[aus den Arbeitsmaterialien zum Unterricht an der Akademie
für Sozialarbeit]
KONFLIKTE IN DER FAMILIE
Wenn mehrere Menschen zusammenleben, gibt es verschiedene
Interessen, Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen
.
Soziale Beziehungen funktionieren dann am besten, wenn ein gewisses
Gleichgewicht zwischen den Personen und deren Interessen herrscht.
Kommen diese Beziehungen aus dem Gleichgewicht, dann kommt es zum
Konflikt. Ungleichgewicht bedeutet Differenzen zwischen den
Interessen, Bedürfnissen, Wünschen, Erwartungen
Konflikte sind ein Zeichen, daß etwas verändert werden
muß, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Einige Ursachen für Konflikte sind z.B.:
- Grenzverletzungen:
eine Beziehung zwischen zwei Familienmitgliedern wird vom
jeweiligen Dritten nicht respektiert oder akzeptiert. Jede
Zweierbeziehung braucht ihren Raum, um sich zu entfalten.
Beispiel: der Vater fühlt sich überflüssig, da sich
die Mutter immer einmischt, wenn er sich mit dem Kind
beschäftigt
- Enttäuschung durch den Partner
die Mutter beschäftigt sich nur mehr mit dem Kind, der
Vater fühlt sich als Partner überflüssig
- Enttäuschung vom Partner in seiner Rolle als
Elternteil
der Mann hätte erwartet, daß seine Frau eine
viel geduldigere Mutter ist oder die Frau hätte von ihrem
Mann erwartet, daß er sich mehr mit den Kindern
beschäftigt
- verschiedene Wert und Normvorstellungen auf der
Elternebene
"zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen"
- Überforderung eines Familienmitgliedes
wenn durch das Kind die kriselnde Partnerschaft "gerettet"
werden soll
- durch die "Lösung" eines Konfliktes entstehen noch
größere Konflikte
durch die Hereinnahme der Großmutter entfernt sich
der Vater noch mehr von der Familie
UND WIE MAN SIE LÖSEN KANN
Lösungsversuche sind immer Veränderungen.
Man kann unterscheiden zwischen
- Verhaltensänderung bedeutet, etwas in Zukunft anders zu
machen als bisher (zuerst Spielen, dann Hausübung
machen)
- Einstellungsänderung bedeutet, daß ich über
dieselbe Sache anders denke als bisher (z.B. Verschiedenheit als
etwas Positives ansehen)
- Veränderung der Umwelt bzw. der Rahmenbedingungen
(Zimmertausch zwischen Familienmitgliedern, Änderung der
bestehenden Zeiteinteilung)
Oft ist es notwendig, verschiedene Möglichkeiten zur
Lösung eines Konfliktes auszuprobieren.
- Manchmal hilft Veränderung durch Zufall (Vergessen der
Windel, des Schnullers, Familienmitglied fällt aus, Ersatz
macht es besser)
- Lösungen von Konflikten sind nur dann möglich, wenn
die Beteiligten von ihren verhärteten Positionen weg zu ihren
dahinterliegenden Interessen kommen.
- Auf der Ebene der Interessen kann es zum Verstehen und zur
Verständigung kommen. Neue Lösungsmöglichkeiten tun
sich auf, bei denen die Interessen aller Konfliktpartner
berücksichtigt werden.
- Auch befristete Lösungen sind Lösungen!
- Für jede Lösung ist es jedoch notwendig miteinander
zu reden bzw. im Gespräch zu bleiben!
Sollte jedoch auf längere Sicht keine befriedigende
Lösung gefunden werden, dann ist es keine Schande, sich Hilfe
von außen zu holen. In der Psychologischen Beratung für
Eltern, Kinder und Jugendliche gibt es Spezialisten, die "von
außen" vielleicht besser die Konfliktursachen erkennen als man
es als Beteiligter "von innen" kann.