Der Nachmittag eines
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Nachdem sich Benjamin*) endlich aufgerafft hat, das neueste Computerspiel "Der rasende Willi" zu beenden und sich seiner Mathematikhausaufgabe zuwenden will, sieht er das Päckchen Gummibärchen auf seinem Schreibtisch. "Zu blöd! Nur noch ein Stück da!" murrt er und schiebt sich ärgerlich das rote Tier zwischen die Zähne. Während er lustlos daran herumkaut, fällt sein Blick auf den Tennisball, der eingeklemmt zwischen Vokabelkartei und Lateinbuch liegt. "Ich muß ja noch Fabian anrufen, wann er wieder einmal Zeit für ein Match hat!" denkt er und ist schon unterwegs zum Telefon. Das Telefonat dauert etwas länger als geplant und als er nach einer halben Stunde an seinen Schreibtisch zurückkehrt, weil ihm seine unerledigte Hausübung wieder einfällt, findet er zwischen den Bleistiften noch ein gelbes Gummibärchen. "Glück muß der Mensch haben!" denkt er und nimmt sein Mathematikheft. "Wo ist das verdammte Aufgabenbuch?" Nach kurzer Suche findet er es in seiner Schultasche: "Wer suchet, der findet!" Nachdem er die Angabe ins Heft übertragen hat, gibt es abermals ein Hindernis: "Wo ist das Lineal?" Zum Glück fällt ihm sofort ein, daß er es gestern beim Basteln in der Werkstatt seines Vaters gebraucht hatte. Nach zwanzig Minuten, in denen er schnell noch die Festigkeit des halbfertigen Vogelhäuschens geprüft hat, sitzt er wieder an seinem Schreibtisch. Den Zirkel braucht er zum Glück nicht suchen, denn der steckt über seinem Arbeitsplatz an seiner Pinwand, die er gelegentlich als Schießscheibe benutzt. "Die Mine müßte auch einmal gespitzt werden!" bemerkt er, aber da er seine Aufgabe nicht abermals unterbrechen will, tröstet er sich mit dem Gedanken, daß Linien ohnehin nur theoretisch die Ausdehnung null in der Breite haben. Als nach etwa einer halben Stunde fleißigen Rechnens und Zeichnens - das nur durch die Suche nach den neuen Batterien für den Taschenrechner, das Ausleeren des übervollen Mistkübels, in dem er glücklich noch ein Gummibärchen entdeckt, unterbrochen wird - die Mutter zum Abendessen ruft, flucht er: "Der ganze Nachmittag geht wegen einer blöden Hausaufgabe drauf! Man kommt zu überhaupt nichts mehr!" Die restliche Hausübung schreibt er dann am nächsten Tag vor dem Unterricht von seinem Banknachbarn Alexander ab. "War doch ohnehin nur eine halbe Seite", meint dieser kopfschüttelnd. |
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"Jaja, Benjamin kann sich so schlecht konzentrieren", seufzt die Mutter. "Was soll ich denn anders machen, ich bemühe mich doch sowieso?" ist auch Benjamin ratlos. Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Konzentration beim Lernen wird euch nach dieser kleinen Geschichte*) wohl von selber klar: Ein "ungepflegter" Arbeitsplatz birgt viele Ablenkungen und verhindert, daß wir uns ausschließlich auf eine Sache konzentrieren. Man könnte nun genau aufzählen, was alles auf dem idealen Arbeitsplatz vorhanden sein muß und was nicht dort sein. Das ist natürlich für jeden Unterrichtsgegenstand oder jede Aufgabe verschieden: Wenn du für Erdkunde lernst, dann brauchst du den Atlas, das Geographiebuch und dein Arbeitsheft, wenn du Mathematikhausübungen machst, dann brauchst du neben Übungsbuch und Heft wohl auch Zirkel, Bleistifte, Radiergummi und Taschenrechner. Es läßt sich also nicht allgemein sagen, wie deine idealer Arbeitsplatz aussehen sollte und was vorhanden sein muß und was nicht. Aber es gibt eine einfache Faustregel: Auf dem Arbeitsplatz muß alles vorbereitet und vorhanden sein, was du zum Lernen und Arbeiten an einer Sache brauchst, aber nur das und sonst nichts. "Da muß ich doch immer alles hin- und herräumen!" wirst du vielleicht einwenden. Genau, aber diese kleine Arbeit erleichtert dir die Umstellung und hilft dir, dich auf die neue Aufgabe zu konzentrieren. Zwischen dem Arbeiten für verschiedene Gegenstände solltest du ohnehin am besten eine Pause einschieben. Es gibt ein paar Hilfsmittel, die natürlich immer am Arbeitsplatz oder in Griffnähe vorhanden sein sollten. Dazu gehören ein Lexikon, ein Rechtschreibwörterbuch, Schreibpapier und Schreibzeug. Auch sollte man seinen Arbeitsplan (Die zwei Geheimnisse der Time Master) immer dabei haben und nach einer Arbeit das Erledigte abhaken. Eine kleine Übungsaufgabe: Findige Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, daß Raumtemperatur, Beleuchtung, Schreibtisch- und Sitzhöhe, die Farbe der Tapeten und der Geräuschpegel eine Rolle spielen, wie konzentriert und erfolgreich man arbeiten kann. Aber was sich in der Theorie so überzeugend anhört, ist in der Praxis meist schwer umzusetzen. Daher ist es wohl am besten, du stellst dich einfach vor deinen Arbeitplatz und schaust ihn dir ganz genau an. Dann überlegst du dir selber, was notwendig und was entbehrlich ist. |
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Extratip |
©opyright Benjamin & Werner Stangl, Linz 1999 |
*) Diese Geschichte ist natürlich vollkommen frei erfunden - Ähnlichkeiten mit anderen SchülerInnen sind rein zufällig und waren nicht beabsichtigt. |
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