassung der Daten. Die Testdurchführung kann sowohl im Einzel- als auch im Gruppenversuch erfolgen, wobei zunächst eine Erfassung erziehungsrelevanter Merkmale mit Hilfe des Antwortbogens vorgenommen werden sollte (prinzipiell ist auch die Vorlage des FEV allein möglich). Der eigentliche Test nimmt etwa 20 bis 35 Minuten in Anspruch. Die Auswertung (Übertragung der Daten in den Auswertungsbogen und Darstellung im Präferenzprofil) nimmt etwa 10 bis 15 Minuten in Anspruch.
5. Analyse des Testverfahrens5.1 Analysestichprobe
Die Erhebung der hier referierten Daten erfolgte im Einzelversuch durch geschulte studentische Interviewer (Wirtschaftspädagogen). Es wurden 2 Stichproben mit insgesamt 251 Elternpaaren (502 Einzelprotokolle) mit mindestens einem Kind untersucht, wobei die Elternteile parallel den Test bearbeiteten. Im Anschluß daran wurden die Daten ausgewertet und mit den Eltern diskutiert. Bei der ersten Stichprobe (N=127 Elternpaare mit einem mindestens 6 Jahre alten Kind) erfolgte die Vorlage des FEV nur an die Eltern, bei der zweiten (N=124 Elternpaare mit einem mindestens 10 Jahre alten Kind) erfolgte die Vorlage des Verfahrens mit geänderter Instruktion auch an ein Kind (s. Abschnitt über Validität).
Einige Charakteristika der Gesamtstichprobe: Alter der Väter 23 bis 66 Jahre (Mittel 42), Alter der Mütter 20 bis 57 Jahre (Mittel 38), Alter der Kinder 3 bis 18 Jahre (Mittel 12), im Mittel 2.2 Kinder je Familie, 50 % Knaben, 50 % Mädchen. In bezug auf die Bildungsstruktur liegt der Anteil der akadamisch Gebildeten mit 15 % bzw. 17 % bei sonstiger Repräsentativität der anderen Bildungsgruppen über dem in der Gesamtbevölkerung.
5.2 Strukturanalyse der Faktoren
Zur Überprüfung der internen Konsistenz der Faktoren des FEV wurden Faktorenanalysen (Hauptkomponentenanalyse) und Konsistenzanalysen (Cronbach-Alpha) über die jeweils 10 Items berechnet. Aufgrund der Eigenart des Verfahrens (situationsübergreifende Präferenz in jeweils 10 verschiedenen Situationen mit unterschiedlichem Handlungskontext) können die üblicherweise angenommenen bzw. geforderten Mindestwerte dieser Kennzahlen nicht angewendet werden. Als Richtwert können die Korrelationen gelten, die zwischen jenen Einzelitems bestehen, die sowohl inhaltlich als auch semantisch in der Formulierung ident bzw. ähnlich waren. Insgesamt gibt es 39 solcher Items, wobei die durchschnittliche Korrelation rø=0.21 beträgt (Streuung zwischen r=-0.04 und r=0.39). Bis auf zwei Skalen (DIST und VERB) liegen alle Konsistenzkoeffizienten über 0.50.
5.3 Strukturanalyse des Gesamttests
Zur Überprüfung der Struktur des FEV wurden Interkorrelationen und Faktorenanalysen zwischen den 16 Faktoren berechnet.
In Tabelle 1 sind die Interkorrelationen zwischen den 16 Faktoren getrennt für Väter und Mütter wiedergegeben. Das Elterngeschlecht übt keinen bzw. nur einen geringen Einfluß auf die Zusammenhänge zwischen den Faktoren aus. Extraktionen (Hauptkomponentenanalysen) von 2 bis 5 Faktoren erbrachten eine weitgehende Bestätigung dieser Vermutung.
Fünf extrahierte Dimensionen geben insgesamt zwei Drittel der Gesamtvarianz wieder, die zugehörigen Ladungsvektoren weisen auf die weitgehende Geschlechtsunabhängigkeit des Verfahrens hin. Geringe Einschränkungen müssen hinsichtlich der Faktoren ANGS und UNSI, KONS und IDEL und ATTR gemacht werden, wobei diese weniger vom Eltergeschlecht abhängen dürften, als vielmehr generelle und dimensionsunspezifische Varianzanteile binden.
