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Schüler-Hausaufgabendienste im Internet verdienen nach Experten-Meinung häufig die Note sechs. Antworten auf Schülerfragen kämen entweder sehr spät oder seien sogar falsch, berichtete am Montag die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Magazin «Verbraucher Aktuell» (Köln). Für einen Qualitätstest hatten Experten 108 Fragen aus den Schulfächern Mathematik, Biologie, Physik und Chemie an entsprechende Internetdienste gerichtet. Nur 34 Reaktionen wurden gezählt, davon lediglich 22 binnen einer Woche, hieß es. Drei virtuelle Nachhilfelehrer hätten gar nicht geantwortet. Mit Wissensfragen hatten die Verbraucherschützer ein knappes Dutzend der Internetangebote für faule oder nachhilfebedürftige Schüler auf die Probe gestellt. Am auskunftsfreudigsten habe sich der Dienst www.young.de erwiesen: Acht von zwölf Fragen wurden beantwortet. Allerdings seien sechs Antworten «von zweifelhafter Qualität», urteilten die Experten. Auf die Frage «Warum hat sich die markhaltige Nervenfaser in der Evolution durchgesetzt?» habe ein virtueller Nachhilfelehrer geantwortet, «dass ja alle Wirbeltiere irgendwie Nervenfasern haben». Immerhin habe sich der Auskunftgeber selbst «für das substanzlose Gefasel» entschuldigt, sagten die Tester. Beim auf Mathematik spezialisierten Hilfsdienst www.zahlreich.degingen immerhin drei von vier Testgleichungen auf, hieß es. Bei www.chemieonline.deklappte zwar die Chemie-Nachhilfe, dafür gab es in den anderen Disziplinen wie Biologie «gerade einmal eine Anmerkung». Unter www.wer-weiss-was.de führte jede zweite Anfrage zu einer Antwort - allerdings hätten zwei Mitarbeiter das Problem nicht verstanden und «ein Helfer wusste einfach nix», heißt es in «Verbraucher aktuell». Einige Dienste wie www.spickzettel.de, www.gute-noten.de und www.referate.at gar nicht geantwortet, berichteten die Verbraucherschützer. |
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Die Schüler von heute sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Statt sich selbst Gedanken über ihre Hausaufgaben zu machen, lassen sie lieber denken. Und im Internet gibt es genug Experten, die das auch gerne tun. Pia hat ein Problem: "Ich schreibe bald einen Test und muss mal erklärt bekommen, was es mit der Elektronenhülle auf sich hat", mailt die Neuntklässlerin an die Internetseite "Chemie4u". Die Antwort kommt schon 32 Minuten später. In drei Sätzen erklärt eine Moderatorin der Seite, wie ein Atom aufgebaut ist - verständlich und kostenfrei. Immer mehr Schüler nutzen das Internet, um sich Hilfe für die Chemieaufgaben, den Deutsch-Aufsatz oder die Mathearbeit zu holen. Rund 73.000 Fragen und Antworten enthält
das Hausaufgabenboard des Internetdienstes "zahlreich.de",
zu dem neben der Seite "Chemie4u" auch entsprechende
Angebote für andere Fächer gehören. "Alle
Fragen sind erlaubt, und man kann auch anonym teilnehmen",
betont Marco Gauer. Der 35-jährige Mathematiker aus
Marktheidenfeld (Bayern) hat das Portal 1998 gegründet,
um Schülern die Gelegenheit zu geben, sich gegenseitig
zu helfen. Mittlerweile werden die Anfragen von rund 750
ehrenamtlichen Moderatoren beantwortet, darunter auch
Studenten, Lehrern und Professoren. Auch kommerzielle Anbieter bieten Hilfe Doch auch die kommerziellen Nachhilfe-Anbieter
haben das Internet entdeckt. So bietet der deutsche
Marktführer Studienkreis in Düsseldorf auf seiner
Homepage seit kurzem ein so genanntes Mathe-Forum an.
"Mathematik ist das Nachhilfefach Nummer eins"
erläutert Projektleiterin Birgit Ebbert. Noch ist das
Projekt in der Experimentierphase und daher gratis.
