Werner Stangl
protokoll
mit der zeit war er klüger geworden, wenn
er auch nicht verstehen konnte.
die zeit war schuld. das sagten alle.
als er das letztemal die tür ins schloss
warf, kam es ihm vor,
als hätte er das letzte hindernis
überwunden.
doch er stolperte über sein aufatmen.
ein andrer hätte geflucht, aber er
hasste flüche.
der regenbogen war mit der sonne gegangen.
vor dem fenster lag das land so leer und fremd.
ein paarmal nahm er den ring vom finger, hielt ihn
gegen das blinde licht.
er wollte sich vergewissern.
zufrieden steckte er den ring wieder an.
ich habe recht gehabt, sagte er mehr zu den andern
als zu sich.
er vergaß die schläge der uhr zu
zählen, doch er wusste wieviel es
geschlagen hatte.
seltsamerweise spürte er keine unruhe.
es hat sich zuviel verändert, meinte er
seufzend,
nahm die tageszeitungen der letzten woche und
verbrannte sie im kamin, der zu erlöschen
drohte.
das flackern der flammen spiegelte sich in seinen
augen und eine fremde wollust erfüllte seine
gedanken.
er streckte die hände aus um ein wenig der
wärme einzufangen.
wieder glänzte der ring an seiner hand.
zweifelnd schüttelte er den kopf.
ein windstoß, der durch den schlot fegte und
die glut aufleuchten ließ, knisterte im
papier, das in sich zerfiel.
er blickte zur tür.
sie war geschlossen.
vor dem fenster lag noch immer das fremde leere
land.
war er wirklich klüger geworden?
|