Hinsichtlich der Gesamtvarianzaufklärung der ursprünglichen Variablen liegt der Prozentsatz des FEV im Vergleich mit den von Lukesch (1975, S. 80f) in einer kritischen Analyse aufgeführten Verfahren weit über dem Durchschnitt. Aber auch in bezug auf die Varianzaufklärung der Einzelvariablen (Kommunalitäten) ist der FEV anderen Verfahren überlegen.
Dem FEV liegen auf der ersten Ebene zwei Zentraldimensionen zugrunde, die allgemein als "Zuwendung zum Kind" bzw. als "Abwendung vom Kind" interpretiert werden können. Die Zuwendungsdimension läßt sich (3. Ebene) noch weiter in zwei Unterdimensionen aufspalten, die einerseits als "Ideelle Zuwendung" und andererseits als "Verbale Zuwendung" bezeichnet werden können. Auch die Dimension der Abwendung läßt sich in zwei Unterdimensionen aufspalten: in eine "Distanzierende Abwendung" und eine "Forderung nach Anpassung bei sonstiger Abwendung". Eine Sonderstellung nimmt die Skala VERB ein, denn diese gehört zwar konzeptionell zur Hauptdimension Abwendung, doch dürfte sie zusätzlich einen eigenständigen Verhaltensaspekt ansprechen, der von den übrigen Faktoren nicht erfaßt wird.
5.4 Strukturanalyse der Personen
Für die praktische Anwendung eines Testverfahrens zum elterlichen Erziehungsverhalten sind weniger die gruppenstatistischen Auswertungen von Bedeutung, vielmehr muß ein Test in der Lage sein, auch inhaltlich unterscheidbare elterliche Verhaltensmuster zu identitifizieren. Zur Ermittlung solcher Verhaltensmuster wurden die vorliegenden Profile mit Hilfe der hierarchischen Clusteranalyse zu Merkmalskonfigurationen zusammengefaßt. Dieses Verfahren bietet sich deshalb an, da mit ihm aufgrund numerischer Variablen (Präferenzfaktoren) disjunkte Personenklassen mit ähnlichen Präferenzstrukturen gebildet werden können, die einerseits in sich weitgehend homogen sind, sich andererseits aber voneinander deutlich unterscheiden. Das gewählte Verfahren nach Ward (1963) verwendet als Distanzmaß die quadrierte euklidische Distanz, wobei auf den einzelnen Fusionsstufen jene Personen bzw. Personengruppen zusammengefaßt werden, aus deren Fusion der geringste Zuwachs an Fehlerquadratsumme innerhalb der Cluster resultiert. Die Zunahme der Fehlerquadratsumme ist dabei als gewichteter quadrierter euklidischer Centroidabstand darstellbar, der als Hilfsmittel für die Festlegung der Clusteranzahl verwendet werden kann. Dieses additive Modell erleichtert dadurch die Interpretation der so gewonnenen Cluster (vgl. Eckes & Rossbach, 1980, S. 75). Als Kriterien für die Festlegung der Anzahl der Cluster wurden aber neben statistischen (Fehlerfunktion, Verteilung) auch inhaltliche (Interpretierbarkeit, Ausmaß der Differenzierung) angewendet, wobei sich diese bei den vorliegenden Daten weitgehend deckten. Zur Überprüfung der Gruppierungen durch die Clusteranalyse wurden Diskriminanzfunktionen (vgl. Rollett & Bartram, 1976, Nickel & Schmidt-Denter, 1980) berechnet. Allerdings wurde eine im Sinne einer Kreuzvalidierung der Ergebnisse strengere Vorgehensweise gewählt (s.u.).
Zur theoretischen Einordnung der vorliegenden Ergebnisse werden in Tabelle 2 einerseits zwei Clusterlösungen aus früheren Untersuchungen mit dem FEV (Stangl, 1987a; 1987b) wiedergegeben, andererseits erfolgt ein Vergleich mit anderen typologisch orientierten Klassifikationen von Erzieherverhalten. Dabei werden nur solche Arbeiten herangezogen, die nicht von der Kindperzeption des erzieherischen Verhaltens ausgehen. Auf die Problematik eines solchen Vergleiches mit anderen Verfahren hat zwar Lukesch (1975, S. 88f) hingewiesen, doch wir hier nicht auf den Nachweis einer Konvergenz insbesondere semantischer und somit prinzipiell willkürlicher Art abgezielt, vielmehr soll eine Einordnung in allgemein bekannte wissenschaftliche Denkkategorien erleichtert werden.