Später sollen laut Ebbert auch Angebote zu Sprachen und
Naturwissenschaften folgen. Schulbuchverlage zielen ebenfalls auf die
schulpflichtige Internet-Gemeinde: Cornelsen in Berlin
bietet wie Klett in Stuttgart ein Nachhilfe-Forum an. Und
für den Sommer hat der Holtzbrinck-Konzern in
München den Start eines neuen Nachhilfe-Portals
angekündigt: "Kernzielgruppen sind die Klassenstufen 5
bis 10." Schließlich sind deutsche Eltern bereit, tief
in die Tasche zu greifen, wenn der Nachwuchs schlechte Noten
nach Hause bringt: Rund zwei Milliarden Mark werden Experten
zufolge jährlich für die Nachhilfe ausgegeben. Fragen rund um die Uhr Beim E-Learning erteilen zwar immer noch
Studenten oder Lehrer den Nachhilfe-Unterricht - die
Kommunikation findet jedoch ausschließlich per
Computer statt. Klett etwa bietet "interaktive
Übungsaufgaben mit Korrekturfunktion" an, einen
E-Mail-Service mit Antworten vom Online-Trainer, und einen
Lerngruppen-Chat, in dem Schüler sich gegenseitig
helfen sollen. "Die Schüler können von zu Hause aus
und rund um die Uhr ihre Fragen stellen", beschreibt Ebbert
die Vorteile des neuen Mediums. Zudem kommt das so genannte
E-learning den Gewohnheiten heutiger Kids entgegen: Nach
einer Studie des Institutes für Jugendforschung in
München nutzen mittlerweile 38 Prozent der 12- bis
21-Jährigen mindestens einmal wöchentlich das
Internet, Tendenz steigend. Die Wissensvermittlung am Bildschirm findet jedoch nicht nur Zustimmung. "Für eine wirklich erfolgreiche Nachhilfe ist ein konkretes Lehrer-Schüler-Verhältnis nötig", meint Werner Kinzinger, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Aktion Bildungsinformation (ABI) in Stuttgart. Ein anonymer Chatpartner könne gar nicht erkennen, wo die schulischen Probleme begründet seien. Und schließlich setze die Online-Nachhilfe ja voraus, dass der Schüler seine Fragen bereits verständlich am Computer formulieren kann - laut Kinzinger eine Überforderung für viele Kinder. "Herkömmliche Nachhilfe wird es immer geben" Der Pädagoge rät daher, die Online-Angebote nur zu nutzen, um Lücken zu füllen, etwa vor der Abiturprüfung. Vorsicht sei geboten, wenn persönliche Daten abgefragt würden: Bisweilen versuchten clevere Unternehmen, die jugendlichen Nutzer für Marketing-Zwecke auszuspähen. "Die herkömmliche Nachhilfe wird es immer geben", bekräftigt Birgit Ebbert vom Studienkreis. Sie sieht das "E-Learning" als Zusatzangebot für Schüler, die keine grundlegenden Probleme in einem Fach haben, sondern einfach ihre Note verbessern wollen. Ohnehin sind es den Experten zufolge meist die Schüler der gymnasialen Oberstufe, die das Internet für Lernzwecke nutzen. "Die haben am häufigsten einen eigenen Internet-Zugang", so Marco Gauer. Neben den rund zwei Dutzend Nachhilfe-Angeboten und Hausaufgabenhilfen im Netz können clevere Schüler im Netz jedoch auch auf zahlreiche Datenbanken mit komplett ausgearbeiteten Hausarbeiten zugreifen. "Wer suchet, der findet", heißt es auf der Seite Fundus.org, die mehr als 9.000 Referate für nahezu alle Fächer bereit hält. Allein für das Fach Deutsch finden sich rund 1.800 Ausarbeitungen von "Asterix: Dichtung und Wahrheit" bis zu "Zeitungen in Deutschland". Offensichtlich keine Qualitätskontrolle Ähnliche Online-Spickzettel zum Nulltarif bieten "Schulhilfen.com", "Referate.de" und "Referate.at". "Häufig ist es schwer zu beurteilen, was das Material letztlich taugt", urteilt die Zeitschrift "test" (Ausgabe 1/2001) der Stiftung Warentest in Berlin über diese oft privat betriebenen Internet-Angebote. Rechtschreibung und Grammatik jedenfalls unterliegen ganz offensichtlich keiner Qualitätskontrolle: "Willhelm I. und Bismark" seien für die Reichsgründung 1871 verantwortlich, heißt es in einem Geschichtsreferat. Eine weitere Gefahr: das gesteigerte Bedürfnis nach "Edutainment", einer Mischung aus Unterhaltung und Lernen. Die Kinder zappen schnell zu Spielen weg, wenn es ihnen zu anstrengend wird. Neu: Ab 1. Januar 2002 will der Westermann Schulbuchverlag einen Lernpark anbieten mit Unterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch. Monatsgebühr incl. Laptop mit Kamera und vorinstalliertem Lernmaterial: 200 - 240 DM + 600 - 700 DM für den Hausaufgabencheck. Nach einem Jahr ist der Rechner abbezahlt und gehört dem Abonnenten. URLs:
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