|
Der klassische Frontal-Unterricht, die Wissensvermittlung per Vortrag, wird auf Dauer mit den schönen bunten Bildern und Diagrammen der Computerwelt kaum konkurrieren können. Der Lehrer bekommt eine neue Berufsaufgabe: Statt Unterrichtender wird er vor allem Begleiter und Anleiter der Lernprozesse seiner Schüler sein. Dabei fällt ihm vor allem der Auftrag zu, seine Schüler durch die riesigen Mengen von `Datenmüll" zu führen, die bereits heute das Internet füllen. Eindringlich warnt der Bielefelder Reformpädagoge Hartmut von Hentig deshalb auch vor zu viel Computer-Euphorie. Eine `Flucht vor dem Denken in das Wissen" dürfe es in der Schule nicht geben. Wer aber beobachtet, mit welcher Begeisterung Schüler sich heute schon zusätzliche Lernmaterialien und Bilder für den Unterricht per Heimcomputer aus dem Netz ziehen, der weiß, dass der Siegeszug der Neuen Medien auch in den Schulen nicht aufzuhalten ist. Was früher der Bücherschrank der Eltern bedeutete, ist heute der PC oder gar ein Laptop im Schulranzen. Bildungsforscher warnen deshalb vor einer neuen sozialen Selektion der Schülerschaft in die, die bereits von Kind auf im Umgang mit Neuen Medien vertraut sind und denjenigen, denen dies - auch durch den Geldbeutel ihrer Eltern - bisher verwehrt wurde. Von den 44 000 öffentlichen deutschen Schulen verfügen erst 13 000 über eigene Computer mit Internet-Anschluss. In Finnland sind dagegen bereits fast alle Schulen vernetzt, in Kanada 80 Prozent und in den USA rund 60 Prozent. Im Nachbarland Niederlande haben immerhin schon 40 Prozent aller Schulen Netzzugang. Der Start in Deutschland wurde vor gut drei Jahren mit der Gemeinschaftsaktion `Schulen ans Netz" geschafft. Doch vielerorts bremsten die Kommunen als Schulträger, weil die Folgekosten nicht geklärt waren. Die Aktion `Schule ans Netz" sicherte bisher nur die Anschubfinanzierung. In einem internen Papier der Kultusminister wurden die Folgekosten immerhin auf rund 100 Millionen Mark pro Jahr geschätzt, vor allem durch Telefon- und Provider-Gebühren. Dies wurde als das `größte Hindernis bei der Einführung Neuer Medien im Bildungsbereich" angesehen. Mit dem Versprechen von Telekom-Chef Ron Sommer, künftig als Groß- Sponsor allen deutschen Schulen das Gratis-Surfen im Internet zu finanzieren, verfolgt die einstmals staatliche Telefongesellschaft auch handfeste wirtschaftliche Ziele. Durch die Gewinnung der Schüler als `Kunden von morgen" will die Telekom ihre Vormachtstellung beim Internetzugang und als E-Mail-Transporteur weiter festigen. Aufgerüttelt wurden die Telekom-Bosse, als bei einer Sonderaktion der Aldi-Kette an einem Vormittag im Dezember 500 000 neue PC über die Ladentische gingen. Vormontiert war auf diesen Geräten die Software von Telekom-Konkurrent AOL. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte am Freitag auf einer Lehrerbildungskonferenz in Hamburg, dass der zunehmende Computereinsatz in der Schule Folgen für die Ausbildung wie für die Weiterbildung der Pädagogen haben muss. Nach einer jüngsten Umfrage Dortmunder Schulforscher haben zwar 80 Prozent aller Lehrer inzwischen einen eigenen PC zu Hause. Die wenigsten setzen aber bisher Computer im Unterricht ein.
|
|
|
|
|
|
Die Schulen werden mit Computern ausgestattet, die Schüler für den Umgang mit dem Internet geschult. Dabei lernen sie auch Nachrichten per Computer, so genannte E-Mails, zu verschicken. Darf ein Lehrer diese persönliche Computer-Post in der Schule lesen? Nur in wenigen Fällen, sagte der Datenschutzbeauftragte des Landes, Hansjürgen Garstka, bei der Vorstellung seines Jahresberichtes. Lehrer dürfen E-Mails lesen, wenn sie das Erstellen und Verschicken der elektronischen Post im Unterricht üben. Wenn allerdings die Schüler in Freistunden oder nachmittags privat den Computer der Schule nutzen dürfen, ist den Lehrern das Lesen der persönlichen Nachrichten untersagt. Auch Arbeitgeber dürfen ihre Angestellten nur "stichprobenweise" am Arbeitsplatz und per Computer kontrollieren. "Eine kontinuierliche Überprüfung der Beschäftigten ist nicht erlaubt", sagt Garstka. Er warnte vor der unvorsichtigen Nutzung des Internets. Denn jeder, der eine so genannte Suchmaschine im Internet benutzt, hinterlässt eine Datenspur. Es gebe schon Firmen, die diese Datenprofile, wer wann welche im Internet ansieht, ausspionieren, um die Nutzer gezielt mit Werbung zu überhäufen. Wozu die Privatisierungspolitik des Senats führen kann, beschrieb Garstka am Beispiel eines Knöllchens. Der Brief mit dem Bußgeldbescheid des Polizeipräsidenten wurde von einer privaten Agentur zugestellt. Da der Falschparker aber nicht zu Hause war, gab der Zusteller die Post bei einem Lotto-Laden ab und hinterließ im Briefkasten einen Hinweis. Als der Adressat das Schreiben abholen wollte, wurde er im Lotto-Laden mit Häme bedacht. Das Postgeheimnis war nicht gewahrt worden, bemängelte der Datenschützer. Garstka musste sich aber nur ein halbes Jahr die Beschwerden über die Firma anhören. Dann war sie pleite. Der Polizeipräsident verschickt nun seine Schreiben wieder per Post. (http://www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/berlin/.html/5artik09.html) Gilbert Schomaker |
@}----->---->---- [8-}) design] |