Die in den Arbeiten von Nickel, Schenk & Ungelenk (1980) und Lukesch & Tischler (1975b) berichteten Konfigurationen des Erziehungsverhaltens sind zwar aufgrund anderer Fragestellungen, Stichproben bzw. methodischen Konzeptionen nur bedingt vergleichbar, dennoch soll auf Übereinstimmungen hingewiesen werden, da einige der von diesen Autoren berichteten Merkmale erzieherischen Verhaltens ähnlich den Faktoren des FEV konfiguriert sind. Nickel, Schenk & Ungelenk (1980) untersuchten professionelle Erzieher, während Lukesch & Tischler (1975b) Eltern befragten. Neubauer (1986) fand bei einer Untersuchung des Verhaltens von Kindergärtnerinnen drei Typen, die den Typen von Tausch & Tausch (1973) entsprechen. Diese Autoren untersuchten das Verhalten von Lehrern, also ebenfalls von professionellen Erziehern. Die Ergebnisse von Nickel et al. und Neubauer sind besonders relevant, da für die Konfigurierung die Clusteranalyse verwendet wurde. Zusätzlich wird auf einige der "klassischen" Typenkonzepte hingewiesen.
Zusammengefaßt können die fünf Cluster wie folgt bezeichnet werden (in Klammern die relativen Häufigkeiten in den Stichproben):
Die Ergebnisse zeigen, daß die Häufigkeiten der Konfigurationen stichprobenspezifisch sind. Die Unterschiede können vermutlich auf die älteren Kinder in der zweiten Stichprobe zurückgeführt werden.
Ähnlichkeiten bzw. strukturale Zusammenhänge zwischen den Clustern können mit Hilfe von Rangkorrelationen zwischen den Durchschnittsprofilen der Cluster berechnet werden. Die größten Ähnlichkeiten bestehen zwischen dem 1. und 2. bzw. 4. und 5. Cluster (R=0.65 bzw. R=0.28), die stärksten Diskrepanzen bestehen zwischen dem 3. und 4., 2. und 4. bzw. 3. und 5. Cluster (R=-0.80, R=-0.57 bzw. R=-0.47). Diese Zusammenhänge entsprechen den inhaltlichen Bestimmungen der elterlichen Verhaltenstypen. Übereinstimmende korrelative Beziehungen fanden sich auch in früheren Untersuchungen.
Eine Überprüfung der Gruppierung mit Hilfe der Diskriminanzanalyse vorgenommen. Dabei wurden aufgrund einer Zufallsstichprobe (60 Prozent der Gesamtstichprobe) Diskriminanzfunktionen berechnet und mit deren Hilfe die Clusterzugehörigkeit der restlichen 40 Prozent vorhergesagt. Es ergaben sich 4 signifikante Diskriminanzfunktionen (d1=472.37, p²1%; d2=236.11, p²1%;d3=98.88, p²1%; d4=33.00, p²1%), mit deren Hilfe 90 % der Eltern (Prognosestichprobe) richtig zugeordnet werden können (Analysestichprobe 92 %). Die meisten Fehlzuordnungen fanden sich beim 3. Cluster. Eine fünfte Diskriminanzfunktion verfehlte das Signifikanzniveau deutlich. Zentrale Differenzierungsmerkmale sind vor allem das Ausmaß der elterlichen Lenkung (NORM, KONT, FORD, IDEL, KONS) im Zusammenhang mit der elterlichen Sicherheit (ANGS, UNSI), das Ausmaß des Akzeptierens des Kindes (MITB, IDKI), die Art der elterlichen Argumentation (PARG, NARG, ERMU) und das allgemeine Distanzverhältnis zwischen Eltern und Kindern (DIST, KONF, VERB).
