Donnerstag, 21. Januar 1999
Sexopfer senden Signale aus: "Schau hin, Hör hin, Tu was!"
LINZ. Mit der eine Million Schilling teuren, bis Mai dauernden Kampagne will das Land Oberösterreich die Bürger empfänglicher für die stummen Signale und Hilfeschreie von jungen Sexopfern machen.
Mit Foldern, die an etwa 500.000 Haushalte geschickt werden, Plakataktionen und Zeitungsinseraten will Landesrat Josef Ackerl die Oberösterreicher aufrütteln. "Schau hin!, Hör hin!, Tu was!" lauten die Kernsätze der Broschüre. Parallel dazu startet am 29. Jänner die Ausstellung "(K)ein sicherer Ort - Sexuelle Gewalt an Kindern - Vorbeugen, erkennen und helfen in Freistadt.
"Wer in eine Ausstellung geht, hat schon ein Vorinteresse", weiß die OÖ. Kinder- und Jugendanwältin Claudia Stangl-Taller, daher sei die Kampagne, die alle Oberösterreicher erreicht, so wichtig. Die Telefonnummer der Jugendanwaltschaft, 0 73 2 / 17 08, steht groß auf dem Folder. In deren Tätigkeitsbericht steht sexueller Mißbrauch bei den Einzelfallberatungen bereits an zweiter Stelle. Häufiger war die Anwaltschaft nur wegen Besuchsrechtsfragen kontaktiert worden. Ein Jahr zuvor waren Sexübergriffe erst an siebenter Beratungsstelle gewesen.
Junge Opfer schämen sich meist so sehr, daß sie nicht einmal ihren Müttern von sexuellen Belästigungen erzählen. "Aber das Verhalten der Kinder ändert sich", so die Jugendanwältin. Sie berichtet von einem Siebenjährigen, der in die Hose machte und immer trauriger wurde. Die Mutter redete lange mit ihm, bevor er sich traute, alles zu erzählen. Eine 16jährige verlor so bedrohlich Gewicht, daß sie ins Spital mußte. Erst dort wurde die Ursache erkannt. Das Opfer hatte sich einer Ärztin anvertraut. (no)