SIEB.10/LYRIK/

Werner Stangl

SONETT AN CLAUDIA

Es ist so leicht den Spiegel zu zerbrechen
durch fremde Gesten, leichten Unbedacht;
die Hände in den Scherben zu zerstechen,
die Unverstand zu Stacheln des Verstandes macht.

Tief schweigt der Schmerz. Denn im Erkennen
verharrt die Zeit mit zögernder Gebärde.
Wer will den lauten Augenblick benennen?
Beschämt und gläsern fiel sein Glanz zur Erde.

Wortlos, verloren, ohne Widerklang
fühlt eine Hand im leeren Raum -
nicht mehr als Handelnder, im Zwang

als Stürzender in ungekannte Dimensionen
zu taumeln. Lauschend, noch im Traum
zu fliehen dem Fluche menschlicher Dämonen.

SIEB.10 @ 4711 e-zine für literatur

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