Die Funktionen weisen eine Affinität zu den zweidimensionanalen Ansätzen von Tausch & Tausch (1973; minimale vs maximale Lenkung bzw. Geringschätzung vs Zuneigung) und Schaefer & Krug (1959; control vs autonomy bzw. hostility vs love), aber auch zum dreidimensionalen Konzept von Becker (1964; warmth vs hostility, restrictiveness vs permissiveness bzw. anxious emotional involvement vs calm detachment) auf. Die strukturalen Übereinstimmungen können im Sinne der Konstruktvalidität des FEV interpretiert werden, auch wenn prinzipiell Vorbehalte gegen einen Vergleich von Faktoren, die mit verschiedenen Verfahren erhoben worden sind, bestehen (vgl. Lukesch, 1975, S. 88).
6. Validität des VerfahrensDie Ausführungen zur Validität orientieren sich an den Kriterien bzw. Definitionen von Jäger (1986, S. 275) und Klauer (1984, 1987)
6.1 Kontentvalidität
Die Grundgesamtheit der Verhaltensweisen des FEV ist mit "elterlichem Verhalten in kritischen Erziehungssituationen" umschrieben, wobei eine Auswahl sinnvollerweise nur teilweise zufällig und somit repräsentativ erfolgen kann. Die schrittweise reduktive Auswahl von Situationen und Verhaltensweisen aufgrund der Vorerhebungen ist ein auch hinsichtlich Testökonomie pragmatischer und akzeptabler Kompromiß.
Nicht zuletzt kann die Repräsentativität des verwendeten Materials nur anhand eines langjährigen praktischen Einsatzes des Verfahrens und einer ständigen Überprüfung der ausgewählten Situationen gewährleistet werden. Es ist zu vermuten, daß die Repräsentativität der Situationen eine ständige Anpassung erfordert. Z. B. könnte es notwendig sein, den Problembereich Hausaufgaben etwa durch den Bereich Computerarbeit zu erweitern oder zu ersetzen. Aber auch die Repräsentativität der elterlichen Verhaltensweisen müßte laufend einem sich ständig wandelnden sozialen Kontext elterlichen Verhaltens angepaßt werden. Die Freizeitgesellschaft überträgt vermutlich der Familie weitere und neue Sozialisationsaufgaben, die sich künftig tiefgreifend auf Interaktions- und Handlungsstrukturen innerhalb von Familien auswirken werden.
Diese Validitätskomponente ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn von Beobachtungsdaten auf Personattribute geschlossen wird. Ein Aspekt der Konstruktvalidität betrifft die aufgrund der Strukturanalyse vorgenommene Prüfung der Stabilität der Relationen der Komponenten des Verfahrens (faktorielle Validität). Diese ist beim FEV sowohl aufgrund der in verschiedenen Stichproben als auch mit verschiedenen Testversionen in weitgehend übereinstimmender Weise gefundenen Faktoren- und Clusterstrukturen gegeben. Darauf weisen auch die stabilen Zusammenhänge mit anderen untersuchten Merkmalen in den einzelnen Stichproben hin (vgl. Stangl, 1987b, 1987c).
Einen weiteren Aspekt der Konstruktvalidität (etwa im Sinne einer nomologischen Validität) betrifft die weitgehende Übereinstimmung der gefundenen Strukturen mit bisherigen theoretischen Modellvorstellungen, wodurch eine Einordnung in bzw. ein Vergleich der Befunde mit bisherigen Konzepten möglich sind.
Da ein praktisches Ziel des FEV die Beschreibung und Prognose elterlichen Verhaltens darstellt, ist vereinfachend das dafür relevante Kriterium damit zu umschreiben, daß der Test das Verhalten der Eltern so abbilden soll, wie es tatsächlich ist bzw. unter einer kurz- bis mittelfristigen Perspektive sein wird. Jedes Kriteriumsverhalten unterliegt dabei in der Regel denselben wissenschaftlichen Ansprüchen wie das Testverhalten, d.h., daß auch hier eine objektive, reliable und valide Messung zu fordern ist.
Bei Persönlichkeitsinventaren werden in der Regel Selbst- und/oder Fremdeinschätzungen (mit oft vereinfachten bzw. ähnlichen Verfahren) der mit dem zu prüfenden Verfahren erfaßten Merkmale verwendet, wobei hier meist Zusammenhangskoeffizienten berichtet werden (vgl. etwa neuere Arbeiten von Borkenau & Amelang, 1985, Schmidt & König, 1986).
