Es mag an mir und meinen pädagogischen Mängeln liegen, aber ich habe es noch niemals geschafft, daß sich eine Klasse nach kurzer Anweisung tatsächlich völlig selbstständig Informationen aus dem Internet geholt hat und die Infos vernünftig aufbereitet der Klasse zur Verfügung stellen konnte, so wie man dies immer wieder liest.
Das mag darin liegen, daß man im vorhandenen Angebot fast 'ertrinkt', daß man binnen kürzester Zeit eine Unmenge von Informationen auswerten muß und dabei rasch ermüdet, daß einen mehrseitige Textseiten schnell überfordern (wenn man sie nicht ausdrucken, mehrmals lesen und mit einem Markierstift stukturuieren kann) und und und...
Tagtägliche Folge: Falls die Schüler von ihrer Aufgabe nicht wirklich fasziniert sind und sich inhaltlich gefordert fühlen, landen sie nach ein oder zwei Zeitstunden mit Sicherheit auf einer Internetseite, die eigentlich vom Lehrer nicht geplant war. Das ist übrigens in universitären Seminaren aus so!
Wichtig erscheint mir daher folgendes:
Die Schüler und Schülerinnen müssen in eine anwendungsbezogene Nutzung des Internets eingeführt werden!
Diese Nutzung muß dann noch einmal mit allen zusammen geübt werden, erst dann kann man die Schüler alleine bzw. in Gruppen arbeiten lassen! Das gilt auch dann, wenn die Schüler schon Internetkenntnisse besitzen, da diese in der Regel nicht lösungsorientiert und oberflächlich sind. (beides zusammen mindestens zwei Doppelstunden!)
Anwendungsorientierte Internetnutzung beinhaltet nicht nur die Browserfunktionen (Bookmarks, History-Funktion wegen oftmaligem Absturz bei Javascript-Seiten, Infosuche mit Find in Page auf langen Seiten, Seitenaufruf und Grafikaufruf auch von Festplatte, Name der Grafikdateien zwecks Download herausfinden, Print Preview vor dem Ausdruck), sondern die Schüler müssen zumindest in der Lage sein,
wenn die Schüler und Schülerinnen ihre Ergebnisse anschließend im Klassenverband präsentierten sollen.
Und nicht nur das medienpägogische Know how der Auswahl, Aufbereitung und Weiterverarbeitung von Internetinformationen für sich selbst und für andere sollte im Zentrum unserer medienpädagogischen Bemühungen stehen, sondern auch die Weitergabe der aufbereiteten Informationen an andere.
Drücken wir es vornehm aus: Nicht die Suche nach Informationen, sondern die anwendungs- und adressatengerechte multimediale Präsention der gefundenen Informationen in einem klar definierten inhaltlichen Kontext muß unser Unterrichtsziel sein!
Damit zwangsläufig verbunden ist ein komplexe Aufgabenstellung und durch den großen Gestaltungsspielraum auch eine große Herausforderung für die Schüler!
Dies aber sowie ein permanenter Methodenwechsel und die Favorisierung von Fall- und Projektmethoden erscheinen mir nach meinen Erfahrungen beim Interneteinsatz noch dringlicher als beim herkömmlichen Unterricht!
Besonders anzuraten ist auch eine Methodenvielfalt, die Nicht-EDV-Medien integriert (Schulbuch, Zeitungsartikel, Arbeitsblätter), da sonst das Internet zuviel Bedeutung gewinnt - eine Bedeutung, die ihm nicht zukommt.
Auch dabei scheinen mir zwei Sachen wichtig zu sein:
Erst wenn die Schüler sich hier navigatorisch zurechtfinden,
kann man dies ausweiten.
Und erst dann, wenn sich die Schüler dabei sicher sind, ist die Verwendung von Linklisten sinnvoll!
Machen Sie die Linklisten nicht zu lange; dies zwar gut
gemeint, erschlägt aber in der Regel die Leute! (Dies ist
etwas für die Weitergabe an Kollegen!) Dennoch sollten Sie
unbedingt Linklisten im Unterricht verwenden (am besten von
Diskette aus einspielen und nach Erweiterung wieder auf Diskette
abspeichern!) damit die Schüler ein Gefühl dafür
bekommen, wie man Internet sinnvoll verwenden kann.
Und lassen Sie die Schüler möglichst bald selbst
Linklisten zur Weitergabe an andere Schüler per Diskette
anlegen! Dies erscheint mir eine wichtige soziale Lerndimension zu
sein.
Lassen Sie dann die Schüler und Schülerinnen nochmals an ein oder zwei Beispielen üben!
Erst dann macht es Sinn, die Schüler selbständig mit Suchmaschinen arbeiten zu lassen!
Last not least:
Die Schüler müssen das Erkenntnisinteresse klar vor Augen haben! Und der Gegenstand muß sie interessieren!
Nur dann sind sie bereit, sich voll in die Aufgaben 'hineinzuhängen'.
Und nur dann werden sie Zeit und Raum vergessen, um die ihnen gestellten oder zusammen mit ihnen definierten Aufgaben zu lösen.
Für die Unterrichtseinheit
benötigen Sie ein Schulbuch über die Börse, das
Emissionsgeschäft und den Neuen Markt an der Börse (z.B.
Grill/Perczinsky, Bankbetriebslehre) und einige neuere
Zeitungsartikel zum Neuen Markt (Impulse 12/98; Handelsblatt vom
8.3.99; Capital 3/99) und zwei Zeitungen mit den Kursen des Neuen
Markte (mindestens eine Woche auseinander)!
Drei konkrete Vorschläge für Ihren
Unterricht:
Umfang |
Einsatz und Inhalt |
Zeitdauer |
die gesamte Unterrichtseinheit |
z.B. im anlagenorientierten Wirtschaftslehre-, Bankbetriebslehreunterricht oder in einem Wirtschaftslehre-Neigungskurs |
Zeitdauer mindestens 32 Unterrichtstunden (acht Stunden Einführung incl. der ersten beiden Aufgaben, dann jede Aufgabe zwei Stunden, Aufgaben 9+10 je vier Stunden) |
einzelne Teile der Unterrichtseinheit |
z.B. im anlagenorientierten Bankbetriebslehreunterricht zum Thema 'Marktformen der Börse' oder 'Emissionsgeschäft' oder 'Eine AG geht an die Börse' |
Zeitdauer mindestens 16 Unterrichtstunden (acht Stunden Einführung incl. der ersten beiden Aufgaben zu SMAX, dann Aufgaben 4+5+6+7 zum Neuen Markt, je Aufgabe zwei Stunden) |
ein bestimmter Schwerpunkt der Unterrichtseinheit |
z.B. in einem Wirtschaftslehre-Neigungskurs zum Thema 'Neuer Markt' oder 'Eine AG im Neuen Markt' oder 'Ich kaufe mir eine Aktie im Neuen Markt' oder 'Wir zeichnen eine Aktie' |
Zeitdauer mindestens acht, besser 12 Unterrichtstunden (acht Stunden Einführung incl. anhand von zwei Aufgaben, dann eine oder zwei weitere Aufgaben für die Schüler, z.B. 7+8+9+10) |
Mai 1999
Dr. Peter Kührt
Berufsschule 4
Nürnberg
Who ist who?
........Schulen ans Netz
(Ein
Projekt des Amtes für Berufliche Schulen und Schulpädagogik
der Stadt Nürnberg)
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