Für das selbstberichtete elterliche Erziehungsverhalten bieten sich als Auskunftspersonen die Betroffenen dieses Verhaltens an, wobei darin gleichzeitig eine gewisse Problematik liegt. In der Erziehungstilforschung ist es nach wie vor eine offene Frage, ob das selbst- oder das fremdperzipierte Erziehungsverhalten bessere Voraussagen der kindlichen Entwicklung ermöglicht. Nach Darpe & Schneewind (1978, S. 150) und anderen Autoren ist es vermutlich das kindperzipierte Elternverhalten, doch ist die systematische Erforschung dieses Sachverhaltes noch weit hinter dem wünschbaren Stand zurück (vgl. Helmke & Kischkel 1980, S. 82). Zahlreiche "Verfälschungsquellen", die sich auf den Grad der Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdperzeption beziehen, wurden postuliert:
- die Situationsspezifität des Verhaltens (Garbe & Strasser, 1978) und situationsbedingte Verzerrungen (Fend, 1977);
- Merkmale der Eltern-Kind-Interaktion (Garbe & Strasser, 1978);
- personenbedingte Verzerrungen (Fend, 1977) wie allgemeine Verfälschungstendenzen (Lukesch & Tischler, 1975a) oder Antwortstile (Rorer, 1965);
- merkmalsbedingte Urteilsverzerrungen (Fend, 1977);
- Stabilität und Konsistenz des Merkmals (Helmke & Kischkel, 1980).
In der Regel findet man zwischen Selbst- und Fremdbeurteilung keine oder nur schwache Beziehungen (vgl. Lukesch & Tischler, 1975a). Einen Überblick über einige neuere Untersuchungen dazu geben Helmke & Kischkel (1980). Dieser Tatbestand ist auch durch sozialpsychologische Forschungsergebnisse insbesondere zu den Attributionstheorien erhärtet (vgl. Stapf, 1980, S. 102). Meist liegen die Koeffizienten im Bereich von r=0.10 und r=0.30, d.h., daß es nur wenig gemeinsame Varianz zwischen den Beurteilungen gibt. Meist wird dies darauf zurückgeführt, daß unterschiedliche Wahrnehmungsmuster und Interessenslagen der überprüften Personen die Übereinstimmung der Ratings negativ beeinflussen. Die Höhe der Zusammenhänge hängt darüber hinaus aber auch von den verwendeten Instrumentarien (vgl. Lukesch & Tischler, 1975a, S. 95) und den Zielsetzungen der Untersuchung bzw. der Untersuchten (vgl. Hoeth, Büttel & Feyerabend, 1967) ab.
In der zweiten Stichprobe wurden auch die Kinder miteinbezogen, wobei diese mit Hilfe des FEV das elterliche Erziehungsverhalten einschätzen sollten. Dabei wurde zur Vermeidung einer Überforderung gefragt, wie ihre Eltern jeweils reagieren würden. In diesem Fall wurde also die projektive Komponente des Verfahrens "reduziert" und die Urteile auf das Verhalten der eigenen Eltern eingeschränkt. Damit wurde in Kauf genommen, daß in den Kinderurteilen das Elternverhalten auf irgendeine Weise "gemittelt" wird, und bei der Interpretation kein direkter Bezug auf das Verhalten einer konkreten Elternperson allein genommen werden kann.
Zum empirischen Vergleich wurden die Skalenwerte von Vätern und Müttern jeweils arithmetisch gemittelt, sodaß einem global fremdperzipierten Elternverhalten ein durchschnittliches selbstperzipiertes Elternverhalten gegenübersteht.
In Tabelle 3 (Spalte 3) sind die Produktmomentkorrelationen zwischen der Selbst- und Fremdeinschätzung wiedergegeben. Im Durchschnitt liegen diese relativ stabil knapp über r=0.30, wobei nur zwei ein p ² 0.05 verfehlen. Auf eine weitreichende Interpretation dieser Koeffizienten muß aber verzichtet werden, solange keine Kreuzvalidierung vorliegt.
Interessant sind die ebenfalls in Tabelle 3 wiedergegebenen Zusammenhänge der globalen Einschätzung durch das Kind mit den individualen Testergebnissen von Vätern und Müttern. Sie deuten darauf hin, daß sich das Kind bei seiner Beurteilung elterlichen Verhaltens vorwiegend auf mütterliches Verhalten bezieht (durchschnittliches røM=0.26 gegenüber røV=0.17). Diese Dominanz der Mütter in der Erziehung wird auch in dem auf einer Prozentskala eingeschätzten Anteil an der Erziehung deutlich, bei dem übereinstimmend von allen Befragten der Mutter etwa 40 % und dem Vater etwa 30 % an der Erziehungsarbeit zugewiesen werden.
Die hier als Kriteriumsvalidität des Verfahrens interpretierbaren Zusammenhänge gewinnen noch an Gewicht, wenn man sie mit anderen schon erwähnten Verfahren vergleicht. Trotz der vermutlich unterschiedlichen Interessenslagen der Beurteiler und Beurteilten gibt es einen beträchtlichen Anteil an gemeinsamer Varianz, der vielleicht auf die im Vergleich zu anderen Verfahren größere Situationsspezifität und Konkretheit des Verfahrens zurückgeführt werden kann (vgl. dazu auch Stapf, 1980, S. 103).
Bei der Beurteilung der Zusammenhänge muß berücksichtigt werden, daß wichtige familiensystemspezifische Merkmale, die man als Kohärenz oder Konsistenz (vgl. Stangl, 1987b) bezeichnen kann, einen Einfluß auf die Zusammenhänge haben. So streuen die Korrelationen zwischen Väter- und Mütterprofilen im Bereich von r=-0.32 bis r=0.92 (Mittelwert rø=0.40, Streuung 0.27), was darauf hindeutet, daß die Übereinstimmung zwischen Kind- und Elternangaben von individuellen Merkmalen der Untersuchungstriaden mitbestimmt wird. Welche Merkmale dafür verantwortlich sind, kann aufgrund der vorliegenden Daten nur vermutet werden: das Alter des Kindes hat keinen Einfluß auf den Grad der Übereinstimmung (im Gegensatz zu Ergebnissen von Helmke & Kischkel, 1980, S. 98, die einen geringen positiven Zusammenhang fanden), hingegen findet sich ein tendenzieller Zusammenhang zum Kindgeschlecht, wobei im Durchschnitt Mädchen "besser" urteilen als Knaben (r=0.16). Dieses Resultat widerspricht ebenfalls den Ergebnissen der Untersuchung von Helmke & Kischkel (1980, S. 98). Das Auftreten dieses Effektes wird vielleicht dadurch begünstigt, daß Mädchen sich stärker mit Erziehungsaufgaben und damit der Elternrolle - insbesondere mit der der Mutter - identifizieren (die einzige interpretierbare Korrelation besteht zwischen dem Mütterurteil und dem Kindgeschlecht: r=0.22).
Helmke & Kischkel (1980, S. 101f) berichten des weiteren einen schwachen nichtsignifikanten Trend, daß negatives elterliches Sanktionsverhalten einen etwas höheren Grad der Übereinstimmung mit der kindlichen Wahrnehmung aufweist als positives Verhalten. Diese Tendenz findet sich in den vorliegenden Daten nicht durchgehend, vielmehr läßt sich aufgrund der vorliegenden Zusammenhänge eher vermuten, daß die Sichtbarkeit bzw. Offenkundigkeit der in den Faktoren angesprochenen Verhaltensweisen einen moderierenden Einfluß ausübt.
Meines Erachtens sind alle diese Zusammenhänge weniger von gruppen- als von familiensystemspezifischen Merkmalen abhängig. Die Korrelationen zwischen der Vater-Mutter-Konsistenz und der Kind-Eltern-Konsistenz beträgt in der vorliegenden Stichprobe r=0.50, sodaß die Erziehungsstilforschung noch stärker als bisher auf eine idiographische Strategie verwiesen ist.
Zur Bestätigung der besprochenen Zusammenhänge zwischen Selbst- und Fremdperzeption wurde schließlich noch ein dikriminanzanalytischer Ansatz versucht. Da die dafür geeignete Stichprobe nur N=121 betrug, wurde nicht von 5 Clustern ausgegangen, sondern von einer zusammengefaßten 3-Clusterlösung (Typ I: hohe Erziehungsintensität, Überbehütung + autoritär-restriktiv; Typ II: durchschnittlich, laissez-faire; Typ III: demokratisch, sozial-integrativ + durchschnittlich, (verbal) lenkend). Es wurde versucht, die Selbstzuordnung der Eltern zu diesen Typen elterlichen Verhaltens aufgrund der Kindeinschätzungen zu bestätigen. Diese Ergebnisse können im Sinne der konkurrenten Validität (vgl. Jäger, 1986) interpretiert werden. Mit Hilfe zweier linearer Funktionen (f1=98.1147, p=0.00, f2=40.928, p=0.09) können 65 % der Elternpaare richtig klassifiziert werden, wobei dieser Prozentsatz deutlich über dem Zufall liegt. Berücksichtigt man die Zweitzuordnungen, so reduzieren sich die "Fehler" auf 6 %. Die Markiervariablen der Funktionen lassen die Interpretation zu, daß einerseits eine eher sachlich-kognitive Dimension und eine eher emotional-affektive Dimension für die Beurteilung elterlichen Verhaltens herangezogen wird. Angesichts der für diese Detailanalyse schmalen Stichprobe, der problematischen arithmetischen Mittelung der Elterndaten (vgl. Stangl, 1987c) und einer noch ausstehenden Kreuzvalidierung soll eine weitergehende Interpretation unterbleiben.
7. Anwendungsbereiche des VerfahrensDie Anwendungsbereiche des Verfahrens sind von den Zielsetzungen der Testentwicklung her im wesentlichen festgelegt. An praktischen Einsatzmöglichkeiten bieten sich insbesondere die Unterstützung professioneller Anamnesen und Bewertungen individuellen elterlichen Erziehungsverhaltens an. Das ist vor allem in den Bereichen der Entscheidungen bezüglich des Sorgerechtes für Kinder, der Auswahl von Adoptiv- und Pflegewerbern und der Beratung von Familien bei Erziehungsproblemen der Fall. Wie bei allen psychologischen Testverfahren müssen in solchen Fällen weitere Entscheidungsgrundlagen herangezogen werden. Ferner bieten sich die Bereiche der Evaluation von Professionalisierungsmaßnahmen elterlicher Erziehung ("Elternschulen") und von Maßnahmen erziehungsberaterischer Interventionen an.
Korrespondierend dazu sind im wissenschaftlichen Bereich ähnliche Problemstellungen zu untersuchen, wobei insbesondere die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Eltern- und Kindmerkmalen (vgl. Stangl, 1987b; 1987c) von größerem Interesse sein dürfte. Testexemplare und eine Langfassung dieser Arbeit können beim Autor angefordert werden.
LiteraturBaumgärtel, F. (1975). Erziehung und (Erziehungs-)Wissenschaft. Psychologie Heute, 2, 13-52.
Baumgärtel, F. (1979). Hamburger Erziehungsverhaltensliste für Mütter (HAMEL). Göttingen: Hogrefe.
Baumgärtel, F. (1984). Die Diagnostik elterlicher Erziehungsaspekte: Hierarchie, Genese und Qualität deutschsprachiger Instrumente. Zeitschrift für personenzentrierte Psychologie und Psychotherapie, 3, 19-37.
Becker, W.C. & Krug, R.S. (1964). A circumflex model for social behavior in children. Child Development, 35, 371-396.
Borkenau, P. & Amelang, M. (1985). Individuelle Angemessenheit von Eigenschaftskonstrukten als Moderatorvariable für die Übereinstimmung zwischen Selbst- und Bekannten-Ratings. Diagnostica, 31, 105-118.
Brem-Gräser, L. (1970). Familie in Tieren (2. Aufl.). München: Reinhardt.
Darpe, F. & Schneewind, K.A. (1978). Elterlicher Erziehungsstil und kindliche Persönlichkeit. In K.A. Schneewind & H. Lukesch (Hrsg.), Familiäre Sozialisation (S. 149-163). Stuttgart: Klett-Cotta.
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ONLINE: Ein halb-projektives Testverfahren zur Messung elterlichen Erziehungsverhaltens (FEV) (pdf, 48kb)
Beispielsseite aus dem EEV
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